Liebe Leser,
heute brauche ich die Meinungen und ev. Unterstützung des Forums.
Ich habe meine Tochter durch ein Ponsgliom mit nur 19 Jahren nach ziemlich genau einem Jahr nach Diagnosenstellung verloren. Es hat sich seitdem alles in meinem Leben verändert und nichts aber wirklich nichts ist mehr so wie früher.
Während der Krankheitsphase sind wir sehr liebevoll von dem Elternhaus in Göttingen betreut worden. Wir konnten dort wohnen - nur wenige Meter von der Uniklinik entfernt und wurden dort wirklich liebevoll und kompetent betreut. Endlich zu Hause war ein ausgezeichnetes ambulantes Palliativteam an unserer Seite, so dass wir die letzte Lebensphase mit Clara intensiv begehen durften. Diese Zeit war so reich an Liebe zwischen uns. Trotz aller Traurigkeit und Ängsten (mehr von uns als Familie ausgehend) konnten wir uns in aller Ruhe gemeinsam mit Clara von ihr verabschieden.
Dann ging jedoch die Odyssee los.
Es war wirklich schwer eine adäquate Trauerbegleitung zu finden, die nicht nur das fachliche Wissen hatte sondern auch selbst die Erfahrung gemacht hat. Mir fehlte immer die Authenzität. Alles war mit Wartezeit, also lang in der Zukunft liegenden Terminen oder einfach nur zu weit weg verbunden.
Die verwaisten Eltern in Hannover ermutigten mich, eine eigene Trauergruppe
ins Leben zu rufen.
Das habe ich umgesetzt. Und seit Sommer habe ich eine eigene Gruppe im Gemeinderaum der Kirche, die
ganz unterschiedlich zusammen gesetzt ist. Also nicht nur trauernde Eltern sonder alles möglichen Menschen mit tiefer Trauer.
Der Bedarf ist sehr groß hier im Landkreis Lüneburg und eine 2. Gruppe ist im Aufbau.
Außerdem biete ich mein Ohr und einfühlsame Gespräche auch im Hospiz an, wo wir 2 mal pro Monat ein Trauercafe anbieten.
Das Hospiz ist jedoch ein Ort, wo die Trauernden nicht so gerne nach dem Tod wieder hingehen.
Mittlerweile haben wir einen gemeinnützigen Verein Claras Haus e.V. gegründet und in meinem Kopf formiert sich immer mehr der Gedanke an ein reales Haus als Begegnungsstätte.
Wir überlegen, ob wir ein Haus kaufen (ganz kuscheliges Reetdachhaus mit wunderschönem Garten) und eine Begegnungsstätte mit Gästehaus eröffnen.
Das Konzept sieht vor, Menschen in schwersten Krisen (das kann die Diagnosenstellung Krebs aber auch das liebevolle Auffangen nach einem Tod sein) einen Ort der Ruhe, der liebevollen Gesprächsführung und der Austausch mit Gleichgesinnten sein. Es wird dort 5 Zimmer geben (eines für Familien). Gruppenraum, Essdiele wo gefrühstückt werden kann sowie Nachmittags Kaffee und Kuchen und ein Kaminzimmer zum Entspannen.
Geleitet wird das Haus durch ein psychosoziales Team, das bei Bedarf für kompetente und einfühlsame Gespräche den ganzen Tag zur Verfügung steht.
Und jetzt würde ich mich über viel konstruktives Feedback freuen, ob ein Bedarf an solcher Einrichtung seitens Betroffener und Angehöriger besteht.
Es ist eine enorme Investition und ich würde mich über zahlreiche Antworten freuen.
Warme Grüße von Amaryllis mit Clara im Herzen