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Thema: psychosoziale Begegnungsstätte und Café

psychosoziale Begegnungsstätte und Café
amaryllis62
06.02.2014 07:11:55
Liebe Leser,

heute brauche ich die Meinungen und ev. Unterstützung des Forums.

Ich habe meine Tochter durch ein Ponsgliom mit nur 19 Jahren nach ziemlich genau einem Jahr nach Diagnosenstellung verloren. Es hat sich seitdem alles in meinem Leben verändert und nichts aber wirklich nichts ist mehr so wie früher.
Während der Krankheitsphase sind wir sehr liebevoll von dem Elternhaus in Göttingen betreut worden. Wir konnten dort wohnen - nur wenige Meter von der Uniklinik entfernt und wurden dort wirklich liebevoll und kompetent betreut. Endlich zu Hause war ein ausgezeichnetes ambulantes Palliativteam an unserer Seite, so dass wir die letzte Lebensphase mit Clara intensiv begehen durften. Diese Zeit war so reich an Liebe zwischen uns. Trotz aller Traurigkeit und Ängsten (mehr von uns als Familie ausgehend) konnten wir uns in aller Ruhe gemeinsam mit Clara von ihr verabschieden.
Dann ging jedoch die Odyssee los.
Es war wirklich schwer eine adäquate Trauerbegleitung zu finden, die nicht nur das fachliche Wissen hatte sondern auch selbst die Erfahrung gemacht hat. Mir fehlte immer die Authenzität. Alles war mit Wartezeit, also lang in der Zukunft liegenden Terminen oder einfach nur zu weit weg verbunden.
Die verwaisten Eltern in Hannover ermutigten mich, eine eigene Trauergruppe
ins Leben zu rufen.
Das habe ich umgesetzt. Und seit Sommer habe ich eine eigene Gruppe im Gemeinderaum der Kirche, die
ganz unterschiedlich zusammen gesetzt ist. Also nicht nur trauernde Eltern sonder alles möglichen Menschen mit tiefer Trauer.
Der Bedarf ist sehr groß hier im Landkreis Lüneburg und eine 2. Gruppe ist im Aufbau.
Außerdem biete ich mein Ohr und einfühlsame Gespräche auch im Hospiz an, wo wir 2 mal pro Monat ein Trauercafe anbieten.
Das Hospiz ist jedoch ein Ort, wo die Trauernden nicht so gerne nach dem Tod wieder hingehen.
Mittlerweile haben wir einen gemeinnützigen Verein Claras Haus e.V. gegründet und in meinem Kopf formiert sich immer mehr der Gedanke an ein reales Haus als Begegnungsstätte.

Wir überlegen, ob wir ein Haus kaufen (ganz kuscheliges Reetdachhaus mit wunderschönem Garten) und eine Begegnungsstätte mit Gästehaus eröffnen.
Das Konzept sieht vor, Menschen in schwersten Krisen (das kann die Diagnosenstellung Krebs aber auch das liebevolle Auffangen nach einem Tod sein) einen Ort der Ruhe, der liebevollen Gesprächsführung und der Austausch mit Gleichgesinnten sein. Es wird dort 5 Zimmer geben (eines für Familien). Gruppenraum, Essdiele wo gefrühstückt werden kann sowie Nachmittags Kaffee und Kuchen und ein Kaminzimmer zum Entspannen.
Geleitet wird das Haus durch ein psychosoziales Team, das bei Bedarf für kompetente und einfühlsame Gespräche den ganzen Tag zur Verfügung steht.

Und jetzt würde ich mich über viel konstruktives Feedback freuen, ob ein Bedarf an solcher Einrichtung seitens Betroffener und Angehöriger besteht.
Es ist eine enorme Investition und ich würde mich über zahlreiche Antworten freuen.

Warme Grüße von Amaryllis mit Clara im Herzen
amaryllis62
maria14
06.02.2014 07:59:17
Liebe amaryllis,
meine Meinung kennst du. Ich würde euch auch gerne unterstützen.
Ein bewundernswertes Engagement ohne persönliche Bereicherung-einzigartig hier!
i.A. Maria
maria14
psc 100403
06.02.2014 10:14:59
Liebe Amaryllis,
ich bin überzeugt, dass dieser Bedarf besteht und solch eine Einrichtung sehr wichtig ist. Und ich denke, gerade wenn Kinder betroffen sind, sind solche Unterstützungen noch so viel wichtiger und hilfreicher.
Du hast schon vieles getan und erreicht, das finde ich wirklich toll.
Ich denke so ein Haus, wird gerade im nahen Umfeld eines spezialisierten Krankenhauses Sinn machen, oder?
Liebe Grüße
psc 100403
maria14
06.02.2014 10:42:26
Liebe amaryllis
ich denke nicht, dass die geringe Resonanz (so far) hier und heute ein realistisches Bild vom Bedarf wiederspiegelt. Die Frage ist, wie sich das Projekt dezentral für andere Betroffene realisieren lässt und auch wahrgenommen können würde.

Nicht unterkriegen lassen hier!

Wir wünschen Ihnen vor allem die Anerkennung die das Ganze verdient, wenn sie hier auch weiter ausbleiben sollte, unsere haben Sie in jedem Fall.
Es ist uns völlig unverständlich, warum einen solchen Beitrag geradezu zu ignorieren scheint, im besten Falle denken alle noch nach :-)
maria14
mona
06.02.2014 11:18:29
Liebe amaryllis,
ich finde es sehr toll und bin auch durchaus auf der Suche nach so etwas,nicht nur wenn man jemanden geliebtes verloren hat,nein auch wenn man die diagnose bekommt zieht es einem den Boden unter die Füße weg auch bei angehörigen sowie Kinder.

P.S. Sehr gut Idee

Lg mona
mona
Harry Bo
06.02.2014 11:36:32
Liebe amaryllis,
auch ich finde das Projekt ganz toll und wünsche das das Du das mit viel Liebe und Engagement durchführen kannst und auch viele Unterstützer dafür findest.

Ich habe heute selbst mal die Suchmaschine nach etwas ähnlichem durchforstet.
Leider mit wenig Erfolg und schonmal gar nicht in der Nähe (Großstadt) und das ist mir wichtig.
Ich sehe es so, dass die schnelle Erreichbarkeit für solch einen Zufluchtsort sehr wichtig ist.
Trauer, Depression, Niedergeschlagenheit, Ängste lähmen. Der Antrieb fehlt, planen aufraffen kosten Kraft, die einem ja gerade fehlt.
400km Entfernung wären in einer akuten Situation für mich keine greifbare Hilfe.
Aus diesem Grunde glaube ich, dass außer Zustimmung noch nicht viel Feedback hier gekommen ist.
Du musst Dich regional ausrichten über Krankenhäuser und Beratungsstellen in der Nähe.
Hier aus dem Forum können Dich die meisten nur unterstützen, indem die vielen Betroffenen Dir mitteilen was Ihnen wichtig wäre, wenn Sie Deine Begegnungsstätte theoretisch mitgestalten würden.
Vielleicht kann man in der Richtung Unterstützung aus dem Forum zur Gestaltung Deines Projektes bekommen.
Ich stell mir halt vor, die meisten sagen toll, aber nichts für mich, deshalb schreib einfach mehr, welches Feedback Du Dir von hier wünschst.

LG Harry
Harry Bo
psc 100403
06.02.2014 11:47:16
@Amaryllis
Konkret die Fragen: Wie kann man unterstützen, ist finanziell nicht einfach. Du hast bereits einen Verein gegründet, gibts Informationen dazu?
psc 100403
Welle2013
06.02.2014 11:49:34
Liebe Amaryllis,
Respekt! Es ist ein beeindruckender Weg, den Ihr geht!

Ich wünsche Euch ganz viele Unterstützer. Was ich aus meiner Warte ganz wichtig finde, ist die Tabuisierung von "Tod und Trauer" in der Gesellschaft. In den Lehrplänen ist bestimmt vier Mal "Sexualkunde" vorgesehen im Laufe der Schuljahre. Tod und Trauer gar nicht.

Zur Beerdigung meines Mannes habe ich -statt Blumen und Kränzen- um Spenden für einen Förderverein gebeten. Von diesen Spenden werde ich durch den Förderverein Bücher zum Thema "Verlust" für die sieben Kita-Gruppen der KiTa meiner Töchter anschaffen.

Denn dort waren alle Erzieher mit unserer Situation völlig überfordert! Und erst die Eltern der anderen Kinder, als diese mit der Information in die verschiedenen Familien kamen...

Aber Verluste gehören zum Leben dazu.

Der Satz: "Aber Süße, daß ist doch nur ein Märchen" hilft nicht gerade weiter! Und ich habe ihn auch gesagt.

Vielleicht seht ihr in Eurer Begegnungsstätte auch eine Kindertrauer-Ecke vor, wo Andenken gemalt oder gebastelt werden können, wo die betroffenen Kinder sich austauschen können untereinander. Es gibt sehr schöne Bücher für alle Altergruppen...

LG, die Welle

"Was ist wichtiger: Lieben oder geliebt zu werden?" oder anders "Welcher Flügel ist für einen Vogel wichtiger, der rechte oder der linke"
Welle2013
alma
06.02.2014 12:24:44
Liebe Amaryllis,

eine wirklich gute Idee. Und ausbaufähig, was gemeinschaftliche Unternehmungen angeht.
Wenn du praktische Hilfe brauchst, stehe ich zur Verfügung. Ich habe Erfahrung im Aufbau von Selbsthilfegruppen, gemeinsamem künstlerischen Gestalten und Gartenarbeit. Ich müsste allerdings anreisen, könnte also nicht ständig da sein.

LG, Alma.
alma
babylaika
06.02.2014 14:35:03
Liebe Amaryllis,

das sind grosse Pläne und ich wünsche Dir/Euch, dass Ihr dies alles so umsetzen könnt, Bedarf besteht mit Sicherheit, auch bei uns in der Gegend wäre mir eine solche Einrichtung neu.

Wie wäre es, wenn Ihr einen Notfallseelsorger mal mit ins Boot nehmt, die können eigentlich auch immer sehr gute Tipps und Ratschläge geben.

Drücke Euch die Daumen, dass Ihr das alles schafft und Ihr habt meine vollste Anerkennung!

Liebe Grüße

babylaika
babylaika
amaryllis62
06.02.2014 17:02:43
Liebes Forum,

erst einmal ein schnelles Danke für die Anregungen und Unterstützungen der mentalen Art.
Ich werde später noch etwas näher auf die Pläne eingehen. Ich habe jetzt meine Trauergruppe und die braucht mich!

Vielen Dank!
amaryllis mit Clara
amaryllis62
Schwan01
06.02.2014 19:57:45
Liebe Britta und liebe Clara,
ich wollte mich schon längst bei Dir gemeldet haben, aber ich finde deine Telefonnummer nicht mehr, dein Vorhaben finde ich große Klasse,
du kennst ja meine Situation, heute war ich wieder mal beim Krebsverein die Gespräche bringen in irgendeiner Weise etwas, aber dann ist man wieder zu Hause und ist irgendwo in dem gleichen Dilema, ich bin immer noch auf der Suche nach einer Selbsthilfegruppe....., die Hirntumorhilfe hat mich gefragt ob ich nicht selber eine Gruppe gründen möchte, dazu habe ich momentan nicht die Kraft, ja jetzt habe ich dich anrufen wollen, aber ich kann meine eigene Schrift nicht lesen, ich würde mich freuen wenn du es nochmal versuchst bei mir, Euer Vorhaben hat in meinen Augen hohe Anerkennung, der Bedarf ist mit Sicherheit da, morgen vormittag bin ich unterwegs aber zum abend da, ich freue mich auf dich , ganz liebe Grüße Manuela
Schwan01
Andrea 1
06.02.2014 20:40:18
Liebe Amaryllis,
ich hab großen Respekt vor dem was ihr plant, macht und noch machen möchtet!
Vielleicht kannst Du dich hier mit unserer lieben Gramyo zusammen tun?
Sie hätte schonmal Räumlichkeiten und plant ebenfalls eine Begegnungsstätte für Betroffene und Angehörige. Vielleicht könnt ihr euch gegenseitig helfen?
Das würde mich persönlich sehr freuen. Denn immer wenn jemand Dienst am und für den Menschen tut, dann ist es eine der edelsten Dinge, die man anderen zukommen lassen kann. (Mein Glaube gibt mir dazu eine noch bessere Erklärung, was für mich persönlich WICHTIGER IST!)
Die Vorschläge von Alma und Welle finde ich ebenfalls richtig toll!!!!
Ich wünsche euch ein supergutes Gelingen und alles Liebe für euch!!!
LG Andrea :-)
Andrea 1
reichi
06.02.2014 21:11:06
Liebe amaryllis,
Ich bin beeindruckt und finde die Idee wunderbar. Aus meiner Sicht besteht ein riesen Bedarf und ich wünschte es würde mehr Menschen mit diesem Mut geben. Aus eigener Erfahrung weiß ich wie unschön es ist keine adäquate Hilfe vor Ort zu haben. Ich bin überzeugt, daß Ihr vielen Menschen Gutes tun werdet wünsche Euch Kraft und Erfolg.

LG reichi
reichi
amaryllis62
07.02.2014 10:01:39
Liebes Forum,

ich danke für die tolle Resonanz, die Hilfsangebote und Unterstützung.
Ich bin immer wieder selber überrascht, wenn ich mein Konzept bei den verschiedenen Organisationen (VEID Deutschland, Hirntumorhilfe, Kliniken Hospizen und auch den Banken etc.) vorstelle. Alle sind sehr angetan und merken auch, dass dort eine Lücke ist und großer Bedarf besteht.
Ihr macht mir Mut, diesen Weg weiter zu gehen und ersteinmal das Finanzielle zu regeln. Dann kann das haus gekauft werden und die eigentliche Arbeit beginnen. Wer aus dem Raum Hamburg / Lüneburg kommt und Lust hat, mitzuarbeiten, melde sich gerne bei mir.
Übrigens habe ich einen Palliativarzt sowie 2 Psychotherapeutinnen, die im Ernstfall helfen können an meiner Seite.
Ich werde über den weiteren Gang des Projektes berichten.

P.S. @ Andrea: mit gramyo stehe ich in Kontakt und wir unterstützen uns gegenseitig. Leider sind wir mind. 500 km voneinander entfernt.

@ Alma. dein Angebot finde ich ganz toll und würde gerne drauf zurückkommen. Das haus hat einen riesigen Garten .-)

Es drückt euch alle die beschäftige amaryllis mit Clara
amaryllis62
Andrea 1
07.02.2014 10:47:45
Hallo liebe Amaryllis,
ja.... es sind über 500 fast 600 km glaube. Ich hab meine Brüder auch "weiter oben" wohnen und ich selber hocke so en bisserl tiefer (ca. ne gute Stunde Fahrzeit von Gramyo ungefähr entfernt).
Glücklicher Weise kann man ja heut zu Tage skypen, telefonieren und sowas alles. ^^
Ich wünsche euch gutes Gelingen!!!
...wenn konkret etwas gebraucht wird, dann bitte schreiben.
Okay, so dicke hab ich es nun auch nicht, aber manchmal muss man enfach nur die richtigen Leute kennen, um helfen zu können.
Viel Glück, viele helfende Hände und starke Nerven!!!
LG Andrea :-)
Andrea 1
gramyo
15.02.2014 12:21:37
Liebe Amaryllis mit Clara im Herzen,

soooo unglaublich spät , schreibe ich dir jetzt. Du weisst aber, dass das nichts mit verdrängen und vergessen zu tun hat, sondern das unser Tag so mindestens 50 Std, haben müßte, um allen Dingen gerecht zu werden.

Auch ich stehe in den Startlöchern für meine erste, allerdings noch "private" Begegnung, sowohl immer noch baulich, aber das sind schon Feinarbeiten, die nie aufhören, als auch mit neuen Gedanken.

Ich und meine Mithelfer sind mittlerweile der Ansicht, das wir auch eine Organisation hinter uns stehen haben wollen, die uns zumindest ideell unterstützt. Ein Verein wird sich daraus auch bilden.

Deine und meine Idee liegen überhaupt nicht weit auseinander. Das zögerliche "anmelden" bei mir und beim antworten bei dir, hat meiner Meinung nach viele unterschiedliche Gründe.

Da sind die Therapien, die Krankheitsverläufe , die sich schnell ändern können...... private Termine, die ja wirklich Vorrang haben.... und häufig die Entfernung. Das haben schon viele mir geschrieben und ich kann es vollkommen akzeptieren.Ebenso wird es bei dir sein.

Wir müssen wirklich beide auch regional tätig werden. Ich habe jetzt auch Kontakt zu einer Krebsselbsthilfegruppe aufgenommen und einem Hospizverein in meiner Nähe.

Meine Vision, habe ich auch schon mal geschrieben, wäre ja ein Netzwerk mit sehr vielen "Begegnungsstätten" in ganz Deutschland. Vielleicht mit unterschiedlichen Schwerpunkten, aber miteinander verbunden.Alle werden sie aber das Ziel haben, Trost und Kraft zu spenden und auch eine Kreativität in vielen künstlerischen und handwerklichen Bereichen zu ermöglichen. Wie findest du diese Idee?

Auf jeden Fall bleiben wir beide miteinander in Verbindung, wie du und ich mit vielen hier aus dem Forum, die uns sehr in unserer Trauerarbeit, die haben wir beide ja dennoch, unterstützen.

"I have a dream" sagte Martin Luther King und ich denke Amaryllis mit Clara im Herzen und Gramyo/Claudia mit Burkard im Herzen. Wir werden etwas wunderschönes kreieren. Da bin ich mir sehr sicher.

Liebevolle und gedanklich unterstützende Grüße sendet dir
Gramyo mit Burkard im Herzen und Leben
gramyo
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