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Thema: Psychotherapie für Patienten mit Gehirntumor?

Psychotherapie für Patienten mit Gehirntumor?
Sanne
17.02.2013 17:11:50
Hallo,

ich bin die Schwester eines an einem inoperablen Astrozytom I erkrankten 40jährigen Mannes. Er wurde per seed-Behandlung im Uniklinikum Großhadern bereits im Herbst 2012 behandelt, die Nachuntersuchungen ziehen sich jedoch noch hin. Für ihn und seine Familie ist diese Situation des Warten-Müssens sehr sehr schwer. Mein Bruder, der Patient, hat zwar psychotherapeutische Unterstützung, aber ich bin mir nicht sicher, ob es dafür nicht einfach einen Therapeuten / eine Therapeutin braucht, die sich mit dieser Diagnose samt den mit Behandlung und Nachsorge verbundenen Belastungen gut auskennt. Das scheint mir einfach sehr speziell.
Meine Frage ist: Wo kann man sich Adressen von solchen Psychotherapeuten erfragen? Möglichst im Großraum München? Gibt es sonst gute Ratgeber dafür? Wir befürchten, dass der Tumor bleiben wird und damit ein Leben unter ständiger Beobachtung und mit der damit vebundenen Angst dazu gehört. Ich danke herzlich für Anregungen!

Sanne
Sanne
alma
17.02.2013 17:31:07
Hallo Sanne,
ich weiß nicht, ob es der neueste Stand ist, aber früher gab es bei den Krankenkassen Listen mit behandlungsberechtigter Ärzte und Nichtärzte für die Psychotherapie (so der ungefähre Wortlaut der Überschrift). Die konnte man als Patient einsehen und sich Adressen herausschreiben.
Ansonsten gibt es Vereinigungen von Psychotherapeuten oder Institute zur Weiterbildung, wo man mal nachfragen kann.
Spezieller ist Psychoonkologie, obwohl es ja hier nicht um eine onkologische Erkrankung geht. Da hilft das Internet. Viele gibt es nicht.

Alma.
alma
Sanne
17.02.2013 17:37:34
Hallo Alma, vielen Dank für die schnelle Antwort. Ich denke, an niedergelassene PsychotherapeutInnen zu kommen, wäre kein Problem. Mein Bruder IST auch in Therapie, aber ich würde einfach gern wissen, ob es so was gibt wie "Psycho-Neuroonkologen". Oder wie auch immer die Bezeichnung heißt. Ich denke einfach, dass es gut ist, wenn sich jemand mit dieser Erkrankung auskennt.

Sanne
Sanne
INI12
17.02.2013 19:03:15
Wikipedia sagt hierzu:

"Psychoonkologie, auch Psychosoziale Onkologie genannt, ist eine interdisziplinäre Form der Psychotherapie beziehungsweise klinischen Psychologie, welche sich mit den psychischen und sozialen einschließlich sozialrechtlichen Bedingungen, Folgen und Begleiterscheinungen einer Krebserkrankung befasst.
Der Begriff Psychoonkologie beschreibt dabei sowohl die Tätigkeit des praktischen Psychoonkologen, etwa im klinischen oder ambulanten Setting, als auch die Wissenschaftsdisziplin."

Ich hoffe, Ihr findet die richtige Hilfe!
INI12
alma
17.02.2013 20:04:19
Von Psycho-Neuroonkologen habe ich noch nichts gehört. Psychoonkologen sind für alle onkologischen Erkrankungen zuständig, warum also für ein so kleines Gebiet (Neuroonkologie) ein extra Fach, frage ich mich.
Psychoonkologen sind Ärzte, Psychotherapeuten, Pädagogen oder Sozialarbeiter in der Regel mit Zusatzausbildung in Psychoonkologie.
Für deinen Bruder geht es ja darum, mit den psychischen Belastungen der Krankheit klar zu kommen. Und die Psychoonkologie befasst sich u.a. mit Coping-Strategien und Resilienz, also mit der Frage des hilfreichen Umgangs mit der Krankheit und der psychischen Eigenschaften einer Person, mit Belastungen zurecht zu kommen.

Alma.
alma
heike
17.02.2013 20:07:03
Ich war nach der akuten Phase bei einer Neuropsychologin in Behandlung, sie hatte Erfahrung mit erworbenen Hirnleistungsstörungen, das war für mich sehr hilfreich.

Beste Grüsse
Heike
heike
alma
17.02.2013 20:26:44
Neuropsychologen beschäftigen sich vorrangig mit Hirnleistungsstörungen, wie du auch schreibst, Heike. Ich habe die Frage von Sanne so verstanden, dass es um Unterstützung für die psychische Situation geht.
Aber im Grunde denke ich, dass im Vordergrund weniger die Ausbildung als die Persönlichkeit des Therapeuten steht und die Frage, wie man mit ihm zurecht kommt.

Alma.
alma
schorsch
17.02.2013 20:54:44
Hallo, genau wie Alma geschrieben hat, beschäftigen sich Neuropsychologen mit Hirnleistungsstörungen. Grundlage dafür sind meist Tests und Übungen. Bei der sogenannten "WachOP" gehören sie zum Team, die mit dem Patienten Tests vor und während der OP durchführen. Für die psychotherapeutische Begleitung von Menschen mit Krebs stehen Therapeuten mit einer qualifizierten und vorgeschriebenen Zusatzausbildung in Psychoonkologie zu Verfügung. Die Adressen kann man über Internet "Psychoonkologie" + Stadt erfahren oder über einen Anruf bei einer lokalen/regionalen Krebsberatungsstelle. - Die Wartezeiten sind leider oft lang bis zum Beginn der Therapie. In den großen Unikliniken und Schwerpunktzentren für Betroffene haben die angeschlossen Psychotherapeuten zu meist die Zusatzqualifikation. Falls nicht bekannt, also nachfragen. LG
schorsch
Sanne
19.02.2013 10:48:41
Vielen Dank, Schorsch, das war hilfreich!
Sanne
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