Liebe Forumsmitglieder,
ich möchte euch eine Rückmeldung bezüglich des Adventskalenders für meinen Bruder geben, erst recht, da ihr mich so wunderbar beraten habt, dafür danke ich euch sehr!
Die Pflegekräfte haben mich tatkräftig unterstützt und ihm jeden Tag ein Türchen geöffnet. Je nach Inhalt wurde ihm vorgelesen, Kärtchen an die Wand geklebt, Dinge aufgestellt, vorgelesen oder das Hörbuch in den Player gelegt. Es war wunderbar.
In ein Türchen habe ich Pustefix-Seifenblasen getan - außer dem gewünschten Effekt, dass mein Bruder wieder das Pusten lernt, gibt es wirklich niemanden von uns, der nicht selber gerne sein Zimmer bunt schillern lässt ;)
Ich weiß nun auch, dass mein Bruder den Adventskalender bewusst wahrgenommen hat, da sich folgende Geschichte ereignete:
Am Sonntag vor dem 1. Advent haben meine Eltern den Kalender mitgenommen und meine Mutter hat einfach mal vor lauter Mitfreude das erste Adventstürchen aufgemacht (eine Orange, gespickt mit Nelken) und auf seinen Nachttisch gestellt. Am Montag war nun das Tütchen logischerweise leer, und ich vermute mal, dass die Pflegekräfte meinem Bruder das am 1. Dezember auch gesagt haben. Am darauffolgenden Samstag hat er mir zu verstehen gegeben, dass in einem Tütchen nichts war. Nicht so schön für meinen Bruder, aber die Info von ihm war toll für mich.
In der Zwischenzeit ist viel passiert. Der Arzt informierte uns etwa Mitte November, dass mein Bruder wieder zu sprechen anfängt. Bei unseren Besuchen an den folgenden Wochenenden haben wir das so nicht feststellen können; uns wurde auf Nachfrage mitgeteilt, dass das Sprechen noch sehr tagesformabhängig sei.
Bei einem der Besuche im Dezember sprach mein Bruder meine Mutter an: „Mama, mach mein Bein anders.“
Ich hätte durchs Zimmer tanzen können!
Nicht nur, dass gleich ein Satz kam, nein, er hat auch explizit meine Mutter angesprochen. Dass er alles versteht und zuordnen kann wusste ich, aber eine Bestätigung UND seine Stimme endlich wieder zu hören ist besonders schön! Natürlich sind das nur kurze Momente, die ihn auch unglaublich anstrengen.
Auch kann er nun große Überschriften aus Zeitungen vorlesen, trotz seiner Doppelbilder.
Und jetzt kommt das Sahnhäubchen: Bei unserem Besuch haben wir Pudding im Zimmer entdeckt und er sagte uns, dass dies seiner Pudding sei. Er darf endlich nach so langer Zeit wieder Nahrung zu sich nehmen!
Der Tremor hat nachgelassen, ich denke mal, dass die Botoxspritzen wirken.
Zwischenzeitlich war nun auch der Friseur da und damit ist seine Vokuhila-Frisur Vergangenheit :) Ich dachte schon, ich muss einen Fuchsschwanz in ein Tütchen packen...
Mein Bruder macht mir gerade die schönsten Geschenke auf der Welt!
Er verlässt die Null-Linie und kämpft sich nach oben. Ich bin glücklich, auch wenn ganze Sätze eher Seltenheitswert haben und er wirklich unglaublich schwer zu verstehen ist (meine Eltern sind da völlig raus). Ich habe keine Scheu, 5 x nachzufragen, wenn ich ihn nicht verstanden habe und dem Himmel sei Dank ist er darüber nicht böse, vielleicht deshalb, weil ich seine Sätze mal mitgeschnitten und ihm wieder vorgespielt habe, damit er ein Gefühl dafür bekommt, wie wir seine Worte hören.
In diesem Jahr werde ich weitermachen, vielleicht für ihn als Tages-Highlight des Monats - ich habe ja so viele schöne Vorschläge bekommen, die ich gar nicht alle im Kalender „verbauen“ konnte.
Der Adventskalender hat mir Spaß gemacht - mit euch und Dank euch!
Mit den besten Wünschen für ein gutes 2015
Suse
(hui, lang geworden ist er, der Text)