Hallo liebes Forum,
zunächst möchte ich mich kurz vorstellen. Ich bin die Mama eines 10-jährigen Sohnes, bei welchem im März 2017 ein Hirntumor diagnostiziert wurde. Daneben hat mein Sohn eine NF1, welche seit seinem ersten Lebensjahr bekannt ist. Im März traten nun sehr plötzlich Ausfälle mehrerer Hirnnerven auf (Gesichtslähmung etc.), daraufhin wurde mittels MRT ein Hirntumor in der hinteren Schädelgrube diagnostiziert (zwischen Medulla oblongata und Pons). Daraufhin erfolgte eine OP in der Neurochirurgie des UKE Hamburg, bei welcher über 90% des Tumors entfernt werden konnten. Der verbliebene Resttumor liegt im Hirnstamm und ist nicht operabel.
Die Pathologie in Hamburg ergab ein pilozytisches Astrozytom (WHO-Grad 1), welches wohl auch typisch bei NF1-Patienten ist. Allerdings wurde auch eine erhöhte proliferative Aktivität bescheinigt. Eine weitere Therapie erfolgte bisher nicht, da der Resttumor keine Symptome verursacht. Meinem Sohn geht es gut, er führt ein ganz normales Leben. Im Juni erfolgten Verlaufskontrollen: das MRT sah gut aus (kein Wachstum), die Ausfälle vom März haben sich komplett regeneriert (keine messbaren Anzeichen mehr). Das nächste MRT soll im September erfolgen (also in vierteljährlichem Abstand).
Allerdings wurde uns im Rahmen der letzten Untersuchung das Ergebnis der Referenzpathologie aus Bonn mitgeteilt und dieses beunruhigt mich sehr:
Die Pathologie in Bonn diagnostizierte ein malignes Astrozytom. Ein Glioblastom wurde diskutiert, auf Grund des nicht klaren Nachweises tendiert man jedoch zu einem anaplastischen Astrozytom (WHO-Grad 3). Und das obwohl in Hamburg im Befund steht: "Einen höhergradig dedifferenzierten Tumor (anaplastisches diffuses Astrozytom / pilzytisches Astrozytom mit Zeichen der Anaplastik) halten wir angesichts der blanden Morphologie für unwahrscheinlich."
Wie kann das sein? In Hamburg steht z.B. "Mitosen sind selten", in Bonn heißt es "zahlreiche Mitosen in der Probe". In Bonn wird darauf hingewiesen, dass die Probe sehr klein und fragmentiert (ich nehme an zerstückelt) war. Eine molekulargenetische Untersuchung war daher nicht möglich. Ich habe nun die Onkologin in Hamburg gefragt, ob es sein kann, dass der Tumor unterschiedliche Bereiche aufweist, dies ist bei einem Astrozytom aber wohl unwahrscheinlich. Außerdem käme es öfter vor, dass die Referenzpathologie ein anderes Bild liefert. Bei NF1-Patienten sind die Untersuchungsergebnisse wohl auch nicht immer genau. So habe ich die Aussagen der Ärzte in Hamburg jedenfalls verstanden.
Bei der Beurteilung der Bildgebung (MRT) sind sich alle Untersucher einig (Hamburg, Bonn, Heidelberg): diese weist auf einen niedriggradigen Tumor hin, also Pilo 1.
Trotzdem kann ich mich mit dieser unklaren Situation schwer abfinden:
Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht? Ist das ein typischer Fall bei NF1? Macht es eurer Meinung nach Sinn, eine weitere Histologie anzustoßen? Gewebe ist wohl noch vorhanden.
Viele Grüße,
Sienna