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Tammy

Hallo zusammen,
mein Papa hat jetzt das dritte Glioblastom Rezidiv, schon sechs Wochen nach der OP. Jetzt soll er Regurafinb (Stirvaga), das ist ein Tyrosinkinaseinhibitor bekommen. Weiss jemand etwas darüber?
Ich habe im Netz nur den Einsatz bei Darmkrebs und eine kleine recht alte Studie zum Glioblastom gefunden. Kann mir jemand mehr dazu sagen?
Das Medikament ist in Deutschland nicht zugelassen und muss jetzt bei der Krankenkasse beantragt werden. Wie lange dauert so eine Beantragung?
Und hat jemand Erfahrung mit den Nebenwirkungen?
Euch vielen Dank im vorraus.
LG Tammy

wercasa

Moin Tammy,
meine Frau soll das Medikament nach dem Einsatz von Temodal und CCNU nun auch bekommen. Nach einer italienischen Studie hat sich das Medikament gegenüber der CCNU-Monotherapie beim Gesamtüberleben überlegen gezeigt.
Die Nebenwirkungen würden mich auch interessieren. Meine Frau hat unter Chemo immer wieder mit starken Blutbildveränderungen zu kämpfen. Nach unserem behandelnden Arzt sollen diesbezüglich die Auswirkungen weniger stark als bei Temodal und geschweige denn CCNU sein.
Die Beantragung ging bei unserer Krankenkasse recht flott; muss jedoch alle 3 Monate neu beantragt werden.
VG
wercasa

Logossos

Zu Regorafenib gibt es mehrere wissenschaftliche Veröffentlichungen:

Zunächst die REGOMA-Studie, deren Kurzfassung enthalten ist in https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/30522967
In der Studie wurden GBM-Patienten nach Auftreten eines Rezidivs entweder mit Regorafenib oder mit CCNU (Lomustin) behandelt: Resultat: das mediane Überleben (mOS) nach dem Rezidiv betrug in der Regorafenib-Gruppe 7, 4 Monate, in der CCNU-Gruppe 5,6 Monate. Regorafenib brachte also weniger als 2 Monate an längerem Überleben.

Dieses Ergebnis wurde von Prof. Stupp so kommentiert (Stupp, R. (2018). Drug development for glioma: are we repeating the same mistakes? The Lancet Oncology. doi:10.1016/s1470-2045(18)30827-1):
Das Ergebnis für die Regorafenib-Patienten sei so wie man es für ein Medikament ohne besondere Wirksamkeit (activity) erwarten würde. Hingegen hätten die CCNU-Patienten ein schlechteres Ergebnis als die 8 – 10 Monate mOS , die in verschiedenen Studien immer wieder mit CCNU erreicht worden seien. Die Besserstellung von Regorafenib dürfte also daher kommen, dass sich in der Studie CCNU schlechter als erwartet gezeigt hätte.

Vor kurzem sind zwei Berichte über die Regorafenib-Anwendung in deutschen Kliniken erschienen.
In der Arbeit des Uni-Klinikums Essen (https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/30820715 ) wurde bei der Regorafenib-Behandlung von sechs Patienten eine ganz schwache Wirksamkeit (very poor performance) festgestellt, beim ersten MRT war bei allen Patienten ein Tumorprogress vorhanden, PFS-6 war 0%.

In einer weiteren Veröffentlichung (https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/31089718) aus Bonn und Tübingen an 24 Patienten, darunter 19 GBM-Patienten, wurde ein mOS von nur 4.1 Monaten erreicht.

Angesichts dieser Berichte ist es erstaunlich, dass in Kliniken Regorafenib als Behandlung bei Rezidiven angeboten wird und dass dafür Anträge bei der Krankenkasse gestellt werden.

Vielleicht sollte man besser Geld für z.B. CUSP9 beantragen (PFS-6 von 50% !) oder für die intratumorale O3-O2-Therapie. Informationen dazu auf meiner Webseite, den Link finden Sie nach dem Einloggen bei meinen persönlichen Daten.

Erfahrungsberichte zu Regorafenib findet man unter:
https://forum.hirntumorhilfe.de/neuroonkologie/rapide-zustandsverschlechterung-unter-rigorafenib-13511.html

https://forum.hirntumorhilfe.de/neuroonkologie/nebenwirkungen-unter-regorafinib-stivarga-13438.html

wercasa

Vielen Dank für die Hinweise.

Tammy

Hallo zusammen, es gibt aber hier auf der Hirntumorhilfe Seite eine Recht positive Studie von 2018 aus Italien. Die würde bei dem Asco Treffen vorgestellt .
Multikinasehemmer verbessert Outcome in der Rezidivtherapie



G. Lombardi et al., J Clin Oncol 36, 2018 (suppl; abstr 2047)



Eine multizentrische italienische Studie untersuchte in Phase-II den Multikinase-Hemmer Regorafenib. 119 Patienten mit Glioblastom-Rezidiv erhielten randomisiert entweder Regorafenib (59 Patienten) oder im Kontrollarm Lomustin (60 Patienten). Im Regorafenib-Arm war die progressionsfreie als auch die Überlebenszeit der Patienten signifikant verlängert. In dieser Gruppe überlebten etwa 40% der Patienten 12 Monate oder länger

LG Tamara

Logossos

Hallo Tamara,
die Studie, die Sie nennen, ist dieselbe, die ich genannt habe.

Viele meinen, dass in Studien der Ausdruck "signifikant verlängert" bedeutet, dass eine große Verlängerung erreicht wurde, mit z.B. vielen Monaten. Das ist nicht so. Wenn das Ergebnis einer Studie mit "signifikant" bezeichnet wird, so heißt das lediglich, dass die statistische Ungenauigkeit, die bei jeder Studie vorhanden ist, kleiner ist als das Studienergebnis. In der Studie wird eine Verbesserung von 1,8 Monaten angegeben. Wenn dieses Ergebnis als signifikant bezeichnet wird, so bedeutet das, grob gesagt, dass die Ungenauigkeit dieses Wertes kleiner ist als die gemessene Verbesserung. Es sagt nichts darüber aus, ob die 1,8 Monate wertvoll sind oder nicht.

Tammy

Hallo Logossos,
Vielen Dank für die ganzen Infos und Links. Ich werde die behandelnde Ärztin auf jeden Fall auf deine Vorschläge CUSP9 und die O3-O2 Behandlung ansprechen.

LG Tamara

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