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eom

Bei meinem Mann wurde im Juni 2015 ein Glioblastom diagnostiziert. Es folgte OP, Strahlen- & Chemotherapie. Es geht ihm gut, und er möchte nun so schnell wie möglich in seinen Beruf zurückkehren. Außer leichter Gedächnisstörungen scheinen keine weiteren Schäden zurückgeblieben zu sein. Lt. Anraten unseres Onkologen soll nun eine Reha erfolgen, danach schrittweise Wiedereingliederung in den Beruf. Allerdings sind wir nun davor gewarnt worden eine Reha anzutreten. Grund: Falls man doch irgendwelche neurologischen Defizite während der Reha erkennen würde, bestünde die Gefahr, dass mein Mann durch die Krankenkasse "in die Rente" geschickt würde. Dieses wäre für ihn wirklich fatal !! Ist diese Gefahr ernst zu nehmen? Gibt es hier Erfahrungen?
Lieben Dank für Eure Zuschrift.

schorsch

Hallo Eom, wenn der Kostenträger der Reha die DRV ist, wird natürlich geprüft, ob die Arbeitsfähigkeit voll besteht, teilweise oder gar nicht. Dies wird auch im Abschlussbericht vermerkt. Ein Rentenantrag kann aus der REHA mit Einverständnis des Patienten gestellt werden. - Dein Mann scheint ja keine größeren neurologischen Defizite nach OP und Strahlen/Chemotherapie zu haben. Deswegen würde ich mir derzeitig zum Thema Rente nicht zu viele Sorgen machen. Generell würde ich mich aber erkundigen, zB. im HT Forum/Ärzte, ob es Empfehlungen von Reha Kliniken gibt. Viele Reha-Kliniken haben sehr breit gestreute Indikationen bei Erkrankungen und eigentlich dann doch keine Ahnung bzgl. HT- Erkrankung und den Langzeitfolgen. Eine gute Klinik kann jedenfalls hilfreich sein um auch Abstand und Ruhe zu finden. Eine Reha kann auch ambulant am Wohnort durchgeführt werden. Auf alle Fälle würde ich als Patient bei den Gesprächen mit den behandelnden Reha Ärzten zum Thema Arbeitsfähigkeit sehr überlegte Antworten geben. Aber auch darauf hören, wie Andere den Punkt Arbeit/ Leistung sehen. -
Wiedereingliederung nach dem "Hamburger Modell" wird von vielen Betroffenen als hilfreich angesehen und bedeutet den Arbeitseinstieg mit reduzierter und langsam ansteigernder Stundenzahl. Im Internet gibt es mehr Infos. Ein behandelnder Arzt füllt dazu ein Formular aus und sollte Rücksprache mit dem Patienten halten,ob es geht. Der AG muss allerdings sein Einverständnis dazu geben. Dir und Deinem Mann alles Gute! LG

Pauli21

Hallo eom,
in Rente geschickt werden kann er nicht, letztendlich muss er sie selbst beantragen. Da muss er auch keine Angst vor einer Reha haben, im Gegenteil. Wenn es eine gute Klinik ist, kann ihm sehr geholfen werden. Auch die stufenweise Wiedereingliederung sollte er in Anspruch nehmen, bei allem Tatendrang. Ich habe auch den Fehler gemacht, praktisch von 0 auf 100 zu gehen und habe bemerken müssen, dass ich mich damit übernommen habe. Wenn in der Reha tatsächlich neurologische Defizite erkannt werden, kann man im entweder helfen zu lindern oder aber Lösungen zu erabeiten, wie seine berufliche Zukunft "leidensgerecht" gestaltet wird. Wenn er denn die Defizite hat und ihm seine jetzige Arbeit zunehmend schwerer fällt, sind möglicherweise psychische Folgeerscheinungen nicht ausgeschlossen und die Arbeit wird nur noch zur Plackerei.
Das sind leider meine Erfahrungen hierzu. Glücklich wurde ich in meinem Beruf nicht mehr.

Liebe Grüße.

MaNi

Hallo Eom,
bei meiner Schwester wurde das Glioblastom Ende Juli diagnostiziert und sie wäre sehr gerne im Anschluß in eine Reha gegangen, was aber aus bürokratischer Sicht nicht geklappt hat. ( Anträge nicht bearbeitet usw ) . Die Zusage kam zu spät und sehr kurzfristig. Dann haben wir die Nachsorge selbst organisiert und sie war für 10 Tage in der Biomed Klinik in Bad Bergzabern, was ihr sehr, sehr gut getan hat.
Das gefällt natürlich der Krankenkasse nicht so gut und sie haben auch schon bei ihr angerufen und wollten sie über ihren gesundheitlichen Zustand ausfragen, aber das braucht man sich nicht gefallen lassen.
Ich finde es eh der Hammer, dass da jemand Fremder im Auftrag der Krankenkasse persönliche, gesundheitliche Details wissen will.
Gruß MaNi

eom

Euch allen schon mal herzlichen Dank für die schnellen Antworten. Denn schon morgen wird der rehaantrag ausgestellt. Wir wollen aber nicht vorschnell unterschreiben und uns zunächst näher erkundigen. Die Warnung eines anderen Arztes kam erst am Freitag so dass wir jetzt die nächsten Schritte genau überlegen müssen.
Lg eom

Lara

Hallo eom,

Gute Frage 100% Sicherheit gibt es wahrscheinlich nicht.
Wir stehen gerade auch vor der Frage. Nur etwas später Glio 01/2009 Rezidiv 03/2013 und 12/2013 dann im Februar 2015 noch ein Blindarmdurchbruch ....
Bisher hat er immer voll gearbeitet. Eine Reha hatte er bisher nicht....weil unser NC sagte was wollen Sie da es geht ihnen gut, keine Defizite....gucken sie sich das nicht an.
Jetzt kann er nicht mehr und arbeitet seit Ende Oktober nicht mehr. Auf Grund von Vergesslichkeit und Konzentrationsproblemen steht bei uns konkret die Befürchtung, dass die Reha direkt in die Rente führt oder vielleicht könnte sie helfen???
Finanziell wäre die Rente mit 44 natürlich eine Katastrophe.

Hallo NaNi,

Was kostet denn so eine privat organisierte Reha?

LG

Lara

MaNi

Hallo Lara,
Das ist ein Krankenhaus und wird von der Krankenkasse bezahlt.

Gruß MaNi

KaSy

Hallo, eom,
wenn der Onkologe die "Reha" jetzt im Anschluss an die von Dir genannten Therapien empfohlen hat und von behandelnden Krankenhaus der Antrag gestellt wird, dann handelt es sich vermutlich nicht um eine "medizinische Rehabilitaion" (Reha), sondern um eine "Anschlussheilbehandlung" (AHB), die einem verlängerten Krankenhausaufenthalt entspricht und auch anders finanziert wird.

Aus einer AHB heraus wird man normalerweise an den Hausarzt verwiesen, der die weitere Krankschreibung und dann auch in Zusammenarbeit mit der Krankenkasse und dem Arbeitgeber die schrittweise Wiedereingliederung organisiert. In diesem Falle geht es überhaupt nicht um eine Einschätzung, ob man noch arbeiten kann.

Wenn es eine Reha ist, dann ist diese genau wie auch die AHB dazu da, den Patienten, also den Kranken, soweit wieder gesund zu machen, dass er seinen Beruf wieder ausüben kann. Der Arzt kann natürlich nach den festgelegten Reha-Wochen feststellen, dass der Patient noch nicht so weit ist, dann hat er aber nicht das Recht, ihn in Rente zu schicken (dafür ist er gar nicht zuständig), sondern hat die Pflicht, dem Patienten eine Verlängerung der Reha anzubieten. Das genehmigt die Kasse, wenn sie erst mal den Erstantrag genehmigt hat.

Sollte es tatsächlich zu einer ärztlichen Einschätzung kommen, dass kein Beruf mehr ausgeübt werden kann, dann ist es immer noch "nur" eine Einschätzung des REHA-Arztes und für niemanden bindend. (Ich glaube kaum, dass ein Reha-Arzt einen Patienten, der arbeiten möchte, einreden wird, dass er das nicht kann.) Der Arbeitgeber erhält den Arztbericht aus der Reha-Klinik gar nicht!

Letztendlich entscheidet Dein Mann in Zusammenarbeit mit seinem Arbeitgeber (und garantiert mit Zustimmung seiner behandelnden Ärzte), dass und wie er wieder arbeiten möchte. Erst wenn womöglich in der Wiedereingliederung etwas sehr sehr lange gar nicht gelingt, dann kann man andere Möglichkeiten erwägen. Da gibt es auch zeitweise Rente.

Auf jeden Fall ist ein Reha-Aufenthalt insbesondere für Tumorpatienten (in der richtigen Klinik) auf jeden Fall ein Gewinn! Ich habe es viermal hinter mir und es war sehr hilfreich.

Sollte bei Deinem Mann die Befürchtung mit der Rente bestehen bleiben, sollte er das sofort im Erstgespräch mit dem aufnehmenden Arzt ansprechen, um sich dort beruhigen zu lassen.

Ich wünsche ihm für den Aufenthalt alles Gute und auch Dir!
KaSy

PS: Die Befürchtung, dass man von der Reha mit einer Rentenempfehlung nach Hause kommt, stammt daher, dass auch Arbeitsämter Menschen in Reha-Kliniken schicken, wenn diese in einem höheren Lebenalter arbeitslos geworden sind und völlig anders geartete Arbeiten nicht ausführen können, weil sie dazu gesundheitlich nicht mehr in der Lage sind (oder sein wollen ...?) Das Arbeitsamt unterstellt dann gern, dass bestimmte Krankheiten nur vorgetäuscht seien ("Rücken", Migräne, Psyche, ...) und zahlt den Rehaaufenthalt mit dem Auftrag an den dortigen Arzt, die Arbeitsfähigkeit festzustellen. Hier kann es dann tatsächlich dazu führen, dass der ältere Arbeitslose vorzeitig in Rente geschickt wird, was dieser natürlich nicht will, weil er Abschläge in Kauf nehmen muss. Das Arbeitsamt will aber nicht weiter zahlen.
Aber damit hat Dein Mann überhaupt nichts zu tun!

Franziska 2

hallo eom, ich denke, wenn dein mann soweit fit ist, hat er nichts zu befürchten sondern eher etwas zu gewinnen, wenn die ärzte defizite feststellen, sollte dein mann ohnehin überlegen bzw. beachten, dass er sich nicht übernimmt, denn nur weil er dann wieder normal arbeitet ist nicht alles wieder normal. ich weiß, dass viele glioblastom patienen eher kämpfen müssen finanzielle unterstützung zu bekommen wie pflegestufe oder rente, damit die fixkosten bzw. behandlungskosten gedeckt werden können. ich würde das angebot der reha auf jeden fall annehmen und alles nutzen was geht, dass es deinem mann stabil gut geht. alles liebe euch, franzi

Hariboo

Hallo,
ich arbeite bei der Deutschen Rentenversicherung - genau genommen im AHB-Bereich. Es ist so:
Wenn ein Versicherter auf AHB war, wird am Ende ein Entlassungsbericht von der Reha-Klinik erstellt. Dieser nimmt Stellung zum Rehaverlauf, aber auch zum noch vorhandenen Leistungsvermögen.
Sofern der Versicherte arbeitsunfähig aus der Reha entlassen wird, erscheint bei uns automatisch ein Hinweis, dass in diesem Fall die Umdeutung des Reha-Antrages in einen Rentenantrag geprüft werden muss. Wenn der Versicherte aber das nicht will, muss er natürlich auch nicht.
ABER: Wenn das Dispositionsrecht des Versicherten durch die Krankenkasse eingeschränkt wurde, MUSS er das tun, was die Krankenkasse möchte. Wenn die also möchte, dass die Bewilligung einer Rente geprüft wird, muss dies geprüft werden.
LG

eom

Danke Euch allen für die ermutigenden Antworten. Ich glaube schon, dass meinem Mann (58 J.) eine Reha gut tun wird, einmal als Abschluss seiner Therapien sowie auch als Wiedereinstieg in das Berufsleben. Wir werden nur nichts überstürzen, aber er möchte nur so gern bald wieder arbeiten gehen.

Liebe/r Hariboo - Ich habe eine Frage zu Deinem Beitrag:
In welchen Fällen wird ein Dispositionsrecht des Versicherten durch die Krankenkasse eingeschränkt?

Lara

Hallo Hariboo,

Danke für die Info. Dann müssen wir mal gucken. So lange die Krankenkasse nichts sagt... besser keine Reha.
Mal gucken wie lange wir Glück haben. Wir sind jetzt auch erst bei 6 Wochen .... Aber der Neurologe hat uns darauf hingewiesen...dass die Krankenkasse evtl. bei längerer Krankschreibung versucht eine Reha zu veranlassen um entweder für eine Arbeitsfähigkeit oder eben zur Aussteuerung in die Rente zu kommen. Hier müssen wir erst mal versuchen die Reha möglichst lange zu verhindern.
Er bekommt ja alle 2 Wochen Avastin das wäre in Reha sicherlich auch schwer die dort zu bekommen.
Wenn wir Post kriegen werden wir auf jeden Fall einen Anwalt fragen...bevor man was falsch macht.

LG

Lara

Irmhelm

Hallo Lara,
ich möchte Euch einen Tip geben.
Geht in den VdK, die helfen Euch bei Problemen, auch mit Anwalt.
Ist billiger.
LG
Irmhelm

Hariboo

Hallo Lara,
das ist genau der Punkt. Um weg von der Krankengeldzahlung zu kommen, haben die Krankenkassen schon Interesse an der Einleitung einer Reha und evtl. anschließenden Verberentung.
Da ich noch nicht lange mit dem Thema Hirntumor zu tun habe ( unser Sohn wurde erst vor 6 Wochen daran operiert), weiß ich nicht, wofür euer Medikament ist. Bei uns in der Behörde wird aber in der Regel eine AHB erst bewilligt, wenn z. B. eine Strahlentherapie abgeschlossen ist, weil das sonst organisatorisch schwierig ist.
LG Hariboo

Lara

Hallo Hariboo,

Avastin ist ein Medikament für die Krebstherapie. In Deutschland nicht zugelassen. Wir haben die Genehmigung der Krankenkasse auf Antrag bekommen.
Wirkstoff ist Bevacizumab.
Bevacizumab ist ein sogenannter Angiogenesehemmer. Die Angiogenese, die Neubildung von Blutgefäßen im menschlichen Körper, ist für das Fortschreiten zahlreicher Krebserkrankungen von großer Bedeutung und gilt als ein zentrales Angriffsziel der modernen Krebstherapie.
Er bekommt dies statt einer Chemo da diese nicht mehr wirkte.

LG
Lara

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