Hallo, buttkeis,
Ich habe selbst dreifache Erfahrungen mit der fraktionierten 30-Tage-Strahlentherapie bei anaplastischen Meningeomen.
Wenn es überhaupt möglich ist, Glioblastome mit Radiochirurgie zu behandeln, dann muss die Abheilung der OP-Naht abgewartet werden.
Länger sollte man mit dem Beginn einer Strahlentherapie-Art nicht warten.
Insbesondere wird für die Partikeltherapie (mit Protonen und schweren Teilchen) die längere Vorbereitungszeit als nachteilig angesehen, da Glioblastome zu schnell wachsen.
Ich denke demzufolge, wenn es länger dauert, bis z.B. eine Therapie mit Gammaknife oder Cyberknife genehmigt wird, sollte man die schneller durchführbare Strahlentherapie nutzen!
Ich nehme aber auch an, dass die Radiochirurgie für hirneigene Tumoren nicht besonders erfolgreich anwendbar ist, da es sich ja nicht um kompakte Tumoren handelt, sondern um Tumoren, deren Zellen ins Hirngewebe eingedrungen sind. Insofern halte ich auch die Aussage, dass ein bestimmter Prozentanteil des Tumors entfernt wurde, für problematisch, da es bei höhergradigen Tumoren immer Zellen gibt, die der Neurochirurg nicht wahrnehmen kann, selbst wenn er jede Menge der modernsten Technik nutzt.
Konkreter habe ich für Dich/Euch in einigen Quellen (u.a. München, Hamburg) und in meinen Mitschriften von den Hirntumorinformationstagen der DHH e.V. gesucht:
Im Glioblastom-Heft der DHH e.V. von 2019 wird die Radiochirurgie gar nicht genannt, sondern auch für den Rezidivfall nur die fraktionierte 30-Tage-Strahlentherapie mit bis zu 60 Gy,
Das Klinikum Rechts der Isar der TU München hat im Jahr 2019 eine Broschüre zum Thema Glioblastom herausgegeben. Dort wird nur die fraktionierte 30-Tage-Strahlentherapie ausführlich beschrieben, keine andere Variante. Für den Rezidivfall werden mehrere Ansätze beschrieben, aber keine Radiochirurgie.
Auf dem 41. Hirntumor-Informationstag am 21.10.2017 in Berlin wurde über „Moderne Strahlentherapiekonzepte bei Hirntumoren“ gesprochen. Dort wurde folgendes gesagt:
Die Bestrahlung mit Cyberknife ist bei sehr kleinen Tumoren zielgenau und mit hohen Strahlendosen möglich. Es kann dabei aber auch, z.B. bei Gliomen, zu funktionellen Veränderungen kommen.
Auf dem Welthirntumortag am 8.6.2016 in Dresden sprach ein Radioonkologe über den Zusammenhang von Tumor-Genetik und Strahlentherapieerfolg:
Tumorzellen sind bezüglich des IDH I-Enzyms entweder „normal“ oder „mutiert“. Die „normalen Tumoren“ sind strahlenresistenter und es wird ein kleinerer Bereich mit einer höheren Dosis (bis 60 Gy) bestrahlt. Die „mutierten Tumoren“ wachsen diffuser und sie sind strahlensensibler, es wird ein größerer Bereich mit einer geringeren Dosis (bis 46 Gy) bestrahlt. Die Standardbehandlung bei Glioblastomen ist seit 2005 die Bestrahlung mit 60 Gy und die Chemotherapie mit Temozolomid.
Die Möglichkeit einer Radiochirurgie erwähnte er nicht.
Das iCERA (interdisziplinäres Centrum für Radiochirurgie) in HH wirbt für sich, dass es über Gammaknife und Linearbeschleuniger verfügt und führt in seinem Behandlungsspektrum für Gammaknife die Behandlung kleiner Glioblastom-Rezidive an.
In Österreich gab es 2016 eine Studie mit (nur) 42 Patienten mit Glioblastom-Rezidiven, die mit Gammaknife behandelt wurden, sie ergab keine bessere Überlebenszeit. Neuere Versuche fand ich dort nicht.
KaSy