Liebe Curly,
Du hast gefragt, wie das mit dem Kurzzeitgedächtnis nach einer Strahlentherapie ist.
Diese Frage hatte mich vor meiner ersten Strahlentherapie auch sehr bewegt, da ich mir das in meinem Beruf als Lehrerin so gar nicht vorstellen konnte. Der Neurochirurg, den ich deswegen fragte, sagte scherzhaft, ich solle dann eben meine Schüler fragen und nahm mir meine Sorgen durch seine tolle Art.
Tatsächlich habe ich recht lange, also wohl ein bis zwei oder drei Jahre damit zu tun gehabt. Ich war auf Zettel angewiesen, auf die ich mir alles aufschrieb. Ich hatte drei Kalender für meine Termine. Und ich war immer wieder so froh darüber, dass es feste Abläufe gab, auf die ich mich verlassen konnte. Ich geriet aber auch in einen gewissen Kontrollzwang. Habe ich die Autotür abgeschlossen? Ist der Herd aus? Hängt der Schlüssel an der richtigen Stelle? Habe ich die Lebensmittel an die richtige Stelle gelegt?
Ja, manchmal dachte ich wirklich, so könnte sich Alzheimer anfühlen, aber davon war ich sehr weit weg. Und - es wird ja besser! Die Zettel helfen. Irgendwann war ich so weit, nicht mehr auf die Zettel schauen zu müssen und war stolz darauf, z.B. beim Einkauf nichts vergessen zu haben. Man kann das natürlich auch extra üben (Internet), aber das hat bei mir das Leben und der Beruf erledigt. Irgendwann habe ich auch kaum noch in den - nur noch einen - Kalender schauen müssen.
Aber lange gedauert hat es.
Interessanterweise habe ich von meinen gleichaltrigen (> 50 Jahre) Freundinnen immer häufiger gehört, was sie alles vergessen und ich konnte (zumindest für mich) sagen, was ich alles nicht mehr vergesse. Das war für mich richtig gut!
Tatsächlich ist es aber wirklich eine Erfahrung, die nicht sehr schön ist, aber das geht irgendwann (schleichend) vorbei. Und man kann damit umgehen.
Du wirst das auch schaffen!
KaSy