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medtom

Rezidiv des Glioblastoms

Rezidiv-Therapie
1) Bildgebung (MRT) nach Therapie schwierig zu beurteilen:

In 30-60% der Patienten existierten im MRT methodische Schwächen: eine sogenannte Pseudoprogression, auch Definitionen wie "Radionekrose" und "Pseudorespons" werden verwendet.
Diese bildgebenden Phänomene „gewisse Schrankenstörungen“ werden nach der Behandlung mit einer kombinierten Radiochemotherapie und der Einführung anti-angiogenetisch wirksamer Substanzen in die Therapie maligner Gliome häufiger beobachtet.

2) Keine Standardtherapie-Empfehlung bei Rezidiv.

In der aktuellen Leitlinie der Deutschen Krebsgesellschaft werden die 3 Möglichkeiten der Rezidivtherapie : a) erneute Resektion, b) weitere systemische Therapie (Standardpräparat Temodal oder andere Substanzen) oder c) eine erneute Strahlentherapie genannt.
Es wird nicht näher definiert wann man welche Therapieform für welchen Patienten wählt.
In erster Linie liegt das an den inhomogenen Krankheitsbildern ( Alter der Patienten/Nebenerkrankungen, vor allem : Lage, Grösse des Tumors, Risikoorgane in der Nähe des Tumors).
Es gab bislang noch keine grösser angelegten Studien, die die verschiedenen Möglichkeiten gegeneinander getestet haben, daher lässt sich nicht klar sagen welche der Therapiemodalitäten am sinnvollsten einzusetzen ist.

Die meisten Krankheitsbilder / Rezidivfälle werden in interdisziplinären Tumorkonferenzen besprochen.
Es lohnt sich sicherlich an ein grösseres neurochirurgische Zentrum mit neuroonkologischer Expertise zu wenden.

3) Daten zur erneuten Strahlentherapie (Re-Bestrahlung)

Für einzelne Patienten mit umschriebenen Tumorherden kann in der Rezidivsituation eine zweite
Strahlentherapie, am ehesten in Form einer stereotaktischen hypofraktionierten Strahlentherapie
(H-SRT) erfolgen.

In verschiedenen Arbeiten wurden Fraktionierungen, z. B. 4 x 5 Gy (1) oder

6 x 5 Gy in Kombination mit Temodal (2) oder mit 10 x 3,5 Gy (3) bei gutem Verträglichkeitsprofil angewandt. Dauer 1 oder 2 Wochen, mediane Überlebenszeiten von bis zu 11 Monaten wurden erreicht.

1) Shepherd SF, Laing RW, Cosgrove VP, Warrington AP, Hines F, Ashley SE, Brada M
Hypofractionated stereotactic radiotherapy in the management of recurrent glioma.
Int J Radiat Oncol Biol Phys 37: 393–398, 1997

2) ANCA L. GROSU, WOLFGANG A. WEBER, MARTINA FRANZ, SIBYLLE STÄRK,
REIRRADIATION OF RECURRENT HIGH-GRADE GLIOMAS USING AMINO ACID PET (SPECT)/CT/MRI IMAGE FUSION TO DETERMINE GROSS TUMOR VOLUME FOR STEREOTACTIC FRACTIONATED RADIOTHERAPY
J. Radiation Oncology Biol. Phys., Vol. 63, No. 2, pp. 511–519, 2005

3) Shannon E. Fogh, David W. Andrews
Hypofractionated Stereotactic Radiation Therapy: An Effective Therapy for Recurrent High-Grade Gliomas
J Clin Oncol 28:3048-3053, 2010


Irmhelm

Hallo medtom,
ein Facharzt, vielen Dank für die ausführliche Beschreibung. Hat mir gut getan, diesen Bericht zu lesen. Auch wir werden irgendwann in die Lage kommen eine der o.g. Therapien in Anspruch zu nehmen. Mein Mann hat Glioblastom,, OP 16.01.2012. Bestrahlung mit gleichzeitiger Temodalgabe, dann 6 Zyklen. Letzter Zyklus war im Okt. `12. Seitdem ohne Chemo, bei einigermaßen guter Verfassung. Seit Mai letzten Jahres ist Stillstand des Resttumores. Hoffentlich noch langer Stillstand. Dann wird wohl eine der o.g. Therapien in Angriff genommen werden müssen. Nochmals vielen Dank für Ihre Ausführungen.
LG
Irmhelm

pietra

Auch von mir vielen Dank für die Information. Mein Mann hat heute noch schwer mit den Bestrahlungsnachwirkungen zu kämpfen. OP September 2012. Er wollte auch keine Chemotherapie. Was bedeutet uns eine Lebensverlängerung mit allen den Qualen, die die obigen Strahlen- und Chemotherapien mit sich bringen? Ich weiß das im Moment überhaupt nicht mehr. Kann es helfen oder verlängern sie das Leiden...?

alma

Hallo Pietra,

ja, das ist eine wichtige Frage. Langzeitüberleben sagt ja nichts über die Bedingungen aus, unter den man lebt, sondern heißt einfach, dass man den statistischen Mittelwert um einiges überschritten hat.
Beides, würde ich sagen, länger zu leben, bedeutet unter Umständen auch, länger zu leiden. Der Betreffende kommt irgendwann möglicherweise selbst an den Punkt, sich den kräftezehrenden Behandlungen nicht weiter auszusetzen. Wenn es nicht ein Vorschlag der behandelnden Ärzte ist. Danach geht es von medizinischer Seite eigentlich nur noch darum, die Symptome zu lindern.

Tausendfüßler

hallo liebe Pietra,
ein mir sehr nahe stehender Mensch hat nach vielen Jahren der Chemos und anderer kräfte zehrender Therapien NEIN gesagt, die Ärzte waren nicht begeistert, der Hausarzt ,ein wunderbarer DOC ,hat ihr sofort einen Patz im Hospiz besorgt ,was dann kam ,war eine so schöne Zeit ,sie hatte keine Schmerzen,obwohl sie voller Metastasen saß, diese 69 Tage im Hospiz bezeichnete sie selbst als die schönsten Stunden ihres Lebens, nie war sie allein ,eine Helferkette um sie herum ,hat sie begleitet, mit einem letzten Schnaufer hat sie diese Erde verlassen.
Bin selber Glio Grad IV ,das war so eine schöne Erfahrung, wenn das mein Weg sein soll ,dann gehe ich ihn gern.

Ihr dürft den Tod nicht fürchten
der Tod kommt sowieso
das Leben ist das Wunder.

Herzlich Tausendfüßler

Harry Bo

So wie ich das inzwischen zum Thema Hirntumor mitbekommen habe sind Bestrahlung und Chemo relativ gut auszuhalten und man erholt sich auch relativ schnell wieder davon.
In 2 Fällen von Lungenkrebs, die ich mit beobachten konnte, wurde aber eine Chemo nach der anderen verabreicht ohne dem Körper genug Erholungszeit zu geben und sie wurden weiter verabreicht, als der Körper meiner Meinung nach keinerlei Reserven mehr dazu hatte.
Beide sind nicht im Zusammenhang mit der Lunge verstorben, eher an völliger Entkräftung und allgemeinem Organversagen.
Den richtigen Zeitpunkt zum Therapieabbruch zu erwischen scheint mir das schwierigste Problem zu sein.

Tausendfüßler

hallo Harry Bo
ja das erlebe ich genauso, Temodal und Bestrahlung sind nicht schön ,aber gut verträglich,
wie ich versucht habe in meiner Darstelluung ,geht es Menschen mit anderen K--erkrankungen oft wirklich viel schlechter,eine Chemo jagt die nächste, die Leute sind kraftlos ,es gibt wenig Unterstützung alternativer Art, und trotzdem wird weiter Chemo verabreicht.
Harry ,du hast doch gerade so viel geschafft ,denke doch nicht soweit voraus, gib dem Leben eine Chance ,
mit ganz viel Empathie
Tausendfüßler

eimac

Harry Bo,

Ich denke, es kommt natürlich auch darauf an, wie du vorher gesund drauf warst, denn die Strahlung und Chemo sind schon ganz schön belastend.
Ich glaube, man darf da nicht großartig andersweitig schön angeschlagen sein.
Und ich denke, eine positive Einstellung und ein Kampfeswillen muß gewissenermaßen auch vorhanden sein. Selbst die schon erwähnte Strahlungsmaske ist bestimmt für den einen oder anderen eine psychische Belastung, die überwunden werden muß, obwohl das Ganze ungefähr nur 5 Minuten dauert dazu kommt dann auch noch garantiert nach 2 Wochen an der bestrahlten Stelle Haarausfall.

Gruß eimac

gramyo

Hallo, ihr lieben Onliner,

ja, da sins wir wieder bei einer elementaren Frage?

Ist das Leben immer noch lebenswert, trotzt Bestrahlung und Chemo, oder nur noch Chemo?

Also, habe ich häufig geschrieben, wärend der Bestrahlung mit komb. Chemo ging es ihm wirklich gut.Wenn man von leichter Müdigkeit absieht.

Wir hatten das Glück, das unsere Onkologin auch sehr aufgeschlossen für alternative Krebsbehandlung war und auch eine gute Palliativmedizinerin ist.
Ich würde sagen, solange man, der BETROFFENE, die Schul- und alternative Krebsbehandlung will, soll man es machen und auch absolut dafür gehen.
Ich glaube eh, das jeder, auch mein Mann, beschließt , wie lange er leben will und wie gut.
Wieder mal eine nachdenkliche Gramyo
mit persönlichem Kraftbaum, unter dem ihr Liebster liegt.

gramyo

Hallo,

wollte schreiben, das jeder beschließt, ob er noch leben wil. Mein Mann hatte dann beschlossen, diesen Planeten zu verlassen.

Wie ich schonmal schrieb, mit einem wunderschönen Ton.
Das ist jetzt mein Trost.
Gramyo

Sandyy

Hallo medtom,

auch ich danke dir für die ausführlichen Informationen im Falle eines Rezidivs! Es ist gut zu wissen, was es dann für Behandlungsmöglichkeiten gibt. Am 05.04.13 hatte meine Mutter ihr erstes MRT nach der Standardtherapie beim Glioblastom. Die Ärzte sagten, es sei ein Rezidiv! Und das nach nur 2 Monaten nach der OP :(
Auch ich habe auf der CD-ROM, die wir von den ÄRzten bekommen haben, eindeutig eine riesige weiße Fläche rechts okzipital gesehen.
Gestern dann die überraschende Wendung: der Arzt meinte, dass die Onkologen in Tüb. meinen, es sei whrscheinlich doch kein Rezidiv, sondern "Narbengewebe!.
Ich kann es noch gar nicht glauben, das wäre sehr, sehr schön.
Meine Mutter hat trotzdem noch den Resttumor, der wahrscheinlich eine Gliomatosis cerebri ist.

Beste Grüße
Sandyy

Aivlis

Guten Abend Tausendfüßler,
"Ihr dürft den Tod nicht fürchten
der Tod kommt sowieso
das Leben ist das Wunder."
Das hast Du schön gesagt. Danke dafür.
Meinem Mann allerdings (58 Jahre alt und seit nunmehr fast 2 Jahren mit Glioblastom) geht es immer wieder so richtig sch... Er hatte im ersten Jahr nach der OP während der Therapie mit Temodal einen septischen Schock. Dann, 1/2 Jahr später einen Cortison-induzierten Diabetes mit fast 800 mg/dl Glucose im Blut entwickelt. Überlebt. Im zweiten Jahr ein Rezidiv entwickelt. Nochmals bestrahlt. Seit August 2012 dann mit Avastin behandelt. Mittlerweile eine spastische Lähmung linksseitig. Ständig müde. Häufig Schmerzen. Auch Bauchweh. Und - er lebt. Und leidet. Und kämpft. Und das Leben ist nach wie vor ein Wunder.

Tausendfüßler

hallo ,liebe Avilis,
danke ,das ist wahrhaftig ein Wunder,ich bin nicht auf Rosen gebettet, aber ich kann nicht anders als an das Wunder Leben zu glauben.
Manchmal macht es mich ganz kirre, mit welchem Eifer Angehörige meinen über oder für das Leben der erkrankten Person zu entscheiden ,aber du gehst den Weg mit ihm ,wie wundervoll.
Ich bin selber Glio Grad IV ,meine Frau ist bestimmt viel besorgter als ich es oft bin ,aber wir reden dann und sie läßt mich, ich kann nur so. Selbst wenn alle Verschlüsse von Dosen ,Gläsen mein Feind sind , mit Stäbchen essen ghet nicht mehr,aber ich will es wissen ,immer wieder.Rasieren ,nur noch elektrisch,sonst passiert wer weiß was,aber ich schaffe es und nehme
die Herausforderungen an. Es gehört Demut dazu und Dankbarkeit und Liebe zu sich sellbst,
Dein Mann und du ,ihr geht den Weg ,das Wunder das Leben heißt zu leben ,,,weiter so viel kraft und Liebe füreinander
LG
Tausendfüßler

Aivlis

Guten Abend Tausendfüßler,
"Manchmal macht es mich ganz kirre, mit welchem Eifer Angehörige meinen über oder für das Leben der erkrankten Person zu entscheiden" - Ja, Du hast recht: Immer wieder weise ich sogar gute Freunde darauf hin, dass mein Mann erwachsen ist, außerdem mündig und für sich entscheidet. Und ich gestehe, es gehört immer wieder auch zu meinen Übungen, ihn zu lassen. Wenn er keinen Elektro-Rollstuhl will, dann will er eben nicht. Wenn er nichts mit mir unternehmen will, dann will er eben nicht ... Ich falle dann immer wieder auf mich selbst zurück und tröste mich, mein Mann lehrt mich, allein zu leben. - Lieber Tausendfüßler, ich danke Dir für Deine lieben Worte und wünsche Dir alles, alles Gute. Es ist manchmal unglaublich schwer, einen Menschen, mit dem man durch so viele Lebensabschnitte gegangen ist, leiden zu sehen.
Herzlichst, Aivlis

ratlose

Als Angehörige behaupte ich nun auch mal, dass ich nichts bestimmen möchte ! Ich erkenne, dass meine Nichte vieles ablehnt aus Bescheidenheit, sie will nicht, dass wir Arbeit haben. Gleichzeitig sehe ich an ihrer Mimik, wie unglücklich sie über verschiedene Situationen ist und wenn das Problem unauffällig beseitigt wurde, wie dankbar sie dafür ist. Es kann m.M. nach auch etwas einfach sein, zu sagen, lass sie doch, sie will es ja nicht. Aber ich weiß, dass nach ihren Aussagen meist alles verwaschen wie durch einen Schleier sieht und wehe, sie hat dann lichte Momente und bemerkt etwas von den Unzulänglichkeiten. Wenn ich bei ihr bin, habe ich das Gefühl, es tut ihr gut, nur wenn ich dann wieder alleine zu hause bin, bin ich halt auch mal schwach!

Tausendfüßler

liebe ratlose,
es ist doch gut so, wie du es machst,wenn du so intensive Wahrnehmungen hast, die sich mit dem decken was deine Nichte möchte, dann ist es schön.
Ich weiß ,wie schwer es ist ,zugucken zu müssen,weil die Krankheit schlimm ist und die Angst um den vielleicht nahestehenden Verlust eines geliebten Menschen einen fertig machen kann.
Ich erlebe es als Betroffener sehr oft bei meiner Frau ,die still ""leidet""
und das bekümmert mich so sehr ,dass ich ihr ""das antue"" indem ich diese Krankheit habe.
Sei wie du bist ,du erscheinst mir gar nicht ratlos--habe ich dir dir schon mal geschrieben.
Dir viel Kraft ,sei schwach wenn dir danach ist und stark wenn es notwenig ist.
LG
Tausendfüßler

gramyo

Liebe Rita (ratlose)
will ich eigentlich nicht schreiben,

zuerst einmal, du machst das großartig!

Es ist wirklich eine Balanceakt, wie viel soll man machen, was soll man nicht tun?

Bin für mich zu einer guten Erkenntnis gelangt, habe das unter dem Beitrag: " wie erkennt man, dass das Sterben kommt"
geschrieben.

Der Mensch wird unschuldig, pflegebedürftig und hilflos geboren

und genauso stirbt er auch, oder wie ich lieber schreibe, geht er seinen "Weg ins Licht".

Für Angehörige, finde ich, kann das durchaus ein Trost und eine Hilfe sein.

Liebe Rita, suche du dir nach deiner Betreuung von deiner Nichte,
Hilfe und Kraft gebende Menschen.
Schreibe weiterhin hier im Forum, hat mir und auch jetzt noch absolut viel Kraft gegeben.

Ganz viel Kraft, aber auch eine "Ruheinsel" wünscht dir
Gramyo mit persönlichem Kraftbaum

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