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Thema: "Richtiger" Umgang mit Familie

"Richtiger" Umgang mit Familie
Gloria[a]
23.05.2004 07:48:25
Hallo zusammen,
ich wollte fragen, ob jemand Tips geben kann, wie man (Erkrankter) am besten mit seinen Angehörigen umgehen kann. Zuerst wurde die Krankheit möglichst ignoriert, seitdem ich aber auf die Krücke bzw. den Rollstuhl angewiesen bin, sind die Zustände bei uns (bin wieder bei meinen Eltern eingezogen) unhaltbar geworden. Ich darf fast nichts mehr selber machen und werde den ganzen Tag von morgens an gegängelt, angemeckert, bevormundet und auch angeschrien. So würde man einen gesunden Erwachsenen nie behandeln. Dazu kommen Vorwürfe, wegen dir... können wir nicht ... Aber sie sagen, sie würden alles gerne machen, sehen aber nicht, daß ich im Rahmen des Möglichen so viel wie möglich selber machen will (oder kann). Das führt Tag für Tag zu dickem Streit. Kann mir jemand weiterhelfen?
Danke!
Gloria[a]
Theoden
23.05.2004 10:48:05
Genau so ging es meinem Freund - und ich konnte ihm nicht helfen. Die Familie war entsetzlich ihm gegenüber un hat sich darüber aufgeregt, als er wortfindungsstörungen bekam und in Panik gefragt hat "warum versthet mich den niemand?!?" Das hat die eigene Mutter kommentiert mit: Typisch, immer sind die anderen schuld.
Theoden
Gast[a]
23.05.2004 14:37:37
Du wirst es nicht schaffen, deine Familie zu ändern. Es ist zwar richtig, dass du nur dein eigenes Verhalten ändern kannst, aber du solltest die Schuld nicht bei dir suchen.
Ich bin durch meine Krankheit um einiges egoistischer geworden, sonst geht man unter.
Du könntest versuchen, auf Reha oder Kur zu gehen. Rede doch mal mit deinem Arzt darüber. Die Zustände tun ja auch deiner Gesundheit nicht gut.
Gast[a]
Gloria[a]
24.05.2004 18:33:03
Tja, diesen Satz habe ich heute schon mehrfach gehört. Auch ist es "schade", wenn die eigenen Eltern fragen, warum man denn so schnell (die letzte Verschlechterung war innerhalb 5 Wochen und eine Woche danach nochmals) wieder zum MRT möchte. Bekomme neue Chemo und kann höchstens noch schlechter, da will man doch wissen, ob diese erhaupt anschlägt.
Viel Glück für alle anderen mit Ihren Angehörigen. Solche zusätzlichen nervlichen Belastungen "fördern" die Gesundheit!
Gloria[a]
Heidi[a]
25.05.2004 13:34:17
Hallo Gloria, ich bin Angehörige und nicht Patient, sehe aber, dass wir meinen Vater auch immer mehr zum "Kind" degradieren. Absichtlich tun wir das jedoch nicht. Könntest du nicht jemand, dem du vertraust, vielleicht eine gute Freundin, bei deinen Eltern vorsprechen lassen, die die Situation erklärt? Ihren Charakter wird man nicht umkrempeln können, aber ein bisschen Mühe kann sich jeder geben. Ich wünsche dir alles Gute!!!
Heidi[a]
Jeannette[a]
27.05.2004 23:45:30
Hallo Gloria,
ich kann dich sehr gut verstehen... Ich habe die Erfahrungen mit den Eltern meines Freundes/Mannes gemacht ich konnte sie nie verstehen, habe sie irgendwann gemieden.Weil sie mich nr genervt haben.
Wo wohnst du? Vielleicht gibt es dort kompetente Anlaufstellen...die Idee mit der Freundin war nicht schlecht..
Alles Gute und liebe Grüße aus Berlin
J.
Jeannette[a]
Suse[a]
31.05.2004 01:17:00
Liebe Gloria, liebe Angehörige, liebe Betroffene,

ich bin Angehörige (Ehefrau) eines pflegebedürftigen Tumorpatienten.
Auch bei uns war es in der Anfangszeit sehr schwer, den rechten Umgang miteinander zu finden.
Ich möchte hier eine Lanze für die "ANGEHÖRIGEN" brechen.

Oft ist es ein sehr schleichender Prozess, und es fällt nicht sofort auf, das der Patient selbst gar nicht bemerkt, das da etwas im Gange ist. Ich habe sehr oft zwischen den berühmten zwei Stühlen gesessen und wußte nicht mehr ein noch aus, nicht mehr was ich noch sagen sollte oder durfte, nicht mehr wie ich handeln oder nicht handeln sollte. Oft habe ich an mir gezweifelt, oft meinen Mann geschimpft, oft geweint und dann- irgendwann habe ich versucht einfach nur noch auf mein Gefühl zu hören, einfach jetzt zu leben und zu handeln. Für einen Angehörigen ist es sehr schwer, mit ansehen zu müssen wie sich der geliebte Mensch immer weiter zurück zum Baby entwickelt (so ist es bei uns). Ich habe nicht immer sofort bemerkt und erkannt, das es sich bei dem einen oder anderen Handeln meines Mannes um Ausfallerscheinungen handelte, sei es motorisch oder aber auch das sich sein Wesen verändert hat.Das alles ist wie gesagt ein schleichender Prozess, und im Nachhinein muss ich sagen, das es nicht immer gleich ein Fehler ist wie man handelt, wichtig ist, das ich heute weiß-
wir beide und auch unsere Söhne sind daran gewachsen und haben in diesen Situationen Lernaspekte gehabt.
Heute gehen wir sehr liebevoll miteinander um, heute wünsche ich mir oft- er möge doch mißmutig sein, er solle doch nicht so mit seinem Schicksal hadern........
Ich bitte den lieben Gott, er möge Gnade zeigen und meinen Schatz nicht leiden lassen, leiden in dem Sinne, das er durch die Ausfälle ersticken muss oder ähnliches.

In diesem Sinne, hoffe ich allen Angehörigen und Betroffenen, ein wenig Mut gemacht zu haben und vor allem Verständinis für die Nöte des anderen, auch ohne Worte.
In dem Moment wo wir etwas tun, ist es immer richtig...
Dafür sind wir auf der Erde um zu lernen....

Dankbarkeit........
Demut..........
Hinhören......
Hinsehen.........
Dasein..........


Alle Kraft, in Gedanken

Suse
Suse[a]
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