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Phoenix

Guten Morgen!

Ich möchte Euch von meinem gestrigen Besuch in der Uni berichten.

Es sollte ja eine OP-Besprechung stattfinden. Die aktuellen Bilder wurden gesichtet, keine Größenprogredienz seit Juni 2014.

Trotz und wegen der schwierigen Lage des Tumors und sicherem Wachstums irgendwann habe ich mich nach Abwägung vieler Risiken für die OP entschieden.

Zwischendurch saß ich im Wartebereich... Jetzt kommts... Das hat mich sehr belastet: Eine Frau saß mit Ihrem zum Tode geweihten Mann im Rollstuhl neben mir. Er wurde 3 x wegen eines Glioblastoms operiert, zuletzt hoffnungslos. Die Ärztin fragte den Mann, ob er Angst hätte, weil,er gehen muss. Der Mann, halbseitig gelähmt,schüttelte den Kopf. seine Frau lief verzweifelt hin und her, erzählte sie würde zuhause vor Verzweiflung laut im Haus herumschreien. Ihr Mann hätte Flecken im Gesicht... Das käme vom Tumor, der nun auch in das umliegende Gewebe streut... Das erste Enkelkind unterwegs... man habe ihr gesagt, nur ältere Männer würden ein Glioblastom bekommen...sie hat aber auf Station sehr viele junge Männer erlebt, 16 oder 19 Jahre alt mit derselben Diagnose. Der Mann saß in seinem Rollstuhl, hat alles mitbekommen. Für mich war das der Horror pur. Einerseits war ich interessiert, andererseits so mit diesem Leiden und Dem sicher bald bevorstehenden Tod konfrontiert. Der Frau wurde noch der Arztbrief überreicht, was sie mit "Das ist der letzte Brief von Euchüber meinen Mann, das letzte, was ich von Euch bekomme" unter Tränen kommentierte.
Ich glaube, ich bin traumatisiert.
Nach einer fast schlaflosen Nacht auch wegen der Ängste meiner eigenen OP, erhielt ich heute Morgen von der Ärztin, die mich gestern nochmals untersuchte, erstmal Entwarnung: Nächste Woche soll nochmal eine Konferenz stattfinden, um zu entscheiden, wie dringlich die OP sei, da das Meningeom an einer sehr riskanten Stelle sitzt. Man will sich ganz sicher sein. Die Ärztin war und ist sehr einfühlsam und kompetent. Wirklich klasse.
Jetzt könnte ich erstmal weinen vor Glück! Vielleicht komm ich nochmal davon. Jetzt habe ich auch erfahren, wer mich operieren würde, ein Neurochirurg spezialisiert auf die Schädelbasis.
Jetzt fühle ich mich in der Uniklinik Freiburg sehr gut aufgehoben und schon sind meine Ängste viiiiel kleiner. Jetzt vertraue ich.
Am Dienstag ist Fallbesprechung und nächsten Donnerstag habe ich einen Termin auch gemeinsam mit dem zuständigen Chirurgen.
Endlich! Ich kam mir so verlassen vor. Jetzt geht's wieder besser.
Eure Phönix

Stern77

Hallo Phoenix,

na, das ist nun wirklich nicht das, was man vor der eigenen OP braucht! Tur mir leid, dass Du das - gerade zu diesem Zeitpunkt - so miterleben musstest. Wobei ich mich schon frage, ob ein Gespräch zwischen Ärztin und Patient bzw. Angehörigem im Wartebereich stattfinden muss...

Bedenke bitte, dass Du mit Deinem Meningeom in einer ganz anderer Liga "spielst". Natürlich hast Du die OP vor Dir, die Dir verständlicherweise Angst macht und so ein Erlebnis kurz vor der eigenen OP zu haben, ist wirklich Horror pur, aber die Geschichte dieses armen alten Mannes ist nicht Deine Geschichte. Das musst Du Dir immer vor Augen halten.

Hast Du schon einen OP-Termin?

Alles Gute für Dich!

LG Stern77

Phoenix

Hallo Stern77, Danke für Deine netten Worte!

...vor der Terminvegabe hab ich mich gestern noch verdrückt, musste zu lange warten, wollte dann anrufen...sollte ja auch noch vorher MRTs von BWS und LWS anfertigen lassen, um weitere Meningeome wegen der Symptomatik im myelon auszuschließen...
Eigentlich wollte ich heute Morgen erst mal Anrufen und meinem Unmut freien Lauf lassen. Ich wusste bis heute früh nicht, wer mich operieren wird und wie das ein Chirurg sieht. Nun hat sich die Ärztin zwischenzeitlich gekümmert und mich heute früh gleich um 8 Uhr angerufen. Mir plumpste ein Fels ( das Meningeom) vom Herzen...

Puuuuh! Jetzt erstmal tief durchatmen... Aber viel wichtiger ist, dass ich jetzt auch Vertrauen kann. Bisher waren die Voraussetzungen leider nicht gegeben. Aber jetzt ist es o.k. Ja, ich vertraue! Ich danke der jungen Ärztin.

Phönix

P.S. Mein Spiel in der anderen Liga ist mir bewusst, aber das Wissen, wie es sein kann, wenn man am Ende ist... Wenn sich das Leben in vollem Bewusstsein dem Ende zuneigt, das ist heftig.

Stern77

Gut, dass Du nun das nötige Vertrauen hast. Ich sag immer, wenn das Bauchgefühl stimmt, dann ist man dort richtig.

Alles Gute!

Stern77

2more

Hallo Phoenix,

konzentriere Dich ganz auf das, was auf Dich zukommt und versuche, nicht mehr zu grübeln über das, was Du im Wartebereich erfahren hast. Du wurdest bisher nicht mit dem Tod/dem Sterben konfrontiert? Beides könnte Dir möglicherweise in der Klinik erneut begegnen und in Deinem weiteren Leben.
Ich habe leider schon einige Todesfälle in der Familie und im Freundeskreis überwinden müssen, man lernt, damit umzugehen und sich mit der eigenen Endlichkeit zu befassen. Übrigens habe ich auch in einer Klinik ungewollt anhören müssen, wie ein Arzt auf dem Korridor! in der Besucherecke einer Frau mitteilte, dass ihr Mann nicht mehr gerettet werden kann. Sehr unsensibel.

Wie gesagt, bereite Dich in Ruhe auf das Bevorstehende vor.

Viel Glück
2more

Phoenix

Hallo 2more, danke.

Mit dem Sterben war ich schon sehr häufig konfrontiert,vor vielen Jahren ist ein Bekannter in meinen Armen verstorben. So habe auch ich wie viele Menschen Verluste auch im engen Familienkreis erlebt. Doch dies in einer "Betroffenen-Phase" mitzubekommen, ist schon nochmal etwas anderes. Ich habe zwar kein Glioblastom - dafür bin ich dankbar, doch in einer Phase in der man noch verunsichert ist, alles noch offen ist, berührt einen das doch sehr. Ich habe gesehen,der Mann ist halbseitig gelähmt...das verknüpfte ich mit meiner Angst, nach der OP so etwas selbst zu erleiden.. Der Mann kann nicht richtig sprechen - auch das schildern ja einige als Nebenwirkung der OP, wenn auch nur vorübergehend.

Aber ich bin dankbar, dass ich "nur" ein Meningeom habe, das zwar an einer sehr schwierigen Stelle "schläft". Es ist soweit gutartig und wird solange es nicht wächst, (fast) keinen Schaden anrichten.

Liebe Grüße Phönix

2more

Hallo Phoenix,

natürlich hast Du Angst, das Kopfkino lässt sich so leicht nicht abstellen.
Es fällt auch nicht immer leicht, sich selbst zu versichern, dass der größte Teil der Meningeom-Operationen gut verläuft, also warum nicht auch jetzt.
Und selbst in den Fällen, wo anschließend leichte bis mittelschwere Defizite vorhanden waren, konnten durch Reha-Maßnahmen und/oder Medikamente gute Ergebnisse erzielt werden. Eine Meningeom-Resektion bedeutet nicht das Ende, das hast Du richtig erkannt.

Viele Grüße
2more

Phoenix

Jetzt habe ich das Erlebnis,mit dem Todgeweihten Mann fast schon wieder "vergessen".

In meinem Fall mag ich aber auch nicht mehr dran denken, was alles im Falle einer OP eintreten könnte. Es muss ja nicht - es kann!

Ganz ehrlich: Das Leben ist lebensgefährlich! Genießen wir jeden Tag!

Eure Phoenix

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