Hallo, rittersporni,
ich bin/war selbst Lehrerin und habe bei meiner Erstdiagnose (1995 Meningeom WHO I) von meinem sehr verantwortungsbewussten NC gleich gesagt bekommen, dass man - insbesondere als Lehrer - frühstens nach einem halben Jahr an einen schrittweisen Wiedereinstig denken kann.
Diesen habe ich - mit nicht täglichem Unterricht beginnend - ein halbes Jahr ausgedehnt. Danach bemerkte ich noch etwa ein bis anderthalb Jahre lang Einschränkungen in der Belastbarkeit, Konzentration, usw., was mir aber erst im Nachhinein wirklich bewusst wurde, als ich mich wie vorher fühlte. (Ich hatte das Glück, keine dauerhaften neurologischen Folgen zu haben.)
Leider hat es mich noch mehrfach "erwischt", mit WHO III-Meningeomen, die nach der OP bestrahlt werden mussten. Ich blieb dann sogar neun Monate zu Hause, arbeitete mich genauso langsam wieder ein.
Bei meiner dritten OP erklärte mir ein neuer NC, ich könne nach 14 Tagen wieder arbeiten gehen. Ich wartete bis zur Entscheidung, ob bestrahlt werden solle und ging dann tatasächlich bereits nach zwei Monaten in die Schule, auch mit einer schrittweisen Wiedereinarbeitung. Und das war viel zu früh! (Dieser NC hatte auch eine AHB nicht für nötig gehalten, der Tumor sei ja sehr klein, die OP kein Problem ...) Ich hätte es wissen müssen, aber es wurde mir erst Monate später klar, wie sehr ich mir damit geschadet habe, insbesondere meiner Psyche. Ich hatte mich viel zu viel unter Druck gesetzt, weil ich alle Anforderungen, die dieser schöne Beruf an uns stellt, so gut wie vorher bewältigen wollte. Erstmalig musste ich erleben, dass ich aus psychischen Gründen wochenlang zu Hause bleiben musste! Die nachträglich beantragte Reha konnte ich erst fast ein Jahr nach dem Antrag, fast zwei Jahre nach der OP antreten. Aber danach konnte ich wieder arbeiten und habe insbesondere noch mehr als zuvor bemerkt, dass ich viel besser mit diesen "besonderen" Kindern umgehen konnte, also eigentlich hatten diese es bemerkt, dass ich auf sie besser eingehen konnte.
Und gerade deswegen tat es mir sehr weh, dass die Diagnose eines vierten+fünften Tumors, deren OP und Bestrahlung mich dann doch 2011 dazu brachte, die Tätigkeit als Lehrer nicht mehr ausüben zu können. Ich hatte noch so viel Hoffnung. Ich hatte danach noch einiges mit Kindern versucht, aber ... einerseits war es sehr schwer und andererseits ... es tat sehr weh.
Ich habe mir andere Dinge gesucht, die meinem Leben irgend einen Sinn geben. An meine Tätigkeit als Lehrerin denke ich mit Sehnsucht zurück, aber auch mit einem gewissen Stolz, trotz und mit diesen Hirntumoren diesen Beruf sehr gern und im Laufe der Zeit immer lieber ausgeübt zu haben.
Liebe rittersporni,
wenn Du gern als Lehrerin weiterarbeiten möchtest, dann nimm Dir die Zeit für ein erneutes Aussteigen und dann für einen ganz langsamen Wiedereinstieg in diesen Beruf, der im Unterschied zu manchen anderen Berufen während der Anwesenheit stets hundertprozentige Konzentration fordert. Ich wünsche Dir, dass es Dir gelingt, aber habe Geduld!
Ich hoffe doch, Du hast eine Schwerbehinderung beantragt. Ich habe das damals getan, weil ich erfahren hatte, dass es, abhängig vom GdB, einige Abminderungsstunden gibt. Die haben mir sehr geholfen.
Irgendwann schreit es in Dir vielleicht nicht mehr "NEIN!" und Dein Optimismus kehrt nach und nach zurück. Das wünsche ich Dir sehr.
KaSy