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Thema: Rückkehr in den Beruf

Rückkehr in den Beruf
rittersporni
18.11.2015 15:53:07
Melde mich ziemlich ernüchtert einmal wieder... nachdem die OP im Mai komplikationslos verlaufen ist, ich auch recht schnell wieder auf die Beine und ins Leben zurückgefunden hatte mit großer Dankbarkeit und allmählich sich zurück entwickeltem Vertrauen, habe ich im September wieder zu arbeiten begonnen - und bin gescheitert. Die Kopfschmerzen sind wieder da, Schwindel, alles ist zuviel, vor allem Geräusche und Menschen und deren Anforderungen, das Leben erschöpft mich... bin gerade sehr frustriert und habe echte Angst vor Berufsunfähigkeit, weiß ganz existentiell nicht mehr, wohin mit mir und frage mich, ob es möglicherweise unter Euch jemanden gibt, der so wie ich im Lehrberuf steht und meint, diesen job nicht mehr machen zu können, auch gar nicht mehr zu wollen, weil alles "NEIN" brüllt in einem selbst?
rittersporni
Mayla
18.11.2015 16:23:03
Hallo rittersporni,
die OP war bei mir auch im Mai und es ist z. Zt. undenkbar dass ich in meinen Beruf wieder zurück gehe.
Ich war im Technischen Bereich, (Problemlösungen finden) welche eine hohe Konzentration und flexibles Denken erfordert, immer mit mehreren und wechselnden Programmen, Kunden und Kollegen tätig. Den Anforderungen bin ich schlichtweg momentan nicht gewachsen, mein Arbeitgeber unterstützt mich da gottseidank sehr.
Ich versuche nun das Negative ins Positive soweit möglich umzudrehen.
Ich suche mir nun ein anderes Betätigungsfeld, die verschiedensten Vorträge/Lesungen, Sport u. ä. zu besuchen, um langsam wieder neue Synapsen im Hirn zu verbinden, anstrengend ist es, aber ohne Leistung zu erbringen müssen, sondern nur so was und wie ich es aufnehmen, verarbeiten und mich einbringen kann.
Selbst wenn ich zuhause nur! meine Familie um mich herum habe, bin ich schnell gestresst und merke das dies mich total überfordert, körperlich wie geistig sind da die Grenzen sehr niederschwellig.

Edit: schon mal an die Möglichkeit gedacht, Nachhilfe für vlt. 1-2 Schüler mit nur wenigen Stunden die Woche zu geben, Hausaufgabenbetreuung oder auch Schüler die stationär in Kliniken sind, zu unterrichten, soweit das möglich ist? Gedacht als kleinen Start oder Test für deine Belastbarkeit?
Mayla
Marie Marple
18.11.2015 16:31:32
Hallo Rittersporni,
was du scheibst, kann ich sehr gut nachempfinden... Bei mir ist "das Alles" allerdings schon 11 Jahre her... Es war nicht der Tumor "alleine", der mich aus der Bahn geworfen hat, hinzu kamen: ein Aneurysma im Kopf, Erblindung des rechten Auges und der "Faden ist immer noch nicht abgerissen"...
Ich habe als Erzieherin im Kindergarten gearbeitet - also ähnliche Anforderungen wie bei dir.
Im Herbst 2004 habe ich einen Rentenantrag gestellt - wurde zunächst für 1 Jahr bewilligt und dann auf "unbestimmte Zeit".
Oh ja, die Existenzängste kenne ich...
Rückblickend sage ich: FRÜHER war mein Beruf mein Lebensinhalt... heute bin ICH SELBST zu meinem Lebensinhalt geworden!
Eben weil vieles nicht mehr geht, schwieriger geworden ist usw. Ich habe lange gelitten, nicht mehr arbeiten zu können, war dann irgendwann an dem Punkt angelangt "es anzunehmen"... (damals war ich 40, also weit vom "normalen" Rentenalter" entfernt)
Es gibt immer noch Situationen mit "Wehmut" usw. - aber wenn man ALLEM nicht mehr gewachsen ist...
Ich wünsche dir, dass du DEINEN WEG findest!

Liebe Grüße
Marie Marple
Marie Marple
krimi
18.11.2015 19:46:51
Hallo rittersporni,

ich bin oder war nicht im Lehrberuf tätig, aber als Schulsekretärin an einer Schule.
Die Anforderungen die an euch gestellt werden kenne ich dennoch.

Ich weiß es jetzt nicht mehr - bist du gleich voll wieder eingestiegen?
Leitest du eine eigene Klasse? Dann ist es noch einmal eine andere Hausnummer.

Ich konnte mit einer Wiedereingliederung beginnen. Es war schwer.

Von einer Lehrerkollegin, die letztes Jahr an einem Hirntumor erkrankte weiß ich, dass es die Möglichkeit gibt, mit reduzierter Stundenzahl zu beginnen.
Hast du dies in Anspruch genommen?

Das Problem bei uns Hirnoperierten ist, dass wir uns nachdem alles überstanden ist, relativ schnell gut und fit fühlen. Der Kopf, unser Gehirn aber seine eigene Zeit hat fit zu werden.
Die Überlastung durch die vielen Reize und Anforderungen in diesem Beruf machen dann schnell unsere noch vorhandenen Defizite klar.

Ich weiß nicht ob du verbeamtet bist oder im Angestelltenverhältnis.
Vielleicht kannst du deine Stundenzahl noch eine zeitlang reduzieren.
Gib deinem Kopf die nötige Zeit die er braucht. Es muss nicht auf eine Berufsunfähigkeit hinauslaufen.

Ich bin leider in EU-Rente. Aber nicht nur aufgrund des Hirntumors.

Dir alles Gute und weiter gute Besserung.
krimi
krimi
slowly
18.11.2015 21:41:38
Liebe Rittersporni,

ich bin auch Lehrerin und befinde mich gerade in einer ähnlichen Situation wie du.

Meine Meningeom-Op fand allerdings schon im Frühjahr des vergangenen Jahres statt. Doch erst in diesem Jahr habe ich mit einem Arbeitsversuch in der Schule beginnen können. Die Wiedereingliederungszeit läuft noch...
Wenn du magst, können wir uns einmal näher austauschen.

Liebe Grüße
slowly
rittersporni
19.11.2015 14:39:08
Hallo Ihr,
ich danke Euch für Eure Anregungen und empfinde es, wie es hier im Forum ja schön an vielen Stellen zum Ausdruck kam als sehr entlastend, zu lesen, dass auch andere in ähnlichen Prozessen stehen. Wahrscheinlich geht es insgesamt darum, das bisherige Selbstbild loszulassen und eines zu entwickeln, das den jetzigen Möglichkeiten und Grenzen entspricht.. was mir ungeheuer schwer fällt, die alten Muster (leistungsorientiert, stell dich nicht so an, das schaffst du schon...) greifen tief und das Erleben nun, es erstmal eben nicht zu schaffen, nagt am Selbstwert.
Krimi, ja, ich bin verbeamtet und arbeitete zuletzt mit etwa 60% als Sonderschullehrerin. Habe mangels Aufklärung und in eigener Überschätzung nach den Sommerferien mit diesem Deputat wieder zu arbeiten begonnen, mich dabei absolut überfordert und bin nun in der vierten Woche erneut krank geschrieben. Mittlerweile weiß ich über Personalrat und Schwerbehindertenvertreterin, dass es bei meinem Wiedereinstieg versäumt wurde, mich über meine Rechte aufzuklären und kenne die Möglichkeiten des stufenweisen Wiedereintritts etc.... was aber nicht meine ganz grundlegende Angst nimmt vor dem, was sich in meinem Kopf abspielt und wie rasch ich in sozialen Bezügen an meine Grenzen komme. Erkenne mich nicht wieder und habe das Empfinden, mich irgendwie neu erfinden zu müssen. Wahrscheinlich ist es eben an der Zeit, meinen Weg zu finden, wie Du, Miss Marple, ja auch schreibst.
Genug lamentiert, ist halt ein Prozess, tröstlich irgendwie, dass es manchen von euch ähnlich geht!
Martina
rittersporni
Gspensterl
19.11.2015 15:53:55
Ich bin Fahrlehrerin und arbeite nur noch auf 450€ Basis.
Mir geht es wie dir. Alles ist zu laut, je mehr Menschen auf einer Stelle um so anstrengender wird's .
Zumal haut nach wenigen Stunden die Konzentration ab und ich auch noch zeitweise Sehprobleme habe. Was im Straßenverkehr mit Fahranfänger nicht optimal ist.
Die allgemeine Belastbarkeit hat extrem nachgelassen, alles wird schnell zu viel. Mit spontanem Stress komm ich nun sehr schlecht klar.
Ich habe mit Wiedereingliederung 3 Monate nach der OP angefangen.
War dann kurzfristig wieder in Vollzeit, was mir vom. Kopf her aber ganz schnell zu viel war und ich auch Tage dabei habe an denen gar nichts läuft.
So habe ich Stunden reduziert bis ich nun auf Geringfügigenbasis gelandet bin.
Es geht einfach nicht mehr.
Mein Rentenantrag wurde abgelehnt, da meine Zustände ja nicht nachweisbar sind.
" Sie sehen keineswegs krank aus" hat mir die Zuständige Dame gesagt.
Na die Dame muss es wohl wissen.
Anita
Gspensterl
Derek2
19.11.2015 22:20:05
liebe rittersporni,
mein Wunsch war es, nach dem Entfernen eines gutartigen!!! Mening. wieder ganz schnell in die Berufswelt zurückzukehren.Das Ding hatte mir schon meinen flieger. Beruf gekostet.
was geschah:3 Wo. nach MRT-1.OP-1Jahr später 2x OP-dazwischen war an Arbeit nicht zu denken-zusätzl.-beidseitige Lungenembolie-nach KH 3...4 Monate horizontal im Pflegebett zu Hause/zum Gück?!(meine Frau war meine Krankenschwester-welch Belastg.für sie)..gaaaanz langsam wieder zurück in die Senkrechte-zzt.-Kampf mit epilept,Anfällen, 24 Std. Trigeminusschmerzen,psych.Probleme(Auseinandersetzg.mit"Gesunden"uaus der Umgebg./Familie,die denken, nach der verg. Zeit ist doch bestimmt alles OK-Stell Dich nicht so an, Reiß Dich zusammen..siehst doch gut aus(ich denke-jaja,leider) dieser Prozeß dauert nun gut 7 Jahre. Zeit, die ich aus meinem Lebenstagebuch herausgestrichen habe, die mir keiner zurück gibt.
Fazit:Ich lebe,habe noch meine akuten Probleme und bin Frührentner-wäre sowieso jetzt offiz. Rentner, aber etwas tun wollte ich doch noch
Bitte, ich wünsche Dir einen anderen, besseren Weg. Wenn man sich den aussuchen könnte, hätte auch ich einen anderen gewählt.
Und das alles wegen einem - "NUR"-Meningeom-alles Gute für Dich, kommt von Herzen-Liebe Grüße Derek
Ich ziehe den Hut,gleich mehrmals,vor denen, die mit ganz anderen Tumoren zu kämpfen haben, die sehr oft eine bewundernswerte Lebenseinstellung besitzen-von denen wir auch noch viel lernen können.
Derek2
KaSy
20.11.2015 00:01:54
Hallo, rittersporni,
ich bin/war selbst Lehrerin und habe bei meiner Erstdiagnose (1995 Meningeom WHO I) von meinem sehr verantwortungsbewussten NC gleich gesagt bekommen, dass man - insbesondere als Lehrer - frühstens nach einem halben Jahr an einen schrittweisen Wiedereinstig denken kann.

Diesen habe ich - mit nicht täglichem Unterricht beginnend - ein halbes Jahr ausgedehnt. Danach bemerkte ich noch etwa ein bis anderthalb Jahre lang Einschränkungen in der Belastbarkeit, Konzentration, usw., was mir aber erst im Nachhinein wirklich bewusst wurde, als ich mich wie vorher fühlte. (Ich hatte das Glück, keine dauerhaften neurologischen Folgen zu haben.)

Leider hat es mich noch mehrfach "erwischt", mit WHO III-Meningeomen, die nach der OP bestrahlt werden mussten. Ich blieb dann sogar neun Monate zu Hause, arbeitete mich genauso langsam wieder ein.

Bei meiner dritten OP erklärte mir ein neuer NC, ich könne nach 14 Tagen wieder arbeiten gehen. Ich wartete bis zur Entscheidung, ob bestrahlt werden solle und ging dann tatasächlich bereits nach zwei Monaten in die Schule, auch mit einer schrittweisen Wiedereinarbeitung. Und das war viel zu früh! (Dieser NC hatte auch eine AHB nicht für nötig gehalten, der Tumor sei ja sehr klein, die OP kein Problem ...) Ich hätte es wissen müssen, aber es wurde mir erst Monate später klar, wie sehr ich mir damit geschadet habe, insbesondere meiner Psyche. Ich hatte mich viel zu viel unter Druck gesetzt, weil ich alle Anforderungen, die dieser schöne Beruf an uns stellt, so gut wie vorher bewältigen wollte. Erstmalig musste ich erleben, dass ich aus psychischen Gründen wochenlang zu Hause bleiben musste! Die nachträglich beantragte Reha konnte ich erst fast ein Jahr nach dem Antrag, fast zwei Jahre nach der OP antreten. Aber danach konnte ich wieder arbeiten und habe insbesondere noch mehr als zuvor bemerkt, dass ich viel besser mit diesen "besonderen" Kindern umgehen konnte, also eigentlich hatten diese es bemerkt, dass ich auf sie besser eingehen konnte.

Und gerade deswegen tat es mir sehr weh, dass die Diagnose eines vierten+fünften Tumors, deren OP und Bestrahlung mich dann doch 2011 dazu brachte, die Tätigkeit als Lehrer nicht mehr ausüben zu können. Ich hatte noch so viel Hoffnung. Ich hatte danach noch einiges mit Kindern versucht, aber ... einerseits war es sehr schwer und andererseits ... es tat sehr weh.

Ich habe mir andere Dinge gesucht, die meinem Leben irgend einen Sinn geben. An meine Tätigkeit als Lehrerin denke ich mit Sehnsucht zurück, aber auch mit einem gewissen Stolz, trotz und mit diesen Hirntumoren diesen Beruf sehr gern und im Laufe der Zeit immer lieber ausgeübt zu haben.

Liebe rittersporni,
wenn Du gern als Lehrerin weiterarbeiten möchtest, dann nimm Dir die Zeit für ein erneutes Aussteigen und dann für einen ganz langsamen Wiedereinstieg in diesen Beruf, der im Unterschied zu manchen anderen Berufen während der Anwesenheit stets hundertprozentige Konzentration fordert. Ich wünsche Dir, dass es Dir gelingt, aber habe Geduld!
Ich hoffe doch, Du hast eine Schwerbehinderung beantragt. Ich habe das damals getan, weil ich erfahren hatte, dass es, abhängig vom GdB, einige Abminderungsstunden gibt. Die haben mir sehr geholfen.
Irgendwann schreit es in Dir vielleicht nicht mehr "NEIN!" und Dein Optimismus kehrt nach und nach zurück. Das wünsche ich Dir sehr.
KaSy
KaSy
KaSy
20.11.2015 00:03:34
Hallo, slowly,
herzliche Grüße und alles Gute beim Wiedereinarbeiten!
KaSy
KaSy
rittersporni
20.11.2015 14:58:56
Hallo Anita, Derek2 und KaySy, puh, das Lesen eurer Berichte und Odyseen mit allen Hins und Hers und Aufs und Abs in dem Ringen um einen, auch beruflichen, Weg raubt mir echt den Atem... und zeigt mir auch, wie wichtig es zu sein scheint, das unbedingte Wollen zu lassen, los zu lassen, und sehr, sehr achtsam zu sein im Umgang mit sich und dem, was nunmal eben ist... vor allem, um eben nicht die Zeit aus dem Lebenstagebuch streichen zu müssen, wie du es empfindest, Derek2, sondern zu einer Akzeptanz zu finden und das jetzige Dasein eben so, wie es ist, als sinnhaft zu erleben... Das ist ein echter Lernprozess, finde ich, Geduld zu haben auch... und auch wenn mir mein Hirn während des versuchten Wiedereinstiegs (der ja gleich in die Vollen war) gezeigt hat, dass die Überforderung komplett war, kämpft es in mir, wills eigentlich nicht wahrhaben, geschweige denn annehmen.
Man siehts uns nicht an, das ist ein Satz, den ich hier im Forum oft lese, in manchen Situationen bin ich froh darum, dass mir das innere Chaos nicht auf der Stirn zu lesen ist, man würde mich für nicht zurechnungsfähig erklären. Tatsächlich aber ist es dadurch auch oft nicht einfach, sich im Umfeld verständlich zu machen, oft gerate auch ich in eine Art Erklärungsnot... umso schlimmer, wenn dies an offizieller Stelle geschieht, wie bei Dir, Anita. Deshalb habe ich übrigens den Antrag auf Schwerbehinderung bislang nicht gestellt... habe ja keine neurologischen Ausfälle oder sonstige nachweisbaren Folgen der Erkrankung mehr und mir darum gedacht, der Antrag würde auch entsprechend nicht gebilligt?

Ganz nach sich zu schauen, und zum Kuckuck mit den anderen und deren Erwartungen, in einem Akt der Selbstfürsorge, ja ja, es schreibt sich leicht und lässt sich (noch?) echt schwerlich leben.

Ich Dank Euch jedenfalls!
rittersporni
styrianpanther
21.11.2015 21:33:15
Liebe rittersporni !

Ich schreibe oft recht lang... Hier recht kurz meine persönliche Erfahrung

lasse dir lange Zeit.

Habe ich getan, ich war fast drei Jahre im m. E. notwendigen Krankenstand.
Wenn es der Tumortyp zulässt , macht es Sinn sich durchaus diese Zeit zu lassen. Nach langem Leiden und vielen Nebenwirkungen ( und ich bin ja nicht mal geheilt , habe eine WHO II er und Mini Resttumor ) kann ich nach drei Jahren feststellen , dass ich seelisch und psychisch fast wieder der Alte bin und in den wenigen Bereichen, wo ich nicht fit bin mache ich das mit meinen neu gewonnenen positiven Einstellung und Erfahrungen wett.

Nun arbeite ich wiedergibt Freude und entsprechender Energie und Zuversicht. Und wenn es nicht mehr geht , ehrlich, dann lass ich es ....

Das haben wir uns verdient. Machen wir das , was uns zufrieden stellt .

Alles Gute
Styrianpanter
styrianpanther
Duden888
23.11.2015 17:57:11
Liebe Rittersporni und auch Ihr Anderen,
auch ich stehe jetzt 8 Monate nach der OP (Meningeom Keilbein), vor der Entscheidung, langsam wieder ins Berufsleben zurückzukehren. Mein Neurochirurg sagte mir damals vor der OP (März 15) "Nach einem Monat sind Sie wieder fit". Nach der OP meinte er, es könne auch 3 Monate dauern..... Leider habe ich noch Resttumor, das linke Auge ist noch lädiert, ich sehe noch immer Doppelbilder....Jetzt sind 8 Monate vergangen und ich habe mich gaaanz langsam wieder zurückgekämpft und habe trotz aller Wiedereinstiegswünsche sehr, sehr großen Respekt vor dem Arbeiten. Mir hat keiner gesagt, dass der Weg zurück so schwierig und lang werden kann, einen so verantwortungsbewussten NC wie KaSy, das hätte ich mir gewünscht. Ganz im Gegenteil, ich habe anfangs von mir erwartet, ganz schnell wieder fit zu sein. Genau dieser Druck hat mich noch zusätzlich schwer belastet. Ganz langsam akzeptiere ich nun, dass ich nicht mehr die Alte bin. Ich bin eine Neue, zwar auch gut, aber anders. Viel verwundbarer als früher und passe endlich mal auf mich auf. Dafür musste ich 48 werden.... Ich werde nächste Woche mit meiner Chefin reden und ihr sagen, dass ich zwar wiederkomme (Mitte Januar plane ich), aber erst wirklich wieder im Mai/Juni 15 (wenn überhaupt) richtig einsatzfähig bin. Ich will einfach langsam anfangen und die Freude nicht verlieren. Zum Glück ist mein Arbeitgeber super, die unterstützen mich, wo sie können.
Aber, der Respekt vor dem Einstieg ist groß und die Angst an seinen eigenen Maßstäben zu scheitern, auch. Mal sehen, wie das wird. Derzeit habe ich einen ganz geregelten Tagesablauf mit viel Ausruhen, 2-3 Spaziergängen am Tag und alles nach meinem Tempo. Wie wird das im Büro? Noch sehe ich nicht richtig, habe noch Schwindelanfälle. Die Fragen bleiben für mich so lange offen, bis ich es ausprobiert habe... ich glaube derzeit nicht mehr, dass ich noch viel fitter werde, muss wohl aktzepieren, dass ich anders bin und eben einfach ausprobieren, was geht und was nicht. Derzeit schaue ich nach vorne mit großem Respekt aber auch voller Vorfreude, wieder an mein altes Leben anzuknüpfen.
Liebe Grüße an Alle.
Anja
Duden888
Wikki
24.11.2015 18:50:52
Hallo mitenand
Bisher war ich regelmässige Leserin. In der Schweiz sind zwar die rechtlichen Angelegenheiten etwas anders als in Deutschland. Die Aktivität und die vielseitigen Beiträge dieses Forums sind jedoch äusserst informativ.

Vielleicht ist jemand unter euch, der wie bei mir, nach einer positiv verlaufenden Meningeom Operation, rechts frontal, wurde entfernt, wieder als selbständig Erwerbender tätig ist oder allenfalls sein möchte.

Meine kognitiven Defizite ermöglichen es mir auch nach nun drei Jahren (OP Dez. 2012) immer noch nicht, einer auch noch so einfachen Angestellten Tätigkeit nachzugehen. Dazumal hat der Oberarzt gemeint, dass ich nach drei Monaten wieder arbeiten könnte, sicher 50%. Den Versuch 100% zu arbeiten habe ich nach drei Monaten Ruhepause dann in die Realität umgesetzt, bis ich nach einem einmonatigen REHA Aufenthalt im August 2014 meinen Verlag endgültig einstellen musste.
Das Kurzzeitgedächtnis, verlangsamtes Denken, Koordination, Planung, Antriebsschwäche, Konzentration oder das Verständnis und insbesondere die verlorengegangene Kreativität schränken meinen (beruflichen) Alltag bis heute massgeblich ein. Obwohl ich bis zu dreimal wöchentlich Therapiestunden besuche, geht es nur schleppend voran. Körperlich bin ich soweit fit und gesund. Einzig die Medikamente gegen Epilepsie erlauben es mir nicht, Auto zu fahren. Aktuell läuft noch die Prüfung für eine Rente.

Da der grösste Teil meines glücklichen Lebensinhalts aus Arbeiten bestand, stehe ich nun vor einer Herausforderung, mit einem neuen "anderen" Lebensinhalt zurecht zu kommen. Ziel ist es jedoch, beruflich baldmöglichst wieder etwas selbständiges aufbauen zu können. Die Hoffnung stirbt zuletzt.... so das Sprichwort. Wie sind eure Erfahrungen mit kognitiven Defiziten bezogen auf den Berufsalltag?

So oder so wünsche ich euch allen viel Energie und positives Denken!
Wikki
Wikki
Kendo
24.11.2015 19:14:03
Hallo zusammen
Ich glaube auch, dass der Weg zurück ins Arbeitsleben länger dauert als man denkt.. Meine OP war Ende September und ich habe noch einen Wasserstau, der aufs Hirn drückt. Ich arbeite jetzt 50%. Ich bin aber langsam, die Konzentration fehlt manchmal und nach 2 Stunden PC kommen die Kopfschmerzen. Nachmittags schlafe ich dann wie ein Bär.. Ich hoffe das es bald einmal besser wird.
LG Kendo
Kendo
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