Hallo Zusammen,
ich lese schon lange in diesem Forum.
Zu dem Thema: viel schlafen möchte ich was sagen.
Zuerst: Mein Bruder ist 62 Jahre alt und selbst Arzt.
Am 01.09.2013 wurde ein Glioblastom diagnostiziert (4x9x13).
Danach OP, Chemo und Bestrahlung.
Er ist seit Anfang an linksseitig gelähmt.
In Heidelberg hat er an der Cleopatra Studie teilgenommen.
Seit dem 6.12.13 ist er in einem Hospiz.
Ich wollte ihn zu mir nach Hause holen, aber er wollte eintauchen in ein Meer der Stille! Das hätte er bei mir nicht habe können.
Unsere Mutter ist bei mir im gleichen Haus.
86 Jahre alt und schwerst dement.
Mit im Haus wohnen unsere 3 Kinder, eine Schwiegertochter und meine Enkelin. Und mein Mann und ich selbst natürlich auch noch.
Im EG ist eine Zahnarztpraxis. Ein kommen und gehen den ganzen Tag!
Meer der Stille....nein, das hätte er nicht bei mir finden können.
Dazu noch 3 Katzen und ein Hund!
Seit ca 10 Tagen schläft er sehr viel, hat die Augen, auch wenn er wach ist, geschlossen und sein Gedächtnis lässt ihn immer wieder im Stich.
Seine Freunde sind fast alles Ärzte, aber eine Prognose....nicht von einem.
Am kommenden Freitag hat er mit seinem behandelnden Arzt abgemacht, möchte er noch einmal ein CT gemacht bekommen. Er will ganz einfach wissen, ob der Tumor wieder wächst oder ob noch Stillstand ist. Das bringt doch nichts!!
Wenn er gesagt bekommt, dass "das Ding" wieder wächst, gibt er vollends auf. Er als Arzt weiß schließlich ganz genau was zu machen ist, um das Sterben zu beschleunigen.
Er hat schon lange aufgegeben. Er wartet nur noch ab.
Er war so ein lebendiger Mensch. Er reiste viel, er liebte die Musik,das wandern, Freunde treffen, Kunst (die volle Bandbreite).
Er ist geschieden und hinterlässt keine Kinder.
Er hinterlässt mich, seine kleine Schwester (58 Jahre).
Ich bin so traurig, so leer, so ausgebrannt.
Wenn ich ihn besuche, ist er oft sehr abweisend. So war er nie.
Manchmal ist er richtig böse und gemein.
Die Pfleger im Hospiz meinten dazu, dass er mir seine Wut, seinen Zorn und Enttäuschung "anvertraut", weil er weiß wie sehr ich ihn liebe.
Oft sitze ich an seinem Bett und weiß überhaupt nicht was ich sagen soll.
Manchmal bin ich bei ihm und will nur noch weg und sobald ich weg bin, zieht es mich zu ihm hin.
Ich grüße euch auf's herzlichste und wünsche euch allen Kraft, Mut, Geduld und inneren Frieden.
Christine