Lieber Orco,
ich melde mich noch einmal bei Dir. Meinen Beitrag hast Du ja gelesen, aber auch z. T. nicht richtig verstanden. Die Symptome, die Du hast (die ich auch habe und sicher andere auch), werden uns weiter begleiten, ohne daß gleich wieder etwas tumorseitig gewachsen sein muß. Die können auch sporadisch auftreten, d. h. bei mir ist der Tinnitus zu 95 % täglich da, mal mehr mal weniger intensiv. Das ist auch für mich belastend, das kannst Du mir glauben, aber ich mache weder mich, noch meine behandelnden Ärzte deswegen verrückt. Das bringt nichts!!! Mein letztes MRT von vor 3 Wochen hatte ergeben, daß der Tumor weder gewachsen, noch kleiner geworden ist und sich auch in der Struktur nicht verändert hat. Die verschiedenen Begleiterscheinungen und Beschwerden, zu denen bei mir u. a. eben auch Tinnitus und Geschmacksveränderungen gehören, sind immer wieder mal da, zwischenzeitlich auch mal weg (bis auf den Tinnitus). Deswegen weiß ich auch, wie man sich damit fühlt, wie Du es ausdrückst. Ich lebe damit, es ist doch kein lebensbedrohender Zustand, er ist zwar unangenehm, aber doch auszuhalten. Es gibt schlimmeres, glaub es mir, das wissen und durchleben viele hier.
Bitte mach Dich nicht verrückt. Du bist manchmal wie ein aufgescheuchtes Huhn, daß etwas kopflos umherrennt (entschuldige bitte den Vergleich), aber Du schadest Dir am meisten damit selbst, wenn Du immer und immer wieder so tief in Dich hineinhörst. Vor allem können sich dadurch Deine Beschwerden noch verschlimmern, weil Du ja schon mit einer Erwartungshaltung da ran gehst. Deswegen schließe ich mich da auch voll und ganz dem Harry Bo an und ich glaube auch nicht, daß Tinnitus und Geschmacksveränderungen zu fokalen Anfällen zu zählen sind.
Auch ich, und sicher viele andere hier auch, haben die Erfahrung machen müssen und machen sie immer wieder, daß die Ärzte in Bezug auf uns Hirnturmorpatienten an ihre Grenzen stoßen, weil es sehr speziell ist und es im Vergleich zu anderen Tumorerkrankungen auch relativ selten ist. Ich bin z. B. jetzt bei einer Neuropsychologin in Behandlung, die seit über 30 Jahren praktiziert und noch nie einen Hirntumorpatienten hatte. Das ist nicht immer nur "böser Wille" von Seiten der Ärzte (schwarze Schafe gibt es natürlich überall). Der menschliche Organismus ist eben sehr komplex und vor allem individuell vielgestaltig, keiner von uns kann in ein Schema gepreßt werden und das macht die ganze Sache, vor allem auch für die Ärzte, nicht leichter.
Lieber Orco, lenk Dich ab, Du hast doch sicher Dinge, die Dir Spaß machen oder lern etwas neues. Es gibt so viele schöne Dinge im Leben, die einem vor allem auch ablenken.
Ich wünsche Dir alles Gute und vor allem etwas mehr innere Ruhe und Gelassenheit.
Herzliche Grüße.
Andrea