Liebe Herzschmerz,
das alles zu lesen, was Du schreibst, tut sehr weh.
Ich habe meinen Papa dieses Jahr im März an diesen furchtbaren Tumor verloren. Mein Papa wurde 72 Jahre alt. Das ist auch viel zu früh.
Er war bis Mitte Juli 2017 ganz normal. Im nachhinein ist uns bewusst geworden, dass es schon im Juni einige komische Situationen gab. Mitte Juli fing er an zu brechen. Er hatte starke Kopfschmerzen und es war ihm furchtbar übel. Nach ein paar Tagen ging es ihm wieder gut. Meine Eltern sind dann nach Italien geflogen und dort fing dann alles an. Sie sind dann wieder Heim geflogen und wir sind sofort in die Klink gefahren. Nach einer Stunde hieß es, dass er einen Gehirntumor hat und nach einer Woche wussten wir dann, dass es ein Glioblastom ist. Für mich ist eine Welt zusammen gebrochen. Ich wohne leider 200 km von meinen Eltern entfernt. Mein Glück war, dass mein Mann gleichzeitig mein Chef ist und ich dadurch die meiste Zeit bei meinen Eltern sein konnte. Nach einer OP, Bestrahlung, Chemo und Reha haben wir meinen Papa Anfang November endlich nach Hause holen können. Er war im Krankenhaus und auch in der Reha nie alleine. Meine Mama war im Krankenhaus von morgens 8:00 Uhr bis abends 19:00 Uhr bei ihm. Ich war 4 Tage in der Woche den ganzen Tag dort. In der Reha war meine Mama Tag und Nacht bei ihm. Mein Papa war schon eine Woche vor der Diagnose ein Pflegefall. Er war linksseitig gelähmt und meistens verwirrt. Als er dann im November Zuhause war, haben wir uns die Pflege geteilt und meistens aber zusammen gemacht. Er konnte nichts mehr alleine. Es war eine ganz schlimme Zeit. Zu sehen, wie sehr er gelitten hat, hat mir das Herz zerrissen. Ich habe noch nie in meinem Leben soviel geweint, wie in diesen sieben Monaten. Wir hatten zum Schluss ein Palliativteam mit im Boot. Das war sehr gut. Die helfen einem sehr. Ich finde es sehr schön von euch, dass Ihr euren Papa, Mann nicht alleine lassen wollt und ihn Zuhause pflegt. Das ist für euch alle sehr wichtig. Ich habe in dieser Zeit schon unbewusst Abschied genommen. Das hat mein Arzt mir gesagt, als ich ihn gefragt habe, warum es mir jetzt besser geht, nachdem mein Papa verstorben ist. Aber es ist wirklich so. Die schlimme Zeit ist die, in der man den geliebten Papa leiden sieht. Es gibt Tage, da geht es mir auch heute noch sehr schlecht. Mein Mama ist jetzt sehr viel bei uns und fährt auch mit uns in den Urlaub. Sie versteht sich sehr gut mit meinem Mann. Auch meine drei Kinder , die in der Nähe von meiner Mama wohnen kümmern sich um Sie. Auch wenn das alles ganz furchtbar ist muss das Leben weiter gehen. Das haben wir noch am gleichen Tag zu spüren bekommen. Als mein Papa gestorben ist haben wir unsere Nachbarn durch die Wand lachen hören. Sie wussten in diesem Moment natürlich nicht, was bei uns gerade passiert ist. Du wolltest wissen ,wie es zum Schluss aussieht.
Bei meinem Papa haben Donnerstags die Nieren versagt und er wollte weder essen noch trinken. Am Sonntag war er auf einmal ganz klar und wir haben alle nochmal angerufen. Die ganze Familie war da . Er hat mit uns allen ganz normal geredet und wir wussten überhaupt nicht, was das war. Als alle wieder weg waren , hat er die Augen zu gemacht und bis zum nächsten Tag um 16:00 Uhr geschlafen. Als er wach wurde hat er uns angesehen uns wollte uns etwas sagen. Das war leider nicht mehr möglich und er musste weinen. Dann schlief er wieder ein. Die ganze Nacht hat er sehr schnell geatmet. Das wurde am nächsten Morgen immer ruhiger. Um viertel vor acht hat er seine Augen aufgemacht und uns sehr intensiv angesehen. Meine Mama hat seine Hand gehalten und ich habe seinen Kopf gestreichelt als er dann um viertel nach acht für immer eingeschlafen ist. Wir sind sehr froh, dass wir die Möglichkeit hatten ihn in diesen sieben Monaten immer zu begleiten. Das war für uns alle sehr wichtig und hilft uns heute besser mit allem zurecht zu kommen.
Ich wünsche euch die nötige Kraft in dieser schweren Zeit.
Der Zusammenhalt ist das wichtigste für deinen Papa.
Ich denke an euch. Alles Liebe Angie