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Thema: Schmerzen oder nicht?

Schmerzen oder nicht?
MUFF
09.08.2017 13:13:20
Liebe Forianer,
vielleicht könnt Ihr zu diesem Thema ein paar Tipps oder Erfahrungen mitteilen und mir helfen:

Mein Mann (Glioblastom) kann nicht mehr sprechen und das Denken ist auch nicht mehr einfach.
Für mich ist daher sehr schwer festzustellen ob er Schmerzen hat oder nicht! Ich möchte ihn nicht unnötig mit Schmerzmitteln "zuschütten" will aber auch nicht, dass er Schmerzen aushalten muss.

Die Palliativärztin sagt er muss Schmerzen haben wegen des Hirndrucks, aber ich müsste es am besten einschätzen können, da ich ihn ja am besten kenne und den ganzen Tag sehe.
Aber er liegt den größten Teil des Tages und schläft ganz ruhig, dass würde ja mit Schmerzen wohl nicht gehen, oder?

Kriegt Ihr oder Eure Angehörigen Schmerzmittel bei Bedarf oder regelmäßig, damit ein "Spiegel" vorhanden ist?

Mein Mann reibt sich wenn er wach ist auch oft den Kopf, die Beine oder die Hände. Das tut er allerdings schon eine ganze Weile auch als er noch sprechen konnte. Da hat er gesagt, dass ihm nichts weh tut.

Wie sind Eure Erfahrung mit Hydromorphon oder Morphium?

LG MUFF
MUFF
TabeaK
09.08.2017 15:44:07
Mir stellt sich sich jetzt die Frage warum du diese Formulierung gewaehlt hast: "nicht unnoetig mit Schmerzmitteln zuschuetten".

Dein Mann befindet sich offensichtlich in der Endphase des Glioblastoms. Das heisst, es wird nicht mehr besser werden. Es geht darum ihm ein wuerdevolles Sterben zu ermoeglichen. Meiner Meinung nach sind da Schmerzmittel das geringere Uebel und ich wuerde auf Nummer sicher gehen.

Die Sterbensphase meiner Mutter (AstroIII/GlioIV) war recht kurz, wir hatten noch gar keine palliative Unterstuetzung - und somit auch keine Opioide -da sich ihr Zustand von heute auf morgen radikal veschlechtert hat. Wir haben kaum kapiert, was da so schnell passierte... Die letzten Tage ihres Lebens hatte sie hoellische Kopfschmerzen - wie sich beim Not-MRT herausstellte wg. einer massiven Schwellung aufgrund von Tumorprogression. Sie war aber nur sehr begrenzt in der Lage uns das mitzuteilen - sie schlief auf viel bzw lag fast nur, konnte wenig essen und kaum sprechen. Sie rieb und hielt sich oft den Kopf - auf Fragen ob ihr etwas weh tut konnte Sie nur selten antworten - es ging ihr aber ganz offensichtlich schlecht. Das einzige was wir zur Verfuegung hatten war Novalgin, was die Schmerzen nicht gelindert hat.

Mein einziger Trost ist, dass es bei Ihr schnell ging und sie die Schmerzen nicht lange ertragen musste. Was ich aber unermesslich bereue ist, dass wir ihre die letzten 2 Tage ihres Lebens nicht schmerzfrei und angenehm gestalten konnten...
TabeaK
Prof. Mursch
09.08.2017 18:08:41
Typische Zeichen für Schmerzen sind rascher Herzschlag, Schwitzen, Unruhe, Stöhnen.
Hirndruck muß aber nicht unbedingt Schmerzen verursachen.
Andererseits sind wirksame Schmerzmittel in der Endphase einer tödlichen Erkrankung kein Fehler, wenn man Schmerzen nicht sicher ausschließen kann.



Prof. Dr. med. Kay Mursch
Neurochirurg
Zentralklinik Bad Berka
Prof. Mursch
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