Hallo ihr Alle!
Mein Name ist Anne. Es geht um meine Mama.
Vor ca 3 Wochen rief mich mein Vater an. Ich wusste direkt das etwas nicht stimmte. Ich dachte er würde mir mitteilen, dass er Prostatakrebs hat, da er mir zuvor erzählt hatte, dass es bei einer Vorsorge Untersuchung Auffälligkeiten gegeben hatte. Doch er sagte es ging um Mama. Er meinte sie habe sich in den letzten 2 Wochen stark verändert. Und schilderte mir einige Situationen, die bei mir sämtliche Alarmglocken klingeln ließen (Ich bin Logopädin). Meine Mama ist eine sehr offene, kommunikative, engagierte und starke Frau. Doch in den letzten Wochen war sie sehr müde, antriebslos und depressiv. Natürlich hoffte ich, dass die Symptome andere Ursachen haben würden. Meine Mutter hatte schon seit Jahren Probleme mit Migräne und hatte seit Corona immer häufiger Kopfschmerzen, wodurch sie immer häufiger starke Schmerzmittel konsumierte, die evtl. eine Depression ausgelöst haben könnten...
Doch ich bereitete mich schon auf das schlimmste vor und überlegte was ich im gegebenen Fall machen würde. Ich war zu diesem Zeitpunkt nämlich in Australien für mein 2. Jahr working Holliday. 5 Tage später am 02.06.20 hatte meine Mutter auch schon ein MRT. Nach dem MRT rief mich mein Vater direkt an und sagte, dass etwas festgestellt wurde.
Für mich stand fest, ich muss nach Hause.
Ich buchte am nächsten Tag also einen Flug. Am Abend erfur ich dass meine Mutter am nächsten Tag operiert werden sollte. Am nächsten Tag flog ich heim, während meine Mutter operiert wurde.
Die OP verlief gut. Die Ärzte sagten sie konnten den Tumor komplett entfernen. Die ersten Tage nach der OP schlief meine Mama fast nur und konnte sich nicht lange wach halten.
Mittlerweile spricht sie seit 4 Tagen. Leider jedoch meist sehr verwirrt und mit wenig Sinn.
Der histologische Befund steht noch aus und ein Tumorboard ist wohl für nächte Woche geplant.
Mein Vater fährt jeden Tag zu ihr. Mein Bruder durfte sie ausnahmsweise 2 mal besuchen als sie noch auf Intensiv lag (sie ist seit 3 tagen auf Station).
Ich bin in Quarantäne. Zwar in unserem Haus aber ohne Berührungen.
Wir konnten es organisieren , dass ich möglichst schnell einen Corona-Test machen kann. Morgen bekomme ich die Ergebnisse. Doch vor 2 Tagen kam mein Vater mit der Nachricht nach Hause, dass ich trotz negativem Testergebnis nicht ins Krankenhaus dürfe.
Ach ja, vor 3 Tagen haben wir erfahren, dass mein Vater Prostatakrebs hat und im Laufe der nächsten Woche ebenfalls operiert werden muss. Und bei einem Hautarztcheck heute wurde etwas verdächtiges Festgestellt. Evtl. schwarzer Hautkrebs. Weitere Untersuchungen wurden umgehend eingeleitet.
So.
Manchmal muss ich über meine Situation lachen. Es fühlt sich so unreal an. Wie ein Albtraum aus dem man nicht aufwacht. Tatsächlich war Diagnose Gehirntumor immer mein schlimmster Albtraum. Doch das es gerade meine Mama getroffen hat macht mich fassungslos.
Ich habe ein super enges Verhältnis zu ihr. Sie ist meine beste Freundin und wir reden über alles. Ich bin ihr sooo ähnlich und kenne sie so gut. Und es macht mich verrückt dass ich nicht bei ihr sein kann.
In den 2 Tagen vor der OP hatte ich viel kontakt mit ihr. Sie hatte anfangs noch einen enorm großen Hirndruck und war sehr verwirrt. Doch von Stunde zu Stunde wurde sie klarer, sodass sogar Gespräche über ihren Tod möglich waren... Als ich ihr von meinen Plänen erzählte heim zu kommen, sagte sie erst ich müsse nicht. Als ich ihr jedoch erklärte, dass ich keinen Ausgang der Situation sehe, in der es nicht gut wäre zuhause zu sein und dass die Entscheidung eigentlich schon getroffen sei, meinte sie dass sie auch böse gewesen wäre wenn nicht:D
Die vorletzte Nachricht die sie mir vor der OP geschrieben hat ist:
Ich freue mich auf dich - umarmen trotz Corona.
Was ne Ironie des Schicksals!
Würde mich über den Austausch mit Betroffenen oder anderen Angehörigen sehr freuen:)