Liebe Silvana,
wir haben diese Probleme, glaube ich, ganz gut gelöst. Am Anfang war ich auch der Ansicht, meine Mutter sollte nicht wissen, wie es um sie steht. Irgendwann kann man damit aber nicht mehr umgehen, weil sich Symptome einstellen, von denen man weiß, woher sie kommen. Du kannst es deiner Mutter dann aber nicht mehr beibringen. Sie verdrängt es wahrscheinlich auch total. So war es jedenfalls bei uns. Meine Mutter hat über ein Jahr behauptet, ihre linke Seite sei gelähmt, weil sie gestürzt ist. Sie wollte ständig zum Orthopäden usw. Ich habe dann nach und nach immer wieder versucht, sie dahin zu bringen, dass der Tumor Schuld daran ist. Irgendwann hat sie nichts mehr dazu gesagt.
Es ist für die Angehörigen einfacher, wenn sie darüber sprechen können. Wie der Kranke das sieht, kann ich Gottseidank nicht beurteilen.
Bei meiner Mutter ist es jetzt so, dass sie nicht mehr sitzen oder stehen und sich im Bett auch nicht mehr drehen kann. Sie ignoriert es. Sie sagt zwanzig Mal am Tag, sie möchte ins Badezimmer auf die Toilette. Das ist ein Punkt, den ich nicht begreifen kann. Wenn man sich nicht mehr allein helfen und nicht mehr stehen kann, muss man dies doch irgendwann einmal begreifen. Verdrängt sie es oder kommt es einfach nicht mehr an?
Lass dir als guten Rat mit auf den Weg geben - das zeigt meine Erfahrung - wenn die Möglichkeit besteht und du es nicht selbst machen möchtest, versuch, ihr durch einen Arzt Klarheit zu geben. Deine Mutter und auch ihr könnt einfacher mit der ganzen Sache umgehen und einige Dinge auch im voraus planen. Dies kannst du nicht, wenn sie nicht weiß, wie es um sie steht und wie es weiter geht. Ich wäre sehr, sehr dankbar gewesen, wenn mir die Ärzte vorher gesagt hätten, was auf uns zukommt und wenn ich mit meiner Mutter darüber hätte reden können.
Ich wünsche dir ganz starke Nerven und ganz viel Kraft.
Pöppi