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Claudia[a]

Ich hatte ein Hämangioperizytom, das 1996 operativ entfernt wurde. 1999 bekam ich ein Kind. Danach war bis zum letzten Herbst alles OK, dann allerdings wurden zwei Rezidive festgestellt. Diese sind nun stereotaktisch mit Gammastrahlen bestrahlt und bilden sich schon zurück.
Ich hätte nun gerne ein zweites Kind. Allerdings scheint allgemein unklar, ob eine Schwangerschaft das Wachstum solcher Tumoren begünstigt oder nicht. Was ist Ihre Meinung dazu?
Vielen Dank schon mal,
Claudia

H. Strik

Die Frage ist sehr kniffelig und niemand wird eine wissenschaftlich fundierte Antwort geben könnnen.

Hämangioperizytome wurden bis vor wenigen Jahren den Meningeomen zugeordnet. Diese haben
zu einem Teil Rezeptoren für die weiblichen Geschlechtshormone Östrogen und Progesteron.
Das Vorkommen dieser Rezeptoren hängtbei Meningeome in gewisser Weise mit Zellteilung und
Tumorwachstum zusammen. Wie genau ist noch unklar.

Bei Hämangioperizytomen gibt es nur einzelne Untersuchungen zum Vorkommen
dieser Rezeptoren. Wenn Sie es genau wissen wollen können Sie nachforschen, wo
das Material des 1996 operierten Tumors feingeweblich (histo-pathologisch) untersucht wurde
und bitten, dass am (hoffentlich) archivierten Material Immunhistochemie für Östrogen- und
Progesteronrezeptor gemacht wird. Wo kein Rezeptor ist sollte die veränderte hormonelle Lage
in der Schwangerschaft eigentlich (!) keinen Einfluss auf den Tumor haben. Allerdings ist auch bei
vorhandenen Rezeptoren nicht gesagt, dass die offenbar effektiv bestrahlten Tumoren beeinflusst
werden. Zudem gibt es ja auch ein paar mehr Unwägbarkeiten bei Ihrer Erkrankung, so
dass die Schwangerschaft auf jeden Fall ein leicht erhöhtes Risiko darstellt.

Vielleicht sollten Sie sich einfach überlegen, wie sehr Sie sich ein zweites Kind wirklich wünschen
und ob Sie dafür auch ein erhöhtes Krankheitsrisiko eingehen würden. Ich persönlich halte
das allgemeine Risiko für Komplikationen jedoch für eher gering.


Dr. H. Strik
Neurologische Universitätsklinik
Göttingen

Claudia[a]

Vielen Dank für die ausführliche Antwort.
Ich hatte mir schon fast gedacht, dass niemand genau sagen kann, was bei einer Schwangerschaft passieren könnte. Liegt das daran, dass der Tumor eher selten vorkommt?
Welche anderen Probleme einer Schwangerschaft könnten, wie sie erwähnt haben, auftreten?
Ich hoffe, wieder Antwort zu bekommen,
Claudia

H. Strik

Der Hämangioperizytome sind tatsächlich so selten, dass man nur schwer etwas sagen kann.
Andere denkbare Probleme sind für mich allenfalls durch die Hormonumstellung stärkere Neigung zu Krampfanfällen (das etwas ins Blaue hinein geschrieben und phne Kenntnis der Datenlage) und die Frage, was mit OP-Narben am und im Kopf bei den Preßwehen wird. Wahrscheinlich ist beides kein Problem. Der Kinderwunsch sollte einfach so groß sein, dass man von vorneherein sicher ist, dass man evtl. gesundheitliche Probleme in Kauf nimmt.


Dr. H. Strik
Neurologische Universitätsklinik
Göttingen

Claudia[a]

Danke für Ihren Rat. Ich habe tatsächlich archiviertes "Material" aufspüren und veranlassen können, dass es auf Hormonrezeptoren hin untersucht wird. Damit habe ich zumindest das Gefühl, irgendetwas selbst in die Hand nehmen zu können und das ist in meiner Situation ziemlich viel Wert. Vielen Dank nochmal, Claudia

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