Liebe Rike1208,
ich hatte vor der ersten Meningeom-OP eine sichtbare Beule auf der linken Stirnseite, die nach der OP auch da war, nur anders.
Da kann man sich dran gewöhnen, aber es dauert ...
Nach der zweiten OP sah das wieder etwas anders aus, allerdings wurde nachbestrahlt, wodurch ich seitdem eine Perücke trage.
Das dauert noch viel länger, sich damit abzufinden.
Ich arbeitete mit vielen Kindern, die haben das nicht gemerkt, aber ich blieb jahrelang unsicher.
Die Brille, die ich damals trug, habe ich mit extra leicht nach außen gebogenen Bügeln anfertigen lassen.
Das würde bei Dir auch sinnvoll sein.
Ich möchte aber auch bemerken, dass der Optiker, der ja Dein Gesicht wegen der exakten Anpassung der Brille ganz genau ansieht, nicht einmal bemerkt hat, dass es zwischen links und rechts einen Unterschied gibt.
Ich nehme an, dass auch die anderen Menschen diese äußere Veränderung nicht mehr wahrnehmen.
Für sie bist Du so, wie Du bist.
Dass Du unsicher bist und Dich nicht daran gewöhnen kannst, verstehe ich wirklich gut.
Da Du den Frisör erwähnt hast, könnte eine veränderte Frisur die "Beule" vielleicht kaschieren?
Wenn das möglich wäre, staunen die Leute über Deine neue Frisur. Dich macht diese Anerkennung vielleicht etwas sicherer und Dir würde es leichter fallen, Dein verändertes Gesicht zu akzeptieren.
Bei mir selbst entwickelte sich seit der dritten OP langsam auch so eine Beule vor dem rechten Ohr.
Ich bin ja nun schon etwas abgebrüht bzgl. äußerer Veränderungen, aber meiner Ergotherapeutin, die seit mehr als drei Jahren jede Woche zu mir kommt, habe ich diese Beule extra zeigen müssen, als ich ihr mal schilderte, dass sie in den MRT-Berichten immer als Nebenbefund auftaucht. Sie guckt mich auch immer an, schon auch wegen meiner Reaktionen, aber diese Beule hat sie gar nicht wahrgenommen.
Und so wird es auch den Leuten gehen, die Dich angucken, die nehmen das nicht mehr wahr.
Weißt Du, ich schaue auch Menschen ins Gesicht und sehe irgendwelche Unregelmäßigkeiten und das fällt mir auf, aber es macht diese Menschen vom Äußeren her für mich interessant, interessanter als schöne, ebenmäßige Gesichter.
Nein, für sich will man das nicht akzeptieren, niemals.
Ich schaue nicht gern in den Spiegel, fotografieren lasse ich mich nicht und wenn ich mich per Smartphone mit meinen Kindern und Enkeln unterhalte, bleibt mein Bild aus.
Aber ich habe auch mal gelesen, dass ganz kleine Kinder ihre Augen länger auf "komischen" Gesichtern verweilen lassen.
Das habe ich bei meiner ersten Enkelin bemerkt, sie fasste als Baby die Auffälligkeiten im Gesicht direkt an, was mir unangenehm war, aber sie hat das ja nicht bewusst getan.
Es war einfach faszinierend für sie.
Das hat doch was.
Wir sind spannender geworden!
Und zu Recht!
Was wir durchgemacht haben, hat eben Spuren auf unseren Gesichtern hinterlassen.
So wie die Falten der Alten von deren Erfahrungen zeugen, haben unsere Veränderungen ihre Gründe darin, dass wir eine Meningeom-OP überstanden haben.
Wir wissen das.
Die anderen merken es gar nicht mehr.
Vielleicht hilft Dir nach und nach eine veränderte Sichtweise, ich wünsche es Dir von Herzen!
KaSy