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Thema: Schwerionenbestrahlung bei Glio IV möglich ?

Schwerionenbestrahlung bei Glio IV möglich ?
Andrea[a]
23.05.2004 23:43:18
Hallo,
meine Mutter (56) leidet an einem Glio IV und erhält ab Juni Strahlen-und später evtl. Chemotherapie. Nun ging in letzter Zeit durch die Presse, dass es auch für Glio-Patienten neue Hoffnungen gibt, durch dieses o.g. neue Bestrahlungsverfahren. Irgendwo muss es doch dann wohl schon mal erfolgreich ausprobiert worden sein. Wer weiß mehr darüber? Kann man über eine Studie evtl. an solch einer Bestrahlung teilnehmen ?

Gruß Andrea
Andrea[a]
Jürgen[a]
24.05.2004 08:20:16
Das Universitätsklinikum Heidelberg hat im November 2003 mit der Errichtung eine Therapieanlage zur Krebsbehandlung mit Schwerionenstrahlung begonnen, die 2006 in Betrieb gehen und eine Versorgungslücke bei der Behandlung bislang unheilbarer Tumoren schließen wird. Das Gebäude, das in unmittelbarer Nachbarschaft der Radiologischen Universitätsklinik errichtet wird, hat eine Nutzfläche von ca. 5.000 m2 und umfasst neben dem Beschleuniger drei Behandlungsplätze sowie Räumlichkeiten für ca. 80 Mitarbeiter, die in Krankenversorgung, Logistik und Forschung tätig sind.

Die Kosten des in Deutschland und Europa einmaligen Projektes betragen ca. 72 Millionen Euro und werden zu gleichen Teilen vom Bund und vom Heidelberger Klinikum getragen. Pro Jahr sollen mindestens 1.000 Patienten mit inoperablen Schädelbasis- und Hirntumoren, Weichteilsarkomen und Prostatakarzinomen überwiegend ambulant behandelt werden.

"Mit der Errichtung dieser Anlage in Heidelberg wird ein neuer Meilenstein im Kampf gegen Krebs gesetzt", erklärte der Ärztliche Direktor des Heidelberger Klinikums, Prof. Dr. Eike Martin, bei einer Pressekonferenz am 8. Dezember 2003 in Heidelberg. Erste Studien hätten gezeigt, dass die Schwerionentherapie bei Tumoren, die mit konventioneller Behandlung schwer oder gar nicht zu behandeln seien, erfolgreich eingesetzt werden könne. Anlagen für Schwerionentherapie werden derzeit weltweit nur in Japan betrieben.

"Das Universitätsklinikum Heidelberg hat in eine Technologie mit großer Zukunft investiert", erklärte Irmtraut Gürkan, Kaufmännische Direktorin des Klinikums. Auch in schwierigen finanziellen Zeiten müsse man den Mut aufbringen, durch die Errichtung großer Therapieanlagen neue Forschungsergebnisse einer großen Zahl von Patienten zugute kommen zu lassen. Von der intensiven Nutzung der Anlage in den nächsten 15 Jahren sei eine Refinanzierung der Investition zu erwarten. Die einmaligen Kosten für eine Behandlung mit Ionenstrahlung liegen bei etwa 20.000 Euro und damit unter den Kosten der gegenwärtig praktizierten Standardkrebstherapie. Pflegekosten, die als Folge schwerer Behinderung durch die langsam wachsenden, unheilbaren Tumoren anfallen, liegen sogar um ein Vielfaches höher.

Schwerionen schädigen den Tumor irreparabel und schonen die Umgebung

Die Bestrahlung mit Schwerionen ist ein äußerst präzises und biologisch hochwirksames Therapieverfahren. Die Schwerionen werden über eine Beschleunigeranlage auf sehr hohe Geschwindigkeit gebracht und in den Tumor geschossen. Dort fügen sie dem Tumorgewebe irreparablen Schaden zu. Durch millimetergenaue Steuerung wird der Tumor punktgenau getroffen und das umgebende gesunde Gewebe geschont.

Wissenschaftliche, technische und klinische Vorarbeiten für die Heidelberger Schwerionen-Therapieanlage wurden im Rahmen eines Gemeinschaftsprojektes der Radiologischen Universitätsklinik Heidelberg, der Gesellschaft für Schwerionenforschung Darmstadt (GSI) und des Deutschen Krebsforschungszentrums Heidelberg (DKFZ) in Kooperation mit dem Forschungszentrum Rossendorf (FZR) geleistet. Als Pilotprojekt wurde am Schwerionen-Synchrotron der GSI gemeinsam eine medizinische Bestrahlungseinheit aufgebaut, in der seit 1992 jährlich etwa 30 Patienten der Radiologischen Universitätsklinik Heidelberg mit sehr gutem Erfolg, etwa 70 Prozent Heilung, behandelt wurden.

"Seit 1997 haben wir etwa 200 Patienten in der Darmstädter Anlage behandelt", berichtete Professor Dr. Dr. Jürgen Debus, Ärztlicher Direktor der Abteilung Klinische Radiologie und Strahlentherapie des Universitätsklinikums Heidelberg. Sie litten überwiegend an lokal begrenzten Tumoren, die anderen Behandlungsverfahren nicht zugänglich waren. Bei keinem Patient sei der Tumor im bestrahlten Areal wieder aufgetreten.

"Wir möchten den Einsatz der Schwerionentherapie auf andere Tumore ausdehnen, zum Beispiel den Prostatakrebs, aber auch Tumorerkrankungen bei Kindern, deren konventionelle Behandlung langfristig schwere Nebenwirkungen haben kann." Die hohe Zahl der künftig in der Heidelberger Anlage behandelten Patienten wird es erlauben, die neue Therapie in großen klinischen Studien wissenschaftlich zu untersuchen. Darüber hinaus sollen die Bestrahlung mit anderen Ionenarten, z.B. Protonen, erprobt und im Vergleich getestet werden.

Diese Pressemitteilung ist auch online verfügbar unter
http://www.med.uni-heidelberg.de/aktuelles/


Weitere Informationen finden Sie im WWW:


http://www.med.uni-heidelberg.de/aktuelles/
Jürgen[a]
Karin[a]
24.05.2004 10:13:21
Uns wurde erst letzte Woche in Heidelberg mitgeteilt, dass bei der vorliegenden Art von Tumor (Glio IV), die Schwerionenbestrahlung nicht in Frage käme, und darüberhinaus auch in Japan keine überzeugenden Ergebnisse (bei diesem Tumor) damit erreicht wurden.
Karin[a]
Presse vom 27.05.04
27.05.2004 13:56:40
Tumor im Fadenkreuz
Strahlentherapie
27.05.2004 Gegen inoperable Krebsgeschwüre wird eine neue Waffe geschmiedet. Mit der Behandlungsmethode der so genannten Partikeltherapie können Ärzte bisher unheilbare Krebsarten schnell, präzise und schonend zu Leibe rücken. Siemens entwickelt auf Basis von Patenten der Gesellschaft für Schwerionenforschung (GSI) standardisierte Anlagen für Spezialkliniken, wie das Siemens-Forschungsmagazin Pictures of the Future berichtet

Bei der Methode "beschießt" eine Ionenquelle den vorher exakt vermessenen Tumor mit Protonen oder Kohlenstoff-Ionen. Die winzigen Partikel werden dabei in einer Beschleunigeranlage auf halbe Lichtgeschwindigkeit gebracht und mit Magnetfeldern direkt in die Geschwulst gelenkt. Dort setzen sie ihre Energie frei und zerstören damit die bösartigen Zellen. Das umliegende gesunde Gewebe wird kaum in Mitleidenschaft gezogen, da die Zerstörungskraft der Ionen erst ab einer bestimmten Eindringtiefe einsetzt, um dann schnell wieder abzufallen. Außer Hautrötungen und leichten Schleimhautschwellungen treten kaum Nebenwirkungen auf. Gerade für Tumoren, die sehr dicht an sensiblen Organen wie Sehnerv oder Hirnstamm liegen und somit keine Operation zulassen, ist die neue Methode geeignet. Der Arzt kann mit einer drehbaren Strahlzuführung die winzigen Krebskiller präzise wie ein Skalpell in das kranke Gewebe steuern und benachbarte Organe umgehen. Nach GSI-Studien klettern so die Heilungschancen auf über 90 Prozent. Auch die Behandlungsdauer ist viel kürzer als bei herkömmlichen Bestrahlungen - maximal 30 Minuten Partikelbestrahlung über 20 Tage hinweg genügen, um einen deutlichen Tumorrückgang zu erzielen und ein erneutes Wachstum zu verhindern. Die Therapie ist so schonend, dass Patienten weiter zur Arbeit gehen können.

Die GSI baut derzeit eine Pilotanlage für das Uni-Klinikum Heidelberg. Ab 2006 soll es drei Bestrahlungsplätze für jährlich rund 1.000 Patienten geben. Siemens konstruiert Partikeltherapie-Anlagen für den klinischen Routinebetrieb. Die zukünftigen Bestrahlungseinrichtungen werden modular und standardisiert sein, was Planung, Zulassung und Betrieb vereinfacht.
Presse vom 27.05.04
Silvio[a]
03.06.2004 11:00:43
Ich kann Dir nur dringend anraten, eine übliche Strahlenbehandlung erst dann durchzuführen, wenn alle anderen Methoden versagt haben. Durch eine Standard-Bestrahlung werden Deiner Mutter für die Zukunft ggf. lebensrettende Behandlungsalternativen versperrt, da dann bereits die vom Gehirn maximal verträgliche Strahlendosis verabreicht wurde.

Alternativen:
- Chemotherapie mit Cälyx sowie Regionale Tiefenhyperthermie (Ansprechrate von Cälyx doppelt so hoch wie bei Temozolomid; Hyperthermie von Spezialisten bspw. am Grönemeyer-Institut mit Erfolg angewandt)
- Immuntherapie mit Dendritischen Zellen (hier müssen im Rahmen der OP Tumorzellen extrahiert werden)

bei wiedergekehrtem Tumor
- Bor-Neutronen-Einfang-Therapie mit deutlich geringerer Strahlendosis deutlich genauer (nach üblicher Bestrahlung nicht mehr möglich)
Silvio[a]
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