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sharanam

Ich war ganz begeistert, was Prof. Dr. med. Volker Faust erläutert hat, denn viele haben psychische Veränderungen. Und meine Familie versteht mich jetzt besser. Und es kommt ja drauf an, wo der Tumor lag/liegt:

Auf jeden Fall wird das Krankheitsgeschehen in mindestens einem Fünftel der Fälle von Wesens- und Charakterveränderungen eingeleitet (besonders wenn auch noch der Schläfenlappen des Gehirns betroffen ist – s. u.). Die Folgen sind schwerwiegend, z. B. häufige Querelen, Verlust wichtiger sozialer Bezüge, am Schluss auch beruflicher bzw. sozialer Abstieg. Typisch ist auch eine eigenartig aspontane Verhaltensweise bei jedoch erhaltener Fremderregbarkeit (allein reaktionslos, mit anderen tragbar).

– Schläfenlappen-Tumoren: häufig reizbar, verstimmbar, ängstlich oder depressiv. Nicht selten anfallsweise Halluzinationen, und zwar meist Ge-
schmacks- und Geruchs-Sinnestäuschungen, mitunter aber auch akustische oder optische Trugwahrnehmungen. Typisch sind weiterhin Déjà vu-Erlebnisse („in dieser Form irgendwie schon einmal gesehen“), ferner illusionäre Verkennungen (verfälschte Wahrnehmung wirklicher Gegebenheiten) und Depersonalisations-Erscheinungen („ich bin nicht mehr ich“, „alles so weit weg, alles so sonderbar und komisch“). Mitunter auch flüchtige Störungen der Zeit-Wahrnehmung und des Körperbildes. Bei Befall des basalen (unteren) Schläfenlappens kann auch das sexuelle Verhalten enthemmt sein. Psychotische (z. B. Sinnestäuschungen) und depressive Krankheitszeichen (verstimmbar und ängstlich) finden sich bei Schläfenlappen-Tumoren als Früh- und Erst-Symptome häufiger als bei allen anderen raumfordernden Prozessen (z. B. depressive Zustände in über der Hälfte der Fälle).

– Parietallappen-Tumoren des Scheitelbeins zeigen nur selten seelische
Lokalsymptome, am ehesten schizophrenie-ähnliche Krankheitszeichen. Bei rechtsseitigem Sitz mitunter Verwirrtheitszustände, inadäquate Gemüts-Reaktionen und depressive Verstimmungen.

– Occipitallappen-Tumoren des Hinterhaupts führen vor allem zu Gesichts-
feldstörungen, gelegentlich auch zu Sinnestäuschungen im ausgefallenen Gesichtsfeld. Hier kommt es rasch zu einem gefährlichen Hirndruck mit Einklemmung der entsprechenden Gehirnstrukturen und damit Gefahr der Bewusstseinstrübung.

– Kleinhirn-Tumoren zeigen so gut wie keine seelischen Folgen, wohl ab
er eine ganze Reihe verwirrender neurologischer Symptome (Sehen, Sprechen, Stehen und Gehen usw.).

– Hirnstamm-Tumoren äußern sich oft in Antriebs- und Gemütsstörungen, vor allem in Unruhe und Enthemmung. Gelegentlich schwankt das Bild zwischen Verlangsamung bis zur Apathie und seelisch-körperliche Erregung. Im weiteren Verlauf drohen Bewusstseinstrübung mit Störung von Aufmerksamkeit, Gedächtnis und Denken. Selten auch einmal phobisch-anankastische Bilder (z. B. Zwangsbefürchtungen). Bei Tumoren des 3. Ventrikels (Hirnkammer) können kurzfristig schizophrenie- oder manieartige Symptome vorausgehen.

– Stammganglien-Tumoren führen vor allem zu Antriebsmangel, gemüts-mäßiger Nivellierung sowie Bewusstseinsveränderungen.

Das stand alles unter:
http://www.psychosoziale-gesundheit.net/pdf/Int.1-Gehirntumor_u._seel._Folgen.pdf

gramyo

Liebe Sharanam,

Ja, ich kann deine Begeisterung verstehen. Da liest man dann endlich schwarz auf weiss, was bis dato einem seltsam und unerklärlich war und eben auch der Familie auffiel.

Das erkennen und akzeptieren ist der erste Schritt in die richtige Richtung.
Dann kommt allerdings für mich die große Frage:

wie gehe ich mit all diesen Symptomen um und vor allen Dingen , die Menschen, die mir als Betroffener wichtig sind, damit um?

Da komme ich immer wieder auf
1. Akzeptanz des "Ist-Zustandes"
2. Liebe, Ruhe, Geduld sich holen und geben
3. sich bei Bedarf Hilfe holen, entweder schulmedizinisch, oder schreibe jetzt mal "alternativ"

Mir hat deswegen der Beitrag im Radio so gut getan , wo endlich die Neurowissenschaft und Unikliniken den Einfluss von Meditation oder anderen Entspannungstechniken wissenschaftlich untersucht und auswertet. Sie kommen alle auf gute Ergebnisse.

wichtig für uns , Betroffene und Angehörige ist doch einfach ein gutes Leben, dass es zu erreichen gilt mit allen Möglichkeiten, die uns zu Verfügung stehen.

Wir wünschen dir einen guten, wunderbaren Weg
Gramyo und ihr Mann in anderem Sein und doch so nah

alma

Ich habe ein wenig Probleme mit solchen Festlegungen, weil viele der genannten Symptome auch bei Menschen ohne Hirntumor vorkommen und dann von den an HT Erkrankten hirnorganisch gedeutet werden.
Ich war lange in einer Selbsthilfegruppe und kann im Nachhinein bei keinem der vielen Teilnehmer ein auffälliges Verhalten feststellen, dass für einen Hirntumor oder gar für den Sitz des Tumors im Gehirn spricht.
Depressivität ist aus meiner Sicht eher eine Reaktion auf die Diagnose, und sie ist häufig mit Antriebsschwäche verbunden. Reizbarkeit, Unruhe und Ängstlichkeit können ebenso gut Symptome der posttraumatischen Belastungsstörung durch die Krankheit sein.
Zum sozialen Abstieg kann es bei vielen schwerwiegenden Erkrankungen kommen, sagt also auch nicht viel aus.
Was nicht berücksichtigt wurde, ist die Frage der Größe des Tumors und der Fortgeschrittenheit der Erkrankung. Davon hängt es ja auch ab, ob es Symptome gibt. Dann kommt das Alter hinzu (Häufung ab 60 Jahre), in dem etliche der Erscheinungen ebenfalls auftreten - wie dann unterscheiden von hirnorganisch?
Davon abgesehen ist das Gehirn langfristig in der Lage, Defekte und Defizite auszugleichen. Man denke an einen Schlaganfallpatienten, der wieder lesen, schreiben oder laufen lernt.
Ich wäre da eher vorsichtig, unspezifische Beschwerden als hirnorganisch anzusehen, weil man dann eher geneigt ist, sich damit abzufinden, als dagegen anzugehen. Und es hat den Nachteil, dass die Krankheit immer gegenwärtig ist.
Im Übrigen haben meine Neurochirurgen durch die Bank sehr zurückhaltend auf meine Fragen zu hirnorganischen Symptomen bei der Lage meines Tumors reagiert. Sprich: vage. Deshalb erscheint es mir als ziemlich forsch, wenn ein Psychiater eine so genaue Auflistung ins Netz stellt. Wieviel Hirntumorpatienten hat er behandelt? Doch sicher nicht mehr als die Neurochirurgen. Und wie grenzt er die posttraumatisch entstandenen psychischen Symptome von den hirnorganischen ab?

Alma.

Weihnacht

Liebe Sharanam,

was du da schreibst ... bereits in der Einleitung, gibt mein Leben der letzten 5 bis 10 Jahre wieder. Was du bzw. der genannte Fachspezialist zum Schläfenlappen-Tumor sagt ... noch mehr ...

Ich hatte kürzlich einen Untersuchungs- und Befragungstermin bei einem anerkannten Epileptologen in Zürich, der - nachträglich gesehen - äusserst intensiv nachfragte, als ich von meinen depressiven Phasen in meinem Leben berichtete. Die erste bereits mit 19 Jahren, begleitet von Anorexie.

Mein Tumor ist vermutlich ein Gangliogliom im linken Schläfenlappen - möglicherweise viele Jahrzehnte jung ... Als Betroffene würde ich deinem Beitrag bzw. den Informationen des Professors definitiv zustimmen.

Danke für deinen Bericht.
Alles Liebe, Iz

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