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Koralle

Meine Schwiegermutter (84 Jahre) hat seit 19 Jahren ein partiell verkalktes Keilbeinflügelmeningeom am ventrocaudalem Temporalpol rechts. Bisher hatte sie keine Beschwerden und es ist im MRT (aller 2 Jahre) bisher keine relevante Größenzunahme beschrieben worden. Seit einem halben Jahr sieht sie rechts verschwommen, hat aber auch einen grauen Star mäßigen Grades und laut Augenärztin eine 50%- tige Optikusatrophie rechts. Seit ca 4 Wochen bemerke ich ein Abwandern des rechten Auges nach lateral, d.h. eine Augenmuskellähmung.Letzter MRT-Befund von 9/2015: 8mm messendes Keilbeinmeningeom, 6mm messendes Kalottenmeningiom mit breitflächiger Durainfitration, partielle Infiltration der lateralen Orbitawand rechts dorsal mit knöcherner Auftreibung und leichter Einengung des Orbitabinnenraumes, der rechte N. opticus tangiert. Liege ich richtig in der Annahme, dass die Symptome durch das Menigeom verursacht werden? Was gibt es für Alternativen, da sie sich nicht operieren lassen möchte?

KaSy

Liebe Koralle,
Deine Fragen solltest Du gemeinsam mit Deiner Schwiegermutter dem Augenarzt und dem Neurochirurgen stellen.

Konkret geht es meiner Meinung darum, ob die beobachteten Einschränkungen auf das rechte Auge beschränkt bleiben oder die Gefahr besteht, dass auch Schäden in der Umgebung zu erwarten sind.

Sollte "nur" das Auge betroffen sein, könnte ich mir vorstellen, dass Deine Schwiegermutter damit leben könnte, den sehr langsam eintretenden Sehverlust auf dem einen Auge zu akzeptieren. Eine Operation ist gerade im diesem Alter ein allgemeines Risiko und der OP-Erfolg in Bezug auf den sicheren Erhalt des Auges und seiner vollen Funktion nicht garantiert. Eine OP am Kopf kann auch ungewisse Folgen haben. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass man auch mit einem sehenden Auge gut leben kann.

Aber ich würde mit ihr auch besprechen, ob wegen des bereits fünf Monate zurück liegenden MRT und der erst seit einem Monat auftretenden Auffälligkeiten doch bald ein erneutes MRT erfolgen sollte. Das würde den Fachärzten für ihre Einschätzung eine aktuelle Grundlage geben.

Sollte Deine Schwiegermutter jedoch keinen Handlungsbedarf sehen, müsstest Du es vermutlich akzeptieren und sie zunächst weiter beobachten und das Gespräch auf später vertagen. Das, was geschehen könnte, wird langsam geschehen. Womöglich viel langsamer, als dass es sie Zeit ihres Lebens noch beträfe. Sie hat ihren schönen Lebensabend verdient.

KaSy

Koralle

Lieber KaSy, vielen Dank für den einfühlsamen Beitrag. Dieser bestärkt mich in meinen eigenen Überlegungen. Augenarzttermin habe ich schon organisiert. Auch das MRT muss erfolgen. Obwohl es zu keiner Op kommen wird, werde ich, wie du empfohlen hast, auch den Neurochirurgen kontaktieren. Von der geplanten Kataraktoperation in der Uni Leipzig werden wir dann wahrscheinlich Abstand nehmen. Das rechte Auge müßte dann vom Sehen befreit werden, denn z.Z. kneift sie es immer zu, um scharf zu sehen.
Obwohl du Betroffener bist, denke ich, du bist auch Mediziner? Ich werde mich jedenfalls zur gegebenen Zeit nochmal melden. Alles Gute auch für dich.

Prof. H. Strik

Die Vermutung liegt schon sehr nahe, dass das Meningeom die Sehstörungen verursacht, vor allem wenn jetzt Doppelbilder dazu kommen. Da sind die lokalen Verhältnisse so klein, dass evtl. nur ein sehr feinschichtiges MRT ein Wachstum zeigen kann. Es wäre höchste Zeit, ernsthaft über eine operative Dekompression nachzudenken, um die Sehstörungen ggf. noch bessern zu können. Eine Bestrahlung würde erst nach mehreren Monaten Wirkung zeigen und könnte zwischenzeitlich sogar eine Schwellung und damit Verschlechterung verursachen. Konkret kann das aber natürlich nur ein Neurochirurg in Kenntnis der MRT-Bilder bewerten.

Prof. Dr. med. Herwig Strik
Neurologie Uni Marburg

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