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gramyo

Liebe Forianer,

heute haben wir unsere Gedanken, Gefühle , Betroffenheit und häufig auch Fassungslosigkeit und Traurigkeit, über "das Gehen" von Eimac geschrieben.

Dabei gab es für mich eine erfreuliche, ich betone wirklich eine erfreuliche Ausnahme von einem Betroffenen, unserem Harry Bo.

Ich habe mit ihm heute zweimal telefoniert. Das erste Mal um ihm die Nachricht zu geben, das Eimac nicht mehr auf dieser Erde ist ...

und dann....
habe ich mich bei ihm bedankt.....

weil er mir einfach mal wieder die Augen geöffnet hat und uns durch seine Worte , seine Sichtweise, die Möglichkeit aufzeigt, dass wir auch in leichterer , aber dennoch mit sehr viel Gefühl, einen Menschen verabschieden können.

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"Den Tod anzunehmen ist der einzige Weg über ihn hinauszugehen.
Dann verschwindet er....
Die Angst zu akzeptieren ist der einzige Weg, frei von Angst zu werden...
Dann wird Energie freigesetzt...
und...
verwandelt sich in Freiheit"

( indischer Mystiker, für manche Menschen ein "Meister")

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Es wäre so wünschenswert, wenn wir es durch unsere Geistes- und Lebenseinstellung schaffen, dieses, unseres so "Hier und Jetziges Leben",
in seiner Einmaligkeit und Schönheit....
als ein Geschenk der Existenz zu sehen...
zu leben...

Dann würden viele Einschränkungen, die wir hier ja alle bei den höhergradigen Tumoren nur zu gut kennen,akzeptiert werden und wir könnten....

eine "celebration", ein "Abschiedsfest"
auf jeden...
einzigartigen, wunderbaren, von jemanden geliebten Menschen,
hier feiern.....würdig.... festlich... mit Tränen...
und...
mit einem Lächeln oder noch schöner , einem Lachen...
denn....
wie gesagt....
"sie sind frei"... (meiner Meinung nach)

Vielleicht könnten hier doch so einige ihre ganz persönlichen Gedanken und Einsichten aufschreiben, damit wir einfach
das Leben....leben...

denkt, fühlt und hofft
eure Gramyo mit Burkard im Herzen und Leben... für immer und dennoch auch im Hier und Jetzt ...

dirlis

Liebe Gramyo,

Seit einiger Zeit schreibe ich nicht mehr so intensiv hier im Forum, weil ich von äußerst widerstreitenden Gedanken und Gefühlen bewegt werde... Aber Dein Thema, liebe Gramyo, passt dazu recht gut...

Mein Mann ist im Hospiz und ich besuche ihn jeden Tag 2 mal.
Er hat sich so sehr durch die Erkrankung und die Nebenwirkungen verändert, dass er mir nah und im nächsten Moment komplett fremd erscheint.

Was immer wieder als intensive, gemeinsame Zeit beschrieben wird, kommt im Moment nur sehr selten vor.
zu sehr bin ich wohl noch getrieben von den Dingen, die im realen Leben anstehen. Ich bin gezwungen, dass Büro meines Mannes aufzulösen, da wir die Geschäftsräume nicht halten können. es ist so, als packte ich gerade ein Teil seines Lebens in Kisten und trage sie davon... Dabei bin ich so traurig, dass ich es nicht in Worte fassen kann. Der Gedanke, was von einem Leben übrig bleibt....

Ich habe schon geschrieben, dass die Leichtigkeit aus unserem Leben ein Stück verschwunden ist. aber ich bin davon überzeugt, dass er für immer ein fester Bestandteil unseres Lebens bleiben wird. Wenn er sich verabschiedet, bleibt ein Schatz an Erinnerungen.

Und die überwiegende Zeit, die uns gemeinsam verbracht haben, war geprägt von Liebe, Vertrauen und Zuversicht. Die Sonne hat uns geschienen und es war eine wahre Freude. Ich bin dankbar und glücklich, dies gehabt zu haben.
Auch die Haltung, die er in dem Schlamassel bewahrt hat, wie er auch jetzt noch darum bemüht ist, niemandem zur Last zu fallen und uns gerade auch mit seiner Entscheidung, in einem Hospiz sterben zu wollen, hilft, uns mit einem Leben ohne ihn zu recht zu finden... Dafür gesorgt hat, dass die Kinder Rückzugsmöglichkeiten haben, der Pflegesituation nicht Tag und Nacht ausgesetzt sind und mir es erlauben Ehefrau und Partnerin zu bleiben und nicht zur Nur-Pflegerin zu werden.
Heute weiß ich, dass ich die Pflege zuHause, die Betreuung der Kids, die Dinge rund um seine Firma und meine eigene Berufstätigkeit niemals geschafft hätte. Er wusste (oder ahnte) es schon viel früher.

Ich finde ihn groß und sehr weitsichtig.
Dass er inzwischen täglich neu lernt, dass er halbseitengelähmt ist, dass er oft nicht weiß, wo er ist, mitten im Satz abbricht und zur Fernbedienung des Fernsehers greift... Vergisst, das man Tabletten nicht nur in den Mund nehmen, sondern bitte auch runterschlucken soll, all dass ist ja eigentlich nicht er, sondern nur bewirkt von dem Tumor. Der ihn langsam aber sicher zerstört... es ist und bleibt also ein Abschied auf Raten.

Wir haben schon vor einiger Zeit über seine Abschiedsfest gesprochen.
Das letzte große Fest im hier und jetzt, bei dem er sich selber als Gastgeber sieht, das er in weiten Teilen vorgegeben hat und festgelegt hat. Nicht alles, aber immer mal wieder Details, für die ich ihn liebe.
Wir waren gemeinsam auf der Beerdigung einen Nachbarn, haben überlegt, ob wir gehen wollen, ob es uns gut tut oder eher beschädigt. Aber als wir darüber gesprochen haben, stellten wir fest, dass wir beide neugierig waren. Wir haben im Anschluss diskutiert, ja, wie früher, als wir unsere Hochzeit geplant haben und andere Feiern zum Vergleich herangezogen haben...

Ich bin sehr dankbar, dass wir schon vor einiger Zeit gemeinsam unseren kleinen Garten auf einem Waldfriedhof ums Eck ausgesucht haben. Ein Ort, den wir gesucht und gefunden haben, eine Stelle zum Verweilen, zum Erinnern, rumpuzzeln und traurig sein. Eine Stelle, an der wir uns irgendwann wieder treffen werden.
Uns hat es gut getan und keinerlei Angst gemacht. Zu dem Zeitpunkt, hat es uns als Paar gestärkt und ich vermute, dass ich von dieser Kraft, wenn es soweit ist, ihn beim Kleinen Gärten zu besuchen, noch lange zehren werde.

Das Abschiedsfest wird traurig, aber wir möchten beide, das es eine lebendige Feier mit Aktivität wird. Gemeinsames Singen, musizieren, eine Rede vom Freund, ich selber möchte etwas sagen und ein befreundeter Pfarrer steht bereit. Es wird Luftballons geben, Rosen, Rotwein, Espresso und ein Gedenkbuch zum eintragen. Vielleicht auch einen dezent arbeitenden Fotografen, damit wir eine Chance haben, diese Bilder anzusehen, die vermutlich an uns vorbei rauschen. Die Kinder werden mit mir gemeinsam eine Abschiedskiste bemalen und freuen sich darauf, dass sie ihrem Papa ein Abschiedsgeschenk machen können.
Ach, hoffentlich wird alles ganz gut klappen...

Dabei vergessen wir nicht, worum es geht, er wird sterben. Aber die Kinder haben eine tolle Formulierung gefunden: wenn Papa es geschafft hat...

Die Sonne dreht sich weiter, das Leben hält nicht an, der Wurm wird vom Vogel gefressen, der Vogel von der Katze...
Jeden Herbst fallen die Blätter von den Bäumen..
Und jeder von uns wird sterben...
So ist das Leben und dazu gehört, dass wir uns in aller Regel nicht aussuchen können, wann, wo, woran wir sterben.

Aber bis es soweit ist, können wir für unsere Liebsten vorsorgen, unsere Angelegenheiten regeln, uns dann an den kleinen und großen Dingen im Leben freuen (ein besonderes Licht, dass vielleicht Blätter einer Pflanze zum Leuchten bringt, ein Schmetterling, der vorbei schaukelt, ein Quatsch, den die Kinder gerade mal wieder angestellt haben, ein guter Freund, der uns hält und Tag und Nacht für uns da ist, Menschen, die ihr Mitgefühl zeigen oder uns ablenken).

Und wenn uns die Schwermut mal wieder packt, dann auch dieses Gefühl zu lassen... Traurig sein, Zweifel, auch Verzweiflung und Zorn.
Wo Licht ist, ist auch Schatten. Und Gründe gibt es genug, obwohl doch ein einziger schon ausreicht

Ich weiß nie so recht, woher meine Energie im Moment kommt, aber vielleicht ist es auch nur der feste Glaube, dass der Tod uns zur rechten Zeit findet und uns als Freund begrüßen wird.

Und er, mein Mann, er wird nicht weg sein, nur weil er stirbt. Er wird bei uns bleiben für den Rest unseres Lebens.

Ist das kein Geschenk?

Verzeiht, es ist sehr lang geworden und ich habe Euch mein Seelenleben ausgebreitet...

Seid herzlich gegrüßt von Dirlis

gramyo

Liebe Dirlis,

mir stehen die Tränen in den Augen ... und das ist gut ...

Du hast einfach wunderbar und so ausdrucksvoll treffend die Situation und die vielen Erlebnisse, die man beim Abschiednehmen eines geliebten Menschen fühlt, bis ins innerste spürt....
hier für uns aufgeschrieben....

Ein ganz , großes, mit aller Liebe gefülltes ...DANKESCHÖN ...
an dich und deinen Mann und eure Kinder....

Gestern habe ich noch mit einer Angehörigen, deren Mann auch im Hospiz liegt, festgestellt , dass man oft fast gleichzeitig traurig, fassungslos, wütend aber dann auch ungemein mit zärtlichen, liebevollsten Gefühlen , diesen Menschen betrachtet, oft schon in einer mehr oder weniger hilfloseren Situation, ...
den man einfach liebt....

Ich danke dir wirklich sehr für deinen Bericht, der mir und ganz bestimmt auch vielen anderen einen dennoch positiven Weg aufzeigt, wie man sich gut und mit Liebe von einander verabschieden kann.

Der erste "kleine Tod", beginnt ja schon unmittelbar nach der Geburt. Da kommt dieser kleine Mensch aus einer wohligen , warmen Geborgenheit und muss sich sein Leben erkämpfen, weil durch die Trennung der Nabelschnur eine Verbindung gelöst wird... der erste Schritt zu der Endlichkeit eines Lebens hin...

Aber für mich bleibt es ein Kreislauf .....
leben...gehen...leben ...gehen.... bis wir endgültig in was ? eintauchen ....

Eure Gedanken und Vorstellung über das Abschiedsfest finde ich ungemein berührend und schön....

Es sollte wirklich ein Fest sein... das hat ja wirklich nichts mit Ausgelassenheit zu tun...sondern ist die letzte, "sichtbare" Würdigung an einen Menschen , der wertvoll und wichtig und
der uns... und wir ihn.. geliebt haben.

Ich komme immer wieder auf die Liebe zu sprechen...

Weil sie wirklich das schönste, tiefste und friedlichste Gefühl in unserem Leben ist und weit über alle Grenzen des Endlichen hinausgeht...

die Liebe bleibt... immer...

fühle dich ganz lieb umarmt und grüße deinen Mann von mir und sage euren Kindern , dass sie ganz besondere Menschen sind...

eure Gramyo mit Burkard im Herzen und Leben ... für immer und dennoch auch im Hier und Jetzt...

Löckchen

Liebe Dirlis, liebe Gramyo,
Vielen Dank für Eure Beiträge. Bei mir fließen gerade die Tränen, und das ist gut so. In den letzten Tagen haben bei mir Wut und Trauer überwogen und wie ein dicker Klumpen in mir gesessen und alle anderen Gefühle blockiert Jetzt geht es mir besser! Ich danke Euch.
Löckchen

gramyo

Liebe Löckchen,

für viele Menschen ist es nicht einfach, zu akzeptieren, dass eigentlich vor der Trauer und den Tränen erst einmal die Wut, auf eine scheinbar ungerechte Lebenssituation und das ist ja die Phase des Abschied-nehmen´s durchaus, steht.....

Es kommen immer wieder Zeiten dieser so unterschiedlichen Gefühle. Wenn es dir möglich ist, lasse sie alle zu...
Vielleicht auch manchmal in geschützter und betreuter Umgebung/Räumlichkeiten.

Aus diesem Grunde empfehle ich immer wieder eine psychoonkologische Therapie,oder wenn man kirchlich ,religiös geprägt ist Gespräche mit einem Seelsorger.
Da ich eher spirituell ausgerichtet bin, hole ich mir Kraft durch Meditationen und auch durch "Zeiten der Stille und Zurückgezogenheit". Auch sie können heilen....

Es gibt glücklicherweise mittlerweile so viele gute Möglichkeiten sich wieder Kraft und Energie in den nicht leichten Alltag der Pflege und einfach der Auseinandersetzung mit einem Hirntumor zu holen.

Jeder wird seinen , für ihn richtigen Weg finden und ausserdem denke ich
wir sind hier schon
eine "aussergewöhnliche Gemeinschaft" die sich weiterhilft und unterstützt.

Herzliche , unterstützende Grüße für das Leben und das Gehen
von eurer Gramyo mit Burkard im Herzen und Leben ... für immer... und dennoch auch im Hier und Jetzt

tinchen

Liebe Dirlis,

DANKE für deine berührende, tieftraurige und gleichzeitig tröstliche Beschreibung deines derzeitigen Seelenlebens. Treffender kann man es nicht ausdrücken.

Jeder Betroffene, jeder Angehörige verarbeitet diesen "Abschied auf Raten" auf seine Art - und doch gehen wir alle diesen Weg .... Einer schneller, einer langsamer - wir wissen nicht, wieviel Zeit uns bleibt ....

Liebe Dirlis, ich denk häufig an euch Ich wünsche euch ein gelungenes Abschiedsfest, schöne gemeinsame Momente und viel Kraft für die kommende Zeit.

Herzlichst tinchen

Welle2013

Ich schließe mich hier ohne weitere Worte einfach nur an!










LG, die Welle

"Was ist wichtiger: Lieben oder geliebt zu werden?" oder anders "Welcher Flügel ist für einen Vogel wichtiger, der rechte oder der linke"

Löckchen

Ihr Lieben,
Es gehört nicht mehr wirklich zum eigentlichen Thema dieses Threads, aber ich möchte es gerne mit Euch teilen, denn es ist einen Folge davon.
Bei meinem Papa war es so, dass er sich in den Kopf gesetzt hatte bald wieder Auto zu fahren. Alle Gesprächsversuche zu dem Thema haben im Streit geendet. Er hat abgeblockt, ist unsachlich geworden, hat mir die Worte im Mund umgedreht und schließlich wütend den Raum verlassen Das lag mir so auf dem Magen! Ich hatte solche Angst, dass ich ihm die Autoschlüssel wegnehmen muss und er bis zu seinem Tod wütend auf mich ist.
Nachdem ich diesen Thread und vor allem Dirlis Beitrag gelesen habe, ist etwas in mir passiert. Ich konnte meinen Mut zusammen nehmen und das Thema noch einmal ansprechen. Es ist mir gelungen nur aus meiner Liebe zu ihm zu sprechen und seine Not zu sehen.
Zuerst lief es wie immer und er hat wütend das Zimmer verlassen.
Aber schon 10 Minuten später kam er wieder und ruderte ein ganz klein zurück. Ich beruhigte ihn, dass ich ihm nicht Böse sei, mir aber trotzdem Sorgen wegen des Thema mache. Dann legte er sich zu seinem Mittagsschlaf hin.
Als ich ging und mich verabschiedete, sagte er: vielleicht gehe ich morgen zu meinem Arzt und rede mal mit ihm darüber.
Meine Mama ist fast hinten umgefallen!
Heute vormittag rief er mich an, um mir mitzuteilen, dass er mit seinem Arzt gesprochen hat und nicht mehr Autofahren wird!
Ich bin so erleichtert und stolz auf meinen Papa, das war eine ganz schwere Entscheidung für ihn (und er tut mir so leid).
Danke an Euch, Dirlis und Gramyo, für Eure wunderbaren Beiträge (nicht nur in diesem Thread), die mich immer sehr berühren, vieles in mir bewegen und mir helfen mit meinen Gefühlen besser klar zu kommen - und davon profitiert auch mein Papa.
Löckchen

gramyo

Liebe Löckchen,

danke , für deinen neuerlichen Bericht, der ja doch "irgendwie" zu dem Thema gehört.

Es geht ja bei diesem Thema um Einfühlungsvermögen und positive Bewältigung von Problemen, die durch die meistens frühere Endlichkeit des Lebens durch einen höhergradigen Tumor zu bewältigen sind. Sowohl von dem Betroffenen und den Angehörigen.

Mit dem Ausdruck "positive Bewältigung" meine ich NICHT, das es eine fröhliche, leichte "Angelegenheit" ist.

"Positive Bewältigung" geschieht dann, wenn, wie bei euch, Betroffener und Angehöriger, die tiefe Ursache des Konflikts und dass ist eben die Endlichkeit des Lebens, oder wie Dirlis schreibt, "Abschied auf Raten"....erkannt wird...
und das ist nach wie vor meine Meinung....mit der gegenseitigen Liebe gemeistert wird... auf welchem Wege auch immer...

Das hat dein Papa , glaube ich, gespürt. Ich wünsche euch beiden, wie allen hier...
noch viele solcher schönen Einsichten und Momente, wo die gegenseitige Liebe doch sich durchsetzt gegen den Tumor....
und man positiv das Leben lebt.....

Alles Liebe dir, Löckchen und natürlich auch an alle Anderen
wünscht euch von ganzem Herzen
Gramyo mit Burkard im Herzen und Leben... für immer... und dennoch auch im Hier und Jetzt

Sverige

Liebe Dirlis, liebe Gramyo,

ich habe beide Berichte gelesen.
Der Gedanke, dass Mama irgendwann "frei" sein wird, ist etwas das mich auch tröstet.
Gerade Dein Bericht Dirlis ist mir sehr unter die Haut gegangen, da vieles von dem was Du gerade schreibst auch uns bewegt. Ich bin sehr berührt vom Schicksal Eurer Familie, und der Art und Weise mit der Du alles bewältigst. Auch Du wirst sicherlich Deine "dunklen" und verzweifelten Momente haben, aber trotzdem ist erlebst Du diesen Weg so klar und bewusst.

In den letzten Wochen mussten auch wir uns ja von einem Tag auf den anderen mit diesem Weg auseinandersetzten, der für Mama von Anfang an von Komplikationen begleitet war.
Ich für mich denke auch, dass der Weg für Mama weiter geht. Auch wenn nicht hier, dann in einer Welt, die für sie schön ist, in der sie glücklich ist und uns von weitem zusehen kann und hoffentlich stolz auf ihre Mädels ist.

An manchen Tagen ist dieser Gedanke für mich sehr tröstlich.
Manchmal ist die Angst davor, was noch kommt sehr gross und erdrückend.
Den Weg nicht genau zu kennen, zu wissen wie lang er noch ist, das ist für mich im Moment am schwierigsten.

gramyo

Liebe Sverige,

da es heute auch für mich gefühlsmässig ein nicht leichter Tag war, bzw. ist , bin ich heute zu "unserem Baum" in unserem kommunalen
Ruhewald , wo die Urne ihren Platz hat, mit meinem Hund gegangen und die Tränen sind auch noch nach 1 1/2 Jahren geflossen....

Das tröstliche ist aber immer für mich, dass ich dann eine tiefe Verbundenheit zu ihm spüre, wenn ich so meine Hand an die Buche lege und das "wachsen, lebendig sein" dieses Baumes spüre und dann kehrt Friede in mir ein und ich bekomme auch durchaus Kraft und Energie .

Ich bin mir bei so vielen Angehörigen hier im Forum sicher, dass sie das "anders werden" des geliebten Menschen und seine mehr und mehr Hilfsbedürftigkeit bewältigen werden und dabei ihre Liebe behalten.

Ihr, die ihr noch das Leben mit dem Betroffenen habt, seid natürlich weitaus angespannter und von den vielen Gefühlen und zu erledigenden Dingen betroffenen....

Wir, die wir einen Menschen " her gegeben ... frei gelassen" haben müssen lernen, das "neue Leben" das wir jetzt führen... anzunehmen und liebevoll zu gestalten... ihm einen Sinn zu geben ... mit vielen guten und schönen Erinnerungen.

Ich wünsche uns Allen, die, die ihren geliebten Menschen noch haben
und denen , die ihn "los gelassen" haben

ein gutes Leben und sehr viel Unterstützung hier aus dem Forum.

Alles Liebe euch allen
wünscht euch
Gramyo mit Burkard im Herzen und Leben ... für immer... und dennoch auch im Hier und Jetzt

Aniko

Liebe Gramyo, liebe Dirlis,

jetzt eben habe ich diesen Thread gelesen und bin tief gerührt. In einigen Zeilen konnte ich mich wiederfinden. Auch ich habe begriffen, dass das Sterben eine Selbstverständlichkeit ist, das zum Leben gehört und hatte auch ganz kurze Momente das Gefühl, dass Thomas bei mir ist. Im Hospiz habe ich mich mit ihm zusammen auf jede Kleinigkeit gefreut, allerdings konnte ich mit ihm nicht über das bevorstehende Ende sprechen, da er bis zum Schluss gehofft hat, dass er es schafft.
Es tut mir weh, dass unsere Tochter sich völlig distanziert hat und ihn nicht besuchen konnte, obwohl er sie sehen wollte. Es tut mir weh, dass nicht ich seine Hand gehalten habe, als es soweit war.
Momentan habe ich nur einen Wunsch : nichts wie hinterher. Einsame Sonntage, einsame Abende.
Dabei war ich all die Monate so stark, und jetzt......
Ich freue mich nur, wenn ich den Tag hinter mich bringe.

gramyo

Liebe Forianer und ganz besonders im Moment Aniko,

im Moment " nur sehr kurz hier " da oben mein jüngster Enkel liegt und schläft...Sehr anrührend für mich und sehr tröstlich.

Heute waren wir mit meiner Tochter, seiner Mama im Ruhewald, weil er (er ist 4 1/2 Jahre) Burkard an seinem Baum besuchen wollte. Das waren seine Worte. Später , wie er Seifenblasen in die Luft gepustet hat: sagte er "die fliegen jetzt zu Burkard in den Himmel".....

Was ich damit hier ausdrücken möchte, ist , dass Kinder so ganz anders, zwar durchaus auch manchmal traurig und den Papa oder Opa vermissend, aber wiederum dann strahlend so Gedanken wie mit den Seifenblasen erzählend , uns aufzeigen, das man eine andere Warte einnehmen kann.

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Liebe Aniko,

es ist wirklich gut, wenn du es schaffst, dich von deiner Stärke, die du jetzt auch gar nicht mehr brauchst.... zu verabschieden und es gehört zu dem Trauerweg dazu, dass man sich wünscht, "hinter her zu gehen" und wieder vereint zu sein....

Auch diese Zeit wird von dir, genau wie bei sehr vielen durchwandert und glaube mir... nur wenn man die Trauer annimmt und auch alle anderen aufkommenden Gefühle .... kann man eine "neue Lebendigkeit, einen neuen Sinn im Leben finden und dann ausleben"...

Akzeptiere deine Schwäche ,deine Trauer, dein noch "nicht richtig Freude empfinden"....
die Möglichkeit, dass aus Einsamkeit der Lebenszustand "Allein sein", welcher ja eine ruhige Hoffnung in sich birgt "All-eins-sein" zu erreichen ist durchaus gegeben.


Schildere hier einfach weiter deine Gefühle, wie wir es ja auch machen, die in der Endphase im Zusammenleben mit einem geliebten Menschen sind, oder die wie wir beide und viele andere, den geliebten Menschen
"los gelassen... in die Freiheit des Universums gegeben haben"....
und es wird dir mit der Zeit besser gehen, da bin ich mir sehr sicher.

Ich habe es hier schon so oft geschrieben und schreibe es wirklich gerne auch noch einmal für dich:

Jeder geht dann, wenn für ihn der richtige Zeitpunkt gekommen ist....
Wenn dein Mann ohne deine reale Anwesenheit gehen wollte..., war es der von ihm ausgesuchte Weg.....

Es geht nicht um die "reale Hand haltend" , sondern um das Gefühl der Zusammengehörigkeit, die man in der ganzen Zeit der Erkrankung hatte... und das hast du ohne Zweifel gehabt.

Akzeptiere deinen traurigen Ist-Zustand , gehe in dieses Gefühl hinein, vielleicht auch mit psychoonkologischer Betreuung und es ist mehr als ein Zitat .. oder Bild..
irgend wann kannst du
wie der Phönix aus der Asche ... in die Lüfte, bzw. in dein neues ,"ureigenes Leben " steigen, bzw. Schritt für Schritt mit eurer gemeinsamen Tochter gehen .....
Sie trauert auch... nur anders...

Fühle dich liebevollst umarmt und wirklich in all deinen Gefühlen sehr gut verstanden....
deine Gramyo mit Burkard im Herzen und Leben ... für immer... und dennoch auch im Hier und Jetzt

die ihn morgen an ihrem 66. Geburtstag durchaus real vermissen wird, aber innerlich schon mehr und mehr Friede mit ihrem
All-ein-sein gefunden hat

Aniko

Danke, liebe Gramyo für deine tröstenden Zeilen.

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