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Binerich66

Schon wieder habe ich einen Beitrag gelesen, wo jemand es nicht nachvollziehen kann, warum es hier in Deutschland kein Menschenwürdiges sterben gibt. Auch ich habe mich sehr mit dem Thema auseinander setzen müssen. Ein heikles Thema. Ich möchte Euch ein Buch empfehlen, es ist diesen Monat erschienen:

Letzte Hilfe von Uwe Christian Arnold.

Rudolf_R

so stellt sich die Frage wie sich die derzeitige Situation in der Gesetzgebung entwickelt.

2015 soll sich hierzu die Rechtslage in der BRD ändern.
Was mich erstaunt es findet keine öffentliche und umfängliche Debatte statt.

Ich denke dabei immer an Wolfgang Herrndorf

mausezahn

Binerich66, warum gibt es denn in Deutschland kein Menschenwürdiges Sterben?
Ich kann es leider auch nicht nachvollziehen....

kaho

Ich möchte dieses Thema nochmal aufgreifen. Diesen Monat habe ich meine Ma an den Krebs (BSDK) verloren und musste hilflos zusehen, welche Schmerzen sie aushalten musste.
Allen denen, welche der Sterbehilfe nicht zustimmen, kann ich nur wünschen, dass ein geliebter Mensch ebenfalls diese Hölle durchlaufen muss und sie angebettelt werden, dass man endlich sterben darf.

Teetrinker

NEIN, das wünscht man keinem!!

Allerdings wünsche ich mir, dass der Wunsch nach einem schmerzfreien, humanen Tod respektiert wird und Patienten und Angehörige nicht so etwas ertragen müssen, wie Du es musstest. Mein aufrichtiges Beileid!

milky why

Danke lieber Teetrinker - fürs Entschärfen.
Gruß MW

kaho

Ich kann jedem, der auch vor dieser Frage steht, nur raten, sich rechtzeitig und ernsthaft um eine eigene Lösung zu bemühen. Von Ärzten, Staat oder dem lieben Gott gibt es keinerlei Hilfe. Es ist grausam und menschenunwürdig.

Wir haben für uns das Verbluten als bislang beste Option in Deutschland gefunden. Idealerweise erhält man als Patient einen Port, über den auch eine Blutentnahme möglich ist. Mit etwas Erfahrung weiß man, wie man das Ding "öffnet". Das Verbluten soll ja ein allmähliches Einschlafen zur Folge haben. Damit man noch weniger davon mitbekommt, vorher noch ein paar Schlaftabletten. So haben wir es in unserer Familie jetzt ausgemacht, für den Fall, dass uns nocheinmal solch ein Schicksal trifft.

alma

Hallo Kaho,

mein allerherzlichstes Beileid. Es war sicher sehr schwer.
Ich habe auch einmal eine ähnliche Erfahrung gemacht. Am schlimmsten fand ich es, hilflos bei den Schmerzen zuzusehen.
Deshalb schließe ich mich deiner Ansicht vollkommen an: solche Vorkehrungen vorher zu treffen. Man kann nach Ärzten suchen, die helfen.
Oder nach Verfahren, bei denen man sicher gehen kann.
Ärzte haben ja selbst Vorstellungen, was sie täten, wenn es sie beträfe. Insulintropf und Schlaftabletten, konnte ich in Erfahrung bringen.
Vor kurzer Zeit habe ich auch vom assistierten Verhungern und Verdursten gehört. Es gibt ein Buch darüber. Ich schicke dir den Titel.

LG, Alma.

alma

Die Korrektur funktioniert nicht und den Buchtitel finde ich nicht in meinen Unterlagen.
Deshalb so: Ein sanftes, kein grausames Sterben.
Einfach bei Google eingeben.

Amira

Darf ich fragen, warum hilft in solchen Fällen die ambulante Palliativpflege nicht? Ich bin sehr geschockt und dachte, ein solches Sterben gibt es nicht mehr. Eigentlich sollten doch genügend starke Schmerzmittel zur Verfügung stehen oder sehe ich das falsch?

alma

In einigen Fällen helfen die Schmerzmittel nicht genug.
Aber es gibt auch andere, sehr quälende Symptome - je nach betroffenem Organ. Luftnot z.B. Oder durch besondere Hirnproblematiken. Oder durch lange Bettlägerigkeit.
Wie es wird, lässt sich vorher schwer sagen.

Amira

Danke für die Erklärung Alma.

karlmai

Hallo an alle,
Auch ich bin geschockt, von den sehr negativen Beiträgen. Ich hoffe und glaube auch ganz stark, dass ein Sterben unter Schmerzen die absolute Ausnahme bedeutet.
Ich habe mich, im Zuge der Erkrankung meines Mannes, mit einem palliativ Mediziner unterhalten und er hat mir wirklich sehr glaubhaft versichert, dass niemand an Atemnot und Luftmangel sterben muss. In der Endphase tritt manchmal die sog. Schnappatmung ein, die aber nichts mit Atemnot zu tun
hat. Schmerzen können fast vollständig ausgeschaltet werden . Was übrig bleibt ist auszuhalten und wenn der Patient es wünscht, wird er sediert.
Ich meine, dass eine liebevolle Begleitung bis zum Schluss, der Mix aus Medizin, Paliativteam, Arzt und Familie ein würdevolles Sterben ermöglichen kann. Ich glaube für mich, dass Selbstmord keine Option ist. Wann ist der Zeitpunkt? Verpasst man ihn, muss daneben Angehörigen nachhelfen?
Ich wünsche hier jedem, dass er seinen Weg findet.

Forever

Danke karlmai.

alma

Warum negativ?
Davon abgesehen - ich habe nicht gesagt, dass man an Atemnot stirbt, sondern das es ein quälender Zustand ist, der im Endstadium auftreten kann.
Die Palliativmedizin beschäftigt sich viel mit Atemnot, weil es eben häufiger vorkommt. Normalerweise bekommt der Patient dann Sauerstoff, statt ihn in seiner Todesangst zu beruhigen.
Aber man muss nicht in die Einzelheiten gehen. Viele wollen das nicht hören. Verständlich.
"Selbstmord" würde ich das nicht nennen. Es fehlt der Tatbestand der Heimtücke. Eigentlich gibt es keinen passenden Begriff dafür.

Asmo

Ausbluten und verhungern lassen hört sich für mich ziemlich extrem an, evtl. sollte man sich frühzeitig Gedanken über Sterbehilfe in der Schweiz, Belgien oder Holland machen.
Bevor man sich am Schluss noch strafbar macht, oder es nicht so ablauft wie man sich das vorstellt und alles nur verschlimmert.

alma

Nachtrag:
Die Atemnot entsteht durch Überwässerung. Zuviel Flüssigkeit durch die Infusionen, während die Nieren schon ihre Tätigkeit einstellen. Die Flüssigkeit sammelt sich dann in den Lungen und macht Beschwerden beim Atmen. Der Patient bekommt Panik.
Das ist doch wichtig zu wissen. Dann kann man doch ganz anders helfen.

karlmai

Bei Selbstmord spricht man niemals von Heimtücke, sondern nur bei Mord. Und wenn ein Mensch sich die Pulsadern öffnet, so ist das Selbstmord. Dafür gibt es keinen anderen Begriff.
Und das meine ich auch nicht negativ. Es ist so.
Und ich bin auch der Meinung, dass man sterbenden Menschen helfen kann, nicht durch gutes zureden, sondern durch ärztliches Können, das Leiden zu reduzieren.
Meines Erachtens sind Hospiz eine wundervolle Einrichtung. Und wer Angst vor Schmerzen am Lebensende hat, sollte sich vielleicht einmal mit den dortigen Mitarbeitern und Ärzten unterhalten

alma

Bestreitet doch auch niemand, dass man Sterbenden helfen kann. Es geht aber um die richtige Hilfe. Ausreichend Schmerzmittel, wissen, was ein Sterbender braucht, der sich nicht mehr artikulieren kann, und was ihm schadet.
Für Selbstmord gibt es noch Selbsttötung, aber auch das trifft es nicht besonders gut. Suizid wäre nur die lateinische Übersetzung.
Es existiert kein passender Begriff.
Aber bei manchen Menschen besteht ein Bedürfnis, den Weg aus dem Leben abzukürzen. Ich respektiere das.

Likiniki

Ich habe meinen Weg in die Schweiz bereits geebnet. Es wäre mein innigster Wunsch selbstbestimmt und in Vollbesitz meiner geistigen Kräfte diese Erde zu verlassen. Ein Leben, in dem ich nicht mehr ich bin, nicht kommunizieren, verstehen oder mich selbst versorgen kann möchte ich mir selbst (aber auch meiner Familie) nich antun.

Für den Fall das ich den "richtigen" Zeitpunkt verpasse habe ich mich bereits nach der gesicherten Disgnose in unserem nahe gelegenen Hospiz angemeldet. So hat man Zeit auf der Warteliste nach oben zu rücken und muss den Platz aber erst annehmen wenn man dazu bereit ist.

Eine Pflege daheim durch Personal oder angehörige kommt für mich nicht in Frage.

Ich bin froh und Dankbar, das mein Mann dabei voll hinter mir steht. Ich habe auch alles in meiner Patientenverfügung detailliert beurkunden lassen.

Wenn ich immer das Wort "selbstmord" höre, kommt mir das kalte Grauen und das Unverständnis. Wir reden hier von einer unheilbaren Erkrankung. Und wenn die Zeit gekommen ist, in der der Betroffene keine Lebensqualität mehr sieht, dann kann man ihn doch seinen Weg gehen lassen. Es ist ja dann keine Frage mehr ob er stirbt, sondern wie!

Das ich all die Maßnahmen bereits in die Wege geleitet oder organisiert habe bedeutet im übrigen nicht das ich die Hoffnung oder mich selbst aufgebe. Ich kämpfe weiter, aber mit der Gewissheit mir und meinen Angehörogen eine große Last der Entscheidungen abgenommen zu haben. Und das ist ein gutes Gefühl.

Denn wenn wir es mal genau nehmen ... jedes Leben endet mit dem Tod und warum diesen nicht im eigenen Interesse vorbereiten. Ob krank oder nicht. Mein Mann hat sich mir angeschlossen und auch alle Vorkehrungen getroffen. Wiederrufen oder ändern kann man sie immer, aber wer kann wissen was morgen ist.

Von "selbstversuchen" im häuslichen Bereich würde ich abraten. Zu oft werden wir als rettungsdienstler vor Ort gerufen und "retten" Menschen die doch eigentlich nicht gerettet werden wollen. Weil die Dosierung falsch war, Medikamente veraltet waren und/oder die angehörigen des Kranken sich den doch eintretenden Todeskampf so nicht vorgestellt hatten. Hinterher, wenn es schief geht, ist der Schaden meist noch viel viel größer als vorher und die Verzweiflung auch.

Entschuldigt die letzten sehr offenen und direkten Worte aber es liegt mir am Herzen.

alma

Ich verstehe vollkommen, was du meinst, und unterschreibe jeden Satz.
Es ist eine Art der Selbstfürsorge, das für sich selbst zu klären. Einfach nur zu klären, wie es einem am nächsten liegt.
Das ist natürlich auch Schwankungen unterworfen. Es hängt davon ab, was die Krankheit einem zumutet. Je nachdem geht man gedanklich in die eine oder andere Richtung.
Wenn man diese Gedanken nur für sich behält, blockiert man damit die Hilfsmöglichkeiten. Und man schließt die Angehörigen aus. Sie sollten mitreden dürfen. Nicht mit entscheiden, aber mitreden.
Und auch wenn es entschieden scheint und die Dinge geregelt sind, kann es immer noch sein, dass man sich doch anders entscheidet.
Es sind doch erst einmal nicht mehr als gedankliche Vorwegnahmen.
Den Raum brauche ich, und wer vehement dagegen redet, ist für mich kein Dialogpartner. Das ist dann eben eine ganz andere Sichtweise, die auch ihre Berechtigung hat.

fasulia

>>> Normalerweise bekommt der Patient dann Sauerstoff, statt ihn in seiner Todesangst zu beruhigen. >>>
das stimmt nicht! in der (guten) Palliativmedizin- genauer im eingeleiteten Sterbeprozess erhält der Patient sedierende, krampflösende,beruhigende und ausreichend schmerzstillende Medikamente- auch Medikamente die, die Sekretproduktion reduzieren... im übrigen ist meine Erfahrung, dass der menschliche Beistand, die beruhigende Atmosphäre, das Einverstandensein mit dem Ende- fast wichtiger sind als Medikamente, damit ein Mensch seinen Weg gut beenden kann...
dass sich wenige! trotz dieser ganzen "Maßnahmen" schwer tun, ist etwas das mich Demut gelehrt hat und Achtung vor dem ganz "eigenen" Tod.

auch "Bettlägerigkeit" bzw. dass damit verbundene "Wundliegen" wird "heutzutage" als Pflegemangel angesehen- der aber auch auf Verweigerungen von Patient oder Angehörigen beruhen kann...ich will damit nur sagen, es ist vermeidbar, es gibt gute Hilfsmittel

fasulia

in den Hospizen hier in D ist das eigentlich "Standard"-
bisher habe ich noch von niemand gehört, der in einem Hospiz negative Erfahrungen gemacht hat... die "Platzfrage" ist ein anderes Problem.

Aziraphale

Ich muss ehrlich sagen, bis letztes Jahr wusste ich überhaupt nichts über das Sterben. Der letzte Todesfall in der engeren Familie lag über 20 Jahre zurück, das war mein Opa, der lag morgens tot im Bad.

Seine Frau ist letztes Jahr im August verstorben, mit gesegneten 96 Jahren. Der Weg war schwer, sie "starb" monatelang. Und trotzdem hat sie 2 Tage vor ihrem Tod noch gesagt, dass sie nicht gehen möchte.

Meine Oma kam eine Woche vor ihrem Tod aus dem Krankenhaus, wohin sie kam wegen einer kalten Lungenentzündung. Ich habe mich immer gefragt, warum man so oft hört, dass alte Menschen an einer Lungenentzündung versterben. Heute weiß ich es. Irgendwann funktioniert der Schluckmechanismus nicht mehr richtig und es gelangen Teile der Speisen in die Luftröhre, anfangs oft unerkannt.

Im Krankenhaus bekam sie Infusionen, was, wie Alma schon schrieb, zu einer Überwässerung führte. Meine Mutter hat verlangt, dass die das unterlassen, worauf meine Oma entlassen wurde.

Nachdem sie nach Hause durfte, kam der ambulante Hospizdienst. Ein netter Mann mittleren Alters, der uns ganz genau gesagt hat, was passieren wird. Nahrungsaufnahme war nicht mehr möglich, es gelangten immer wieder Teile in die Luftröhre und sie musste dann warten, bis der Mann wieder kam und sie abgesaugt hat. Mit dem Trinken war es das Gleiche.

Wundliegen kann passieren, selbst bei bester Pflege. Aber bei bester Pflege heilt das auch sehr schnell wieder ab, selbst bei Menschen, die wie meine Oma nur noch Haut und Knochen war.

Amira

Ich finde die Bücher vom Palliativmediziner Gian Domenico Borasio sehr gut. Ein Buch heisst "Selbstbestimmt sterben".
Wie hier schob geschrieben sagt er, dass heute niemand mehr an Atemnot und Schmerzen sterben muss, bzw. dass diese Symptome sehr gut gelindert werden können.

kaho

Ich möchte nochmal etwas zur Palliativmedizin sagen:
Wir dachten, wir hätten alles geregelt. Jede Menge Schriftstücke, Extra-Formulierungen in der Patientenverfügung - Kopien immer griffbereit, alle Ärzte schon vorher informiert. Aber wir waren schlecht vorbereitet.

Die Schmerzen waren NICHT sofort durch das Morphium zu beheben. Problem ist immer: soviel, wie nötig wäre, ist auf einmal tödlich, und wird nicht von den Ärzten gegeben. Ist auch ok, denn man erstickt dann qualvoll. Das wollten wir auch nicht. Daher kann es nur langsam erhöht werden. Da gehen schon mal 2-3 Tage mit schrecklichen Schmerzen vorbei, ehe wirklich was passiert.

Die Sedierung, welche sich meine Mutter von den Ärzten gewünscht hatte, ist ebenfalls an Einschleichzeiten gebunden. Es wird nur sehr langsam erhöht und grundsätzlich nur in den allerletzten Tagen gegeben. Also die Tage davor soll man bitte sehr aushalten. Und bis es wirkt, sind die meisten schon tot.

Es handelte sich dabei um Midazolam. Das Mittel wird auch als Betäubung bei unangenehmen Untersuchungen (z.B. Darmspiegelung) eingesetzt. Das Mittel hat aber nicht den Effekt, dass man ins Koma fällt und nichts mehr mitbekommt. Man ist nur beduselt und bleibt ansprechbar - bekommt also auch noch sehr viel mit. Wenn Ihr jetzt denkt - kann nicht sein, ich weiß nix mehr von meiner letzten Spiegelung, liegt das daran, dass es Amnesie auslöst. Man weiß also hinterher nix mehr. Aber nützt das einem Sterbenden wirklich, frag ich mich?

Ich muss dazu sagen, dass eine Sedierung direkt im KKH höher dosiert werden kann - vielleicht nehmen die da auch andere Substanzen. Meine Ma wollte aber gern zu Hause sterben. Und als dann die Info kam, dass zu Hause nur dieses Beduseln möglich ist, war sie nicht mehr transportfähig. Das hat uns geschockt und wütend gemacht.

Insgesamt hatte der ganze Sterbeprozess meiner Mutter nix mit sanftem Einschlafen zu tun. Es war schrecklich: Schmerzen, Atemnot, Schluckauf, Panik, Windeln mit Blut im Urin ... usw.

Mit der heutigen Erfahrung (wir haben vorher noch nie einen Todesfall zu Hause gehabt), würde ich mich besser vorbereiten.

alma

Ich hatte schon einige Todesfälle.
Dass niemand mehr an Atemnot sterben oder Schmerzen erleiden muss, ist eine allgemeine Aussage. Dr. Borasio will damit sagen, dass die Medizin inzwischen so weit ist, das zu verhindern. Stimmt aber leider nicht ganz.
In einigen Fällen würde man den Sterbenden mit Morphium frühzeitig in den Tod schicken, was man ja nicht will. Siehe Kaho.
Mein Bruder, dessen Skelett voller Metastasen war, bekam Schmerzmittel per Tablette, Tropf und Pflaster, alles zugleich. Wenn die Wirkung der Mittel nachließ, kehrte der Schmerz mit Macht zurück, und es musste wieder nachgelegt werden. Das war kein gleichbleibender Pegel.
Er war durchgelegen, die Haut schon schwarz, aber die Schwestern haben nichts unternommen, weil man ihn kaum bewegen konnte.
Ein Bein hielt er immer angewinkelt, durch die Metastasen in den Hüftknochen konnte er es nicht mehr gerade machen.
Einen Tag vor seinem Tod haben sie uns (die Familie) ohne Begründung aus dem Zimmer geschickt, ihm eine Narkose gegeben und das Bein mit Gewalt gerade gemacht. Seine Schreie hörten wir bis in den Wintergarten.
Danach die Oberschwester: "Damit er in den Sarg passt."
Die Palliativstation einer renommierten Hamburger Klinik.
So etwas vergisst man nicht. Theorie und Praxis.
Ich schreibe das hier, um meine Ansicht zu unterstreichen, dass es wichtig ist, sich ein wenig auszukennen, für die Angehörigen und für sich selbst, um sich zu beschützen.

Aziraphale

Alma das ist ja der Oberhammer. Dagegen ware ich auf jeden Fall gerichtlich vorgegangen. Knochen kann man auch nach dem Tod des Patienten noch brechen, das muss man einem Sterbenden doch nun wirklich nicht zumuten.

alma

Ich war damals fassungslos. Es ist schwer, sich zu wehren, wenn man mitleidet und um den sterbenden Bruder trauert. Er lebte ja noch.
Heute würde ich sagen: geh nie aus dem Zimmer.

Ich habe vor einiger Zeit mal die Palliativstation aufsuchen wollen. Existiert nicht mehr. Plattgemacht. Aus dem KH im Pavillonstil ist ein Wohngebiet geworden und das KH nun ein Hochhaus.

alma

Nein, es war nicht einen Tag vor seinem Tod. Es war an dem selben Tag.
Und natürlich war er überwässert und die Lunge rasselte, und natürlich bekam er Atemnot und natürlich rannten sie mit Sauerstoff herbei.

(Die Bearbeitungsfunktion funktioniert wieder nicht.)

Amira

Das ist ja der Wahnsinn Alma, da wird einem richtig übel beim Lesen. Die kamen auf der Palliativstation mit SAUERSTOFF angerannt? Ein paar Tsge vor seinem Tod?
Ich hoff echt dass auf dem Gebiet der Palliativmedizin mehr geforscht wird, damit solche Sachen weniger passieren und gewisse Sachen einfach "common sense" unter den Pflegenden werden.

Poldi

Ihr Lieben,
heute möchte ich euch meine Erfahrung über den Tod schreiben.
Meinem Mann habe ich es ermöglicht zu Hause zu sterben.
Der Tod, oder das Sterben mit ansehen zu müssen, ist eine der schlimmsten Erfahrungen meines Lebens. Aber wie heisst es so schön, der Tod gehört zum Leben.....
Mein Mann hatte bis zum letzten Atemzug keine Schmerzen. Ich wurde durch unseren Hausarzt herrvoragend unterstützt. Wir hatten kein Palliativteam mit im Boot. Aber ich hatte freien Zugang zu den Medikamenten, von Fentanyl über Morphium......und eine kleine "Unterweisung".
Aber das allerschlimmste war, dass mein Mann gehen musste aber im Grunde sein gesundes Leben wieder haben wollte.....aber diese Option war leider nicht möglich

alma

Das Tragische auch: es hätte ihm erspart werden können. Er war zu Hause und wollte nicht ins KH. Dann veränderte sich sein Zustand Richtung Bewusstseinsstörung. Er begann zu halluzinieren. Das löste bei den anwesenden Familienangehörigen verständlicherweise Angst aus und sie ließen ihn ins KH bringen.
Mit einer besseren Vorbereitung, einem Arzt in der Familie oder einem erfahrenen und verständigen Hausarzt hätte man ihn in das sich ankündigende Nierenkoma gleiten lassen können. Es wäre humaner gewesen. Und v.a. schmerzloser.
Eine große Rolle spielte dabei auch die allseitige Verleugnung seines baldigen Todes. Sie glaubten, er würde es schaffen. Er auch.

kaho

Ja, ich muss gestehen, das ist auch hammerhart, was Du durchgemacht hast, alma. So krass war unser Team keineswegs. Sie sind alle sehr, sehr nett gewesen. Aber ihnen sind die Hände gebunden. Sobald es auch nur ansatzweise in Richtung Sterbehilfe geht, werden die sofort verknackt.

Ich muss dazu sagen, dass es auch unfair ist, von jemand anders zu erwarten, mein Leben sanft zu beenden. Ich möchte das auch nicht für jemand Fremden machen müssen. Aber womit ich kein Problem hätte, wenn der Patient es selbst tut oder seine Angehörigen in dessen Auftrag.

Ich möchte aber vor allem die Betroffenen aufrütteln, sich selbst ganz handfest zu überlegen, wie im Falle von einer "unerträglicher Situation" ohne Aussicht auf Besserung konkret vorgegangen werden soll. Ganz ohne Ärzte, Staat, Priester oder sonstigen Institutionen.

Aziraphale

Ja ich denke auch, dass dem Sterbenden viel Leid erspart werden kann, wenn die Angehörigen den baldigen Tod akzeptieren und danach handeln.

Meine Ma hat lange Zeit alles nur erdenkliche getan für ihre Mutter. Und irgendwie hat sie sich ja auch immer wieder aufgerappelt. Aber nach diesem letzten Gang ins KH wollte sie nicht mehr, dass meine Oma an den Tropf gehängt wird, wo sie die Flüssigkeit doch gar nicht mehr aus dem Körper transportiert gekriegt hat. Die größte Angst meiner Mutter war, dass meine Oma erstickt. Das ist ihr erspart geblieben. Es war dann wohl alles ganz friedlich (wir waren nicht zu Hause, wir waren auf der Beerdigung eines sehr guten Freundes meines Mannes).

Amira

Ich war dabei, als meine Grossmama an einem Glio gestorben ist. Und meine Erfahrung war zum Glück ganz anders. Sie ist zu Hause in ihrem Bett, unterstützt von einem hervorragenden Spitex-Team ohne Schmerzen gestorben. Waren die letzten Minuten kurz vor ihrem Tod friedlich? Nein. Sie hat um jeden Atemzug gekämpft. Aber laut der Pflegerin ist das völlig normal, denn der Organismus will nicht sterben. Für mich wars aber wichtig zu sehen, dass das Sterben eine ganz natürliche Sache ist und seither habe ich keine Angst mehr vor dem Tod.

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