Ich möchte nochmal etwas zur Palliativmedizin sagen:
Wir dachten, wir hätten alles geregelt. Jede Menge Schriftstücke, Extra-Formulierungen in der Patientenverfügung - Kopien immer griffbereit, alle Ärzte schon vorher informiert. Aber wir waren schlecht vorbereitet.
Die Schmerzen waren NICHT sofort durch das Morphium zu beheben. Problem ist immer: soviel, wie nötig wäre, ist auf einmal tödlich, und wird nicht von den Ärzten gegeben. Ist auch ok, denn man erstickt dann qualvoll. Das wollten wir auch nicht. Daher kann es nur langsam erhöht werden. Da gehen schon mal 2-3 Tage mit schrecklichen Schmerzen vorbei, ehe wirklich was passiert.
Die Sedierung, welche sich meine Mutter von den Ärzten gewünscht hatte, ist ebenfalls an Einschleichzeiten gebunden. Es wird nur sehr langsam erhöht und grundsätzlich nur in den allerletzten Tagen gegeben. Also die Tage davor soll man bitte sehr aushalten. Und bis es wirkt, sind die meisten schon tot.
Es handelte sich dabei um Midazolam. Das Mittel wird auch als Betäubung bei unangenehmen Untersuchungen (z.B. Darmspiegelung) eingesetzt. Das Mittel hat aber nicht den Effekt, dass man ins Koma fällt und nichts mehr mitbekommt. Man ist nur beduselt und bleibt ansprechbar - bekommt also auch noch sehr viel mit. Wenn Ihr jetzt denkt - kann nicht sein, ich weiß nix mehr von meiner letzten Spiegelung, liegt das daran, dass es Amnesie auslöst. Man weiß also hinterher nix mehr. Aber nützt das einem Sterbenden wirklich, frag ich mich?
Ich muss dazu sagen, dass eine Sedierung direkt im KKH höher dosiert werden kann - vielleicht nehmen die da auch andere Substanzen. Meine Ma wollte aber gern zu Hause sterben. Und als dann die Info kam, dass zu Hause nur dieses Beduseln möglich ist, war sie nicht mehr transportfähig. Das hat uns geschockt und wütend gemacht.
Insgesamt hatte der ganze Sterbeprozess meiner Mutter nix mit sanftem Einschlafen zu tun. Es war schrecklich: Schmerzen, Atemnot, Schluckauf, Panik, Windeln mit Blut im Urin ... usw.
Mit der heutigen Erfahrung (wir haben vorher noch nie einen Todesfall zu Hause gehabt), würde ich mich besser vorbereiten.