Sehr geehrte Damen und Herren,
Anfang des Monats ist mein Vater nach großer Leidenszeit verstorben. Er hatte ein Glioblastom. Der Tumor war zuletzt so groß, dass er jederzeit aufs Atemzentrum drücken konnte.
Für meine Familie und mich war die Zeit von der Diagnose bis heute ( ca. 1 3/4 Jahr) sehr anstrengend und belastend, auch wenn wir tatsächlich versucht haben, jede Zeit zu genießen.
Zuletzt ging es um die Frage, ob ein Hospiz geeignet wäre oder nicht und man muss Entscheidungen treffen, wenn der Angehörige dazu nicht mehr in der Lage ist.
Wir haben uns gegen ein Hospiz entschieden, da wir uns sicher waren, dass Papa hätte Zuhause sterben wollen. Dennoch hatten wir große Angst vor dem "WIE" des Sterbens und irgendwie habe ich mir immer gewünscht, dass ich mich ansatzweise auf den Prozess des Sterbens "vorbereiten" kann.
Wir waren alle bis zur letzten Minute, bis zum letzten Atemzug bei Papa und ich hoffe sehr, dass er das mitbekommen hat. Aber ich würde gerne wissen, wie andere Erfahrungen dazu aussehen. Mein Vater hat die ganze Nacht bevor er gestorben ist, stark gestöhnt, trotz starker Schmerzmittel, reden konnte er leider nicht mehr. Ab und zu hat er nochmal geguckt, aber ob er bereits in einer anderen Welt war, das weiß ich leider auch nicht. Ich habe irgendwie Angst, dass er doch furchtbar gelitten hat, obwohl die Ärzte mit großer Sicherheit sagen, dass mit diesen Schmerzmitteln keine Schmerzen mehr gewesen seien. Warum hat er dann so Geräusche gemacht, als hätte er gelitten? Ich würde es nicht wagen zu behaupten, dass er nicht gelitten hat und genau davor hatte ich am meisten Angst, dass er komische Geräusche macht und ich nur daneben bin und zuschauen muss. Ich würde auch gerne wissen, ob es Ähnlichkeiten beim Sterben von Glioblastom-Patienten gibt, beispielsweise hatte mein Papa zuletzt furchtbaren Schleim im Hals, den er nicht mehr abhusten konnte. Auch dort teilten uns die Ärzte mit, dass es für Papa nicht schlimm sei, aber für uns Angehörigen. Aber woher weiß man das? Das ist meiner Meinung nach doch unmöglich herauszufinden? Ich weiß nicht mal, woran er jetzt eigentlich gestorben ist, ob er an dem Schleim erstickt ist, oder wie genau er einfach aufgehört hat zu leben. Zuletzt ging alles so extrem schnell. Mit 54 Jahren kann es nicht sein Herz gewesen sein, das einfach aufhört zu schlagen,das ist in meinen Augen ein ganz anderer Prozess des Sterbens, als ein älterer Mensch, der lange gelebt hat und irgendwann sterben muss. Vielleicht gibt es hier einen Austausch und vielleicht finde ich wenig Ruhe. Es ist jetzt zwar "vorbei", aber dennoch würde ich gerne Erfahrungen dazu wissen, denn das Thema "Sterben" und der gesamte Prozess, wird oftmals leider nur kurz angedeutet und scheint nach wie vor ein bisschen verschwiegen zu werden.
Liebe Grüße!