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Aniger

Vor 3 Wochen wurde ein Glioblastom diagnostiziert. Der Behandlungsvorschlag lautet Bestrahlung + Chemotherapie. Wir tendieren inzwischen dahin, nur Chemo durchführen zu lassen, da wir fürchten, dass nach der Bestrahlung keine Lebensqualität mehr vorhanden ist. Sind uns allerdings unsicher, ob unsere Auffassung richtig ist. Wer hat positive Ergebnisse ohne Bestrahlung zu verzeichnen?

Danke!

alma

Hallo Aniger,

Chemo plus Bestrahlung ist bei Glioblastomen der Behandlungsstandard. Und der richtet sich nach wissenschaftlichen Studien zur Überlebenszeit. Die Frage, wer hier positive Ergebnisse ohne Bestrahlung zu verzeichnen hat, ist falsch gestellt. Es geht nicht um Einzelfälle, sondern um die Mehrzahl untersuchter und ärztlich beobachteter Patienten. Außerdem bestehen innerhalb der Glioblastome erhebliche Unterschiede in der Tumorbiologie mit Auswirkungen auf die Prognose. Es ist also nicht so einfach vergleichbar.
Ruf doch mal beim Beratungstelefon der Hirntumorhilfe oder beim Krebsinformationsdienst an und erkundige dich nach entsprechenden Studien.

Gruß, Alma.

Caroline

Hallo Aniger,

ich kann nur für mich schreiben, ich habe damals eine Betrahlung von 60 Gy bekommen. Ich habe absolut keine Einschränkungen davon getragen und auch die Bestrahlung an sich war für mich kein Problem. Natürlich kann es sein, dass noch Spätfolgen auftreten können. Das einzigste, was ich merke, ist ein total schlechtes Kurzzeitgedächtnis....aber das kann auch andere Ursachen haben.

LG Caroline

sharanam

Hallo Aniger,

ich habe auf die Bestrahlung verzichtet, weil Prof. Siegfried Vogel mir das gleiche beschrieb, was er 2011 auch in der Sonderausgabe Brainstorm in einem Interview sagte:

„Wir wissen, dass die Ansprechrate auf eine Bestrahlung ungefähr bei 20 – 25 % liegt. Das heißt, nur jeder vierte oder fünfte Patient hat einen Gewinn durch die Bestrahlung.

Bestrahlung hat aber erhebliche Nebenwirkungen, wenn der Patient zwei, drei oder vier Jahre überlebt, was wir in den letzten Jahren sehr häufig gesehen haben. Nach zwei Jahren treten plötzlich die Komplikationen einer Bestrahlung von 55 bis 60 Gy auf, nämlich schwere Hirndurchblutungsstörungen. Eine Nebenwirkung der Bestrahlung ist schließlich, dass kleine Gefäße thrombosieren, dass eine Art Verödung der kapillären Strombahn entsteht. So kann das Bestrahlungsfeld, sofern es funktionell bedeutende Regionen beinhaltet, dann natürlich auch Ausfälle produzieren.

Deshalb meinen wir, die Bestrahlung gehört nicht an den Anfang, sondern an das Ende der Therapie, wenn wir tatsächlich keine anderen Möglichkeiten mehr haben."

LG sharanam
OP 02/2010 Glioblastom IV
links temporobasal - 40 x 30 x 30 mm sowie 27 x 11 x 01 mm

Prof. Mursch

Wobei der Kollege Vogel diese Ergebnisse nicht wissenschaftlich nachvollziehbar belegt hat, oder?

Prof. Dr. med. Kay Mursch
Neurochirurg
Zentralklinik Bad Berka

locke

Auch ich möchte mich kurz zu diesem Thema melden. Meine Mutter hat 6 Wochen lang Bestrahlung bekommen, und was soll ich sagen es ging Ihr richtig gut, keinerlei Nebenwirkungen,ausser manchmal viel Durst / bzw ein starkes Hungergefühl, wobei dass nicht unbedingt durch die Bestrahlung kommen muss. Ach ja,eine Nebenwirkung war da doch,, Sie hat all Ihre Haare verloren,aber dass hat sie in Kauf genommen!! Mit Ihrer neuen Perrücke hat sie wieder absolute Lebensqualität zurück gewonnen. Auch das letzte durchgeführte MRT vor völlig unauffällig,!! Es muss jeder für sich entscheiden,ob Bestrahlung oder nicht,aber ich/meine Mutter würden dazu raten !! LG aus Thüringen

dirlis

Hallo Aniger,
mein Mann wurde im Verlauf einer bislang 19monatigen Glioblastom-Behandlung 2 mal bestrahlt und hat andauernd und immer wieder wechselnde Chemotherapien bekommen.
Die Lebensqualität war anfangs sehr hoch, fast unverändert zu guten Zeiten.
Die Kombi-Therapie ist natürlich anstrengend und kraftraubend. ein Ödem wurde erst recht spät behandelt, da hätte man rückblickend schneller für bessere Lebensqualität sorgen können.
Die Langzeitwirkung der Bestrahlung (O-Ton: klüger wird man nicht davon) haben wir in Kauf genommen und bei der durchschnittlichen Überlebenszeit als Luxuxproblem abgetan.
Heute ist die Lage anders... Aber wer kann sagen, welche Einschränkungen durch aktuelle Medikamente, durch Langzeitschäden oder durch einen Progress und einhergehenden Hirnorganischen Veränderungen hervorgerufen wird. (Da die Kurative Behandlung abgeschlossen ist, gibt es keine Kontroll-MRT mehr).

Welches Fazit kann man ziehen? Die Behandlung eines Glioblastom ist weiterhin schwierig, es gibt noch keinen "richtigen" Behandlungsweg.
Dann gibt es aber im Umkehrschluss auch keinen falschen, oder?

Für meinen Mann hätte man vermutlich mindestens die zweite Bestrahlungsrunde auslassen können. Aber hätten wir den Teil weggelassen, hätten wir uns immer gefragt, ob wir besser alles medizinisch mögliche hätten versuchen sollen.

Sharanam hat sich anders entschieden und für sie war es offensichtlich der bessere Weg.

Ist letztlich wohl doch eine Frage der Einstellung.

Grüße, Dirlis

Wintertag

Hallo Aniger,
Auch bei meinem Mann wurde nach OP ( nur Teilresektion) eine kombinierte Strahlen und Chemotherapie durchgeführt. Außer Haarausfall waren erstmal keine anderen Nebenwirkungen merkbar. Gegen Ende der Bestrahlung bemerkte mein Mann allerdings eine Verschlimmerung der ohnehin schon bestehenden Einschränkungen ( bei ihm hauptsächlich das Sehen betreffend) und auch Verlangsamung des Denkens, aufnahmevermögens usw. Ob das nun durch die Bestrahlung kommt oder auch teilweise durch neues Wachstums ist nicht ganz klar, Bestrahlung ist erst 4 Monate her. Andererseits sagte uns ein Arzt, dass er ohne Bestrahlung wesentlich schlechter dran wäre und evtl. Schon nicht mehr am Leben. Wie die meisten schon schrieben, jeder Fall ist individuell, Ich denke, es kommt schon auch sehr darauf an, ob eine Entfernung des Tumors möglich war oder ob man quasi ausschließlich auf Bestrahlung und Chemo setzen muss. Bei meinem Mann wäre ein Verzicht vermutlich schlecht gewesen, auch wenn er jetzt mit den Nachwirkungen klar kommen muss....
Nur eine Sache würde ich anders machen als damals - ich würde mich mehr informieren und evtl. Vorher eine Zweiteilung einholen. Dann steht die Entscheidung auf fundierteren Beinen. Aber da seid Ihr ja schon dabei.
Wünsche euch alles Gute

BSjS

Hallo Aniger

was soll eonme Bestrahlung denn schlimmer machen, als es derzeit ist?
Die Einstellung von Prof Vogel kann ich nicht nachvollziehen.
Bin nach 4 einhalb Jahren noch rezidiv-frei nach Operation, Bestrahlung und Chemo. Was soll ein weglassen der Chemo denn bewirken außer dem Weglassen einer weiteren Chance?

Gruß
BSiS

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