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Thema: Studium - Lebensplanung??

Studium - Lebensplanung??
Steffen[a]
14.12.2003 19:08:46
Hallo.

Hab grad schon eine Frage wegen der deja-vue-Erlebnise gestellt.
Momentan stellen sich aber mal wieder viele Frage an einer Stelle. Und zwar die Lebensplanung. Ich bin seit 1997 Jurastudent und bin nun leider schon 2mal kurz vor dem Examen von OP bzw. Bestrahlung (Rezidiv) zurück geworfen worden. Jedes mal (besonders nach der damals neuesten Bestrahlungsmethode in Erfurt) hat man die Hoffnung, dass man es nun geschafft hat und das Leben ist "gerettet". Die Frage nach des Abbruches des Studiums hat sich somit damals nicht gestellt.
Plötzlich ist wieder ein Rezidiv da und es steht noch nicht fest (im Jan. Entnahme und Gutachten) ob immer noch ein Astro2 oder schon ein 3er oder schlimmer. Irgend wann stellt man sich dann die Frage, wie man seine Lebensplanung gestaltet.
Mit einem Astro 2 hat man im Durchschnitt (laut Statistik) ca. 5-15 Jahre noch vor sich. Sicher kann es sein, dass ich noch sehr viel älter werde. Würde mich freuen. :-)
Aber falls nicht (was scheinbar eher ist), soll man da noch 4 Jahre bis zum 2. Staatsexamen studieren, evtl. noch 2-3 Jahre arbeiten können und den Rest ein Pflegefall mit Examen zu werden. ( ja, ja, hört sich hart an, aber die Wahrscheinlichkeit, dass es so kommen kann, ist nicht gering).
Sollte man da lieber nicht die Jahre noch nutzen, die man noch hat??? (einfach arbeiten und Geld verdienen, um es noch ausgeben zu können)
Und was tun, wen es ein Astro 3 geworden ist??

Wem mussten solche Gedanken auch schon durch den Sinn gegangen sein? Was meinen andere dazu? Würde mich sehr freuen.

Vielen Dank

Ciao -Steffen-
Steffen[a]
Arnold[a]
14.12.2003 21:13:47
Hallo Steffen,

ich glaube, um einen Entscheidung treffen zu können, ob Du das Studium abbrechen sollst oder nicht, mußt Du Dich vor allem Fragen *warum* Du das Studium begonnen hast und ob diese Gründe immer noch aktuell sind.
Durch so einen Hirmtumor kann ja die persönliche Werteordnung ganz schön durcheinander geraten.

Wenn Du hauptsächlich studierst, um mal einen sicheren und lukrativen Job zu bekommen, dann würde ich eher an Abbruch denken. Wenn Dich das Fach aber immer noch unteressiert und Dir das Studium Spaß macht, dann würde ich weitermachen.

Letztlich mußt Du die Entscheidung natürlich selbst treffen. Meine persönliche Erfahrung ist, daß es gar nicht so einfach ist herauszufinden, was man selber wirklich will. Mir hat der Hirntumor in sofern geholfen, daß ich mir mal wirklich grundlegende Gedanken über mein Leben gemacht habe (mit überraschendem Ergebnis).

Ich denke, wenn man wirklich das tut, was man gerne tun möchte, dann wirkt sich das auch auf den Krankheitsverlauf unheimlich positiv aus. Das natürlich nur meine persönliche Meinung und Erfahrung und keine medizinische Erkenntnis.

Ich wünsche Dir noch alles Gute und daß Du wirklich noch sehr viel älter wirst.

Gruß

Arnold
Arnold[a]
Oliver L.
14.12.2003 22:28:11
hallo Steffen,

lebe und das so gut wie gut kannst!

Ich hab mir immer die Frage gestellt was passiert, wenn ich länger lebe als die Statisiken sagen, bin ich dann mit dem zufrieden was ich gemacht habe?

Also hab ich weiter gemacht nur alles etwas langsamer und das Leben intensiver gelebt.

Nun denn ich hab auch nur ein Astro II gehabt was wohl ganz raus ist. Die nächste Kontrolle steht an doch ich bin mir ganz sicher.

Ich hab mein Leben umgestellt aber nicht alles über Bord geworfen was ich getan hab sondern überprüft was ich will und was für mich wichtig ist.

Die Arbeit ist geblieben und wird es auch in Zukunft, denn sie macht mir Spaß. Wegen der Epilepsie kann ich nicht mehr so flexibel sein wie früher doch ich kann noch alles machen und das will ich auch weiter so machen.

Der Spruch ist zwar abgedroschen doch richtig: Lebe so wie als wärs dein letzter Tag.
spaß und Sinn und das was ich leisten kann müssen sich hier die Waage halten.

Grüße und alles gute
Oliver

P.S. die dejavu Erlebnisse würde ich klar unter den Faktor Anfall einsortieren und mit deinem Neurologen drüber sprechen.
Oliver L.
Gerd[a]
16.12.2003 00:10:57
Hallo Steffen,

mit dem Gedanken zu spielen, sich nicht mehr so anzustrengen weil man sowieso nicht mehr lange zu leben hat, ist grundsätzlich falsch.
Ich habe trotz Tumor und Anfälle eine Ausbildung und nach der ersten Op. eine Umschulung gemacht. Z.Zt. betreue ich eigenständig ein weltweites Netz an Kunden und habe Spass daran. Dass ich seit ein Astro2 habe ist dabei nur zweitrangig. Hätte ich mich nicht um eine qualifizierte Ausbidung bemüht müsste ich jetzt von Sozialhilfe oder einer kleinen Rente leben und würde mir nur noch Gedanken machen, wie lange ich wohl noch zu leben habe.
Natürlich hat man immer wieder mal einen Durchhänger, aber da kommt man schon wieder raus.

Gerd
Astro2 seit 35 Jahren
(3 mal Tumorresektion, 1 Strahlentherapie)
Gerd[a]
Mary[a]
23.12.2003 18:16:38
Hi Steffen,

Ich kann Teile von Deinen Gedanken sehr gut nachvollziehen. Es ist schwierig mit der Ungewissheit umzugehen. Ich habe ebenfalls grosse Probleme damit das ich meine Krankheit nicht "kontrollieren" kann. Doch ich habe mit vorgenommen mit der Krankheit zu leben und nicht mein Leben von der Krankheit bestimmen zu lassen. Warum solltest Du mit dem Studium aufhören, ich wäre froh wenn ich studiert hätte. Ich meine, Du sollst Dir nicht ständig die Frage stellen wie lange noch, sondern lebe wie es Dir gefällt und gut tut! Studiere weiter und lass Dich nicht von negativen Gedanken ablenken. Ich drücke Dir die Daumen und frohe Weihnachten!
Mary
Mary[a]
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