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Eris

Interessante Veröffentlichung im onkologischen Bereich von Univ.: Morgendliches Temozolomid ist gegenüber abendlichem mit einer verbessertem medianen Überlebenszeit beim Glioblastom verbunden. Nach Ansicht der Wissenschaftler ist ein Überlebensvorteil von sechs Monaten durch die einfache Änderung des Zeitpunkts der Medikamentenverabreichung bei einer aggressiven Erkrankung wie dem Glioblastom beachtlich. Retrospektiv wurden 166 Patienten mit Glioblastom untersucht, die eine Operation und Radiochemotherapie hatten und denen Temozolomid als Erhaltungstherapie zur Einnahme am Morgen oder Abend verordnet wurde. Das mittlere Follow-up dauerte 5,07 Jahre. Patienten, die Temozolomid am Morgen einnahmen, hatten ein signifikant höheres mediane Überlebenszeit als jene, die es am Abend einnahmen (ca. 17 vs. 13,5 Monate). In einer Untergruppe von 56 Patienten mit MGMT-methylierten Tumoren war das mediane OS signifikant höher bei morgendlicher vs. abendlicher Dosierung von Temozolomid (ca. 25,5 vs. 19,5 Monate). Der Überlebenszeitunterschied war nicht statistisch signifikant in einer Untergruppe von 95 Patienten mit unmethylierten Tumoren (mediane Überlebenszeit bei morgendlicher vs. abendlicher Dosierung: 1,06 vs. 1,04 Jahre).

GMT

Man sollte nicht jeder Studie hinterher hecheln - diese war hier schon ein mal Thema....
Die angeblichen Daten sind mit Vorsicht zu genießen. Man bleibt schlicht den Grund schuldig weshalb eine morgentliche Einnahme etwas mit dem längeren "Überleben" zu tun haben soll.
Wäre wesentlich interessanter wenn diese "Wissenschaftler" alle erleuchten könnten, welche zeitlichen Merkmale oder gar Voraussetzungen dazu beitragen sollten.

Eventuell ist auch der Morgentliche Stuhlgang ausschlaggebend für ein längeres Leiden an der Erkrankung.
Das ist diese typisch "falsche Hoffnung", die gerne verbreitet wird, gepaart mit der subtilen Botschaft, dass Betroffene, die ihre Chemo evt. Abends einnehmen um die Nebenwirkungen möglichst zu "verschlafen", dann selber schuld sind wenn sie kürzer leiden müssen?

Prof. Mursch

@"Eris".
Besser wäre, Autor und Journal zu nennen.

@ "GMT":

ist das jetzt Wissenschaftskritik oder Paranoia? Haben Sie den Artikel gelesen?

Prof. Dr. med. Kay Mursch
Neurochirurg
Zentralklinik Bad Berka

Mirli

Das Thema wurde hier bereits bearbeitet
https://forum.hirntumorhilfe.de/neuroonkologie/news-beeinflusst-der-biorhythmus-die-wirkung-der-chemotherapie-15939.html

Gruß Mirli

Mego13

Den Artikel gab es auch in der abgedruckten Variante, entweder durch die DHH oder durch die Deutsche Krebshilfe veröffentlicht. Ich weiß es nicht mehr ganz genau, weil ich gerade nervös bei meiner NC saß, als ich ihn las.

In dem Artikel war die nächste Forschungsfrage / der nächste Ansatz, wie hormonelle und zirkadiane Einflüsse für die Tumortherapie genutzt werden können.

Finde ich persönlich sehr schlüssig, gerade weil ich zur Zeit so viel "unfreiwilliges Praxiswissen" in Neuroendokrinologie sammeln darf.

Wobei ich hoffe, dass sich Betroffene, die ihre Zytostatika abends einfach besser vertragen, nicht durch solche Ergebnisse unnötig unter Druck gesetzt fühlen.

LG
Mego

GMT

@Prof. Mursch

Selbstverständlich habe ich den Ursprungsartikel gelesen so wie hunderte Studien zum Thema Glioblastom u.a.
Vielleicht warten wir auf eine "Studie", die darauf "hinweist", dass eine neurochirurgische OP beim Glioblastom ein längeres Überleben aufzeigt wenn man zwischen 5:00 - 9:00 Uhr am Morgen operiert?

Dass Studien sehr häufig qualitativ fragwürdig sind, hat Prof. Ioannidis schon 2005 untersucht & veröffentlicht. Vielleicht ist dieser Wissenschaftler auch nur ein Paranoiker?
Auch Oliver Sacks hatte schon in den 70er Jahren aus praktischer Sicht beklagt, dass der Patient nicht mehr im Mittelpunkt steht - in Studien & Therapien - ein Paranoiker?

Was diese hier benannte Studie nun für einen Wert für Betroffene darstellt, erschließt sich nicht, außer, dass offensichtlich der Betroffene selber schuld ist wenn er die Medikamente, die so "erfolgreich sein könnten", am Abend einnimmt?

GMT

Nachtrag:
Studien zur Ursache der Erkrankung scheint es wenig zu geben - man kennt die Ursache schlicht nicht um dann Studien zu Therapien zu machen, die den "möglichen Erfolg" darstellen sollen, der seit zig Jahren nicht eingetreten ist um den "Anwendungsfehler" durch Betroffene zu untermauern?

War die Fragestellung der Studien dann, dass die Betroffenen nur zum falschen Zeitpunkt die Therapie anwandten? Denn genau so liest es sich.
Vielleicht sollten solche Studien erst einmal in Fachkreisen kritisch betrachtet werden bevor man so etwas in die Welt posaunt & den Betroffenen damit subtil die Schuld für Misserfolge zuschiebt.

Prof. Mursch

@"GMT":
Oliver Sacks hat vorwiegend selber nur case reports publiziert.

Ich halte es durchaus für sinnvoll, einmal Beobachtungen zu publizieren.
Kann anderen helfen, größere Studien zu starten.

Haben Sie einmal von peer reviews gehört, denen sich ein Artikel vor Publikation unterziehen muß?

Auch dazu eine These?


Prof. Dr. med. Kay Mursch
Neurochirurg
Zentralklinik Bad Berka

Eris

Die Publikation: Morning (vs Evening) Dosing and Better Survival in Glioblastoma

Roxanne Nelson RN, BSN
April 08, 2021

Timing could make a difference: new results suggest that patients with glioblastoma who took temozolomide in the morning rather than the evening showed an improved overall survival.

The findings come from a single-center, retrospective review of patients with newly diagnosed glioblastoma who had undergone surgery and chemoradiation, and were then prescribed maintenance with oral temozolomide.

Overall, patients who took the drug in the morning had an average overall survival (OS) of about 17 months post-diagnosis vs 13.5 months when the drug was taken in the evening.

The difference was even more pronounced in a subset of 56 patients with MGMT methylated tumors: average OS was about 25.5 months when temozolomide was taken in the morning vs 19.5 months when taken in the evening.

Both these OS differences were statistically significant, the researchers noted.

However, the OS difference was not significant in the subset of 95 patients with unmethylated tumors (median OS = 1.06 with morning dosing vs. 1.04 years with evening).

The results were published online in Neuro-Oncology Advances.
This was a single center study and not a randomized trial, but the team is encouraged by the results, commented co-senior author Erik D. Herzog, PhD, professor of biology in Arts & Sciences, Washington University School of Medicine, St. Louis, Missouri.

"But the results only show a correlation with morning temozolomide and increased overall survival," he said. "We aim to collaborate with physicians who track when their patients take temozolomide along with other measures such as the patient's sleep-wake schedule, to further evaluate the potential for circadian medicine in glioblastoma."

Worth Mentioning to Patients

Approached for comment, Adilia Hormigo, MD, PhD, a professor in the Department of Neurology, Medicine, and Neurosurgery at Mount Sinai Hospital in New York City, said this is an important observation but needs confirmation in a prospective study.

"Many patients do take it [temozolomide] in the evening, along with anti-nausea medication, and then go to sleep," said Hormigo, who was not involved with the study. "But some of these patients were in a clinical trial and they were taking it in the morning as well as evening."

She noted that glioblastoma is a very aggressive disease, and gaining 6 months of survival is very significant. "Something as simple as changing the timing that a medication is given is definitely worth further study," Hormigo said.

She added that even though the data need confirmation, it is worth discussing with patients. "I will mention it to my patients, that there is some information showing that the treatment schedule could affect outcomes," Hormigo said. "Patients should be well informed and be part of the decision."

Why Is Timing Important?

As to why there is a difference between morning and evening dosing, Herzog and colleagues have several theories.

"In a prior study, we found that glioblastoma cell lines in a dish have daily rhythms in sensitivity to temozolomide," Herzog told Medical News. "This indicates the daily rhythm can arise within the tumor."

As an example, the circadian clock may modulate the DNA damage caused by temozolomide, the cells' ability to repair the DNA damage, or even the cells' propensity to commit to apoptosis, he explained.

"Daily rhythms in the abundance or activity of DNA repair enzymes like ATM or MGMT could produce these results," he said. "In addition, we must consider that in patients, temozolomide delivery to the tumor may vary with time of day. There are known rhythms in permeability of the blood–brain barrier, for example."

The study was funded through the Alvin J. Siteman Cancer Center Siteman Investment Program through funding from The Foundation for Barnes-Jewish Hospital and the Barnard Trust, The Children’s Discovery Institute, and the National Cancer Institute. The authors disclosed no relevant financial relationships. Hormigo has received research grants from MD Serono and Novocure and is on the advisory board for TargTex.

Neuro-Oncology Advances. Published online March 2, 2021.


Damato AR, Luo J, Katumba RGN, Talcott GR, Rubin JB, Herzog ED, Campian JL. Temozolomide chronotherapy in patients with glioblastoma: a retrospective single institute study. Neurooncol Adv. 2021 Mar 2 [Epub ahead of print]. doi: 10.1093/noajnl/vdab041.

GMT

@ Prof. Mursch
Zitat:
"Ich halte es durchaus für sinnvoll, einmal Beobachtungen zu publizieren.
Kann anderen helfen, größere Studien zu starten."

Da bin ich ganz bei Ihnen - das sollte dann aber für ALLE Beobachtungen gelten!

Bei speziell dieser Studie fragt man sich nur welche Intension sollte die haben?

TMZ ist seit 2005 (?) als Standardtherapie etabliert. Jeder, der da kritisiert ist mindestens ein Ketzer.
Die Zahlen, Daten & Fakten der Realität lassen sich nur schlecht verbergen, die da lauten, dass trotz der Standardtherapie mehr als 90 % innerhalb der Prognose versterben.
Bevor das wieder bezweifelt wird, hier noch einmal der Nachweis dazu:
"Die relativen 5-Jahres-Überlebensraten für bösartige ZNS-Tumoren liegen insgesamt für Männer bei 20% und für Frauen bei 23%,

wobei Glioblastome des Gehirns mit Werten unter 10% deutlich schlechtere Prognosen aufweisen."

https://www.krebsdaten.de/Krebs/DE/Content/Publikationen/Krebs_in_Deutschland/kid_2017/kid_2017_c70_c72_zns.pdf?__blob=publicationFile

Was soll bei der genannten Studie die "Beobachtung" sein? Wenn die Ausgangsposition bei einer Studie schon einseitig ist, kann die Beobachtung auch nur einseitig sein.
Hier wird eindeutig suggeriert, die Therapie ist gut, nur der Anwender macht es falsch, sonst würde es ja erfolgreicher sein.
Was aus meiner Sicht fehlt sind schon mal die "Grunddaten der Probanden". Da reicht nicht aus, dass es um "neu diagnostizierte Glioblastome mit Standardtherapie für AlLe" geht.
Wie sind denn die einzelnen Ausgangspunkte der Betroffenen?
Alter, Lage des Tumors, wie viel davon konnte entfernt werden, welche sonstigen gesundheitlichen "Probleme" bringen die Betroffenen mit - haben dadurch alle den "gleichen Ausgangspunkt" & damit auch die gleichen Möglichkeiten um tatsächlich ausgerechnet das Timing der Einnahme zum Kriterium des Erfolges der Therapie zu zeigen?

Zitat:
"Haben Sie einmal von peer reviews gehört, denen sich ein Artikel vor Publikation unterziehen muß?
Auch dazu eine These?"
Ich hatte nicht umsonst die Arbeit von Prof. Ioannidis von 2005 angeführt, der xx Studien untersuchte & die mangelnde Qualität ansprach.

Theorie & Praxis sind selten identisch & Regeln schaden nur denen, die sie einhalten.

GMT

@Eris

Leider sagt der Artikel gar nichts aus, außer, dass man im Nebel stochert, nichts weiß & eigentlich nur die Glaskugel bemüht. Man äußert sich ausschließlich im Konjunktiv.

Linda02

Ich habe es Abends eingenommen. Zwei Stunden vor der Einnahme nahm ich Vergentan (gegen Übelkeit)
Den großteil der Nebenwirkungen habe ich verschlafen.
Gruß Linda

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