Hallo Nicky,
ich habe es so verstanden, dass sich insgesamt in der NOA-04 keine großen Unterschiede zwischen den Therapieformen ergeben haben, nur eben in Bezug auf die kodeletierten Oligos zeigte sich PCV gegenüber Temozolomid überlegen.
Daten zum direkten Vergleich von PC(V) und Bestrahlung gegenüber Temozolomid und Bestrahlung gibt es eben derzeit nicht. Die CODEL-Studie, die diese Therapien miteinander vergleicht, ist noch nicht abgeschlossen.
Da kodeletierte Oligos so gut auf Bestrahlung und Chemotherapie ansprechen, erscheint es plausibel davon auszugehen, dass sich ein ähnlicher Effekt wie mit PCV auch mit Temozolomid erreichen lässt. Nur kann man sich in dieser Hinsicht eben nicht auf Studienergebnisse stützen. Daher kann man schon sagen, dass es momentan verschiedene Philosophien in dieser Frage gibt.
Die geplante NOA-18 Studie wird auf der Internetseite der NOA beschrieben:
"Eine sehr einfache und reproduzierbare Testung für die Kodeletion der Chromosomen 1p und 19q im Tumorgewebe erlaubt die Identifizierung der prognostisch günstigsten Gruppe von Patienten mit WHO-Grad II und III-Gliomen. Diese Patienten haben in für die WHO-Grade separierten Studien einen Überlebensvorteil für eine Radiochemotherapie mit PCV gegenüber einer alleinigen Radiotherapie gezeigt. Aktualisierte molekulargenetische Untersuchungen lassen eine biologische Differenzierung zwischen WHO-Grad II und III-Gliomen nicht mehr zu, so dass für die vorliegende Studie als molekulares Eingangskriterium ein WHO-Grad II oder III-Gliom mit Isozitratdehydrogenase (IDH)-Mutation und 1p/19q-Kodeletion eingesetzt wird.
Dies entspricht den im Mai 2016 publizierten Grundlagen der Revision der vierten Auflage der WHO-Klassifikation für Hirntumore (Louis et al, Acta Neuropathologica 2016). Die WHO-Klassifikation stellt einen Grundpfeiler des aktuellen Studienkonzeptes dar. 2016 durchgeführte Subgruppenanalysen aus der NOA-04-Studie legen nahe, dass eine Temozolomid-Behandlung mit einer Behandlung mit PCV ausgerechnet in der prognostisch günstigsten Subgruppe und damit im Studienkollektiv der NOA-18-Studie unterlegen zu sein scheint.
Die Wertigkeit von PCV gegenüber PCV + Radiotherapie wurde niemals randomisiert untersucht. Im internationalen Kontext wird der Versuch, eine Nichtunterlegenheit einer PCV-Chemotherapie gegenüber einer Kombination aus PCV und Radiotherapie zu zeigen, äußerst kritisch beurteilt. Dieses Konzept wird von der französischen Studiengruppe der ANOCEF (POLCA) verfolgt. Nach Absprachen mit dieser Studiengruppe im Januar 2016 haben wir uns zur Vermeidung von Duplizierung der Studie, aber insbesondere aus inhaltlichen Erwägungen gegen einen Wechsel von Temozolomid zu PCV entschieden. Die alleinige Verwendung von Temozolomid war in der deutschen Studiengruppe aber auch nicht mehr mehrheitsfähig. Aus diesem Grund haben wir die Medikamenten-Kombination aus CCNU (Lomustin) und Temozolomid, das eine Wirkähnlichkeit mit Procarbazin besitzt, als Kombination für die experimentelle Intervention festgelegt. Diese Kombination wird in der ebenfalls vom BMBF geförderten CETEG-Studie, die von Prof. Herrlinger aus Bonn geleitet wird, eingesetzt.
Ziel der NOA-18 Studie ist es, eine Überlegenheit einer initialen Temozolomid plus CCNU Chemotherapie gefolgt von einer Teilhirnbestrahlung plus PCV bei Progression gegenüber einer Radiochemotherapie mit PCV im Gesamtüberleben ohne dauerhafte funktionelle Verschlechterung zu zeigen. Die Studie befindet sich in der späten Konzeptionsphase und wird demnächst bei den Behörden zur Begutachtung eingereicht."
https://www.neuroonkologie.de/studien/geplant
LG