Guten Morgen - auch ich kann mich in Eure Riege einreihen. Mein Mann liegt nunmehr nach zweitem MRT und neuem Befund im Pflegebett - ist aber dennoch der Meinung, alles wird gut - mehr redet er nicht. Wenn ich versuche, behutsam das Thema aufzugreifen, wird rigeros abgeblockt. Die Palliativärztin kann mit ihm reden, dann sagt er, es sei alles ziemlich besch..., auch seinem Bruder sagte er, mit ihm gehe es wohl bald zuende, aber bei mir wird geschwiegen. Wir können aber durch unsere Liebe kommunizieren (was mir nicht immer leicht fällt - gerne würde ich auch sprechen). Aber, ich muss sagen, auch mir fehlen die Worte, die richtigen... Ich weiß nicht, wie ich beginnen soll, ohne zu verletzen. Ich würde gerne sagen, dass wir uns die letzten Tage oder vielleicht sogar Wochen nicht von einem Hirntumor nehmen lassen wollen, dass wir auf eine erfüllte Zeit zurückblicken können. Wir haben uns vor zwölf Jahren kennengelernt und leben seit dem ersten Tag in Liebe und Harmonie. Natürlich gab es auch Streitereien, aber mein Mann ist solch ein Diktator, dass ich schnell erkannt habe, mit Diplomatie und Geschick kommt man besser, wenn auch langsamer, an ein Ziel. Ich habe erkannt, dass Ziele auch verschoben werden können, es ist oft egal, ob linksrum oder rechtsrum, Hauptsache man geht gemeinsam - also zwei-sam, durch ein Leben mit vielen bunten und schönen Momenten. Ich habe erkannt, dass ich früher in meiner ersten Ehe durch dieses Nichtwissen mich oft vernachlässigt, nichtverstanden etc. gefühlt habe. In einer zweiten Ehe hat man oft den Vorteil, dass man von vorne und neu beginnen kann; man sollte den Verstand vorher einschalten und Wut, Zorn und Frust überdenken und sich selbst mal zurecht rücken.
Aber ich schweife ab...
Auch wenn wir nicht reden, wir fühlen. Leider hat mein Mann einen neuen kleinen Tumor in der linken Stirnhälfte, der wohl für Aggressionen sorgt... Ich versuche, ihm morgens eine Schoki und süße Bananen-Hafermilch zu geben, damit keine Unterzuckerung hizukommt, dann ist die Stimmung etwas besser. Ein Lächeln ist für mich eine Liebkosung, auch streichelt er oft meine Hand etc.
Seid alle lieb gedrückt! Betroffene und Angehörige, der Tumor ist stark, aber wir passen uns an und werden so lange mit ihm leben, bis er den Tod herbeiführt und mit ihm selbst stirbt. Eine Krankheit, die uns zwischendurch in die Knie zwingt, mit der wir aber leben müssen, so gut und so lange wie möglich. Wir werden von einem guten Palliativteam betreut und ich habe einmal die Woche eine liebevolle ehrenamtlich tätige Psycho-Therapeutin im Haus, die mich auf die Beine stellt. Außerdem kommt meine Tochter, meine Schwester und Freundinnen zu Besuch - somit ist mein Redebedarf gedeckt.
Eure Petra