Unterstützen Sie unsere Arbeit für Hirntumorpatienten. Vielen Dank!

Jetzt spenden

LieseMüller

Mal was Schönes für zwischendurch inmitten diesem vielen Leid hier im Forum, welches mir mitunter sehr an den Nerven zerrt, wenn ich gerade keine Distanz zu diesen Schicksalen aufbringen kann.

Nach der OP eines Zweierastros vor nunmehr 8 Jahren, verschlang ich Lektüre zum Thema Hirntumor und kam zum Entschluss, so ein Rezidiv in maligner Form auftreten sollte, mich keinesfalls bestrahlen oder chemotherapieren zu lassen. Im vergangenen Jahr kam es dann dick: Glioblastom… Immer noch der Überzeugung, keine Therapie folgen zu lassen, verließ ich nach erfolgreicher OP das Krankenhaus und nahm auch den Vorbesprechungs-Termin in der Strahlentherapie nicht wahr. Es folgten Anrufe des KH, die mich überzeugen sollten. Ich fühlte mich sehr unter Druck gesetzt (aber das ist MEIN Problem, wenn ich dies zulasse) und ließ mich unter Zeitdruck dann doch halbherzig darauf ein und begann mit Verspätung das übliche Protokoll (Stupp). Mein schlechtes Bauchgefühl bei dieser Entscheidung versuchte ich mit dem Pseudo-Argument, dass ich ja immerhin Chloroquin dazu nehme, zu beschwichtigen. Die Strahlentherapie war für die Katz – im ersten MRT nach absolvierter Bestrahlung war der nächste Tumor sichtbar und einen Strahlenkater gab es als freundliche Zugabe obendrauf. Ich ließ meinen MGMT-Status bestimmen, der signifikant erhöht war. Da das Kind nun eh schon in den Brunnen gefallen war, konnte ich auch genauso gut mit der Chemo weitermachen. Inzwischen war ich angesteckt vom Hype um das Methadon und nach einem Telefonat mit Fr. Dr. X (lt. Nutzungsbedingungen keine Nennung von Namen) begann also die Chemo mit Methadon, die fast das Dreifache der Dosis während der Bestrahlung betrug.

Diese Kombi vertrug ich absolut schlecht, um nicht zu sagen gar nicht. Es wurde und wurde nicht erträglicher, 20 h schlafen und in den verbleibenden vier Stunden von Übelkeit und Schwindel schachmatt gesetzt. So hatte ich mir den Rest meines Lebens nicht vorgestellt! An der Stelle folgte ich erstmals wieder meinem Bauchgefühl und brach alles ab. Keine Therapien mehr, sondern einfach leben und das mit Genuss. Keine Veränderung des Speiseplans mehr, kein widerlicher grüner Tee, kein Weihrauch, kein Kurkuma und (jetzt dürfen alle entrüstet aufschreien) ich bin auch nach wie vor Raucher. Einzige Änderung stellt der Konsum von Alkohol dar - er schmeckt mir einfach nicht mehr. Es ist (für mich) einfach nicht einzusehen, dass ich bei dieser beschissenen Lebenserwartung auch noch Verzicht an den schönen Dingen wie gutem Essen etc. üben sollte. Während der drei Monate Chemo plus Methadon und auch danach ergaben sich in den MRT-Bildern keine Veränderungen. Status quo - weder Pro- noch Regression.

Der Therapieabbruch ist jetzt gute vier Monate her. Die seit einem reichlichen halben Jahr auftretenden progredienten Beschwerden wie Verschlechterung des Sehvermögens, Gleichgewichtsstörungen, Wortfindungsstörungen, gravierende Einschränkungen des Kurzzeitgedächtnisses und vieles mehr wurden/werden immer massiver und so hatte ich gehörig Angst vor dem fälligen MRT in diesem Monat. Wer von uns kennt diese Angst nicht… Aber siehe da - Überraschung - wider Erwarten ist nichts gewachsen, sondern der Tumor hat sich verkleinert!!! Die Beschwerden sind Folgen der Bestrahlung. Wie das geht, dass sich der Tumor völlig unbehandelt vom Acker macht, ist mir völlig schleierhaft. Vielleicht war die Quälerei in der Zeit der Methadoneinnahme doch nicht umsonst und ich gehöre zu den Glücklichen, bei denen es anschlägt? Dr. X sagte mal am Telefon, dass mein obermieses Befinden ein Zeichen dafür sei, dass es funktioniert. Getreu dem Motto: Medizin muss bitter schmecken… Ich halte es aber für eher unwahrscheinlich, dass dies nach so langer Zeit noch solche Wirkung zeigen könnte.

Eigentlich stand RSO (als Supps weil ich ein angemessenes Maß an Schiss vor den psychoaktiven Wirkungen des THCs bei oraler Einnahme habe) noch auf dem Plan, sollte sich wieder ein Wachstum abzeichnen. Normalerweise könnte man jetzt sagen, egal, was geholfen hat – nur das Ergebnis zählt. Geht aber bei einem in fast allen Fällen früher oder später rezidivierendem Glioblastom nicht. Ich würde gern wissen, wem dieser Erfolg „anzulasten“ ist, um im Bedarfsfalle adäquat reagieren zu können. Leider wird mir diese Frage wohl niemand beantworten können. Oder gibt es (außer Shanaram) noch weitere Patienten hier, denen ähnliches passierte? Könnte es vielleicht auch dem Umstand geschuldet sein, dass ich mich wieder wohler in meinem Körper fühlte? Ich glaube immer noch, dass die Psyche ein gutes Stück mitspielt, obgleich das von den meisten negiert wird.

Trotz alledem bleibt es ein super Ergebnis, welches einfach so und völlig unerwartet daherkam.

Summa summarum: es gibt keinen einheitlichen Weg und jeder muss seinen eigenen gehen. Dies ist meiner.

Alles Gute euch Betroffenen und Angehörigen!

Prof. Mursch

Ich habe eine Patientin, bei der nach Rezidiv- OP eine Avastin Therapie wegen einer Psychiatrie- pflichtigen Entgleisung für immer abgebrochen werden musste. Das ist jetzt 7! therapiefreie Jahre ohne Rezidiv her.
Warum? Ich habe keine Ahnung.

Prof. Dr. med. Kay Mursch
Neurochirurg
Zentralklinik Bad Berka

kirneh

Liebe LieseMüller,

schön geschrieben! Viel Glück,

fasulia

wie schön!!!

... für dich soll's rote Rosen regnen,
dir sollten sämtliche Wunder begegnen,
das Glück sollte dich sanft verhalten,
es soll dein Schicksal mit Liebe verwalten.
....
Für dich soll's rote Rosen regnen,
dir sollten ganz neue Wunder begegnen,
dich fern vom alten neu entfalten,
von dem, was erwartet, das meiste halten.
( nach einem Lied (Für mich soll's rote Rosen regnen) von Hildegard Knef)

... noch viele Wunder wünsch ich dir!

LieseMüller

Danke für die guten Wünsche! Die von Prof. Mursch erwähnte Patientin macht (mir) doch Mut. Ebenso Sharanams Geschichte, die nun schon im 6. rezidivfreien Jahr ist und konsequent in ihrer Entscheidung gegen Chemo/Bestrahlung war.

Ehe das missverstanden wird: ich möchte hier beileibe niemanden missionieren! Nichts läge mir ferner! Leider gibt es ja bislang noch kein Patentrezept gegen das Glioblastom und so wird wohl für jeden einzelnen etwas anderes richtig sein.

styrianpanther

Liebe Liese Müller!

ich teile deine Sichtweisen. Es freut mich, dass sich dein Tumor so zurückentwickelt. Es gibt so viel individuelle Erklärungen, warum das Immunsystem dann doch in der Lage ist Tumorzellen zu bekämpfen (Schulmedizin, mit oder ohne Methadon, Chemo, Betsrahlung, Glaube, gesunde Lebensmittel, veränderte Lebenseinstellungen usw. ) Oft haben wir einfach keine Ahnung, was dann doch unverhofft wirkt und hilft. ( insofern Danke an Prof. Mursch für diese menschliche Erkenntnis seitens eines Arztes ) Nur es gilt halt doch noch das Sprichwort:"Wer heilt hat Recht".... Was individuell dann eh schwierig zu ergründen ist.

Jedenfalls gebe ich die Hoffnung nicht auf und gestalte mein Leben mit positiver Zuversicht. Und RSO ist nicht so berauschend , daher vielleicht förmlich noch eine Option. im Monent interessiert mich das eh nicht so. Der Resttumor ist derzeit stabil, teils mehr oder weniger hell am MRT und teils verschwindet er auch, warum auch immer...
Derzeit freue ich mich auf unseren Familiennachwuchs der so gesund , wie möglich im Bauch der Mama heranwächst.

ich wünsche Dir einen wunderbaren zuversichtlichen Tag
Allen anderen auch, wenn möglich beschwerdefrei.
Styrianpanther

pschnecke

das ist super. Ich denke wohl dass das Methadon mit der Chemo zusammen geholfen haben.
Wer Weiss.
Ein super Ergebniss. Mittlerweile gibt es RSO mit hohem CBD Anteil. Oel dass aus Charlotte's Web gemacht wird.
Um der psychoaktiven Wirkung entgegenzuwirken kannst du CBD Citicoline (Amazon) nehmen.
Nur fuer den Fall dass du es brauchst.

Ich wuensche dir das Beste.

Weihnacht.

Hallo Liese,

Ein Hirntumor, der sich von allein verkleinert - und noch dazu ein Glio - WOW!!! Dein Bericht hat mich sehr beeindruckt.

Ich habe mir übrigens das gleiche gesagt: Sollte mein LGG (Low Grade Glioma) eines Tages doch malignisieren ... der Kopf bleibt zu!

Dein Bericht bestärkt mich und motiviert mich noch dazu, weiter an meinem seelischen wie körperlichen Wohlbefinden zu arbeiten.

Großartig!
Weihnacht.

Antworten nur für eingeloggte Benutzer möglich

Nur angemeldete Nutzer können eine Antwort erstellen. Bitte loggen Sie sich ein oder erstellen Sie einen Account.