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Thema: Umgang mit Angst

Umgang mit Angst
Aennie
22.06.2018 11:18:30
Bei mir wurde ja vor 7 Wochen ein Meningeom (1,7cm) diagnostiziert. Es sitzt günstig, hochfrontal, links.
Ich muss Ende Juli wieder zur Kontrolle ins MRT.
Mache mir die ganze Zeit Sorgen, dass es doch bösartig ist.
Wie geht ihr mit euren Ängsten um?
Ich stehe ständig unter Strom und schlafe sehr schlecht, weil ich immer vom Schlimmsten ausgehe.
Aennie
Gusti2016
22.06.2018 14:05:17
Hallo, du solltest offen über deine Ängste sprechen und auf jeden Fall Therapeuten aufsuchen. Die Angst ist das schlimmste überhaupt. Lebe seit über 15 Jahren damit und irgendwann arrangiert man sich damit. Aber unterschwellig ist sie immer da. Da hilft dann nur Ablenkung. Mir zum Beispiel hilft häkeln oder Stricken am besten komplizierte Muster da muss ich mich dann so konzentrieren das für etwas anderes kein Platz im Kopf bleibt. Damit habe ich zum Beispiel meine Panikattacken gut in den Griff bekommen. Mandelas malen hilft mir auch. Lesen oder so gar nicht da schweifen die Gedanken immer ab.
Liebe Grüße
Gusti2016
Äpfelchen
22.06.2018 14:46:19
Hallo Aennie,
erstmal ist es ein grosser Schock, wenn man die Diagnose bekommt, und das musst du erstmal verkraften. Dass du Angst hast ist ganz klar, die haben wir alle. Aber man muss lernen, damit umzugehen. Jetzt solltest du erstmal vesuchen, die Zeit bis zum MRT gut zu verbringen. Versuche jeden Tag, etwas zu tun, was dir Freude macht.
Schränkt das Meningeom dich ein? Hast du Beschwerden? Such dir ggf. Hilfe bei einem Psychologen, der bzw. die kann dir auch Wege aufzeigen, dich zu beruhigen und die Gedanken auch mal auszuschalten. Im übrigen ist es auch immer gut, sich eine 2. Meinung einzuholen und sich gut zu informieren, welche Klinik im Falle einer OP die richtige für dich wäre.
Alles Gute für dich und LG
Äpfelchen
Äpfelchen
Aennie
22.06.2018 15:10:00
Danke für eure Antworten.
Nein, ich habe keine Symptome oder Ausfälle.
Ich mache mir aber Sorgen, weil man ja noch nicht weiß, ob das Meningeom wächst. Und von außen kann ja niemand sagen, ob es wirklich gutartig ist.
Ich habe mittlerweile mit dem Radiologen, einem Neurologen und einem Neurochirurgen gesprochen. Wollte aber, wenn ich das erste KontrollMRT gemacht habe, nochmal in einer Neurochirurgie einen Termin machen.
Gibt es hier in der Gruppe irgendwelche Empfehlungen?
Aennie
Fabi
22.06.2018 15:55:38
Zuerst einmal tut es mir leid, dass du überhaupt diese Diagnose hast.
Anderseits versuche ich dich mal positiv zu stimmen. Ich habe einen bösartigen Tumor. Der grad ist für mich relativ unwichtig dabei... es gibt Leute die Leben mit einem Grad II kürzer als die mit einem III...etc...
So und jetzt kommst du ins Spiel. Erstmal ist es recht klein, was schon mal super ist. Dazu kommt, dass du bitte erstmal davon ausgehst es ist gutartig. Eine negative Einstellung dazu möchte ich nicht hören :)
Und am Ende muss man sagen.... ok, dann lebe ich jetzt damit so gut es geht ... ändern kann man es eh nicht.
Ich habe mir nie die Frage gestellt warum ausgerechnet ist. So schwer es fällt, aber man muss es leider akzeptieren, dass da ein Mitbewohner im Kopf ist. In deinem Fall wahrscheinlich sogar noch jemand, der es nicht ganz so böse mit dir meint, wie die die wir haben. Versuch immer das positive rauszuholen. Irgendwo ist immer etwas positives....
Ich hoffe die Worte haben ein bisschen geholfen ;)

Lg Fabi

„Am Ende ist auch Regen ein Stück Himmel auf der Hand“
Fabi
2more
22.06.2018 15:56:54
Hallo Aennie,

erst einmal zu Deiner Beruhigung: der größte Anteil an Meningeomen ist gutartig. Anhand der MRT-Aufnahmen können Mediziner oft schon eine Aussage treffen, natürlich vorbehaltlich der Analyse des entnommenen Gewebes nach OP. Du wohnst im norddeutschen Raum, da kämen die Neurochirurgischen Ambulanzen in Hannover, vielleicht auch Hamburg, in Betracht.

Gruß
2more
2more
Aennie
22.06.2018 16:02:49
Vielen Dank für eure lieben Worte.
Da hab ich dann doch ein schlechtes Gewissen, wenn mir jemand Mut macht, den es selber viel schlechter getroffen hat als mich.
Laut den Ärzten sieht alles recht gut aus.
Ich wohne im Raum H, Hi, SZ, BS, GÖ. Wäre für Tipps dankbar.
Aennie
AnnikaK
22.06.2018 16:09:22
Wir waren mit der Neurochirurgie in der MHH sehr zufrieden, allerdings hatten wir keine Zeit, groß Vergleiche zu ziehen, da mein Sohn gleich am Tag der Diagnose in die MHH verlegt wurde und am nächsten morgen auch gleich operiert wurde.

Aber du hast ja Zeit zu vergleichen und die Zeit würde ich mir auch nehmen :)
AnnikaK
Äpfelchen
22.06.2018 20:59:13
Hallo Aennie,
ich schließe mich Fabi voll und ganz an. So wie es aussieht, hast du großes Glück im Unglück. Auch ich hatte ein Meningeom, WHO I, also gutartig.
Meine OP ist jetzt 7 Monate her und ich befinde mich auf dem Weg der Besserung. Da du gar keine Symptome oder Ausfälle hast, solltest du einfach dankbar sein, dass es dir so gut geht. Ich wünsche dir, dass es so bleibt. Eine Bekannte von mir, gleiche Diagnose, war im EKH in Hamburg und war dort sehr zufrieden und hat sich gut aufgehoben gefühlt. Und da du Zeit hast und die OP nicht sofort sein muss, solltest du diese nutzen und dir eine Zweitmeinung einholen. :)
Bin gespannt, wie es bei dir weitergeht.
@alle: wünsche morgen einen schönen, spannenden Fußballabend und werde an euch alle denken
LG Äpfelchen
Äpfelchen
KaSy
22.06.2018 22:44:00
Liebe Aenni,
natürlich hast Du Angst!
Du hast einen Tumor im Kopf!
Das ist eine Diagnose, die keiner locker verkraftet.

Ich habe bei gleicher Diagnose und Lage im Kopf unendliche Angst gehabt. Aber ich hatte gleichzeitig die Befürchtung, dass Mitleid nun im Umgehen mit mir vorherrschen würde. Deswegen habe ich für mich entschieden, es niemandem (außer der Familie) zu sagen und die Arbeit war mein bestes Ablenkmittel. Nach der Arbeit waren es die Kinder, damals 10; 12; 14 Jahre jung und ich allein mit ihnen. Ehrenamtliche Arbeit und Sport waren auch hilfreich.

Dazwischen kam die Angst immer wieder.

Den Tipp, in eine Selbsthilfegruppe zu gehen, da angeblich größeres Leid das eigene verringert, lehnte ich ab, da ich wusste, es geht um mich und größeres Leid zieht mich noch mehr runter.

(Nach drei Monaten war die OP, die Angst weniger, aber nicht weg.)

Ich kann Dir sagen, dass Radiologen und vor allem Neurochirurgen (NC) auf dem MRT recht sicher an der Form und der Gleichmäßigkeit der Kontrastmittelaufnahme erkennen können, ob es ein Meningeom ist und ob es WHO I ist.

Deine Frage, ob Du nach dem MRT im Juli zum NC gehen sollst, beantworte ich selbstverständlich mit JA ! Zu wem sonst? Der NC ist DER Spezialist für Hirntumoren aller Art.

Eine Zweitmeinung ist nie falsch.

Eine Psychotherapie ist auch sehr von Vorteil, insbesondere weil dieses Warten von MRT zu MRT sehr nervenaufreibend sein kann.

Wichtig ist für die Gespräche mit dem NC, dass Du erfragst, welche Bereiche bei einem Wachstum betroffen sein können.

Auf jeden Fall solltest Du im Falle eines Wachstums mit einer Entscheidung für eine Therapie (OP, Bestrahlung) nicht zu lange warten, denn die Bezeichnung "gutartig" für
"WHO I" bedeutet nicht, dass ein größer werdendes Meningeom nicht ernsthafte Folgen haben kann.

KaSy
KaSy
Lena333
23.06.2018 00:12:01
Hallo Aenni,

bei nicht vorhandenen klinischen Beschwerden durch das Meningeom sowie aufgrund der anscheinend "nicht kritischen" Lokalisation des Meningeoms (das schreibst Du ja, dass es "günstig" liegt ) ist wohl laienhaft davon auszugehen, dass - selbst bei weiterem Wachstum- keine SOFORTIGEN Beschwerden auftreten würden, dies hätten Dir sonst ja Deine Ärzte mitgeteilt.

Wie 2more richtig schreibt, sind die meisten Meningeome gutartig und wachsen auch sehr langsam, wobei man dies natürlich nicht verallgemeinern kann, aber meistens ist es so.

Es gibt hier im Forum viele Meningeom Pat., die jahrelang mit dem Tumor leben und ihn nicht operieren lassen (müssen), dies z.T. auch ohne klinische Beschwerden. Einige davon müssen sogar - aufgrund der Nähe des Tumors zu bestimmten Nerven- zu regelmäßigen Kontrolluntersuchungen, dies scheint bei Dir ja auch (noch) nicht der Fall zu sein.

Von daher möchte ich Dich ein wenig "beruhigen", wenngleich ich Deine- insbesondere- anfängliche Angst durch dieser Diagnose durchaus nachvollziehen kann und auch nicht verharmlosen will.

Ich würde auf jeden Fall mal das 2. MRT abwarten, hier sieht man schon mal, wie die Wachstumsgeschwindigkeit des Meningeoms ist. Wie gesagt, in den meisten Fällen, wachsen Meningeome sehr, sehr langsam (ca. 1mm im Jahr).

Du wirst sehen, mit der Zeit wird sich Deine anfänglich verständliche Angst legen und - im günstigsten Falle, d.h. wenn das Meningeom nur sehr langsam wächst und keine kritischen Nerven oder Strukturen in der Nähe sind und Du weiterhin keine klinischen Beschwerden dadurch hast- wirst Du mit dem Meningeom leben können.

Viele Menschen, insbesondere Frauen, haben Meningeome und wissen es gar nicht, da diese nicht detektiert werden (Meningeome sind meist Zufallsbefunde in der Bildgebung).

Die Entscheidung FÜR oder GEGEN eine Operation musst Du jetzt ja noch nicht treffen, da Deine Ärzte ja von einer OP noch nicht gesprochen haben.

Kann Dir nur raten, die Zeit bis zum 2. MRT nicht zu sehr zu grübeln, sondern Dich eher von dem Thema abzulenken oder- wenn das gar nicht geht- eine psychotherapeutische Hilfe in Anspruch nehmen.

Ich hoffe, ich konnte Dich etwas beruhigen.

Alles Gute

Lena
Lena333
Hopeness
23.06.2018 20:09:26
Tja, wie geht man mit der Angst um?

Angst hat jeder wenn er gesagt bekommt, dass etwas in seinem Kopf wächst was da nicht hingehört. Ich für mich hatte von der Diagnose bis zur OP 4 Monate Zeit, um meine Ängste zunächst mal auszuleben und dann auch abzubauen.

Der erste Moment ist schlimm, schliesslich trifft es einen auch wie aus heiterem Himmel. Der Radiologe kommt auf dich zu und sagt dir dass es ihm Leid täte, aber er müsse es mir sagen dass da ein Tumor ist, der die Beschwerden auslöst. Du stehst da und weist nicht was du sagen sollst, er zeigt dir die Bilder und zeigt auf ein weisses leuchtendes Ding in deinem Kopf. Er sagt zwar dass es höchstwahrscheinlich gutartig ist und nennt es beim Namen, aber du bist nicht damit vertraut und verstehst kein Wort. Was du hörst ist immer nur Tumor...

Die erste Phase meiner Ängste habe ich deshalb dadurch abgebaut, in dem ich mich über die Art meines Tumors informiert habe und wie meine therapeutischen Chancen aussehen. Wenn man dann ein Meningeom hat und es mit anderen Hirntumoren vergleicht, ist man letztendlich froh diesen Tumor bekommen zu haben. Ein Meningeom ist in den allermeisten Fällen gut kontrollierbar und in 70% aller Fälle, tritt dieser Tumor nach einer kompletten Entfernung nicht wieder auf. Wenn doch, kann fast immer chirurgisch eingegriffen werden. Alleine diese Tatsachen erleichterte mir vieles.
Leider nahm mein Radiologe es sehr genau und gab als 2. und 3.. Möglichkeit noch zwei etwas fiesere Tumorvarianten an, die mich daher noch etwas länger beschäftigten. Er macht eben auch nur seinen Job und muss sich absichern, deshalb bekomme ich bei jedem Kontroll MRT auch einen neuen Nebenbefund diagnostiziert. Beim ersten Mal war es eine partielle Empty Sella, und beim zweiten MRT eine kleine Pinealiszyste, aber halb so wild.

Mein Neurochirurg nahm mir dann meine letzten Ängste was das Meningeom und die OP angeht, hatte eine Engelsgeduld machte schon vor der OP einen super Job. Fachlich und zozial kompetent!

Als ich dann der OP zugestimmt hatte und mich dafür entschied nicht länger zu warten, sondern das Ding loszuwerden und die Sache anzupacken, viel der immense Druck von mir ab. Ich war wieder Herr der Lage und das war wichtig für mich. Für die OP machte ich sportlich ein Mammut Programm und machte mich fit für den Eingriff, was mir auch in der Zeit vor der OP sehr viel Kraft und Zuversicht gab. Es gab mir Halt und imunisierte mich gegen die Folgen der OP, jedenfalls legte ich mir das so zurecht und wenn ich ehrlich bin glaube ich auch, dass ich genau deshalb ohne jegliche Probleme aus der OP heraus kam und nach drei Wochen täglich 4 Stunden meinen Arbeitgeber besuchte. Vielleicht war es aber auch nur die Einbildung, die mir die Kraft und Zuversicht gab, die es dafür brauchte.

Und heute nach 11 Monaten habe ich mich mit meiner Krankheitsgeschichte arrangiert. Ich weiss dass diese Tumorerkrankung für den Rest meines Lebens ein Teil von mir sein wird und es jederzeit wieder kommen kann. Damit muss man si h einfach abfinden und es als solches auch annehmen, weil man keinerlei Einfluss darauf hat. Klar hat man auch mal schlechte Tage, aber für mich zumindest kommen diese Tage eher selten.

Du musst irgendwann an den Punkt kommen, dass dir klar ist das du deinen Tumor nicht beherrschen kannst. Aber dein Leben bestimmst du, also lass dein Leben nicht von deinem Tumor bestimmen sondern nimm es selbst in die Hand. Du bestimmst, welchen Einfluss dass Ding in deinem Kopf auf dich hat. So oder so, es kommt wie es eben kommt...
Hopeness
Aennie
24.06.2018 10:13:10
Ich danke euch allen für eure Mut machenden Worte.
Ich hoffe es geht euch allen gut.
Ich werde jetzt das erste KontrollMRT abwarten und dann sehen, wie es weitergeht.
Eine Zweitmeinung werde ich mir dann auch einholen.
DANKE
Aennie
Hopeness
24.06.2018 11:22:06
Wichtig ist einfach dass Du dir Gedanken darüber machst, wie du damit umgehen möchtest.

Ich kenne dein Alter nicht, aber es gilt als erwiesen dass ein Meningeom im Durchschnitt 1-2 mm wächst, wodurch es früher oder später zu einem Problem werden kann. In den meisten Fällen es auch wird, schliesslich ist im Kopf nur bedingt Platz für ein solches Gewächs.

Die Betroffenen die abwarten, haben für sich natürlich den Vorteil, kein Fall für den Chirurgen zu werden. Dafür bleibt dass Gewächs im Kopf und somit auch in unseren Gedanken.

Lässt man es entfernen, hat zumindest die Seele für absehbare Zeit Ruhe und man bringt das zumeist unausweichliche zu einem Zeitpunkt hinter sich, an dem es noch leicht zu entfernen und man körperlich robust ist.

Mache dir also Gedanken und lass dich beraten, welcher Weg für dich der Beste ist. Klar mag sich keiner den Kopf öffnen lassen und alleine der Gedanke daran ist Horror pur, aber es lässt sich nunmal kaum vermeiden. Es sei denn man lässt es bestrahlen, aber das muss jeder für sich entscheiden...

Alles Gute!
Hopeness
2more
24.06.2018 13:05:00
Hallo Aennie,

Angst ist erst einmal eine normale Reaktion bei dieser Diagnose. Bei dem einen stellt sie sich sofort ein, bei mir war es erst einige Zeit später.
Irgendwann wirst Du wahrscheinlich zu der Erkenntnis gelangen, dass weder Panik noch Tränen etwas an der Tatsache ändern, dass da ein Tumor im Schädel sitzt, der dort nicht hingehört. Es ist also wichtig, dass die Angst nicht Oberhand gewinnt und Dich in Deinem Tagesablauf und Handeln lähmt. Wichtig ist, dass Du zumindest einen Menschen an Deiner Seite hast, der Dich motiviert und begleitet. Gezielte Informationen für Meningeom-Betroffene und Beratung solltest Du Dir einholen, wenn nötig auch bei mehreren Kliniken. Du bist nicht allein, Dir stehen Mediziner zur Seite, die mit Dir die verschiedenen Optionen einer Behandlung oder auch des Abwartens besprechen. Du findest im Forum Gehör bei Betroffenen, die Dich verstehen. Und wenn es wirklich nicht anders zu bewältigen ist, dann suche Dir eine Selbsthilfegruppe mit qualifizierter Leitung oder beantrage eine Psychotherapie, die Dir als Hirntumorpatientin sicher bewilligt wird.

Wie gesagt, versuche Dich nicht der Angst zu ergeben, nur so bleibst Du der Regisseur Deines Lebens, das viele Facetten hat.


LG
2more
2more
Aennie
24.06.2018 13:27:50
Die Vorgehensweise habe ich mit meinem Neurochirurg und Neurologen besprochen. KontrollMRT nach drei Monaten, um zu sehen, ob oder wieviel Wachstum da ist.
Der Neurochirurg meinte es wäre erstmal kein Problem, weil das Meningeom noch klein ist.
Irgendwann muss ich mich sicherlich mit dem Gedanken beschäftigen, es operieren zu lassen, ich bin 47 Jahre alt.
Wie groß ist denn die Wahrscheinlichkeit, dass ein Meningeom verkalkt und nicht mehr wächst?
Und was bedeutet „Diffusionsstörung“ innerhalb des Meningeoms?
Aennie
2more
24.06.2018 14:04:31
Das sind genau die Fragen, die der Neurologe bzw, Neurochirurg Dir hätte beantworten können, aber das kann nachgeholt werden, indem Du anrufst oder mailst.
Wenn Du mit dem Begriff "Diffusion" im Internet suchst, nichts anderes habe ich getan, wirst Du eine kurze Information erhalten, nämlich dass es sich beim MRT um die Verteilung der Wasserstoffteilchen im Gewebe handelt.
Das ist aber allgemein und deshalb solltest Du Dir das genau von den Fachärzten erklären lassen, was es in Deinem Fall bedeutet.

Warte die MRT-Kontrolle ab, dann lässt sich erkennen, ob und wenn ja, wie das Meningeom sich verhält.
2more
Aennie
24.06.2018 14:09:16
Das Problem ist einfach, wenn man beim Arzt sitzt prasselt soviel auf einen ein, dass man maches vergisst zu fragen.
Aennie
2more
24.06.2018 14:14:25
Ja, das ist so. Deshalb wäre es gut, sich Fragen vorher zu notieren und nachzuhaken, falls Du etwas nicht gleich verstanden hast. Nimm doch beim nächsten Mal jemanden mit, dem Du vertraust. Vier Augen und Ohren bekommen mehr mit, schließlich ist es eine stressige Situation für Dich.
2more
Xelya
25.06.2018 10:17:21
Liebe Aennie,

ich glaube, das Thema mit der Angst haben wir anfangs fast alle durch. Manch mehr, manche weniger.

So banal es auch klingt - man gewöhnt sich mit der Zeit daran, mit der Diagnose zu leben. Ich habe bei meiner Diagnose das größte Problem damit gehabt, dass ich jetzt als chronisch krank gelte. Und nach langem Nachdenken habe ich erkannt, dass ICH diejenige bin, die letztlich darüber entscheidet, ob solch eine Zuschreibung stimmt oder nicht. Ich fühlte mich nicht krank, also warum sollte ich mich so sehen?

Ich habe die Diagnose für mich genutzt, um endlich die Dinge anzupacken, die ich schon lange tun wollte, aber aus Zweifel und Mutlosigkeit jahrelang auf später verschoben habe und hatte dadurch wieder das Gefühl handlungsfähig und nicht mehr der Diagnose ausgeliefert zu sein.

Wenn ich akute Angst hatte, habe ich Atemübungen gemacht. Unser Gehirn kann nicht langsam und regelmässig atmen und zugleich Angst haben. Ich habe zu lauter Musik getanzt, bis die Angst weg war. Ich habe mich buchstäblich gezwungen, aus der "ich-versteck-mich-unter-der-Bettdecke"-Haltung in die "ich-singe-lauthals-hüpfe-durch-die-Gegend"-Haltung zu gehen.

Oder bei Angstgefühlen Sport zu machen. Radzufahren. Die Angst rauszulassen und die Wand anzubrüllen. Mich zu zwingen, an etwas anderes zu denken. Und mich nie, nie, niemals dafür zu verurteilen, dass ich Angst habe. Das macht es wirklich nicht besser. Sei lieb zu Dir.

Das alles ist mir nicht immer gelungen, aber wenn ich das gemacht habe, wurde die Angst weniger. Und ich habe auf Dauer gelernt, dass Angst im Prinzip ein Gefühl ist wie jedes andere - und dass ich es im Zaum halten kann. Ich fühlte mich nicht mehr so ausgeliefert.

Mittlerweile ist meine Diagnose ca. 13 Jahre "alt" und mir geht es psychisch und physisch gut. Irgendein Teil in mir hat scheinbar kapiert (zumindest für den Moment), dass sich an der Situation nix ändert, wenn ich Angst habe - ausser, dass es mir schlechter geht.

Und ich bin jeden Tag dankbar, dass meine Tumore so früh gefunden wurden, dass ich rechtzeitig eine Behandlung beginnen konnte.

Alles Liebe für Dich
Xelya
Xelya
Aennie
25.06.2018 21:01:11
Ich danke euch für eure Worte, sie helfen mir sehr.
Seid ihr denn mittlerweile alle operiert?
Aennie
KaSy
26.06.2018 00:51:18
Hallo, Aennie,
meine Erstdiagnose war vor 23 Jahren ein WHO I - Meningeom links frontal, das operativ vollständig entfernt wurde.

Leider kam es wieder, wurde als WHO III eingestuft, es folgte eine weitere OP mit Nachbestrahlung. Später mussten mehrfach WHO III - Meningeome operiert und bestrahlt werden, zuletzt Ende 2017.

Die Angst war nie mehr so groß wie beim ersten Mal.
Sie war einem wissenschaftlichen Interesse gewichen. Meine Ärzte waren durch meine Tumore so gefordert, neue Ideen zu finden und neue Wege zu gehen, dass ich sie stets äußerst achtete und bewunderte.

Einen solchen Weg begleiten Ängste, Zweifel, Schmerzen, aber auch Respekt für die Ärzte und vor dem Leben, das einem immer wieder geschenkt wird. In diesem Auf-und-ab habe ich mich verändert, bin weniger belastbar, aber auch stolz darauf, das Leben immer wieder neu anzufangen.

Du schafft das auch!

Angst zu haben ist auch ein Schutz vor dem Eingehen von unnötigen Risiken. Du hast "als Sicherheitsleine" die Ärzte, die Dich auf diesem Weg begleiten und alles tun werden, um Dich nicht "abstürzen" zu lassen und wenn, dann soll es eine "weiche Landung" mit einer bestmöglichen Lebensqualität sein.

KaSy
KaSy
Murmel_1
26.06.2018 13:46:56
Hallo Aennie,

auch mein Meningeom wurde als Zufallsbefund im vergangenen Jahr festgestellt und hat in den ersten Wochen große Angst ausgelöst. Das ist – wie von vielen bereits geschrieben wurde – eine völlig normale Reaktion. Man sieht die eigene Gesundheit bedroht und kann sich dem Auslöser nicht einmal entziehen.

Ich wollte keinen Tumor im Kopf und ich wollte keine Kopf-OP - aber gleichzeitig 100%-ige Gewissheit, was ich da im Kopf habe…

Mir hat es geholfen, mich über Meningeome und Behandlungsmöglichkeiten umfassend zu informieren und eine 2. und auch 3. Meinung einzuholen.
Parallel dazu habe ich eine Pro- und Contra-Liste zur OP erstellt. Nachdem zunächst viele Gründe für eine OP und nur wenige dagegen sprachen, habe ich mich schlussendlich trotzdem für „wait and see“ entschieden.

Mir war in der Zwischenzeit mehr und mehr bewusst geworden, wie viel Glück im Unglück ich mit diesem Tumor an dieser Stelle habe:
- Die Diagnose ist ein Zufallsbefund.
- Es ist – nach bisherigem Kenntnisstand – zu 99,9 % ein gutartiges
Meningeom. Hier vertraue ich der Einschätzung der Radiologen und Neurochirurgen.
- Der Tumor ist relativ klein.
- Er gefährdet mit seiner Lage – selbst bei weiterem, langsamen Wachstum - keine sensiblen Bereiche.
- Bis zur Diagnose hatte mir der Tumor nichts getan (und hat es bis heute nicht). Nur weil ich jetzt weiß, dass er da ist, muss ich ja keine Angst haben. Es sollte mich eher beruhigen, weil er jetzt unter ärztlicher Kontrolle ist. Und ich im Fall von Symptomen sofort weiß, was zu tun ist – ohne ärztliche Odyssee.
- Es ist durchaus möglich, dass der Tumor gar nicht mehr wächst.
- Selbst wenn er zwischendrin „normal“ langsam wachsen würde, könnte ich mir Zeit mit einer Entscheidung lassen und auf verbesserte/neue Behandlungsmöglichkeiten hoffen.
- Mir ist klar geworden, dass auch mit einer OP dieser Tumor nicht wirklich weg ist. Danach folgen zunächst weitere Kontroll-MRTs - mit der Angst vor einem Rezidiv. Auch hier geht es dann um Vertrauen in den eigenen Körper und in das Leben, um die Zeiträume verlängern zu können.

Sehr hilfreich war auch ein erstes Kontroll-MRT nach 3 Monaten, um mich hinsichtlich der Wachstumstendenz zu beruhigen. (Das zweite habe ich 10 Monate später machen lassen.)

Zusätzlich habe ich mich informiert, womit ich meine Gesundheit/mein Immunsystem unterstützen und möglicherweise auch das Tumorwachstum günstig beeinflussen kann. Dadurch bin ich aus der passiv, ängstlich-abwartenden Haltung in eine aktive und zuversichtliche Position gekommen.

Der Tumor ist längst ein Teil von mir geworden. Er macht mir keine Angst mehr.
Ich lebe „einfach“ damit weiter, setze mich mit der Thematik auseinander, lese viel hier im Forum - aber das Thema bestimmt nicht (mehr) meinem Alltag.

Soviel zu meinem Umgang mit dem Tumor und der anfänglichen Angst vor ihm.
Vielleicht ist ja der ein oder andere hilfreiche Gedanke dabei.

Ich drücke dir die Daumen für das Kontroll-MRT.
Liebe Grüße
Murmel_1
kati81
02.10.2018 20:35:54
Hallo Aennie,
und alle die hier bereits geantwortet haben.

Ich möchte kurz DANKE sagen!

Habe seit einer Woche meine Meningeom-Diagnose und obwohl ich vom Arzt erstmal beruhigt wurde, habe ich einfach nur Angst. Wollte gerade selbst einen Beitrag hierzu im Forum schreiben, als ich auf diesen gestoßen bin, der mit sehr berührt hat.

Es tut so gut die Beiträge von euch zu lesen und zu wissen, dass andere die selben Erfahrungen durchmachen.

Vielen Dank und euch allen die Besten Wünsche!
kati81
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