Tja, wie geht man mit der Angst um?
Angst hat jeder wenn er gesagt bekommt, dass etwas in seinem Kopf wächst was da nicht hingehört. Ich für mich hatte von der Diagnose bis zur OP 4 Monate Zeit, um meine Ängste zunächst mal auszuleben und dann auch abzubauen.
Der erste Moment ist schlimm, schliesslich trifft es einen auch wie aus heiterem Himmel. Der Radiologe kommt auf dich zu und sagt dir dass es ihm Leid täte, aber er müsse es mir sagen dass da ein Tumor ist, der die Beschwerden auslöst. Du stehst da und weist nicht was du sagen sollst, er zeigt dir die Bilder und zeigt auf ein weisses leuchtendes Ding in deinem Kopf. Er sagt zwar dass es höchstwahrscheinlich gutartig ist und nennt es beim Namen, aber du bist nicht damit vertraut und verstehst kein Wort. Was du hörst ist immer nur Tumor...
Die erste Phase meiner Ängste habe ich deshalb dadurch abgebaut, in dem ich mich über die Art meines Tumors informiert habe und wie meine therapeutischen Chancen aussehen. Wenn man dann ein Meningeom hat und es mit anderen Hirntumoren vergleicht, ist man letztendlich froh diesen Tumor bekommen zu haben. Ein Meningeom ist in den allermeisten Fällen gut kontrollierbar und in 70% aller Fälle, tritt dieser Tumor nach einer kompletten Entfernung nicht wieder auf. Wenn doch, kann fast immer chirurgisch eingegriffen werden. Alleine diese Tatsachen erleichterte mir vieles.
Leider nahm mein Radiologe es sehr genau und gab als 2. und 3.. Möglichkeit noch zwei etwas fiesere Tumorvarianten an, die mich daher noch etwas länger beschäftigten. Er macht eben auch nur seinen Job und muss sich absichern, deshalb bekomme ich bei jedem Kontroll MRT auch einen neuen Nebenbefund diagnostiziert. Beim ersten Mal war es eine partielle Empty Sella, und beim zweiten MRT eine kleine Pinealiszyste, aber halb so wild.
Mein Neurochirurg nahm mir dann meine letzten Ängste was das Meningeom und die OP angeht, hatte eine Engelsgeduld machte schon vor der OP einen super Job. Fachlich und zozial kompetent!
Als ich dann der OP zugestimmt hatte und mich dafür entschied nicht länger zu warten, sondern das Ding loszuwerden und die Sache anzupacken, viel der immense Druck von mir ab. Ich war wieder Herr der Lage und das war wichtig für mich. Für die OP machte ich sportlich ein Mammut Programm und machte mich fit für den Eingriff, was mir auch in der Zeit vor der OP sehr viel Kraft und Zuversicht gab. Es gab mir Halt und imunisierte mich gegen die Folgen der OP, jedenfalls legte ich mir das so zurecht und wenn ich ehrlich bin glaube ich auch, dass ich genau deshalb ohne jegliche Probleme aus der OP heraus kam und nach drei Wochen täglich 4 Stunden meinen Arbeitgeber besuchte. Vielleicht war es aber auch nur die Einbildung, die mir die Kraft und Zuversicht gab, die es dafür brauchte.
Und heute nach 11 Monaten habe ich mich mit meiner Krankheitsgeschichte arrangiert. Ich weiss dass diese Tumorerkrankung für den Rest meines Lebens ein Teil von mir sein wird und es jederzeit wieder kommen kann. Damit muss man si h einfach abfinden und es als solches auch annehmen, weil man keinerlei Einfluss darauf hat. Klar hat man auch mal schlechte Tage, aber für mich zumindest kommen diese Tage eher selten.
Du musst irgendwann an den Punkt kommen, dass dir klar ist das du deinen Tumor nicht beherrschen kannst. Aber dein Leben bestimmst du, also lass dein Leben nicht von deinem Tumor bestimmen sondern nimm es selbst in die Hand. Du bestimmst, welchen Einfluss dass Ding in deinem Kopf auf dich hat. So oder so, es kommt wie es eben kommt...