Umgang mit Betroffenen

Hallo an alle!

Die Stimmung von meinen Freund ist in Moment sehr schlecht. Ich will ihn aufbauen und helfen, aber das lässt er nicht zu. Er sagt immer, er braucht seine Ruhe und wär froh, wenn wir ihn mal alleine lassen würden. Ich traue mich aber einfach nicht von ihm weg zu gehen, weil ich Angst habe das er wieder einen Epi Anfall hat und dann bin ich nicht da... hab Angst, dass er stürzt oder erstickt.

Ich hab ihm auch schon gesagt, dass er meine Ängste verstehen muss, aber er sagt immer, ich soll mir nicht solche Sorgen machen. Aber wie soll das gehen? Sobald er Schmerzen hat oder ihm schwindelig ist, bekomm ich einfach Panik. Natürlich zeig ich ihm das nicht, aber ich fühl mich sicherer, wenn ich dann in seiner Nähe bin. Ich hab ja schon wegen seiner Schwellung geschrieben. Die ist jetzt schlimmer geworden und nun ist das Auge auch schon geschwollen. Ich hab gesagt, er soll ins Krankenhaus, aber das will er nicht aufgrund der jetzigen Corona Situation. Hab halt doch Angst, dass es eine Entzündung ist. Ich weiß einfach nicht mehr, was ich machen soll.. Übertreibe ich oder nimmt mein Freund das alles viel zu locker? Wie seid ihr damit umgegangen?
Ich wäre dankbar für ein paar Antworten

Liebe Grüße

Hallo,
einerseits kann ich verstehen, dass Dein Freund seine Ruhe haben möchte.
Wenn es Ihm nicht gut geht.
Lass Ihm etwas Abstand, nach einem solchen Eingriff braucht es sehr sehr viel Ruhe.
Auf der Anderen Seite lass Ihn nicht alleine, jeder reagiert anders.

Gruß Klaus

Hallo, Vampyr,
ich stimme "Meister" zu, dass man sich als Betroffener überbehütet fühlt, man ist doch immer noch ein selbstbewusster denkender Mensch, der für sich entscheiden kann.

Aber Corona darf kein Grund sein, wegen echter Probleme, und das sind echte Probleme, nicht ins Krankenhaus zu gehen!!

Es wird immer wieder dazu aufgefordert, sich selbst nicht in noch dramatischere Krankheitssituationen "rutschen zu lassen", wenn man die Akutsituation schon eher erkannt hat. Denn dann kann die Gefahr bestehen, dass eine normale Therapie nicht mehr möglich ist, sondern eine ITS-Behandlung notwendig wird und es viel länger dauert bis man wieder fit oder nicht mehr ganz so fit wird. Und im COVID-19-Ernstfall fehlt ein ITS-Bett.

Bei uns ist es so, dass die Patienten mit Corona von den Patienten ohne Corona sowohl in der stationären Aufnahme als auch in der Notaufnahme strikt voneinander getrennt werden.

Wegen der stärker gewordenen Schwellung wäre es sinnvoll, tatsächlich einen Rettungswagen zu rufen.
Die OP ist noch keine drei Wochen her und dazwischen gab es diese Anfälle, möglicherweise steckt ganz was anderes dahinter ...
Das sollte wirklich geklärt werden.

Ich war einmal in einer vergleichbaren Situation (ca. 3 Wochen nach OP stärker gewordene Schwellung um das Auge) und habe (ohne Corona-Zeit) nur über Nacht abgewartet, weil ich dachte, es wird schon besser werden. Ich wurde von den Rettungssanitätern sehr ernsthaft gefragt, wieso ich mich erst so spät melde.

Siehe auch:
Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Neurologie in www.hirntumorhilfe.de

KaSy

Liebe(r) Vampyr,

Ich kann es vollstens nachvollziehen, dass du dir solche Sorgen um den derzeitigen Zustandes deines Freundes machst.
Ich weiß jetzt nicht, ob es bei euch möglich ist, einen Wochenend
diensthabenden Neurochirurg telefonisch zu fragen, weil nun auch das Auge mit angeschwollen ist. Wenn ich mich richtig erinnere hatte ich es in diesem Hirnwasser Zusammenhang es auch - aber jeder Mensch ist nun mal einzigartig. Mein Mann würde in eurer Situation versuchen telefonisch einen diensthabenden NC zu fragen - gerade auch jetzt in der Coronazeit.

Der gesundheitliche Zustand deines Freundes KANN auch durchaus mit der Erhöhung des Anti Epi Mittel zusammenhängen. Wenn ich es richtig in deinem anderen Beitrag las, wurde es am 26.10. erhöht sowie für einige Tage noch ein anderes Medikament. Das was du von ihm schreibst, kann ein "volles Programm " von jetzigen Nebenwirkungen der erhöhten Dosis sein. Es braucht ja oft einige Woche Geduld, ehe sich der Körper dran gewöhnt oder halt wie ich damals auf ein anderes Mittel umgestellt werden muss.

Ich, als Betroffene, mache es meinem Schatz auch nicht leicht, wenn ich schlechte Tage habe. Es ist mir auch bewusst, dass er dann mit mir überfordert ist und sich große Sorgen um mich macht.
Er hat allerdings mit den Jahren gelernt, dass ich dann wirklich Ruhe brauche, ohne laufend gefragt zu werden - sicherlich ähnliche Gedanken wie du, um deinen Freund machst.

Ich bin in den schlechten Tagen/Stunden mit mir selbst "nicht grün". Bin da auch verzweifelt, wenn mir da besonders viele Missgeschicke und ähnliches passiert. Ich lebe ja nun schon seit 2013 mit vielen gesundheitlichen Einschränkungen und reagiere auch nicht immer freundlich, wenn ein Mensch sooo richtig mich bemitleidet. rrrrhh, da schalte ich auf stur ('da halt typischer Widder) und will allein sein, um eigentlich dann im stillen Kämmerlein einen Weg zu finden.

Dein Schatz ist erst seit einigen Wochen durch die OP klar, dass es keine simple schmerzhafte Prellung ist. Er muss all das auch erst verarbeiten. Dazu gleich eine Wach Op, die ich selbst nur von Video Aufnahmen kenne.

Du bist schon weiter als dein Freund, hast unser hilfreiches Hirnforschung gefunden.
Das ist möglicherweise auch zur gegebenen Zeit für deinen Freund mehr als hilfreich sich hier mit uns Betroffenen auszutauschen. Auch wenn ihr euch zwei sonst vollstes vertraut und liebt.

Ich fand 2013 erstmals dieses Forum und bekam wirklich sooo viele Tipps und Unterstützung. Ich sage da mal, wir Betroffenen unterhalten uns anders als mit der Familie, Freunden usw.
Zu unseren Liebsten wollen wir doch am liebsten "gesund spielen", damit ihr Angehörige euch keine Sorgen machen sollt und auch nicht wegen uns in stiller Ecke weint, da ihr euch ebenfalls oft hilflos fühlt....

Vielleicht kann ich dir/euch mit meinen Gedankengänge helfen.

Ganz liebe Grüße Stöpsel

Hallo Klaus, Kasy und Stöpsel,

danke für eure schnellen Antworten.
Ich werde versuchen ihm ein bisschen mehr in Ruhe zu lassen auch wenns schwer ist. Aber ihr habt es ja selbst durchgemacht und wisst wo von ihr redet. Ich möchte halt nur nicht das schlimmeres passiert und deswegen bin ich so besorgt manchmal. Ich möchte halt das er Hilfe annimmt aber er glaubt immer er muss da alleine durch.

Ja das gleiche hab ich ihm auch gesagt. Er soll sich keine Gedanken um corona machen. Seine Gesundheit geht jetzt vor aber das versteht er leider nicht so. Er sagt immer es wird schon nix sein und mal abwarten. Ich hab dann halt Angst das es doch was schlimmes ist..

Bei uns in Österreich hat leider kein NR am wochende Dienst :(

Ja ich hoffe das er vielleicht auch bald bereit ist, sich mit euch auszutauschen. Bis dahin übernehme ich das für ihn.

Ich danke euch
Liebe Grüße

Hallo liebe Vampyr,

zunächst muss ich sagen, wegen der Beule solltet ihr auf jeden Fall einen Neurologen aufsuchen. Das sollte man in eurer Situation nicht zu lange hinauszögern. Auch nicht wegen Corona. Gerade die Krankenhäuser und Notaufnahmen machen nämlich gerade wegen Corona immer weiter dicht. Ich glaube, ich habe jetzt aktuell die frischesten Notaufnahmeerfahrungen. (Vergangenen Freitag) Schwer reinzukommen, ewig lange Wartezeiten und natürlich viel zu wenig Pflegepersonal. Wartet bitte nicht zu lange.

Auf Dauer kann ich euch wirklich zu einer professionellen psychotherapeutischen Unterstützung raten. Nicht nur der Erkrankte selber, sondern auch der nächste Betroffene kann Angst- oder Belastungsstörungen entwickeln.
Genauso wie niemand medizinische Ferndiagnosen stellen kann, wird niemand "dieses Alleingelassen werden wollen" tatsächlich sauber deuten können. Wir wissen nicht wie eure Beziehung vorher war, wie Dein Partner in der emotionalen Kommunikation tickt. Ich wünsche Dir eine dritte Person, die Dich jetzt, augenblicklich in den Arm nimmt. Für einen Partner ist es die Hölle, einen Grand Mal des geliebten Menschen miterleben zu müssen.

Ich kann Dir nur von mir erzählen. Ich will allein gelassen werden, konnte bedeuten:
a) Mir ist so schlecht, ich kann mich nicht noch auf einen anderen Menschen konzentrieren.
b) Ich möchte nicht überbehütet werden.
c) Ich möchte ein wenig in meiner Traurigkeit brüten.
d) Ich möchte nicht, dass Du geliebte Person auch einmal zu Ruhe kommst

Das "in Ruhe gelassen" werden, kann natürlich auch etwas mit depressiven Verstimmungen zu tun haben. Für jede der Möglichkeiten, wäre eine andere Reaktion gut.

Wäre es denkbar für Dich, dass Du ihn ein wenig in Ruhe lässt und Dich nicht zu weit fort begibst, und im Notfall relativ schnell greifbar bist?

Alles Liebe

Mego

Liebe Mego,

danke für die Info. Ich werde morgen gleich den Arzt anrufen der meinen Freund operiert hat.

Ja eine psychotherapeutische Unterstützung wär echt hilfreich. Ich werd mich mal schlau machen. Ich habe durch diese Epi Anfälle von meinen Freund sicherlich Angstzustände bekommen. Es ist einfach grauenhaft mit anzusehen. Trotzdem bin ich vor ihm stark und zeige ihm nicht das es mich fertig macht.
Wir haben eine sehr gute Beziehung und reden über alles aber in Punkto Krankheit ist mein Freund ein Stur Kopf. Innerlich hat er Angst und deswegen lieber nicht zum Arzt. Meiner Meinung nach ist es aber immer besser zum Arzt zu gehen bei Beschwerden. Sonst is es gach zu spät.

Danke für deine Erzählungen. Das hilft mir schon sehr.

Depressiv kommt er mir nicht vor. Er ist auch nicht aggressiv oder so. Nur genervt das es ihm nicht so gut nach der Operation wie er gedacht hat.

Ja ich werde es probieren. Vielleicht nur in einen anderen Raum.

Danke & Liebe Grüße

Liebe Vampyr,

ja, für Angehörige ist das eine furchtbare Situation. Am Anfang war mein Mann auch immer schneller damit, mich zum Arzt zu bringen. Mittlerweile komme ich früher mit.

Alles Liebe für euch 2

Mego

Lieber Vampyr!

Mussten diese Woche um 23:15, trotz Ausgangssperre in die Notaufnahme. Darf zwar keine Begleitperson mit rein, war aber sonst unkompliziert. In der Notaufnahme war nur eine weitere Patientin, also ging es wirklich schnell (war aber in St. Pölten und nicht in Graz).

Also braucht ihr nicht auf den nächsten Arbeitstag warten. Ich weiß, ich wollte Anfangs auch nicht ins Spital, aber jetzt geh ich lieber ein Mal zu viel als ein Mal zu wenig.

Wünsche euch Kraft um immer die richtige Entscheidung zu treffen.

Liebe Grüße aus NÖ Zwuck

Liebe Zwuck,

danke für deine Nachricht. Das ist gut zu hören.
Dann brauch er keine Angst mehr haben ins KH zu fahren.

Liebe Grüße