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corunum

Hallo zusammen,

seit Mitte April steht fest, dass mein Vater (51 Jahre alt) an einem Glioblastom Stufe IV leidet. Diese Nachricht hat mir den Boden unter den Füßen weg gerissen. Die Fragen warum natürlich groß: was ist das? woher kommt das? wie stehen die Chancen?
Mittlerweile habe ich mich in das Thema gut eingelesen und weiß Bescheid.
Allerdings fällt es mir sehr schwer damit umzugehen.
Ich denke nicht permanent daran, aber meine Laune schwankt ziemlich und ich fühle mich bedrückt und traurig.
Da mein Vater ca 100 km entfernt wohnt,sehe ich ihn nicht oft und mir fallen die Veränderungen an ihm natürlich besonders auf. Innerhalb von vier Wochen ist er von "beim gehen schwanken" in den Rollstuhl gelangt.
Wenn ich mit ihm rede habe ich das Gefühl mit einem dementen Opa mit Ausfallerscheinungen zu reden. Und ich weiß ehrlich gesagt einfach nicht wie ich damit und mit ihm umgehen soll. Ich rufe nicht an weil ich zu schissig bin und nicht weiß was ich sagen soll, ob ich ihn was fragen soll, ob ich das Thema Gehirntumor umgehen oder ansprechen soll...

Ich fühl mich hilflos wie eine Schildkröte die rücklängs auf ihrem Panzer liegt.

Vielleicht kann mir ja einer von euch mit seinen Erfahrungen helfen!

Liebe sonnige Grüße!

Harry Bo

Hallo corunum,

schön dass Du hier her gefunden hast. Darüber zu sprechen ist schonmal ein guter Anfang.
Mir geht es zwar noch deutlich besser als Deinem Vater, aber als selbst Betroffener weiß ich sehr wohl Bescherid, dass sich das jederzeit ändern kann.

Mein Rat an Dich ist den Kontakt zu ihm suchen, so oft wie möglich, aber ihn nicht zu fordern, sondern ihm einfach nur zeigen Du bist für ihn da und fühlst mit ihm.
Frag nicht, "Möchtest Du über Deine Krankheit reden?" sondern sag ihm, dass er jederzeit über alles auch über die Krankheit selbst mit dir reden kann, wenn er möchte.
Ignorier seine Ausfallerscheinungen, wenn er nicht selbst darüber spricht.
"Wie geht es Dir?" ist oft eine nervige Frage, "Was machst Du so, soll ich am Wochenende vorbeikommen..." ist unverfänglicher.

Und denke an dich selbst, hast Du noch irgendwelche Dinge zwischen Euch, die Dir zu schaffen machen. Möchtest Du noch irgendwas gesagt oder getan haben, bevor es nicht mehr geht, dann tu es, sonst machst Du dir ewig Vorwürfe. Fang zaghaft an seinen Weg zu akzeptieren und das in absehbarer Zeit Eure Wege sich trennen können.

Nutze die Zeit und lass Deine Emotionen raus. Auch wenn er dich vielleicht nicht nah an sich ran lässt, er wird es spüren und es wird ihm guttun.

Gibt es sonst noch eine Person (Mutter) mit der Du offen über die Diagnose und Therapie sprechen kannst. Mir ist es immer wichtig zu wissen, was man noch tun kann, sollte oder auch einfach nur akzeptieren muss.

Gruß Harry

Hella

Hallo,corunum,
Bin selbst Betroffene,allerdings schon 10/12 erfolgreich operiert,somit weiß ich also wie man sich fühlt.steht Deinem Vati die OP noch bevor,ist er schon operiert,oder ist der Tumor inoperabel?
Am allerwichtigsten finde ich,such den Kontakt zu ihm so oft wie möglich,solange es noch geht.Zeig ihm einfach,daß Du für ihn da bist,das wird ihm helfen.zieh Dich nicht zurück,weil du schiss hast,gib ihm das Gefühl für ihn da zu sein.Schlimm genug,wenn sich Freunde nicht mehr melden oder spontane Besuche nicht mehr stattfinden,einfach weil man Angst hat darüber zu reden.Auch wenn ich meine OP hinter mir habe,eine Heilung wird es nicht geben,damit muß man sich aber auseinandersetzen,denn das Leben muß für den Betroffenen und auch für die Angehörigen weitergehen.
Ich wünsche Dir und Deinem Vati viel Kraft ,gebt nicht auf,es lohnt sich,um jeden einzelnen Tag zu kämpfen


Liebe Grüße Hella

gramyo

Liebe Corunum,

Ich möchte dir wirklich ans Herz legen, dass du deine Ängstlichkeit überwindest und einen schönen Kontakt mit deinem Vater eingehst.

Wenn er in der kurzen Zeit, leider schon ein Pflegefall ist, bedarf er gerade von seinen nächsten Verwandten , der liebevollen Unterstützung und einfach , auch mit der Behinderung, "DER WERTSCHÄTZUNG" .

Natürlich bis du im Schockzustand, nach der Diagnose "Glioblastom, ist immer Grad IV, "leider, aber dein Vater ist das auch.

Wenn er jetzt Geh- oder Sprachstörungen hat, ist das trotzdem kein Zeichen von "nicht vollwertig" sein.Dieser Tumor verändert immer das Leben des Betroffenen und der Angehörigen und zwar schlagartig und völlig unvorbereitet.

Sieh es als eine wirkliche Chance an, eine äußerst intensives, liebevolles "MIT -EIN- ANDER" zu haben. Es ist durchaus möglich, kann ich nur sagen.

Wenn du noch etwas zu klären mit ihm hast, wie Harry Bo schon geschrieben hat, mache es wirklich jetzt, denn vielleicht hast du dazu nicht mehr lange Zeit.

Es ist das beste, wenn man sich wirklich in Ruhe und Frieden voneinander verabschieden kann. Denn , ab irgendeinem Zeitpunkt geht es leider nur noch um ein verabschieden.

Dieser Zeitpunkt des jetzigen "Erdenlebens" sollte so friedlich, wunderbar , schreibe das sehr bewußt , erfolgen, dass derjenige, der "ins Licht geht", leicht und unbeschwert diesen Weg gehen kann.

Derjenige, der "hier" bleibt, aber durch die gefühlte Liebe zu diesem Menschen immer auf der "Seelenebene" mit ihm verbunden ist , traurig , aber nicht verzweifelt, sollte eben auch in sich ruhen können.

Diesen Zustand erreicht man nur durch ein intensives "zusammen leben".

Ruhe und Kraft und Energie und ganz viel Unterstützung
unsererseits wünschen euch
Gramyo und ihr Mann, der bei ihr ist, für immer im Herzen

corunum

@ Hella
Der Tumor ist ist nich operabel.

Kaespi

Hallo corunum,
ich bin selbst betroffen. Ich bin 36 Jahre alt und habe die Diagnose Hirntumor im Stammhirn seit dem 4. Januar und Glioblastom seit Anfang Februar.
Ich wünsch mir, dass mein Umfeld "normal" mit mir umgeht. Das Thema Hirntumor sollte für mich schon Thema sein, aber nicht nur das Thema. In meinem Umfeld erlebe ich oft, dass man nicht weiß, wie man mit mir umgehen soll. Ich wünsche mir einen Umgang wie immer.
Ich bin ja kein anderer Mensch geworden, nur weil ich einen Hirntumor habe. Ich möchte, solange es mir möglich ist, normal leben.
Natürlich ist es einfach für mich zu sagen, dass man mich normal behandeln soll und ich weiß, dass es für mein Umfeld nicht einfach ist. Immerhin haben die ja auch ein "Päckchen" zu verdauen. Aber ich bin noch immer ich selbst! Es ist einfacher das Leben zu genießen, wenn das das Umfeld respektiert.
Mein Tip, wenn Dir danach ist, über die Krankheit zu sprechen, fang vorsichtig an, dann wirst du ja merken, wie Dein Vater "tickt". Dann kannst Du darauf reagieren und ihr werdet einen Weg für Euch finden. Ich mache es inzwischen so, dass ich einfach oft anfange, die Krankheit zu thematisieren und habe oft den Eindruck, das mein Gegenüber darüber erleichtert ist.

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