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Thema: Umgang mit Depressionen

Umgang mit Depressionen
Wüstenrose
10.01.2014 17:56:37
Hallo da draußen,

so, ich habe mich in den letzten Wochen hier durch viele Fragen und Antworten gelesen, was schon ziemlich geholfen hat. Eine weitere Frage - von mir als Angehörige/Ehefrau - möchte ich nun aber doch noch stellen:

Wie geht man als Angehörige am Besten mit Depressionen des Betroffenen um? Vielleicht haben ja andere Angehörige ein paar Tipps für mich, oder Betroffene können etwas dazu schreiben...

Mein Mann war bisher immer ganz groß im Verdrängen was seine Erkrankung angeht. Das hat sich dieses Jahr geändert, da er erst wieder operiert wurde, dann in die Bestrahlung musste und nun Chemo durchmacht. Ich verfalle in schlimmen Situationen gern in Aktionismus und halte mich selber irgendwo oben, in dem ich mich um alles kümmere, versuche ihm das Leben so angenehm wie möglich zu machen. Nur leider ist mein Mann während der Bestrahlung richtig depressiv geworden (besonders, als ihm die Haare ausfielen).

Es geht zwar im Moment besser, aber im fehlt jeder Antrieb, nichts ist mehr gut oder zum Freuen, er weint immer wieder (was mir sehr nahe geht), er möchte nicht mehr raus gehen, keine Freunde treffen, er traut sich selbst nichts mehr zu...
Unser Privatleben ist dadurch quasi nicht mehr existent und ich leide darunter, weil ich nicht weiß wie ich helfen kann. Soll ich ihn eher fordern, einfach mal Termine mit Freunden machn, oder lässte einen Menschen in so einer Situation besser in Ruhe? Ich finde ja, dass wir trotz allem noch viele schöne Dinge im Leben haben, aber ich habe das Gefühl, dass er sie nicht mehr sieht.

Vielleicht hat ja jemand da draußen ein paar nette Tipps für mich, wie ich meinen Mann unterstützen kann. Ich möchte ungern, dass er Antidepressiva verschrieben bekommt, da er schon jetzt mit all den Medikamenten überfordert ist und am liebsten gar nichts mehr einnehmen würde.

Danke,
schönen Abend und liebe Grüße
Wüstenrose
Wüstenrose
Lagy
10.01.2014 18:12:15
Guteb Abend Wüstebrise,
jeder vin uns, ob krabk oser gesund hat doch schon mal eine Depression durchlaufen.....
Mir ging es bis vor ein paasr Tageb fanz ähnluch.
Ich habe mich nixht mehr rausgetraut, habe freunde immer zu abgesagz, habe geweint, war anteil los am leben und hatte zu nichts mehr Lusr.

Was hilft?
Zeig ihm dad du fùr ihn da bist,
zeige verstäbdnis,
versuch hetaus zu findeb was ihm si traurig macht,
versuch das leben so normal wie nur mòglich zu gestalte n,
holl dir im Zweifek professionelle hilfe,
Setzt euch fúr den Tag kleine realistische Zielel fûrr den Tag.
Am anfang wirdss schwierig aber es werden sich kleine erfolge zeigen, die euch stàrkken und vor allem ihm. Er wird merjen das es ihm gut tut wieder etwad aktiver am lebeb zeilzunehmen.

Seid izrr in psychoonkologischer Betreuung?


Ganz viel Kraft sende ich eucj!
Lagy
Lagy
10.01.2014 18:14:52
Verszändnis, Liebe verszändnis einfúhlungsvermógen....
Lagy
Wüstenrose
10.01.2014 18:27:48
Hallo Lagy,

danke für deine Antworten!
Nein, wir sind nicht in psychoonkologischer Betreuung. Das zusätzliche Problem bei meinem Mann ist, dass seine Muttersprache nicht Deutsch ist und der Tumor ausgerechtet die erlernten Sprachen in Mittleidenschaft gezogen hat. Also redet er im Prinzip gar nicht mit den Ärzten, weil er sie nicht versteht und nicht mir ihnen auf einem ordentlichen Niveau reden kann. Ich führe daher die Arztgespräche, und übersetz dann zu Hause so gut es geht für ihn (als Ehepaar hat man als binationales Paar auch irgendwie seine eigene Mischmasch-Sprache, die man sich selber angeeignet hat ;-)

Aber die anderen Tipps werde ich so gut es geht versuchen umzusetzen.

Grüße
Wüstenrose
Wüstenrose
gramyo
10.01.2014 21:06:41
Liebe Wüstenrose und Mann,

ein herzliches Willkommen von meiner Seite. Durch dein Lesen hast du es ja schon gemerkt, aber möchte es wirklich noch einmal betonen . Dieses Forum kann euch eine große Unterstützung, nicht nur in medizinischen Fragen sein, sondern auch gerade wenn du traurig oder nervlich ziemlich gefordert bist, eine große Hilfe sein.

Zu deinen Fragen kommen aber auch ein paar Fragen von mir, weil man dann ein bisschen "klarer " sieht.
Ohne "Gegenfrage" würde ich sagen, man neigt als Angehöriger sehr dazu, den Betroffenen mit gut gemeintem Aktionismus , zu überschütten oder zu behüten....

Durch die Liebe und Zuneigung , die man ja in dieser Extremsituation spürt, zwar liebevoll gemeint, aber dennoch, den Betroffenen in gewisser Weise "etwas zu entmündigen".Wie gesagt mit Liebe, aber dennoch....

Unterstützen möchte ich dich gerne in deiner Ansicht von Antidepressiva. Es ist manchmal leider unumgänglich, aber wenn es noch zu händeln ist, würde ich anderes vorziehen.
Nur als Vorschlag:

ein Extrakt aus Johanniskraut , Bachblüten Tropfen, oder Schüssler Salze, Entspannungs- CD´s, kannst auch du gut mitmachen,
Meditationen oder Gebete, je nach Glauben,
psychoonkologische Betreuung auf jeden Fall, auch ebenfalls für dich.
Das Sorgentelefon hier: jeden Dienstag von 10.00 - 15.00 Uhr.

In die Arztgespräche würde ich deinen Mann zumindest "einbinden".
Gute Ärzte zeichnen sich auch dadurch aus, das sie trotz mancher Schwierigkeiten, dennoch versuchen , den Betroffenen direkt anzusprechen, zumindest anzusehen.
Das finde ich auch ausgesprochen wichtig !!
Da sitzt immer noch ein "vollwertiger Mensch" , der einen schweren Schicksalsschlag erlitten hat!!
Ohne Zweifel auch der Angehörige !! Aber wir können in dieser Situation immer noch besser agieren.

Jetzt doch mal ein paar Fragen.
Meiner Meinung nach ist dein Mann in der Rezidivsituation?
Welche Chemotherapie bekommt er? Temodal oder ein Nitrosoharnstoff ?
Die Bestrahlung ist wohl noch nicht so lange her?

Bitte, schreibe doch etwas dazu. Dann kann man dir und deinem Mann sehr viel mehr helfen.

wenn es ein Rezidiv ist, wurde dein Mann restlos aus seiner Verdrängung innerlich herausgerissen. Durch die Bestrahlung und jetzt die Chemotherapie kann er nichts mehr verdrängen. Das kann durchaus zu Depressionen führen. Oben stehen ja meine Vorschläge , aber die würde ich wirklich mit einem Facharzt besprechen.

Von ganzem Herzen wünsche ich euch in nächster Zeit, ein bisschen mehr Freude im Leben,
vielleicht nur kurze Besuche von Menschen, die er sehen möchte (immer wieder deinen Mann fragen und ermuntern)
kleine Ausflüge , wenn momentan möglich,
oder einfach die Hand halten und sich liebevoll in die Augen blicken.
Diese "Sprache" sprechen alle Nationen.

Herzlichste Grüße
von Gramyo/Claudia mit Burkard im Herzen und Leben
gramyo
Karimui
11.01.2014 08:44:44
Liebe Wüstenrose,
einen Rat mag ich Dir nicht geben (dies maße ich mir nicht an) - gerne aber von meinen Erfahrungen berichten;
depressiven Stimmungen konnte durch aufhellende Worte und Taten gut und wirksam begegnet werden, Bei einer Depression jedoch half"nur reden" noch nie. Depression ist eine Erkrankung und keine Stimmung oder Gemütsverfassung und bedarf professioneller Hilfe. Alles andere ist für Betroffene wie auch Angehörige eine Leidensqual. Nach langer Ablehnung von Antidepressiva habe ich (als Angehöriger) die große Hilfe von guten und angepassten Antidepressiva schätzen gelernt und möchte sie nicht mehr missen. Depression muss nicht ausgehalten werden - sie ist heilbar.
LG
Karimui
Karimui
Felsquellwasser
11.01.2014 13:03:03
liebe Wüstenrose
ganz pragmatischer Tipp
in jeder größeren Stadt gibt es einen Intergrationsbeirat,
der Übersetzer stellt.
Es muss doch unerträglich sein ,selbst keine Möglichkeit der
sprachlichen Verständigung zu haben.
Das wäre eine Chance für deinen Mann ,mal alleine in seiner Muttersprache
zu kommunizieren,ohne dich.
Manchmal braucht es ein wenig Abstand und jemanden ,der vielleicht innerlich weniger beteiligt ist.
Es ist klärt nicht die Frage ob depressiv oder nicht ,aber dass nicht immer über mich sondern mit mir wird gesprochen ,bekommt in der ernsten Lage ein besonderes Gewicht.
mit Hoffnung
Felsquellwasser

Glioblastoma multiforma Grad IV lt WHO Dez.2010
Felsquellwasser
Welle2013
11.01.2014 19:28:38
Liebe Wüstenrose,
den Tip von Felsquellwasser finde ich toll. Habe ich noch nicht gewußt, aber probier das doch vielleicht.
Ich kann mir gut vorstellen, daß Dein Mann sich durch die sprachliche Barriere manchmal vielleicht abhängig und hilflos fühlt.

Das hat ja auch nichts mit Vertrauen zu tun. Sondern vielleicht mit "gleichberechtigt oder -wertig",

Selbstbestimmtheit und Gespräche mit den Ärzten und dann auch mit Dir, ...
Aber das kannst Du besser einschätzen, ...

LG, die Welle
Welle2013
Keule
12.01.2014 00:16:57
Hallo zusamen!
Im Prinzip haben hier schon alle alles gesagt.
Ein Tipp für Dich selbst:Schreibe !! Schreibe alles auf was Dich am Tag so bewegt hat,wenn du willst ein Tagebuch,um einen kleinen Abschluß für den
Tag zu haben.
Denn Gedanken freien Lauf lassen und schreiben !

Viele Grüße Keule

Oligoastrozytom WHO III°,z.Zeit Bestrahlung
Keule
Mamamuhki
13.01.2014 14:22:29
Hallo Wüstenrose,
den schon genannten Tipps kann ich mich nur anschließen. Was mir in meiner schlimmsten Zeit sehr geholfen hat, waren Ereignisse und Ziele in der Zukunft, die ich unbedingt erreichen und erleben und auf die ich mich freuen wollte und irgendwann auch wieder freuen konnte! Mein Mann hat mich immer wieder dran erinnert, wenn so eine schlechte Phase kam und mich damit heraus holen können! Dafür bin ich ihm unendlich dankbar! Dass er auch einfach nur mit mir schweigen konnte, meine Hand halten und streicheln. Auch Musik war und ist für mich sehr wichtig und hilfreich, es gibt sehr viele geeignete Texte, die mich aus meiner tiefsten Zeit herausholen und trösten konnten. Außerdem mein Glaube, der mir geholfen und mir Kraft gegeben hat! Aber das muss jeder selber entscheiden. Es hat eine gewisse Zeit gebraucht, bis es mir besser ging aber es wurde besser. Meine Lebensfreude ist mittlerweile wieder da!
Und ich kann und darf wieder glücklich sein.
Habt ihr Kinder? Das konnte ich nicht ersehen aus deinem Bericht.Das mit den Verständigungsschwierigkeiten sollte in jedem Fall lösbar sein, denn es ist für deinen Mann sicher unglaublich wichtig, auch selber Ansprechpartner zu sein!
Antidepressiva können auch gut helfen bei echten Depressionen. Es gibt ja auch welche, die nicht mehr abhängig machen, mit Serotonin o.ä.! Und auch einige Menschen, die Antidepr. nehmen und denen es gut geht damit. Das ist in jedem Fall besser als so zu leiden! Und irgendwann geht es auch wieder bergauf, ganz bestimmt!
Alles Liebe und Gute erstmal, ich denke an euch und bete für euch!
Cordula
Mamamuhki
Mamamuhki
13.01.2014 14:24:26
Achja, das habe ich noch vergessen. Das mit dem Schreiben- für mich ein ganz wichtiger Aspekt! Seit ich wieder schreiben konnte, habe ich Tagebuch geführt, das hat mir sehr bei der Verarbeitung geholfen und mittlerweile bin ich dabei, ein Buch darau zu verfassen, das hoffentlich in diesem Jahr veröffentlicht wird!
Cordula
Mamamuhki
enie_ledam
07.02.2014 16:41:14
Hallo,

bei einer Depression hilft kein Verständnis! Du kannst noch so lieb sein, aber bessern wird es sich dadurch nicht. Das ist eine Krankheit und eine Bronchitis geht auch nicht weg wenn man sie wegstreichelt.

Wenn er traurig ist und antriebslos kann ein Medikament helfen. Mit Johanneskraut würde ich Vorsichtig sein, das verträgt sich nicht mit allem. Ich habe Antidepressiva bekommen als ich sagte ich bin immer traurig und habe teilweise richtige einbrüche von meiner Stimmung, also von schlecht auf mega schlecht. Und als ich Johanneskraut kaufen wollte - das Verträgt sich z.B. nicht mit Keppra. Aslo gehe lieber zum Arzt, wenn dein Mann nicht mit dem Arzt spricht, dann Berichte du was du so erlebst. Und frage was du machen kannst. ICh habe mit meinem Mann ausgemacht, fall ich von dem AD nicht mehr "Ich" bin höre ich damit wieder auf. Es gibt welche die gut helfen aber auch Mittel bei denen der Patient nur noch teilnahmslos gegen die Wand guckt. Könnt ihr nicht einen Psychologen mit der Muttersprache deines Mannes suchen? Ich habe das selbe Problem zu Hause, ggf. müsst ihr eine Private suchen und Kostenübernahme bei der Krankenkasse beantragen - Sprache ist aber kein Grund - sondern wenn ihr bei anderen zu lange Wartezeit habt. Da muss man ggf. etwas rumtelefonieren und auf absagen hoffen, aber die Unterstützen einen dabei weil sehr viele mit Zulassung ausgebucht sind.
Ich lag teilweise 2 Wochen nur auf der Couch und habe vielleicht geschafft den GEschirrspüler einzuräumen - das wars. Bei mir hat das Medikament gut geholfen. Jetzt bin ich schanger und muss ein anderes suchen.
Ich hoffe dein Mann kommt da raus. Ein Psychologe hat mir nicht wirklich geholfen, der sagte jeden Tag einen Plan machen was man machen soll und Spazieren gehen unter Menschen. Aber das war kontraproduktiv vielleicht klappt das bei ihm, aber mit der Sprachbarriere bestimmt schwierig.
lg enie
enie_ledam
Micky12
03.03.2014 12:09:03
Neuste Erkenntnisse sagen, dass die Darmflora einen ganz großen Einfluss auf das Befinden hat.
Der Besitzer einer kleinen Firma für EM (effektive Mikroorganismen)
hat da mit Heilpraktikern gute Erfarhungen gemacht.
Da ist auch ein Film zu sehen, der in die Richtung geht

Wie der Darm unsere Stimmung beeinflusst

Dass Liebe Schmetterlinge im Bauch flattern lässt, hört man immer wieder. Auch, wie wichtig das Bauchgefühl für uns ist. Aber gibt es wirklich einen Zusammenhang zwischen unserer Stimmung und den Verdauungsorganen? X:ENIUS will herausfinden, was hinter diesen Volksmund-Weisheiten steckt.

Momentan zu sehen unter:
future.arte.tv/de/der-kluge-bauch

Micky
Micky12
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