Liebe Mitleser,
ich habe in den letzen Tagen viele ihrer Geschichten gelesen und daraus manchmal Mut, manchmal Betroffenheit, aber auch Interesse und Neues gezogen. Ich bin jetzt soweit, dass ich unsere Geschichte aufschreiben möchte.
Vor 20 Jahren hatte meine Mutter Brustkrebs. Manchmal denke ich daran zurück als sei das wie ein langer Schnupfen gewesen. Das war es natürlich nicht. Meine Mutter war damals noch ziemlich jung, 1995 war sie 42 und sie hatte Brustkrebs, ihr wurde eine Brust entfernt, danach Chemo und Bestrahlung. Schon drei Jahre vorher hatte sie etwas, was der Arzt "Prechtel 3" nannte. Jahrelang wurde sie regelmäßig untersucht. 2002 hatte sie im Lymphknoten unter der Achsel "etwas" was die Ärzte nicht eindeutig als bösartiges Gewebe zuordnen konnten. Vermutlich waren es aber schon damals Krebszellen, die gewandert waren. Viele Jahre war nichts mehr auffällig in den Untersuchungen. Bis meine Mutter im November 2014 Probleme beim Gehen hatte. Sie hat immer viel gearbeitet und auf einmal konnte sie keinen kleinen Spaziergang mehr machen. Sie sagte sie hat vielleicht einen Altersschub. Im Februar 2015 erbrach sie ständig, sackte auf der Arbeit zusammen. Der Hausarzt wusste keinen Rat, die Notaufnahme des Kreiskrankenhauses Naumburg/Saale vermutete ein Magengeschwür, fand nichts, diagnostizierte "Krebsangst" und schickte sie nach Hause. Ihre Lebensgefährte nahm sie zu sich nach Hause, fuhr mit ihr zum HNO-Arzt, zum MRT nach Magdeburg, und letztendlich wieder ins Krankenhaus, allerdings nach Dessau, wo letztendlich (am 18. März 2015) die Diagnose Hirnmetastasen nach Mammakarzinom gestellt worden ist. Außerdem eine Metastase an der Wirbelsäule.
Das Krankenhaus dort ist personell, vermutlich wie viele andere Krankenhäuser auch nicht besonders gut ausgestattet. Das PET CT funktionierte in dieser Woche in dem Krankenhaus nicht. Man hatte das Gefühl, es ist wie auf dem Bahnhof, viele Krabspatienten - alle in den unterschiedlichsten Stadien des körperlichen Zerfalls. Manche Schwestern hilfsbereit, eine wirklich anteilnehmend, anderen war es zuviel, dass überhaupt die Patienten dort waren. Meine Mutter hat sich nicht beklagt. Das ist ihr Naturell. Allerdings hat die Ärztin wenig mit meiner Mutter über die Diagnose und die Bedeutung der Diagnose gesprochen. Kultureller Unterschied - deutsche Ärzte - osteuropäische Ärzte. Die Ärztin hatte telefonisch für mich kurz Zeit und als ich dann endlich da war (ich wohne in Hessen) zwei Mal Zeit. Sie hat mir erklärt, was die Diagnose bedeutet. Ich war hin und her gerissen in diesen Krankenhaus. Einerseits haben sie herausgefunden, was meine Mutter hatte, andererseits habe ich den Eindruck gehabt, helfen kann man ihr dort nicht. Ich habe einen Termin für eine Zweitmeinungssprechstunde in Frankfurt ausgemacht, allerdings war meine Mutter nicht transportfähig. So dass wir es letztendlich den Termin nicht wahrnehmen konnten. Dann kam Ostern. Und dann heiratete der Lebensgefährte meiner Mutter sie. Er kümmert sich aufopfernd um sie. Er Gesamtzustand verschlimmert sich immer weiter. Vor einigen Wochen fing sie an, starke Schmerzen zu haben... Sie bekommt starkes Schmerzmittel.
Ich kann nicht mehr mit ihr sprechen, sie wenig sehen. Das tut ihr nicht gut.. Ich muss anfangen Abschied zu nehmen.
Ich wünsche allen, denen es ähnlich geht, Kraft und Willen für diese schwere Zeit!
trosan2