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Thema: Unterbringung

Unterbringung
ottilie
31.03.2012 18:05:22
Hallo,

ich bin neu hier. Bei meinem Vater wurde im November 2011 ein Glioblastom Grad 4 diagnostiziert. Die Bestrahlung und auch die Chemo konnten ein Weiterwachsen des Tumors leider nicht verhindern. Bis Feb. 2011 konnte er noch gehen und hat zuhause gelebt, dann wurde es innerhalb von 5 Wochen so schlecht, dass er jetzt ans Bett gefesselt ist. Als es so schlecht wurde war er 2 Wochen im Krankenhaus und ist anschließend von uns in ein Pflegeheim mit Palliativprogramm gegeben worden und genau das liegt mein Problem. Also er ist bettlägerig und schläft viel dennoch kann er sich stellenweise ganz gut artikulieren. Und er sagt dass er Heim will, jeder mal. Das Problem ist ganz einfach nur dass wir gar nicht wissen wie wir das zuhause bewerkstelligen sollen. Meine Mutter wäre alleine mit ihm, ich lebe und arbeite ca 90km entfernt und bin nur am Wochenende da. Unser Haus ist sehr klein und eng auf drei Etagen aufgeteilt und das Bad ist im Keller. Sicher könnte man mein altes Zimmer für ihn herrichten, trotzdem ist auch nur die Möglichkeit ihm mal im Rollstuhl aus diesem Zimmer zu holen kaum möglich weil alles du eng ist. Er sagt, dann baut halt um (Geld wäre vorhanden) aber das geht ja auch nicht von heute auf morgen man müsste mehr oder weniger kernsanieren (meine Mutter wollte schon vor zehn Jahren renovieren, da meine er immer nur brauchen wir nicht) und dann kommen von ihm Sätze wie gut dann lasst mich halt hier liegen bis ich sterbe und dabei weint er. Wir heulen dann alle mit. Ich glaube auch einfach meine Mama wäre mit der Situation zuhause überfordert und ich kann eben nur eingeschränkt helfen. Man liest von so vielen dass sie ihre Angehörigen zuhause pflegen und fühlt sich einfach nur schlecht weil man selber es nicht tut. Sie besucht ihm jeden Tag...aber anscheinend ist dass zu wenig.

Ich würde mich einfach freuen eure ehrlich Meinung dazu zu hören.
Danke
ottilie
Nafanja
31.03.2012 18:34:45
Es ist eine schwere Situation. Vielleicht hilft dir dieses Gesetz über die Pflegezeit und die Freistellung von der Arbeit.

http://www.gesetze-im-internet.de/bundesrecht/pflegezg/gesamt.pdf
Nafanja
sandi
03.04.2012 14:17:26
Hallo Ottilie,

ich kann mich Nafanja nur anschließen, es ist eine schwere Situation. Ich habe meinen Vater im Januar durch ein Glioblastom verloren. Wir waren in der gleichen Situation wie Du und Deine Mutter jetzt. Wir haben versucht, unseren Vater zu Hause zu pflegen, als er aus dem Krankenhaus entlassen wurde. Er konnte aber innerhalb von wenigen Wochen nicht mehr laufen, sprechen, usw. Nach einem erneuten Krankenhausaufenthalt haben wir dann - auch auf Grund der schlechten Prognose - schweren Herzens entschieden, unseren Vater in die Kurzzeitpflege zu bringen. Auf Anraten des Arztes haben wir versucht, einen Platz im Hospiz zu bekommen.

Im Nachhinein war es das Beste für unseren Vater und - mag sich vielleicht blöd anhören - auch für uns. Wir hätten das nicht mehr gepackt, da bin ich absolut ehrlich. Und das hat nichts damit zu tun, dass man einen Angehörigen nicht zu Hause pflegen will. Meine Mutter ist weit über 70 und mein Bruder und ich arbeiten beide. Man kann es eine gewisse Zeit durchhalten, aber irgendwann geht es nicht mehr. Man gelangt absolut körperlich und auch psychisch an seine Grenzen.

Wir haben und sehr oft mit den Krankenschwestern in der Kurzzeitpflege unterhalten, da wir auch ein unheimlich schlechtes Gewissen hatten. Aber die haben uns beruhigt und gesagt, dass wir es ihnen überlassen können, sie seien ja auch dafür ausgebildet. Und wir müssten um Gottes Willen kein schlechtes Gewissen haben, es sei schön und gut, dass wir unseren Vater besuchen und bei ihm sind und ihm auf diese Weise zeigen, dass wir da sind und ihn eben nicht - wie man vielleicht selber meint, im Stich lassen - Das Gegenteil ist der Fall! Ich habe mir dann immer gesagt, wenn mich das Gewissen geplagt hat, dass er dort super versorgt wird, die waren echt super, und wenn etwas ist wird man sofort angerufen! Außerdem konnten wir zu jeder Tages- und Nachtzeit bei ihm sein und auch dort übernachten!

Es war absolut das Richtige. Wenn ich mir überlege, dass ich meinem Vater vielleicht weh getan hätte, wenn ich ihn z.B. gebettet hätte.

Es ist für Dich und Deine Mutter sehr sehr schwer, das kann ich absolut nachvollziehen!

Ich habe noch mit verschiedenen Stellen gesprochen, die Hospize bieten z.B. Besuche bei Erkrankten an, auch die Sitzwache der Kirche, die es bei uns gibt, besucht Erkrankte.Wir haben Freunde, Verwandte, etc. gebten, ihn zu besuchen, auch wenn es leider so ist, dass sich manche Menschen zurückziehen, wenn es um Krankenbesuche geht.

So haben wir die Zeit, in der von uns keiner bei ihm war überbückt.

Ich wünsche Euch von Herzen alles Liebe!

Sandra
sandi
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