Auch nach einem halben Jahr sind noch Unklarheiten möglich. Hierzu ein Artikel aus Brainstorm:
"McGirt MJ, Bulsara KR, Cummings TJ, New KC, Little KM, Friedman HS, Friedman AH: Prognostic value of magnetic resonance imaging-guided stereotactic biopsy in the evaluation of recurrent malignant astrocytoma compared with a lesion due to radiation effect. Journal of Neurosurgery 2003 98:14-20
Wenn ein Patient nach Operation eines höhergradigen Glioms bestrahlt wurde, stellt sich in der Folgezeit immer wieder die Frage, was kontrastmittelaufnehmende Bezirke in der Kernspintomografie (MRT) zu bedeuten haben. Die Frage, ob es sich um ein erneutes Wachstum (Rezidiv) oder um eine Veränderung durch abgestorbenes Gewebe (Strahlennekrose) handelt, ist nur sehr schwer zu beantworten.
Die Autoren der oben genannten Studie untersuchten, welchen Wert die stereotaktische Biopsie (nach Bildgebung gesteuerte Probeentnahme über ein Bohrloch) bei dieser Fragestellung hat.
114 Patienten nach Operation und Bestrahlung eines Grad 3 oder Grad 4 Glioms wurden unter der Fragestellung Nekrose oder Rezidiv stereotaktisch biopsiert. Im Mittel waren seit der Operation 11,6 Monate vergangen. Alle Biopsien waren nach MRT Bildern und nach PET Befunden gezielt durchgeführt worden.
57 Patienten hatten eine in der Untersuchung der Probe eine Radionekrose, 57 Patienten ein Tumorrezidiv als Ergebnis der Biopsie. Beide Gruppen hatten sich nur in Bezug auf die vorherige Durchführung einer Chemotherapie (häufiger bei den Radionekrosepatienten) unterschieden. Patienten mit Rezidiv erhielten eine weitere Chemotherapie, ggf eine Operation. Bei Radionekrose wurden Corticosteroide und ggf. hyperbare Sauerstofftherapie, bei Progress eine Operation angeboten.
Die mittlere Überlebenszeit nach Diagnose der Radionekrose war 27 Monate, nach Diagnose eines Rezidivs 7 Monate. Dies zeigt die Bedeutung der Biopsiediagnose für die weitere Therapie und Prognose.
Wenn eine Radionekrose aber innerhalb der ersten 5 Monate nach Bestrahlungsbeginn diagnostiziert worden war, unterschied sich die Überlebenszeit nicht von der bei Diagnose eines Rezidivs. Die Autoren schließen hieraus, dass die Biopsie innerhalb der ersten 5 Monate nach Bestrahlung noch nicht sicher aussagekräftig ist und ein sich entwickelndes Rezidiv wahrscheinlich noch nicht sicher erfasst werden kann.
Kommentar: In nicht wenigen Fällen kann eine Biopsie bei der Fragestellung Tumorrezidiv oder Nekrose nach Bestrahlung für die weitere Behandlung sinnvoll sein. Die hohe Zahl der Nekrosen bei den Biopsien zeigt, dass eine Zunahme der Kontrastmittelanreicherung im MRT nicht immer ein Rezidiv sein muß. Sicherlich kann man aber durch umfassende nichtoperative Diagnostik in einigen Fällen den Eingriff vermeiden."
Was für Konsequenzen würden denn überhaupt aus einem PET- Ergebnis (so oder so) gezogen werden? Wenn keine, dann ist es nicht indiziert.
Gruß
PD Dr. Mursch
Neurochirurgie
Zentralklinik Bad Berka