
Hannibal
Ich möchte hier über den Verlauf der Diagnose Glioblastom bei meinem Vater (74 Jahre) berichten.
Im letzten November haben wir noch zusammen zwei Bäume gefällt, da waren bei ihm Kraft und Koordination noch völlig normal. Im Dezember hatte er dann eine schwere Erkältung und lag drei Tage im Bett, danach ist er nie wieder der alte geworden. Er war plötzlich antriebs und lustlos, ständig müde und schlapp. Freunde und Verwandte tippten auf Winterdepression/Frühlingsmüdigkeit, Vitaminmangel, zu wenig Flüssigkeit usw. Da mein Vater nicht gerne zu Ärzten geht, dauerte es bis April bis er dann mal die Hausärztin aufsuchte. Die Standard Untersuchungen: Blut, Herz, Lunge alles tipptopp, allerdings viel ihr auf das der linke Mundwinkel etwas hing, also schickte sie ihn zum CT, weil sie einen leichten Schlaganfall vermutete. Damals dachte ich noch hoffentlich kein Schlaganfall, heute würde ich mir wünschen es wäre einer gewesen. Das CT ergab eine Raumforderung (RF) rechts fronto dorsal sowie temporal und im Stammganglienbereich rechts. Es folgte die Überweisung in die Neurochirurgie, wo ein MRT und anschließend eine Biopsie gemacht wurden. Der Befund Glioblastom.
Es folgte die Überweisung zum Onkologen und Radiologen. Therapieansatz Chemo (Temodal) und Strahlentherapie. Die Therapie scheint nur noch palliativ ausgelegt zu sein, weil der Tumor schon recht groß ist und daher inoperabel, auch wegen der Lage.
In der Zeit der Diagnosefindung hat mein Vater stark abgebaut. Aus Antriebslosigkeit wurde schon fast Apathie, er würde am liebsten den ganzen Tag schlafen und wenn man ihn weckt ist er desorientiert. Selbst essen und trinken stehen hinter dem Bedürfnis zu schlafen hinten an. Schwindel und Gleichgewichtsstörungen haben eingesetzt, außerdem zeigt er leichte Lähmungserscheinungen in der linken Körperhälfte. Er ist vergesslich und manchmal verwirrt, zudem hat er den Ernst der Situation nicht verstanden.
Ab 1.6 beginnt die Strahlentherapie und ich weiß nicht wie ich ihn jeden Wochentag dazu bringen soll aus dem Bett zu kommen. Vor sechs Wochen war unsere Welt noch in Ordnung, mein Vater hat sich selbst versorgt und ist sogar noch selbst Auto gefahren, nun muss ich mich um Krankentransportscheine usw. kümmern, das alles geht so wahnsinnig schnell.
Ich habe Angst vor den Nebenwirkungen der Bestrahlung, weil sich ja dadurch zumindest zeitweise der Hirndruck erhöht und das Risiko von Krampfanfällen usw. steigt.
Ich habe eine Naturwissenschaft studiert und in den letzten Wochen sehr viel über den ganzen Themenbereich gelesen, ich denke ich bin recht gut informiert. Ich stehe den alternativen Behandlungsmethoden Weihrauch, Pfirsichkerne usw. eher skeptisch gegenüber und wundere mich über Berichte über Menschen die angeblich viele Jahre mit einem Glioblastom überlebt haben, wo doch die durchschnittliche Lebenserwartung bei Ausschöpfung aller klassischer Therpiemethoden (OP, Chemo, Bestrahlung) bei wenigen Monaten liegt.
Ich wollte mir das nur mal von der Seele reden. Über Kommentare würde ich mich aber dennoch freuen.