Hallo zusammen,
ich bin heute glücklicherweise über diese Seite gestolpert und würde gerne meine Gedanken mit euch teilen.
Bei meinem Vater wurde im September 2020 ein Glioblastom diagnostiziert. Es war für mich und meine Mutter ein Schock und trotz Bestrahlung und Chemo verschlechterte sich sein Zustand ständig. Jetzt ist er bewegungsunfähig und kann auch nicht mehr sprechen.
Meine Mutter ist selbstständig und arbeitet seither kaum mehr. Ich habe meinen Job unterbrochen und bin zurück zu meiner Mutter gezogen, da ich weiter entfernt gewohnt habe. Mein Papa hat sich gewünscht zu Hause zu sein, daher wollten wir ihn gemeinsam pflegen. Die Situation überfordert uns jedoch fast täglich. Häufig ist für mich der Streit schlimmer als der Zustand meines Vaters.
Ich wohne schon seit 10 Jahren nicht mehr bei meinen Eltern und habe eigentlich ein eigenes Leben. Ich habe viel aufgegeben, um jetzt für meinen Papa da sein zu können, was ich auch sehr wertvoll finde. Es ist einerseits schön für ihn da zu sein, aber auch sehr schmerzlich. Meine Mutter ist dabei sehr fordernd, was mich sehr belastet. Wenn ich Freunde treffe, dann gibt sie mir das Gefühl, dass ich zu viel für mich mache und sie viel mehr für meinen Papa tut. Manchmal gebe ich ihrer Meinung nach Papa zu viel essen, manchmal zu wenig usw. Eigentlich findet sie immer etwas was ich ihrer Meinung nach nicht gut genug tue.
Als ich einmal am Rande eines Nervenzusammenbruch stand und 1-2 Tage weg wollt,e hat sie nur gemeint: Das würde ich dir niemals verzeihen können. Neben der Tatsache, dass ich das alles gerne für meinen Papa tue, verlangt sie quasi auch, dass ich jetzt da bin, da sie mich ansonsten aus der Familie (wir bestehen leider nur aus 3, ich habe keine Geschwister und auch keinen Lebenspartner) ausschließt. Sie hat meiner Meinung nach schon immer narzisstische Züge, doch durch meine Abwesenheit und dadurch dass ich immer wieder Abstand zu ihr hatte, war es bislang aushaltbar. Aber in dieser Situation bin ich oft am Ende und weiß irgendwie nicht mehr weiter.
Hat jemand ähnliche Erfahrungen mit seinen nächsten Angehörigen in so einer fordernden Situation gemacht mit der/dem ich mich austauschen kann? Ich finde es auch schlimm, dass ich gar nichts über meinen Papa entscheiden darf. Sie sagt immer wir entscheiden zusammen und machen alles zusammen, aber letztendlich entscheidet sie alleine und behandelt mich wie ein Kind, was ihre Befehle betrifft (Was bekommt er wann zu essen, was darf ich noch mit ihm Unternehmen (ich wollte mit ihm im Krankentransport in den Zoo), wann darf er Besuch bekommen). Wenn ich davon abweiche, dann bin ich schuld, dass es meinem Vater schlecht geht.
Ich bin wirklich am verzweifeln und möchte weg von ihr aber nicht von meinem Papa. Beides bekomme ich aber gerade nicht. Ich denke auch, dass es gerade für uns beide besser wäre, wenn er im Hospiz wäre da meine Mutter dann auch Psychologisch betreut werden würde. Aber sie hat den Platz (ohne mir Bescheid zu geben obwohl es vorher besprochen war dass wir gemeinsam entscheiden) abgelehnt. Ich wäre für jeden Tip oder Kommentar über vergleichbare Situationen dankbar.