Liebe Claudi75,
Dir wurde über die Krankheit Deines Vaters das mitgeteilt, was Du wissen musst.
Ich würde es als alarmierend ansehen, wenn ich erführe, dass mein Vater nur noch ein Jahr zu leben hat.
Das bedeutet ja auch, dass es ihm im Laufe dieses Jahres schlechter gehen wird.
Es ist aber auch möglich, dass er diese Prognose der Ärzte um Monate oder mehr überlebt.
In jedem Fall würde ich nicht zögern, Möglichkeiten zu nutzen, meinen Vater zu besuchen. Diese Termine könnt Ihr als Geschwister untereinander und mit Euren Eltern absprechen, damit nicht alle auf einmal kommen.
Wenn Ihr dort seid, dann könnt Ihr ja fragen, wie es ihm geht.
Seid mit keiner oder einer kurzen Antwort zufrieden.
Mir ging und geht es so, dass ich mich am wohlsten fühle, wenn ich unter Menschen bin, die nichts von meiner Erkrankung wissen bzw. mich nur minimal darauf ansprechen und einfach - Verständnis ohne Mitleid haben.
Ich möchte anderen nicht zur Last fallen, wie viele andere Betroffene auch. Aber um Hilfe bitten, das ist auch nicht leicht. Gerade wenn es um die erwachsenen Kinder geht, die ihre eigenen Familien haben. (Bei mir sind es drei Familien meiner Kinder.)
Ich freue mich aber wirklich sehr, wenn sie es ermöglichen können, zu mir zu kommen, wenn sie ihre Kinder mitbringen, wenn wir Dinge gemeinsam machen, die ich schaffen kann. Das ist enorm viel wert! Das ist Ablenkung von der Krankheit und bringt dadurch einige Stunden Glück!
Ich nehme an, dass es Deinem Vater ähnlich geht.
Fragt Eure Mutter, ob Ihr sie in irgend einer Weise unterstützen könnt.
Auch aus der Ferne ist es möglich, Hilfe zu organisieren. Bei mir hat der eine die Pflegeeinstufung und ein anderer die Ergotherapeutin organisiert.
Eine Haushaltshilfe (eines Pflegedienstes) könnte hilfreich sein, das wird Eure Mutter vielleicht nicht wollen, aber es könnte ihr Zeit und Kraft für ihren Mann verschaffen.
Wenn einer von Euch da ist, kann sie "mal raus", auch das wird sie evtl. ablehnen, aber sie braucht das - für ihn!
Seid jetzt ein wenig mehr für Eure Eltern da.
KaSy