Unterstützen Sie unsere Arbeit für Hirntumorpatienten. Vielen Dank!

Jetzt spenden

Clipsi

Hallo ihr Lieben,
Im Oktober erhielt ich die Diagnose "niedriggradiges Astrozytom" (die eine Klinik sagt Astro I, die andere Astro II, ich selbst habe mich vorerst entschieden das nächste Kontroll-MRT im April abzuwarten.)
Naja jedenfalls mache ich mir so meine Gedanken.
im September 2013 bekam ich nach Ende meines Vorbereitungsdienstes die Verbeamtung auf Probe. (Beamtin des Bundes)
Im September 2016 steht dann eigentlich die Verbeamtung auf Lebenszeit an.
Jetzt stelle ich mir natürlich die Frage: Was bedeutet diese Diagnose hinsichtlich der Beurteilung meiner gesundheitlichen Eignung als Beamtin. Letztendlich geht es ja darum in die Zukunft zu schauen und zu sagen: Wie wahrscheinlich ist es, dass ich bis zum Ende meiner Dienstzeit arbeiten gehen kann bzw. Ist es wahrscheinlich, dass ich aufgrund meiner gesundheitlichen Situation öfter fehlen werde oder in den vorzeitigen Ruhestand versetzt werden müsste.
Die Regelungen sind ja doch sehr streng (einige werden schon aufgrund eines hohen BMI nicht verbeamtet...) und ich persönlich rechne eigentlich damit, dass ich zum Ende der Probezeit aus dem Beamtenverhältnis entlassen werde.
Aber hat irgendjemand Erfahrungen mit einer Verbeamtung bei einer solchen Diagnose? Das Internet gibt dazu nicht wirklich viel her und auf der Arbeit habe ich bisher noch niemanden dazu befragt bzw. Gibt es niemanden mit so umfangreichen Kenntnissen zum Beamtenrecht, dass er mir die Fragen beantworten könnte.
Selbst wenn es mir im Moment den Umständen entsprechend gut geht, mache ich mir natürlich viele Gedanken um meine berufliche Zukunft.
Vielen Dank schon mal für eure Antworten.

Harry1962

Hallo Clipsi,

wenn Du erkrankt bist durch ein Astrozytom das im Oktober festgestellt worden ist und Du öfter ausfällst, sehe ich leider nur das Du keine Chance hast Beamtin zu werden.
So leid es mir es tut. Ich will Dir keine Angst machen, Du hast vermutlich nur einen Lichtblick wenn Du eine OP durch führen lässt und die Ärzte können sagen es war gutartig. Es ist entfernt und es gibt keine bedenken.


LG

Harry

Prof. Mursch

Die Aussicht auf eine Verbeamtung sind von der Art Lage und Symptomatik (Anfälle?) des Tumors abhängig. Bei jungen Menschen wie Ihnen (?) kann ein Grad 1 Tumor vorliegen, beispielsweise ein Astrozytom oder Gangliogliom. Ein von mir operierter Polizeianwärter wurde später verbeamtet, weil ein Astro I vorlag und der Tumor entfernt worden war.

Bei Grad II Tumoren kann das anders sein. Bei einer Entscheidung kann Ihnen beispielsweise ein erfahrener Neurochirurg unter Ansicht der Bilder helfen.

Prof. Dr. med. Kay Mursch
Neurochirurg
Zentralklinik Bad Berka

Clipsi

Danke Prof. Mursch für Ihre Antwort.
Bisher habe ich keine Anfälle (zumindest nichts, was mir bewusst als Anfälle aufgefallen wäre...natürlich frage ich mich oft, ob es nicht doch sein könnte...).
Der Tumor liegt links im prämotorischen Kortex / Dach der Inselrinde. Bisher bin ich bis auf einzelne Tage wegen extremer Migräne und knapp drei Wochen lang direkt nach Diagnosestellung gar nicht krank gewesen aufgrund des Tumors (wenn man das jetzt mal so spezifisch sagen kann).
Natürlich weiß ich nicht, was noch kommt und wie sich alles entwickelt, ich bin ja erst 25.
In meiner täglichen Arbeit beeinträchtigen mich meine Konzentrationsstörungen / meine Vergesslichkeit. Das ist an manchen Tagen mehr, an manchen weniger. Sonst würde ich sagen, ich bin ein Mitarbeiter wie alle anderen auch.
Ich war bei einem NC (Chefarzt einer Uniklinik) - der mir dazu geraten hat, erstmal das nächste MRT abzuwarten. Vielleicht entscheide ich mich ja danach für eine Biopsie / OP . Das kann ich jetzt noch nicht sagen.

hubertus.

@Prof. Mursch
Nachdem ich einmal einem sehr erfahrenen und bekannten Neurochirurgen (Prof. aus Berlin) von unseren Maßnahmen und von dem "verschwundenen" Astrozytom ll meiner Frau Susanne berichtet hatte, antwortete dieser zu meiner großen Überraschung "Ja ich weiß, das geht unter gewissen
Umständen" An diesen Wortlaut erinnere ich mich jedenfalls.
Leider habe ich dann nicht gleich genauer nachgefragt.
Die erste OP meiner Frau (damals 27 Jahre alt) fand 1997 statt und
ergab ein Astrozytom ll. Das zu erwartende Rezidiv hatte sie dann
Ende 2008. Erste Symptome waren Übelkeit und stechende
Kopfschmerzen. Man hat dann am 05.12.2008 ein MRT in Eger und am
24.12.2008 ein PET in Budapest gemacht. Beide Aufnahmen zeigten
das Rezidiv. Lt. PET 2,8 x 2,3 x 1,8 cm und vermutlich wieder ein grad ll
Tumor wie uns der Radiologe Dr. Rudas damals erklärte.
Sie bekam dann einen OP-Termin für März 2009. Ihre Ernährungs-
umstellung die meine Frau ab Dez. 2008 durchführte, hatte ich hier ja schon mehrfach beschrieben.
Am Tag ihrer Einlieferung (15.03.2009) wurde morgens zunächst noch ein MRT durchgeführt. Mittags saßen wir dann bei ihrem Chirurgen im Büro um das weitere Vorgehen zu besprechen.
Ergebnis: Keine OP weil kein Tumor mehr da war.
Danach wurde zunächst 1/4- und dann jährlich kontrolliert.
Bis heute kein Rezidiv.
So etwa 2011 habe ich den Radiologen Herrn Dr. Rudas in Budapest noch
einmal besucht und ihm berichtet was geschehen war.
Ich habe ihn dann gebeten sich die Bilder vom 24.12.2008 noch einmal anzuschauen und nach evtl. Abweichungen oder Auffälligkeiten zu suchen.
Er bat mich dann in sein Büro und er sah sich die Bilder noch einmal an.
Er erklärte mir div. Diagramme die zu den Bildern gehören und meinte, dass er keinerlei Auffälligkeiten sehe, nein ganz im Gegenteil, ein ganz typisches Astrozytom ll nach seiner Meinung.
PS. Die Symptome waren so etwa im Februar 2009 alle weg.

Nun zu meinen Fragen:
Sind Ihnen ähnliche Fälle bekannt?
Möchten Sie die Befunde und Unterlagen bekommen?
Wäre ein entsprechender Versuch bei einem vermutlichen Astrozytom l sagen wir mal über etwa 3 Monate bis zum MRT zu empfehlen?
Gibt/gab es da bereits entsprechende Studien mit grad l oder grad ll
Patienten?

In diesem Zusammenhang möchte ich an die zahlreichen Studien die sich mit dem Wachstumshormon IGF l und dessen Einfluss auf Gliomzellen befassen erinnern.
Habe ich da als Laie etwas nicht richtig verstanden?

Ich hoffe, Sie und andere empfinden meine Fragen nicht als anmaßend oder gar als provozierend.

Vielen Dank.
Hubertus

Prof. Mursch

nicht anmassend, aber schwierig zu kommentieren. Selbstverständlich gibt es Signalstörungen im MRT, die verschwinden. Studien gibt es m.E. nicht, aber einige Fallberichte und eine Serie von Patienten, bei denen vor einer geplanten Op noch ein Bild gemacht wurde und die dann keinen Tumor mehr hatte.

Prof. Dr. med. Kay Mursch
Neurochirurg
Zentralklinik Bad Berka

hubertus.

Vielen Dank Herr Prof. Mursch für Ihre Antwort.
Wenn es einmal passt und Ihre Zeit es zulässt, würde ich mich über eine kurze Einschätzung/Empfehlung betreffend der von mir angesprochenen IGF l Problematik freuen.
Vielen Dank.
Hubertus
PS: MRT-Signalstörungen halte ich in unserem Fall für ausgeschlossen.
Die Aufnahmen wurden ja wegen der aufgetretenen Symptome überhaupt gemacht. Signalstörungen ausgerecht an zwei verschiedenen Maschinen an zwei verschiedenen Standorten und jeweils im Bereich der alten OP-Höhle.
Ich hatte ja auch erwähnt, dass die Symptome dann ja auch verschwunden waren.

Hoffnung21

Hallo Clipsi!
Mein Sohn bewarb sich vor 4 Jahren als 90% schwerbehindert beim Zoll. Er absolvierte dann die Ausbildung und ist jetzt seit 1,5 Jahren beim Zollamt Frankfurt. Er hat auch ein Astrozytom und nach der Biobsie im Oktober wissen wir er hat Grad II, es liegt am Stammhirn, er hat keine Ausfälle oder Anfälle. Er bekommt jetzt im Januar einen Seed eingesetzt. Und wir hoffen dann erst einmal auf eine, zumindest vorübergehende Heilung. Kann es wirklich sein, dass der Bund wissentlich das sie eine Erkrankung haben junge Leute ausbilden und dann doch nicht auf Lebenszeit übernehmen?
Ich bin gerade wirklich Ratlos, das wäre ja der nächste Hammer!?
LG Jutta

Clipsi

Hallo Jutta,
so genau kann ich dir die Frage leider gar nicht beantworten. Ich weiß nur, dass bei Schwerbehinderten der Gesundheitszustand noch einmal anders beurteilt wird.
Wenn es dort um die gesundheitliche Eignung geht, muss "nur" die Frage beantwortet werden, wie wahrscheinlich es ist,
dass die Person die nächsten 10 Jahre die Tätigkeit ausüben kann.
Mehr weiß ich dazu leider gar nicht. Deswegen bin ich ja auch so sehr verunsichert, was nun mit mir wird nach der Probezeit.
Ich wünsche deinem Sohn alles Gute.

Hoffnung21

Dann wünsche ich dir auch das alle klappt und gut geht! Ich glaube diese niedriggradigen Astozytome können behandelt werden, das ist super wichtig! Lass es dir gut gehen, LG Jutta

hubertus.

Liebe Hoffnung21,
wir hatten ja erst vor kurzem hier im Forum die Diskussion darüber, dass
Betroffene selbst die Dinge ein wenig anders erleben als (nur) Angehörige.
Dein Sohn hat ein Zweier am Stammhirn. Da wird mit sehr großer Wahrscheinlichkeit nach den Regeln der Medizin Dein Nikname wenig helfen.
Das ist leider die Realität. Alles andere ist Selbstbetrug.
Meine Frau Susanne hat dieses "anders Erleben" auch schon mehrfach geäußert. "Ich werde sterben,- nicht Du" sagte sie früher immer.
Daher die Frage, weiß Dein Sohn um die Situation und kennt er die Prognose? Und die zweite Frage an Dich, kennt Dein Sohn Susannes und die Geschichte von Denis Schmidt (Astrozytom lll 1996)?
Prof. Mursch hat ja selbst geschrieben, da gibt es keine Studien.
Alles was ich anbieten kann und für sinnvoll halte ist, dass die Betroffenen (Dein Sohn und meine Frau Susanne) evtl. einmal selbst miteinander reden.
Alles Gute
Hubertus.

Antworten nur für eingeloggte Benutzer möglich

Nur angemeldete Nutzer können eine Antwort erstellen. Bitte loggen Sie sich ein oder erstellen Sie einen Account.