Unterstützen Sie unsere Arbeit für Hirntumorpatienten. Vielen Dank!

Jetzt spenden

Annett

Hallo,

meiner Mutter wurde im Februar 2016 ein Ei-grosses Meningeom
am rechten Hinterkopf entfernt. Op verlief gut, Reha auch, danach
konnte sie wieder recht gut gehen. Leider geht es ihr derzeit sehr
schlecht, sie hat grosse Konzentrations- nd Koordinationsprobleme,
ihr ist alles zu viel, Haushalt wäre ohne meinen Vater kaum noch möglich,
sie ist fürchterlich erschöpft und kann nichts mehr tun, was ihr Freude
macht, da ihr auch beim Kochen und backen ständig Fehler unterlaufen.
Das macht ihr schwer zu schaffen, auch die Ehe leidet darunter.

Die ärztliche Betreuung scheint sich nur auf das technische Problem
zu konzentrieren, Tumor ganz raus, alles gut, Sie brauchen Geduld oder
müssen damit leben. Das kann sie aber nicht, ich glaube, sie würde
am liebsten nicht mehr leben. Kann jemand Hoffnung machen oder
einen Tipp geben? Physio- und Ergotherapie bekommt sie schon, das
ist gut, aber bringt keinen grossen Fortschritt.

Wäre sehr dankbar für eine Antwort.

P.S.: Meine Mutter ist zwar schon Anfang 70, ist aber sehr aktiv gewesen und
wirkte bis vor der OP auch sehr jung und spritzig.

buttercup

Hallo, Annett,
bei mir haben sich nach der OP ähnliche Probleme eingestellt. Meine Ärztin hat mir eine neuropsychologische Behandlung empfohlen. Das sind Psychotherapeuten mit einer speziellen neurologischen Ausbildung. Zur Behandlung gehören nach einer ausführlichen Testung u.a. Konzentrationstraining, Übungen zur Verbesserung des Reaktionsvermögens, Gehirnjogging, Gespräche zur Krankheitsbewältigung, Tipps zur Gestaltung des Alltags etc. Die gesetzlichen Kassen müssen die Behandlungskosten übernehmen, 60 Stunden kann man bekommen, u.U. noch 20 Stunden Verlängerung. Die Therapie hat mir sehr viel gebracht. Guck mal im Netz, dort findest du Infos dazu.
lg buttercup

Mamamuhki

Hallo Annett,
all die Dinge, die du aufzählst, haben sich bei mir auch erst NACH einer insgesamt erfolgreichen Anschlussheilbehandlung eingestellt. Niemand, erst recht nicht ich, hatte mit solchen Folgen gerechnet. Bei mir kam dazu noch eine executive Dysfunktion, bzw. ein Frontalhirnsyndrom aufgrund der Lage und Größe meines Meningeoms. Auch bei mir gab es diese Momente, in denen ich in nichts mehr einen Sinn erkennen konnte und nicht mehr leben wollte. Momente, in denen ich das Gefühl hatte, für alle mit meinen Problemen nur noch eine Last zu sein.
Deine Mutter hat in jedem Fall Anspruch auf Neuropsychotherapie. Mir hat mein Neurochirurg damals gesagt, dass für die psychischen Folgen die Fachleute, also die Neuropsychotherapeuten zuständig sind.
Ohne Neuropsychotherapie und kognitive Verhaltenstherapie, meinen Glauben, ganz viel Liebe und Geduld (ohne Ende) hätte ich diesen beschwerlichen Weg niemals geschafft.
Für mich war auch die Geduld und Liebe meines Mannes und meiner Kinder und Enkelkinder unendlich wichtig.
Es wird bestimmt besser bei deiner Mutter, vor allen Dingen, wenn sie vorher, wie du beschreibst, sehr jung und spritzig war. Ihre OP ist noch kein Jahr her, das Gehirn benötigt gegenüber anderen Verletzungen so viel mehr Zeit um zu heilen.....mitunter, je nach Verletzung - mehrere Jahre! Ich wünsche deiner Mutter und dir/euch von ganzem Herzen gute Besserung, alles nur erdenklich Gute und Gottes Segen.
Herzliche Umarmung und herzliche Grüße
Cordula

Annett

Liebe Cordula,

vielen Dank für diese liebevolle Rückmeldung, die auf jeden Fall
Mut macht. Danke für die Tipps. Mama ist auch eine gläubige
Frau und heute ist schon wieder etwas Kampfgeist in ihr erwacht.
Dir auch alles Gute und weiterhin viel Kraft!

Annett

Xelya

Liebe Annett,

ich glaube, gerade bei der Diagnose "gutartig" unterschätzen viele Menschen die Folgen einer OP. Der Körper muss jedoch genauso die Folgen der langen Narkose und die Heilarbeit übernehmen. Das Gehirn muss sich darauf einstellen, dass die Raumforderung weg ist. Da ist also mächtig Bewegung drin... wortwörtlich zu verstehen.

Was hilft, ist Zeit. Ich merke jetzt - fast 2 Jahre nach meiner OP - immer noch Veränderungen im Bereich der Narbe, was zB Wetterfühligkeit angeht. Da passiert also immer noch was.

Mit 70 dauert Heilung dann eben doch etwas länger als mit 30, auch wenn der Patient aktiv ist bzw. immer war. Geduld ist, glaube ich, dass, was vielen von uns fehlt :-) Den Hinweis auf Neuropsychotherapie unterstütze ich, denn auch wenn der Tumor weg ist, hat unsere Psyche ebenfalls Hochleistungen zu erbringen, um den Körper bei seiner (Heil)arbeit zu unterstützen.

Alles Gute für euch!
Xelya

Antworten nur für eingeloggte Benutzer möglich

Nur angemeldete Nutzer können eine Antwort erstellen. Bitte loggen Sie sich ein oder erstellen Sie einen Account.