Hallo! Ich fühle mich mittlerweile doch gezwungen, einmal hier Hilfe zu unserer Situation zu ersuchen. Ein nahestehender Verwandter hat letzten Monat die Diagnose Glioblastoma multiforma, inoperabel erhalten. Über Weihnachten kamen die ersten Anzeichen eines Gefühlverlusts in der linken Hand. Man hatte erst auf Schlaganfall tendiert, dann über Lymphom und einige andere Tumorarten, bis zur Diagnose mittels Biopsie. Die Standard-Strahlentherapie endet nächste Woche, zusätzlich wird er noch mit Protonen in einer anderen Klinik bestrahlt. Chemo ist die Standardtherapie, zusätzlich erhält er aufgrund des Ödems Cortison, zur Beruhigung häufig Tavor.
Kurz nach der Diagnose war seine linke Körperhälfte gänzlich gelähmt. Anfang diesen Monats kam er auf seine Bitte aus dem KH nachhause. Zuvor waren massive Umbauarbeiten notwendig um alles rollstuhlgerecht zu machen. Mittlerweile ist 2x am Tag Pflege bei uns und hilft, ansonsten sind wir auf uns allein gestellt - tagsüber bis auf einige stressige Situationen ist das in Ordnung, die ganze Familie hilft wo sie kann.
Leider Gottes hat sich sein Zustand die letzten Tage enorm verschlechtert. Gestern ist er unter enormen Kopfschmerzen und den ersten Anzeichen einer rechtsseitigen Lähmung mit dem Notwagen ins KH. Unter Dexa-Medikamentation ist er dann, wieder auf seinen Wunsch, nachhause. Meinung des Arztes, "eigentlich müsste er sicherheitshalber bleiben, aber Sie sollten jede Minute nutzen - lang hat er nicht mehr".
Er besitzt virtuell kein Kurzzeitgedächtnis mehr und schläft alle 10 Minuten ein, selbst mitten im Satz. Er pendelt den Tag lang nur zwischen Pflegebett und Terrasse zum rauchen (mehr können wir ihm aktuell nicht bieten, bis wir ggf. einen Multifunktionsrollstuhl bewilligt bekommen), ggf. Küche, wenn wir gemeinsam kochen. Dann kommt unter der Woche eben noch 1x täglich der Krankentransport für die Strahlentherapie. Mittlerweile ist es so, dass er nachts wach wird, scheinbar Angstzustände hat, da er allein im Bett liegt und sich nicht bewegen kann, und dann durch das ganze Haus wild unsere Namen ruft, bis jemand kommt und ihn raus fährt "um eine zu rauchen" (wir glauben eher, dass er einfach raus muss, weil er diese Angstzustände scheinbar hat). Seit gestern geht es dann teilweise 15 Minuten, nachdem man ihn rein ins Bett wieder gefahren hat, weiter - er hat schlicht vergessen, dass er eben draußen war. Wenn man ihm das versucht zu erklären, wird er stark gereizt und besteht unter allen Umständen darauf, erneut raus gefahren zu werden. Das, wohl gemerkt, 24 Stunden am Tag, auch um 3 Uhr nachts. Dass wir das auf Dauer nicht mitmachen können, haben wir mittlerweile leider einsehen müssen. Sein einziger Wunsch ist jedoch, daheim zu bleiben. Seine größte Angst ist es, ins Krankenhaus zu müssen und dort ggf. zu sterben.
Vor allem an seiner Frau reißt es mittlerweile enorm, da meist sie diejenige ist, die nachts aufstehen muss, wenn er ruft. Hinzu kommt dann noch der Stress vom Tag, und dann platzt häufiger die Bombe, auch da sie nicht die Belastbarste ist. Eben kam es dann zur ersten körperlichen Auseinandersetzung - er wollte, 15 Minuten nachdem er erst war, wieder raus gegen halb 10, sie hat ihm erklärt, dass er erst war, woraufhin beide laut wurden. Er hat sich selbst im Bett aufgereckt und wollte versuchen aufzustehen, hat ihren Arm gepackt und ihr fast den Finger gebrochen.
Wir wissen mittlerweile nicht mehr, was wir tun sollen (plus die Tatsache, dass seine Tochter im Grundschulalter all das aktuell auch mitbekommt - anderes Thema...). Einerseits möchten wir ihm natürlich seinen Wunsch gewähren, daheim zu bleiben unter Familie, andererseits zerreißt der Pflegebedarf und Stress wellenartig unsere Familie. Erst heute morgen haben sich seine Frau und ihr Bruder auf das heftigste gestritten, da ihr Bruder ihm erklärt hat, dass es so nicht weiter ginge und er ins Krankenhaus müsse - woraufhin er anfing zu heulen, und sie es nicht ertragen konnte.
Ich weiß um ehrlich zu sein nicht, nach was genau ich suche. Eventuell ein Ratschlag, eventuell eine Zusprechung, eventuell ein Tipp, wie man mit der Vergesslichkeit und den psychotischen Symptomen umgehen kann. Wir sind wirklich kurz davor, ihn psychiatrisch behandeln zu lassen, was aber eben absolut nicht sein Wille wäre.