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Thema: Verlust von Hemmungen und Scham. Wie sollen wir uns verhalten?

Verlust von Hemmungen und Scham. Wie sollen wir uns verhalten?
Kathrin[a]
24.10.2005 17:50:27
Bei meinem Vater (jetzt 70) wurde 1999 ein Hirntumor (frontal / oben) als Metastase vom Lungenkrebs festgestellt.
Nach OP und Bestrahlung ging es ihm wieder gut. Er war aktiv und guter Dinge.

Vor zwei Jahren wurde allerdings wieder ein Hirntumor festgestellt (seitlich / frontal). Diesmal hatte er nach der OP Halluzinationen, war unruhig und musste medikamentös behandelt werden. Es war schrecklich.
Die Hallzinationen waren schnell vorbei.

Aber mittlerweile haben wir Angehörigen große Probleme mit meinem Vater: er ist total inaktiv, bewegt sich nur zwischen Sessel, Esstisch, Bett und WC, sonst gar nicht. Dadurch sind seine Muskeln und Koordinationsfähigkeit zusätzlich verkümmert. Er benimmt sich innerhalb der Familie z.T. unmöglich und aggressiv, beleidigt aber auch z.B. in Restaurants usw. völlig fremde Leute. Von den Tischmanieren ganz zu schweigen. Dazu kommen Gedächtnisausfälle, manchmal ist er ohne echte Orientierung.
Ärzte und auswärtige Bekannte und Familienangehörige belügt er, dass er sich viel bewegt, gesund lebt usw.

Körperpflege etc. findet nur noch unter Druck meiner Mutter statt.

Er ist Diabetiker, tut aber nichts, um seine Lebensqualität zu verbessern. Trinkt zuwenig.

Meine Mutter ist mittlerweile verzweifelt und entwickelt eine regelrechte Depression.

Wie können wir meinem Vater und auch uns helfen.
Kathrin[a]
Doris[a]
27.10.2005 15:56:21
Liebe Kathrin, wir erleben zurzeit ähnliches bei meinem Bruder, d. h.
bewegen, körperliche Pflege usw. das kann er einfach nicht mehr selbst
und es wird jeden Tag schlimmer und ist auch nicht mehr aufzuhalten.

Allerdings ist er schon seit einiger Zeit immer wieder aggressiv gewesen und
auch verwirrt. Am letzten Sonntag war mal wieder so ein Vorfall, dass wir
ihn ins Klinikum einweisen ließen. Dort wurde festgestellt, dass der Hirndruck bedingt durch das Ödem ziemlich hoch war und die Cortisongabe
von 8 mg pro Tag einfach zu wenig war. Er wurde innerhalb von 2 Tagen
richtig "eingestellt" und er ist seit dem nicht mehr aggressiv, der körperliche
Verfall geht zwar unaufhaltsam weiter aber die Aggression ist weg. Vielleicht
solltet ihr den Vater einmal beim Neurologen vorstellen?

Grüße
Doris
Doris[a]
Kathrin[a]
29.10.2005 18:23:38
Danke, Doris.

Es tut gut, zu wissen, dass man mit der Problematik nicht allein ist.

Leider ist mein Vater absolut nicht bereit, an einer Verbesserung mitzuarbeiten. Er hat sich nie über seine Krankheit informiert oder bei irgendwelchen Therapien (z.B. Krankengymnastik) mitzuarbeiten.

Meine Mutter und ich haben es auf jede erdenkliche Art versuchen, ihm zu erklären, dass er durch aktive Mitarbeit nur an Lebensqualität gewinnen kann - aber seiner Meinung nach reden wir nur Sch...

Manchmal scheint´s als warte er in seinem Sessel nur auf den Tod.

Dabei sind bei der letzten Untersuchung keinerlei Tumormarker mehr festgestellt worden.

Es ist deprimierend.

Gurß Kathrin
Kathrin[a]
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