Mein Tipp als Betroffener wäre immer eine Zweit- und ggf. Drittmeinung einzuholen, von möglichst unterschiedlichen Kliniken/Fachärzten.
Manchmal muss man auch die Beratung selber zahlen, aber selbst beim Professor in der Uniklinik Heidelberg musste ich als Kassenpatient für die sehr fundierte und äusserst hilfreiche Beratung nur 86€ im letzten Herbst bezahlen. Für den richtigen Weg für's Hirn, ein mehr als angebrachtes Investment aus meiner Sicht....
Bei mir wurde Anfang 2011 auch per Zufallsbefund beim Augenarzt bei einer Augenhintergrunduntersuchung (!) festgestellt, dass im Kopf wohl zuviel Druck ist. Nachfolgendes MRT offenbarte ein ca 4cm³ grosses Falx-Menigeom. Schock natürlich.
Der überweisende Neurologe empfahl 'watch and wait', solange nichts wächst, abwarten und beobachten. Natürlich machte ich mir mehr als Gedanken, um Familie, Kinder, Leben, überhaupt. Hirntumor: Definitiv keine schöne Diagnose und Aussicht.....
Danach jedes Jahr einmal zum MRT, das Menigeom wuchs -wenn überhaupt- sehr langsam, keine Beschwerden ausser häufigeren Kopfschmerzen, aber die konnten ja von allem Möglichen kommen.
Neurologe empfahl zu warten, bis die ersten 'Ausfallerscheinungen wie Taubheit etc auftreten.'
Nunja, unruhig wird man mit so einem Ding schon, und dann hab ich im letzten Jahr (Jahr 3 nach Erstbefund) mal das Volumen des Menigeoms ausgerechnet, und siehe da, fast verdoppelt. Und nun, Kopf aufschneiden?? Horror. Also auch erstmal nach cyberknife etc geschaut, allerdings, wie auch schon andere hier angemerkt hatten: OP ist die erste Wahl.
Warten bis zum ersten epileptischen Anfall wollte ich auch nicht, also Zweit- und Drittmeinung geholt, der Tenor war eindeutig: Bestrahlung mit Cyberknife etc zu ungenau (Menigeom nahe oder angewachsen an sinus sagittalis), also OP war die klare Ansage aller befragten Ärzte.
Die wirklich beste und einfühlsamste aber auch deutlichste Beratung gab's für die bewusste Privatberatung in Heidelberg für 86€: 'das gehört da nicht hin, kein Mensch weiss wie es weiterwächst, es kann Ausfälle geben, je länger sie warten, desto komplizierter wird die OP.'
Klare Ansage. MRT hatte ich sinnvollerweise wegen direktem Datenzugriff auch in Heidelberg gemacht, hat Krankenkasse anstandlos bezahlt, obwohl Heidelberg nicht mein Wohnort ist.
Also OP Termin für Anfang des Jahres gemacht, Sylvester gefeiert als wenn es das letzte wäre... jeder mit einer Diagnose Hirntumor weiss sicherlich, was man so durchmacht.
Und nach bangen Tagen dann die Fahrt in den OP, mit Tränen bei den abgebenden Liebsten und die bange Frage: 'komme ich und wenn ja wie, hier wieder raus'? Auch die OP-Aufklärung am Tag zuvor mit allen möglichen Auftrittswahrscheinlichkeiten von Lähmung, Sprachverlust, Tod haben mich nicht gerade beruhigt. Das Kleingedruckte eben, wegen Haftungsbedingungen. Nur nicht verrückt machen lassen, rate ich nun hinterher!! Das Ding im Kopf ist ziemlich sicher unkalkulierbarer als draussen...
Im Endeffekt ist alles sehr gut gegangen, nach fast 4 Stunden OP war das Ding draussen (hoffentlich, MRT Kontrolle erst wieder nach 9..12 Monaten nach OP, dann weiss man mehr), nach 1 Woche in der Klinik war ich noch 1 Woche zuhause und stieg 2,5 Wochen nach der OP wieder in den Flieger, arbeiten, ausser Müdigkeit die ersten Wochen keinerlei Probleme.
Mein Tipp: sucht euch die Klinik und den Operateur Eures Vertrauens, und dann raus mit dem Ding, je schneller desto besser!!
Und das Team in der Kopfklinik Heidelberg kann ich nur vollumfänglich und wärmstens empfehlen. Mehr als 1000 Kopf-OPs pro Jahr gaben mir das nötige Vertrauen, mir den Kopf dort aufbohren zu lassen.
Ich wünsche allen Mitbetroffenen und Familie und Freunden die richtige Entscheidung, Stärke und alles Gute und schnelle Genesung, von ganzem Herzen!!