Seit 2017 hat mein Mann ein Meningeom WHO Grad I. Das Meningeom war 2017 schon mandarinengroß und ist durch die Schädel-Decke gewachsen. Es hat Blutgefäße umschlungen und das Motorikzentrum war infiltriert. Es wurde sehr schnell operiert. Wir waren vor der OP sehr blauäugig. Nach der OP war fast alles gelähmt, er konnte nur noch die rechte Hand bewegen. Ich habe meinen Mann noch nie so traurig, verzweifelt und ängstlich gesehen. Mein Mann muss immer etwas tun, sein Selbstverständnis ist dass er etwas leisten muss. Er hat sich nach ihn ersten schlimmen Tagen zurück ins Leben gekämpft und hat außer dem linken Fuß und der Lippe alle Bewegungen wieder erlernt. er arbeitete wieder, hatte aber immer starke Einschränkungen. Anfang dieses Jahres verschlechterte sich sein Zustand rapide, er meinte selbst, er würde in Zeitraffer altern, seine Körperfunktionen ließen nach, Lähmungen nähmen zu, ein MRT zeigte dann auch ein deutliches Wachstum des Tumors. Also sollte er am 17.03. wieder operiert werden. Mein Mann hatte die ganze Zeit ein schlechtes Gefühl in Bezug auf die zweite OP, unter anderem auch, da er in der Zwischenzeit Herzpatient wurde und Gerinnungshemmer bekommt. Wir sprachen zu dem Zeitpunkt auch über Sterbehilfe, er meinte aber immer, er hätte eine Verantwortung mir und unserem 3 kleinen Pflegekindern gegenüber. Aber er hatte Angst, er wusste nicht ob er das noch einmal schafft - vor allem weil sein Körperzustand mittlerweile so schlecht war bzw ist. Diese OP wurde wegen Corona abgesagt, die letzten Wochen waren eigentlich schön, auch wenn mein Mann vieles nicht mehr machen konnte und viel Hilfe benötigt (was mir nichts ausmacht). Ich liebe ihn. Ich war so froh und stolz, er sich noch einmal operieren lassen wollte. Letzte Woche rief die Neurochirurgie an und bot uns einen Termin Ende Mai an - diesen wollte er nicht, da er noch Sachen für mich machen will, er Angst hat, dass ich noch nicht ins Krankenhaus darf, um ihn zu besuchen wegen corona, und weil die Anschlussreha noch nicht geregelt ist , auch corona. Er wollte sich dann Ende Juni operieren lassen, morgen sollte ich eigentlich den Termin festlegen. leider gab es diese Woche fürchterlichen Ärger mit meinen Arbeitgeber, wodurch sich mein Mann herab gesetzt fühlte und außen vor gelassen. Er warf mir vor, ich würde nichts mehr mit ihm besprechen - ich habe aber Sachen mit ihm besprochen - ich glaube es sind Erinnerungslücken.Er wurde auf einmal verbal richtig grob und hart und ich erkenne ihn im Moment nicht wieder. Er ist verletzend, er meint, sein Selbstverständnis vom Leben sei weg. Er lehnt plötzlich eine Operation ab. Er sieht die Veränderungen an sich nicht selbst und glaubt mir aber auch nicht. Ich glaube er hat so viel Angst. Ich glaube, eigentlich will er mich beschützen, kann es aber gerade nicht. Er hat die Hoffnung verloren und zieht auch wieder eine Selbsttötung oder aktive Sterbehilfe in Erwägung. Wegen mir muss er nicht funktionieren oder etwas leisten ich liebe ihn, wie er ist . Ich bin so traurig und verzweifelt, weil ich nicht weiß, was ich machen soll - soll ich morgen diesen Termin vereinbaren, soll ich ihn erstmal in Ruhe lassen, ich immer wieder mit ihm sprechen? Dabei habe ich im Moment das Gefühl, dass er das gar nicht möchte. Ich kann ihn verstehen (soweit man das überhaupt verstehen und nachvollziehen kann), ihn gerade überhaupt nicht wieder und das kam so plötzlich. Gibt es hier Erfahrung mit aktiver Sterbehilfe? Gibt es mit seiner Diagnose überhaupt diese Möglichkeit? könnt ihr mir raten, wie ich mich verhalten kann - ich mache mir solche Sorgen. Warum heißt es eigentlich immer, dieser tumor wäre gutartig, ich finde das nicht. Das war jetzt ganz schön chaotisch - ich danke euch, dass ihr das gelesen habt - vielleicht habt ihr ja einen Rat für mich. Danke und liebe Grüße, Jolka