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jolka

Seit 2017 hat mein Mann ein Meningeom WHO Grad I. Das Meningeom war 2017 schon mandarinengroß und ist durch die Schädel-Decke gewachsen. Es hat Blutgefäße umschlungen und das Motorikzentrum war infiltriert. Es wurde sehr schnell operiert. Wir waren vor der OP sehr blauäugig. Nach der OP war fast alles gelähmt, er konnte nur noch die rechte Hand bewegen. Ich habe meinen Mann noch nie so traurig, verzweifelt und ängstlich gesehen. Mein Mann muss immer etwas tun, sein Selbstverständnis ist dass er etwas leisten muss. Er hat sich nach ihn ersten schlimmen Tagen zurück ins Leben gekämpft und hat außer dem linken Fuß und der Lippe alle Bewegungen wieder erlernt. er arbeitete wieder, hatte aber immer starke Einschränkungen. Anfang dieses Jahres verschlechterte sich sein Zustand rapide, er meinte selbst, er würde in Zeitraffer altern, seine Körperfunktionen ließen nach, Lähmungen nähmen zu, ein MRT zeigte dann auch ein deutliches Wachstum des Tumors. Also sollte er am 17.03. wieder operiert werden. Mein Mann hatte die ganze Zeit ein schlechtes Gefühl in Bezug auf die zweite OP, unter anderem auch, da er in der Zwischenzeit Herzpatient wurde und Gerinnungshemmer bekommt. Wir sprachen zu dem Zeitpunkt auch über Sterbehilfe, er meinte aber immer, er hätte eine Verantwortung mir und unserem 3 kleinen Pflegekindern gegenüber. Aber er hatte Angst, er wusste nicht ob er das noch einmal schafft - vor allem weil sein Körperzustand mittlerweile so schlecht war bzw ist. Diese OP wurde wegen Corona abgesagt, die letzten Wochen waren eigentlich schön, auch wenn mein Mann vieles nicht mehr machen konnte und viel Hilfe benötigt (was mir nichts ausmacht). Ich liebe ihn. Ich war so froh und stolz, er sich noch einmal operieren lassen wollte. Letzte Woche rief die Neurochirurgie an und bot uns einen Termin Ende Mai an - diesen wollte er nicht, da er noch Sachen für mich machen will, er Angst hat, dass ich noch nicht ins Krankenhaus darf, um ihn zu besuchen wegen corona, und weil die Anschlussreha noch nicht geregelt ist , auch corona. Er wollte sich dann Ende Juni operieren lassen, morgen sollte ich eigentlich den Termin festlegen. leider gab es diese Woche fürchterlichen Ärger mit meinen Arbeitgeber, wodurch sich mein Mann herab gesetzt fühlte und außen vor gelassen. Er warf mir vor, ich würde nichts mehr mit ihm besprechen - ich habe aber Sachen mit ihm besprochen - ich glaube es sind Erinnerungslücken.Er wurde auf einmal verbal richtig grob und hart und ich erkenne ihn im Moment nicht wieder. Er ist verletzend, er meint, sein Selbstverständnis vom Leben sei weg. Er lehnt plötzlich eine Operation ab. Er sieht die Veränderungen an sich nicht selbst und glaubt mir aber auch nicht. Ich glaube er hat so viel Angst. Ich glaube, eigentlich will er mich beschützen, kann es aber gerade nicht. Er hat die Hoffnung verloren und zieht auch wieder eine Selbsttötung oder aktive Sterbehilfe in Erwägung. Wegen mir muss er nicht funktionieren oder etwas leisten ich liebe ihn, wie er ist . Ich bin so traurig und verzweifelt, weil ich nicht weiß, was ich machen soll - soll ich morgen diesen Termin vereinbaren, soll ich ihn erstmal in Ruhe lassen, ich immer wieder mit ihm sprechen? Dabei habe ich im Moment das Gefühl, dass er das gar nicht möchte. Ich kann ihn verstehen (soweit man das überhaupt verstehen und nachvollziehen kann), ihn gerade überhaupt nicht wieder und das kam so plötzlich. Gibt es hier Erfahrung mit aktiver Sterbehilfe? Gibt es mit seiner Diagnose überhaupt diese Möglichkeit? könnt ihr mir raten, wie ich mich verhalten kann - ich mache mir solche Sorgen. Warum heißt es eigentlich immer, dieser tumor wäre gutartig, ich finde das nicht. Das war jetzt ganz schön chaotisch - ich danke euch, dass ihr das gelesen habt - vielleicht habt ihr ja einen Rat für mich. Danke und liebe Grüße, Jolka

Lena333

Hallo,

bei allem Verständnis für Deine/ Eure verzweifelte Situation, es gibt in D. kein "Recht auf aktive Sterbehilfe".

Der Tumor, sollte es denn ein Meningeom sein, ist tatsächlich gutartig, d.h. dass er nicht streuen kann und - im Gegensatz zu bösartigen Tumoren- nicht zum Tode führt.

Vielleicht versuchst Du Dich mal etwas zu beruhigen, es gibt weitaus schlimmere Diagnosen als ein gutartiges Meningeom direkt am Sehnerv (mit dem ich seit auch über 6 Jahren lebe in der ständigen Gefahr der Erblindung, dies ist für mich psychisch und physisch extrem belastend); und vielleicht helfen Dir zur "Relativierung" auch die Beiträge der Betroffenen hier im Forum mit bösartigen Hirntumoren.

Ich nehme Deine Ängste und Deine Verzweiflung durchaus ernst, denn ich habe ähnliche wie Du, aber hier ist eventuell eher eine psychologische Hilfe angebracht.

Es gibt auch Psycho-Onkologen, vielleicht versuchst Du hier mal einen Termin zu bekommen?




Alles Gute

Lena

Marsupilami

Hallo Lena333,

die Behauptung, dass ein "gutartiger" Hirntumor nicht zum Tode führen kann, ist schlicht falsch!
Nachdem ich gerade noch aus dem Fährschiff über den Styx gezogen wurde, weiss ich das doch recht sicher.

Zweiter Fehler: auch Meningeome können höhergradig sein.


Und dann das Tüpfelchen:
Für mich ist es ein riesiger Unterschied, ob jemand

A :selber für sich entdeckt, was er noch kann und was nicht . Dabei kann ein Vergleich mit anderen Betroffenen helfen.
oder
B: ob jemand von aussen kommt und sagt: beruhige dich, anderen geht es viel schlechter als dir.

Das zweite finde ich völlig unpassend. In diesem Fall ganz besonders.
Das hat so den Einschlag von Eltern an die Kinder: "Iss auf, denk an die armen Kinder in Afrika, die hungern müssen"




Gruß vom Marsupilami
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Marsupilami

Hallo jolka,

viele reagieren absolut alarmiert auf Selbstmordgedanken.

Für mich sind diese Gedanken wichtig, ja sogar notwendig, um mit meiner Situation umzugehen!

Wenn ich mal an den Punkt komme, dass es mir reicht, dann möchte ich entscheiden können, dass ich jetzt gehe.

Das ist ein Gegenpol, wenn die Zukunftsängste groß werden. Statt in Gedankenspiralen zu versinken, was ich mir alles an Grauenhaftem vorstelle, habe ich dann die Möglichkeit aus der Spirale auszusteigen und zu sagen: ok, wenn ich nicht mehr will, dann kann ich ja gehen.

Ich war und bin in der glücklichen Lage, dass ich darüber sowohl mit meinem Mann als auch mit meinem Neuropsychologen reden kann.


Bei solchen Krisensituationen ist es fast unmenschlich sich selber abzuverlangen mit der Situation ständig klarzukommen und dass dann auch noch ohne Konflikte. ..
Corona und die daraus resultierenden Planänderungen machen das noch schwieriger...

Insgesamt hört sich Deine Schilderung für mich nach einer guten Partnerschaft an, ich drücke die Daumen, dass ihr den OP-Termin bald bekommt.
Durch meine Not-OP habe ich eine solche Warterei nie erleiden müssen und ich stelle es mir absolut grauenhaft vor.

toi-toi-toi

Gruß vom Marsupilami
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Mego13

Liebe Lena,

leider muss auch ich Dir sagen, dass ein Hirntumor immer eine brandgefährliche Situation ist. Ich bin nun knapp ein Jahr erkrankt und hatte mal von der sehr gefährlichen Wach-OP, noch zwei Situationen, in denen ich wahrscheinlich erstickt wäre, obwohl ich "nur" ein Oligodendrogliom WHO-Grad II habe.
Es gibt diesen Denkanstoß: Vergleiche Leid nicht mit Leid.

Es kann sein, dass Du dich durch diese Anfrage hier überfordert fühlst. Das ist absolut verständlich, weil wir hier alle Betroffene und keine ausgebildeten Psychoonkologen sind.

Umso mehr Respekt habe ich vor Deinem persönlichen Umgang mit Deinem Meningeom.

LG
Mego

KaSy

Liebe jolka,
ich habe Langzeiterfahrungen mit mehreren operierten und bestrahlten WHO-III-Meningeomen, wodurch ich die Situation Deines Mannes ein wenig nachvollziehen kann.

Natürlich sind Meningeome nicht "gutartig" im Sinne von "gut".

Ein Meningeom ist eine entsetzliche Diagnose für den Betroffenen und alle seine Angehörigen, die zur Verzweiflung führt. Da bleibt nur die Hoffnung, dass der Arzt helfen kann.

Dieser Arzt muss diesen Hirntumor aber auch sehr Ernst nehmen und alle Risiken gut erklären, die nach der Operation kurzfristig, längerfristig und dauerhaft zu erwarten sind.

Dein Mann hatte ein sehr großes Meningeom, das bereits Schäden "angekündigt" hat, aber er hat die OP und den langen, schwierigen Weg danach durchgestanden, bis er sogar wieder arbeiten konnte. Das ist eine enorme Leistung!

Und das wird er noch einmal schaffen!

Für die Kinder, für Dich und für sich.

Er wäre am 17. März zur OP gegangen, das zeigt seine Entschlossenheit und seinen Lebenswillen.

Dass diese Rezidiv-OP von der Klinik "wegen Corona" abgesagt wurde, wundert mich sehr, denn durch die deutlichen Symptome und das bestätigende MRT hätte sie zu den dringlichen OPs gehört.

Die Klinik wird ihre Gründe gehabt haben, aber für Deinen Mann war das eine psychische Katastrophe!

Das zeigt Deine Schilderung der Entwicklung seines Zustandes sehr deutlich.

Er will sich aufgeben!

Die Angst vor der OP und dem wieder so schweren Weg danach ist es jetzt nicht mehr allein. Jetzt kommt das für ihn sinnlos erscheinende Warten sowie die allgemeine "Corona-Einschränkungs-Problematik" hinzu, die ihm allen Lebensmut rauben konnte.

Das darfst Du nicht zulassen!

Vereinbare morgen einen OP-Termin für ihn und stelle dort sehr dringlich seine psychische Situation dar, die ihn sogar ernsthaft an Suizid denken lässt.

Dränge darauf, dass er spätestens am Aufnahmetag psychoonkologisch betreut wird.
Bitte darum, dass er zuvor bereits diesbezügliche Hilfe erhält.
Er benötigt akute "Lebenshilfe", die vielleicht nur in einer Klinik möglich ist, am besten in der Klinik, die ihn operieren wird und womöglich auf dieser Station.

Es wäre für einen Arzt nicht gut zu verantworten, seine Kraft und Erfahrung für einen Patienten einzusetzen, der nicht mehr leben will. Dein Mann muss psychisch so stabilisiert werden, dass die OP sinnvoll wird.

Zur Zeit sind die Kliniken wegen "Corona" "runtergefahren", das heißt, sie sollten daran interessiert sein, Patienten auch einige Tage vor der OP bereits zu betreuen.

Sag Deinem Mann den OP-Termin, das könnte bei ihm eine gewisse Zuversicht auslösen, nicht sofort, aber nach und nach.
Lass Dich nicht verunsichern, wenn er Dich deswegen "fertig macht".
Warte einen ruhigen Zeitpunkt ab.
Erinnere ihn daran, dass er es schon einmal geschafft hat.
Sage ihm, dass längeres Warten die OP-Folgen nicht vereinfacht.
Mach ihm deutlich, dass die Kinder ihn brauchen!
Versprich ihm, dass Du für ihn da sein wirst, "in guten wie in schlechten Zeiten".
Erinnere ihn daran, was er für die Familie tun kann und wo er fehlen wird.
Zeige ihm die "Glückspünktchen", die das Leben bietet.

Und dann werdet ihr die Sache gemeinsam durchziehen!


Besuche kann man durch die "sozialen Medien" zu jeder Tages- und Nachtzeit sehr gut ersetzen.

Und für eine Anschluss-Reha wird sich eine Klinik finden, das muss nicht vorher abgesichert werden. Es hängt ohnehin von den OP-Folgen ab sowie davon, wie lange Dein Mann nach in der Klinik bleiben muss.

Sei jetzt Du stärker als Dein Mann und Ihr werdet als Familie diese Zeit wieder durchstehen.
Er wird sehr viel später stolz auf sich und Dich und Euch alle sein!

KaSy

Mego13

Liebe Jolka,

auch ich finde, dass die WHO-Grad-Einteilung bei Hirntumoren irreführend und teils sogar diskriminierend ist. Sie bezieht sich - meines Wissens nach auf Wachstumsgesgwindigkeit des Tumors und wie sehr er in das umliegende Gewebe infiltriert.

Rein medizinisch ist es ein gutes Zeichen, dass die OP verschoben wurde, außer eure behandelnden Ärzte wären verantwortungslos, wovon ich absolut nicht ausgehe. Eine meiner ehemaligen Bettnachbarinnen mit Hirntumor WHO-Grad III wird trotz Corona stramm weiterbehandelt. Ich bekomme mit WHO-Grad II meine ambulante Chemo weiter, die bei einigen in der Onkologiepraxis um 3 - 4 Wochen verschoben wurde. Dafür ist mein Fall dann aber wieder so "harmlos", dass ich nicht so einfach Gespräche mit der Neurochirurgin bekomme.

Ich würde Dir empfehlen, mit den behandelnden Ärzten über die psychische Verfassung Deines Mannes zu sprechen. Manche Medikamente lösen auch Selbstmordgedanken aus.
Es erscheint so, als hättet ihr auch noch keine psychoonkologische oder psychotherapeutische Begleitung gehabt, was aber so wertvoll für uns Tumorpatienten ist. Im Schnitt treten ca. 2 Jahre nach der Erkrankung die ersten posttraumatischen Belastungsstörungen auf, wenn man keine psychotherapeutische Begleitung hat. Viele Kliniken haben auch festangestellte Psychoonkologen, die mit dem Patienten arbeiten, so lange diese stationär aufgenommen sind. Lass Deinen Mann sofort dafür. Ich hätte jetzt auch mehr Angst vor Bestrahlung und Chemo, einfach weil ich diese "Ochsentour" kenne. Angst ist aber leider ein schlechter Ratgeber.

Sorge Du aber auch für DICH! Auch Angehörige können posttraumatische Belastungsstörungen und Depressionen bekommen. Mein Mann hat durch meine Erkrankung schwere Schlafstörungen. Der Vater einer Freundin hat seit 25 Jahren immer wieder Darmkrebs. Seine Frau hat darüber eine schwere und nun auch noch mit Ende 60 schwere Essstörungen entwickelt. Du kannst nur für Deinen Mann sorgen, wenn "Du Dir die Rettungsweste zuerst anziehst".

Ich wünsche euch allen vielen Kraft und Geduld.

LG
Mego

KaSy

An Mego:
Zitat: "ich finde, dass die WHO-Grad-Einteilung bei Hirntumoren irreführend und teils sogar diskriminierend ist."

Die WHO-Grad-Einteilung ist sehr sinnvoll, um die passende Therapie auszuwählen.
Nicht sinnvoll ist das leider immer noch herumgeisternde Wort "gutartig", das von Ärzten, die sich ernsthaft damit befassen, nicht mehr verwendet wird.
Gruß - KaSy

Mirli

Hallo jolka,
mein Rat wäre, dass du eine Suizidberatungsstelle befragst. Es gibt viele Hilfestellen im Netz zu finden. Anfragen auch per Mail für Angehörige möglich. Dort bekommst du bestimmt professionelle Hilfe. Oder im Gemeindeamt/Stadtverwaltung gibt es Sozialpsychiatrische Dienste, die Menschen in psychischen Krisen und bei belastender Erkrankung Beratungen anbieten und weitere Hilfen vermitteln. Meistens sind die sozialpsy. Dienste bei den Gesundheitsämtern zu finden.

Februar 2020: Das Bundesverfassungsgericht hat das Verbot der geschäftsmäßigen Sterbehilfe für verfassungswidrig erklärt. Es verstoße gegen das Recht auf selbstbestimmtes Sterben. Ärzte dürfen also künftig todbringende Medikamente verschreiben und so Hilfe zum Suizid leisten.

Der Bevollmächtigte eines klagenden Arztes, der Medizinrechtler Wolfgang P., brachte das Anliegen bei der mündlichen Verhandlung auf die Formel: „Das Recht auf Leben begründet keine Pflicht zum Leben.“

Ich selbst hatte ein "harmloses" Akustikusneurinom, welches vor 5 Jahren plötzlich zu Problemen führte. Bewusstlos bekam ich eine Not-OP mit dem späteren Ergebnis, dass das ach so "gute" AKN jetzt mutiert zu einem Monster sich in meinem Kopf breit machte. Danach fühlte ich mich schlagartig um dreißig Jahre gealtert, schwerbehindert und berentet. Auch ich bestehe auf mein Menschenrecht als schwerkranker Mensch die Suizidhilfe in Anspruch nehmen zu dürfen.
Gruß Mirli

Mego13

Liebe Kasy,

das mit der Therapie kann ich für Meningeome nicht beurteilen. Das wirst Du wissen. Für Oligodendrogliome passt der WHO-Grad auch nicht mehr wirklich zur Therapie, sondern entscheidend ist die Tumorgenetik. Gutes Beispiel ist zur Zeit meine Therapie, früher hätte man im Regelfall bei WHO II nicht zu Bestrahlung und Chemo (vor allen Dingen nicht PC) geraten. Das ändert sich zur Zeit durch Studienergebnisse.
Übrigens musste ich auch während der Bestrahlung erleben, dass andere Hirntumorpatienten keine Begleittherapien für Mukositis bekamen, weil dies die betreffenden Krankenkassen bei einem WHO-Grad II nicht finanzieren.

LG
Mego

Stöpsel2

Hallo Jolka,

aus meinen schlechter gewordenen gesundheitlichen Zustand habe ich mich aus dem Forum zurückgezogen müssen…

Heute habe ich gerade gute Momente (mein Mann hilft mir am PC) und das Bedürfnis dir zu schreiben, da mein Mann und ich leider in den gezeigten Reaktionen deines lieben Mannes Ähnlichkeiten sehen.

Du kannst in meinem Profil nachlesen welche Op´s ich seit 2013 hatte, allerdings habe ich es in diesem Jahr nicht mehr ergänzt, was ein anderes Thema ist. Habe dort jedoch keine gesundheitlichen Probleme usw. reingeschrieben, weil wie bei vielen Betroffenen eine „unendliche Geschichte“ aufgeschrieben werden müsste…

Durch meine durchlebten gesundheitlichen Ereignisse sowie mit Höhen und Tiefen, vertrete ich jedoch immer meine persönliche Meinung, dass Lebensqualität für mich wichtiger ist als Lebenszeit !!! Dem entsprechend meine Patientenverfügung sowie einer Notfallpatientenverfügung, wo alles detailliert geschrieben ist…ich bin unendlich beruhigt, dass in DEUTSCHLAND endlich gesetzlich eine aktive Sterbehilfe möglich sein kann, obwohl die etliche Bedingungen erfüllen muss…
Ich gebe auch zu und schreie es auch aus mir raus, dass ich mir immer öfter in Situationen den Tod als Erlösung für meine beschissene Lebensqualität wünsche. Es kotzt mich dabei regelrecht aggressiv werdend an, wenn dann von gut gemeinten Ratschlägen sooo schön gesagt wird, lass dir von Psychologen usw. helfen, damit du die Situation verstehst und bla, bla….

Klar, habe auch „nur“ behandelte Meningeom Rezidive Grad 2 und keinen bösartig sowie irgendwann tödlichen Hirntumor, die hier stets kämpfen usw. Durch die damalige 1. Op wurde mein Leben gerettet aber …ein ¾ Jahr später infolge meiner Behinderungen bis zum regulären Rentenalter erwerbsunfähig – bekam auch NIE eine Reha, weil….Seit vergangenen Jahr leider nun auch Pflegegrad 3….“tolles Leben“

Ja, und durch die Corona Virus Anordnungen muss man halt auch in Wartestellung verharren, obwohl die Untersuchungen wichtig sind…Packe es nicht wegen der Schmerzen im Gesicht und Kopfbereich einen Maskenschutz zu tragen – also selbst dran schuld??? Die mehr als notwenig gewordene Hand Op wird so lange verschoben, bis diese ganze Corona ….aufgehoben wird. Meine notwendigen 1/4 jährlichen Augenuntersuchungen ebenfalls. Ende Feb. 2020 zeigte sich bereits eine weitere Gesichtsfeldeinschränkung und das Sehen mit dem linken Auge…Kann auch „nur“ erblinden…Ich habe sooo richtig eine l.m.a.A Stimmung dazu zusätzlich entwickelt. So kann ich mir auch die Situation bei deinem Mann vorstellen. Ich bin auch unendlich traurig, dass mein Mann immer mehr mit mir durch meine Gesamtproblematik UND den fiesen Ausrastern überfordert wird … innerlich tut ihm dass Verhalten mit Aussetzern (die ich immer öfter habe) auch dir gegenüber sicher sehr leid und wünscht sich als „Erlösung“ dann das Sterben, damit du und eure kleinen Kinder irgendwann eine bessere Zukunft habt…

Ich habe dir nun meine innere Verzweiflung beschrieben, als eventuelle klitzekleine Hilfe, damit du besser begreifen kannst, wie wir Betroffenen (z.B. dein Mann und ich) innerlich ticken…

Ich wünsche dir gaaaanz viel Kraft und Unterstützung
Liebe Grüße Stöpsel

Mirli

Ja, liebe Stöpsel, da bin ich voll und ganz bei dir. Und, das kann nur ein wirklich ebenso Betroffener nachempfinden.
Zitat:
"Durch meine durchlebten gesundheitlichen Ereignisse sowie mit Höhen und Tiefen, vertrete ich jedoch immer meine persönliche Meinung, dass Lebensqualität für mich wichtiger ist als Lebenszeit !!! Dem entsprechend meine Patientenverfügung sowie einer Notfallpatientenverfügung, wo alles detailliert geschrieben ist…ich bin unendlich beruhigt, dass in DEUTSCHLAND endlich gesetzlich eine aktive Sterbehilfe möglich sein kann, obwohl die etliche Bedingungen erfüllen muss…
Ich gebe auch zu und schreie es auch aus mir raus, dass ich mir immer öfter in Situationen den Tod als Erlösung für meine beschissene Lebensqualität wünsche. Es kotzt mich dabei regelrecht aggressiv werdend an, wenn dann von gut gemeinten Ratschlägen sooo schön gesagt wird, lass dir von Psychologen usw. helfen, damit du die Situation verstehst und bla, bla…."

Lena333

Ich finde es wirklich "unerträglich", dass ich hier- insbesondere von "Marsupilami" angegriffen wäre, denn:

1) hat Jolka geschrieben, dass ihr Mann ein Meningeom WHO ! hätte und ich dachte tatsächlich, diese wären gutartig. Wenn dem nicht so sein sollte, dann tut es mir leid, dann habe ich einen fachlichen Fehler geschrieben, wofür ich mich entschuldige.

ABER:

2) habe ich den Gedanken der aktiven Sterbehilfe durchaus ernst genommen und dies auch der Betroffenen mitgeteilt

3) habe ich ihr geraten, sich psychologische Hilfe zu suchen, ich denke, dies ist bei Selbstmordgedanken das einzig "Richtige".

4) geht es MIR persönlich derzeit DERMASSEN schlecht, dass ich diese "Selbstmordgedanken" selbst habe und zwar nicht erst seit gestern. Aus diesem Grunde und nur aus diesem Grunde habe ich mich schon sehr lange mit aktiver/passiver Sterbehilfe beschäftigt und auch die relativ aktuelle gesetzliche Änderungen dazu verfolgt. Derzeit auf der Suche nach einem Weg ins Ausland, da es in D. eben keine aktive Sterbehilfe gibt.

5) bin ich persönlich in einer Situation, dass ich- im Gegensatz zu Marsupilami KEINEN Mann und KEINEN Neuropsychologen habe, der mir hilft; im Gegenteil: ich bin völlig allein und muss ALLES mit mir allein ausmachen.

6) habe ich ZU den gesamten Erkrankungen, die ich habe und zu denen u.a. ein Meningeom am Sehnerv gehört, wegen dem ich seit einigen Wochen langsam erblinde auch noch eine neue Diagnose seit einigen Wochen erhalten , die durchaus tödlich enden kann (bösartiger Tumor, aber kein Hirntumor).

7) Habe ich mich jetzt- wahrscheinlich während der Arztbesuche wegen der o.a. Diagnosen- mit Covid19 angesteckt und es geht mir besch...

8) müsste ich mich jetzt eigentlich wegen dem Meningeom operieren lassen, da ich langsam erblinde, aber die andere Diagnose geht "vor" bzw. erst mal muss ich die Corona- Erkrankung überstehen. Ich war seit Wochen nicht mehr draußen, habe mich total isoliert aus Angst vor Infizierung mit Covid19, und dann habe ich mich bei einem einzigen Arztbesuch angesteckt.

9) liege ich seitdem nur noch im Bett und überlege, wie ich meinem besch...Leben ein Ende setzen kann.

So: das war es. Jetzt könnt Ihr wieder auf mir "rumhacken", insbesondere Marsupilami macht das ja gerne.

Ich war seit 2014 hier im Forum tätig und wer mich kennt, weiß, dass ich IMMER nur helfen will und auch bestimmt vielen schon geholfen habe.
Das wollte ich auch heute morgen, ich wollte die Betroffene beruhigen, gerade WEIL ich sie so gut verstehen kann.

ABER: hier wird man ja nur "angegriffen", falsch verstanden und man meint, mir ginge es super... jemand, der einen Mann UND eine Psychologen hat. Ich bin allein.

Ich werde ab jetzt dazu NICHTS mehr schreiben, also könnt Ihr jetzt loslegen und mich weiter angreifen.

Ich gehe ins Bett und will sterben. Chancen habe ich dazu ja genug.

Lena

jolka

Ich danke Euch allen für eure lieben Worte. Vor allem
"Wenn ich mal an den Punkt komme, dass es mir reicht, dann möchte ich entscheiden können, dass ich jetzt gehe.

Das ist ein Gegenpol, wenn die Zukunftsängste groß werden. Statt in Gedankenspiralen zu versinken, was ich mir alles an Grauenhaftem vorstelle, habe ich dann die Möglichkeit aus der Spirale auszusteigen und zu sagen: ok, wenn ich nicht mehr will, dann kann ich ja gehen."
Das fand ich sehr passend. Er bekam das letzte Mal gesagt, wäre er noch später gekommen, wäre er gestorben, da das Meningeom eben nicht mehr abgegrenzt war und ist. Die OP war auch heikel, wegen den betroffen Blutgefäßen, er hat zuviel Blut verloren. Trotz des WHO Grades "gerade noch I" finde ich, dass es jetzt doch sehr schnell ging, in einem halben Jahr von 0,5 auf 3-4 cm im Durchmesser- aber es gibt natürlich noch viel dramatischere Verläufe und glaubt mir, es tut mir für jeden leid.
Jeder hat seine Geschichte, Gefühle, sein Päckchen.
Mein Mann ist regelmäßig bei einer Neuropsychologin, mit der er auch gut zurecht kommt, momentan möchte er aber nicht mit ihr reden.
Ich habe heute morgen mit dem Neurochirurgie geredet, er gibt mir 2 Termine und drängelt auch, dass er sich möglichst schnell operieren lassen soll. Er meint Erinnerungslücken, Angst.. könnten auch durch den Tumor gefördert werden
Wenn es noch schlechter wird, soll er sofort kommen. Ich werde auf jeden Fall an meinem Mann dran bleiben, auch wenn er gerade nicht will. Und wenn ich im Hintergrund da bin.

@Lena- es ist glaube ich extrem schwer, in deiner Situation alleine zu sein. Das tut mir so leid. Hast du denn Freunde? Wie wäre es, wenn du dir Hilfe suchst. Ich wünsche dir alles Gute.

Ich möchte mich nochmal bei allen bedanken!!!

Mego13

Liebe Jolka,

Du sprichst davon, dass die Ärzte "drängeln". Würdest Du Dir eine andere Verhaltensweise oder eine Zweitmeinung wünschen?
Auch Medikamente können Ängste begünstigen.

Ich haber nur eine Idee, ich weiß nicht, ob dass für euch möglich ist. Es gibt Onkologen, die Beratungen für Patienten und Angehörige anbieten. Auch manche, selbst wenn Du keine Chemotherapie bekommst. Das weiß ich selber leider erst, seit ich die Chemotherapie bekomme, sonst wäre ich schon früher zu einem Beratungsgespräch gegangen. Onkologen sehen doch eher den ganzen Menschen und betrachten das gesamte Umfeld, was sehr wohltuend ist. Wenn ihr dort keinen Termin bekommt, könnt ihr euch immer noch von einer Beratungsstelle der Deutschen Krebsgesellschaft helfen lassen.

LG
Mego

Mego13

Liebe Lena,

zu Deinem Punkt 1. Ja, das bestärkt wieder einmal meine Meinung, dass man WHO-Grade und Klassifizierungen sowie Wortwahl bei Hirntumoren überdenken muss. Das können wir hier aber leider nicht:

Ich habe allerdings noch einige Fragen an Dich:

Glaubst Du wirklich, dass man Dich niedermachen möchte?

Wie kommst Du darauf?

Was sagt Dir Dein Gefühl: Ist es günstig sich einer Diskussion auszusetzen, wenn es Dir augenscheinlich sehr schlecht geht?

Ich kann Dich nur bitten, Dir heute sofort Hilfe zu suchen, wenn es Dir so schlecht geht, wie Du schreibst.

Woher weißt Du, dass es Marsu gut geht, nur weil sie einen Mann und einen Neuropsychologen hat? Eine sehr liebe Bekannte, die ich im Krankenhaus kennengelernt habe, hat auch einen Ehemann und auf der Isolierstation sogar zweimal täglich eine Psychoonkologin. Und nun? Ihr Mann hat sie kürzlich verlassen, weil er ihre Krankheit nicht erträgt. Es geht ihr unglaublich schlecht, weil sie sich nun bald durch die nächste Chemotherapie quälen muss.

Schriftsprache ist nur halbe Kommunikation. Wir können nicht über den Ton und die Körpersprache sehen, wie der andere etwas meint. Verstehen vieles falsch, was der andere positiv meint. Fühlen uns angegriffen und können an unseren inneren Schmerz sowie negativen Erfahrungen anknüpfen.

Die folgenden Zeilen schreibe ich Dir mit einem Augenzwinkern und Kasy (Wer regelmäßig austeilt, braucht auch Mal ein dickes Fell) muss das jetzt leider für herhalten: Weißt Du, ich fühle mich hier in regelmäßigen Abständen immer wieder von Kasy leicht "attackiert". Dann muss ich auch immer wieder Grenzen aufzeigen, denke mir dann jedes Mal: "Ach nee, nicht schon wieder. Das Spiel ist unnötig, hatten wir schon." Dann denke ich mir aber: "Ach ja, vielleicht braucht sie das halt, hat einen schlechten Tag. Will mich als dicken Sandsack benutzen, weil sie heute mit ihrer Erkrankung Probleme hat." (@Kasy: Heute kannst Du noch kontern. Ab Montag ist es eher schlecht. CCNU macht ziemlich humorlos, da antworte ich im schlimmsten Fall gar nicht).
Lena, was ich Dir sagen möchte, ruf BITTE um Hilfe, wenn Du absolut überfordert bist.
Außerdem bitte ich Dich, wenn Du Deine Zeilen: "Ich gehe jetzt und will sterben. ...nur aus Trotz, Traurigkeit oder Wut geschrieben hast, bitte zukünftig vorsichtiger zu verwenden. Du weißt nicht, welches Leid Du damit bei dem Anderen auslöst. Du kannst hier bestimmt jederzeit im Forums schreiben: "Ich brauche Hilfe".

Du schreibst, dass Du alleine bist. Vielleicht hast Du Freunde oder Nachbarn, die Dir helfen können. Wenn nicht, erinnere Dich an Familienangehörige, die Dir in früheren Zeiten eine richtige Stütze waren. Wenn auch da keine Erinnerung ist: Ich habe gesehen, dass Du schon 398 Beiträge hier im Forum geschrieben, wann hast Du hier das letzte Mal jemandem so richtig zur Seite gestanden? Was kannst Du Dir heute daraus ziehen?

LG
Mego

Mirli

Liebe Lena,
falls ich etwas geschrieben haben sollte, das dich verärgert hat, dann ohne Absicht. Ich wollte nur meine Gedanken in Bezug auf Sterbehilfe/Sterbewunsch kundtun, nach dem Motto: Was man nicht bespricht, bedenkt man nicht richtig.
Leider geht es dir momentan schlecht, was mir persönlich sehr leidtut, kann deine Beschwerden auch gut verstehen und nachempfinden. Jetzt kommt alles geballt auf dich zu. Ein fester Partner muß im Krankheitsfall nicht immer hilfreicher sein, sondern kann oft selbst den meisten Trost gebrauchen. Zuweilen ist ein Verbündeter/Mitpatient/Seelenverwandter/Freund "nützlicher".
Ich wünsche dir dauerhaft alles Gute. Wenn ich dir irgendwie helfen kann schicke mir eine Nachricht!
Gruß Mirli

Äpfelchen

Liebe Jolka,
es ist wirklich eine sehr schwierige Situation, in der ihr euch befindet. Und das tut mir sehr leid, denn ihr hattet natürlich viel Hoffnung in die 1. OP gesetzt. Ich kann euch nur raten, euch Unterstützung zu holen, von Psychologen, ggf der Caritas und vielleicht auch von einem Pastor. Es geht ja ums reden und ums ruhiger werden, Ängste runter zu kriegen. Dass dein Mann eine Wesensveränderung durchmacht, ist sicher schlimm und verletzend,aber versuche bitte, das nicht persönlich zu nehmen. Er kann nicht aus seiner Haut und Frust, Angst, Zukunftsängste, Wut usw fressen an ihm.
Wenn dir ein Gespräch helfen würde, dann schick mir eine PN mit deiner Tel.Nr., dann rufe ich dich gerne an. Ich wünsche dir Kraft, Mut, Hoffnung und liebe Menschen, die sich um euch kümmern. Und natürlich gute Besserung.
Liebe Grüße
Äpfelchen

jolka

Liebes Äpfelchen, danke für das Angebot! Alles Liebe

Lissie 38

Ich habe Lena333 gemeldet wegen Suizid Androhung. Das ist kein Spaß und wir zum Glück auch im Netz sehr ernst genommen.

Marsupilami

vielleicht könnten die Mods diesen Thread zwischenzeitlich schließen, damit wir bei diesem emotional aufgeladenen und sensiblem Thema nicht ausgerechnet unserem Forentroll eine Platform bieten...




Gruß vom Marsupilami
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"Don´t feed the troll"

„Trollen ist ein Spiel um das Verschleiern der Identität, das aber ohne das Einverständnis der meisten Mitspieler gespielt wird.“
– Judith Donath: Identity and Deception in the virtual Community
(Wikipedia)

Mego13

Ein sehr guter Impuls. Jolka hat ihr auch bereits einige Ansprechpartner, die per PN angeschrieben werden können.

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