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Rubysmum

Hallo liebe Mitstreiter,
Ich bin stark verunsichert. Mein Mann hat ein Astrozytom Grad II, ca. 30% konnten im Rahmen einer WachOP entfernt werden. Nun beginnt ab nächsten Dienstag die Radiochemotherapie und unsere Strahlenärztin hat uns gebeten keine Präparate wie Selen oder Aronia o.ä. einzunehmen. Denn die Antioxidantien würden wohl die freien Radikale, die durch die Bestrahlung entstehen, zerstören. Und sie meinte, dass aber genau diese freien Radikale helfen, die Tumorzellen anzugreifen. Trotzdem habe ich große Angst, dass er "krank" wird (Winterzeit, wir haben ein Kindergartenkind, d.h. Keime ohne Ende). Mir wurde von mehreren Bekannten und Verwandten der LaVita-Saft empfohlen. Ich habe auch selber schon viel darüber gelesen und bin trotzdem sehr verunsichert wegen der Aussage von der Strahlenärztin. Könnt ihr mir Erfahrungen eurerseits berichten oder gibt es vielleicht Ärzte hier, die diese Aussage bestätigen oder vielleicht auch widerlegen können? Danke für eure Antworten.
Liebe Grüße, Julia

GMT

Antioxidantien befinden sich auch in Lebensmitteln - Obst & Gemüse - die auch das Immunsystem stärken und schützen - gesunde Ernährung wird bei einer Chemotherapie meist den Patienten geraten.

Vielleicht sollte man auf Nahrungsergänzungsmittel verzichten um nicht zu hohe Dosierungen zu haben, die man mit gesunder Ernährung so nicht in den Körper bekommt.

aus der Biochemie:
"Freie Radikale versetzen biologisches Gewebe in oxidativen Stress. Sie können als Initiator eine Kettenreaktion auslösen, die Moleküle, Zellen und Gewebe schädigen oder irreparabel zerstört. Wird durch die Reaktion mit einem nicht-Radikal-Molekül der Reaktionspartner ebenfalls als freies Radikal freigesetzt, kann er eine analoge Reaktion verursachen. In solch einer Kettenreaktion werden funktionelle Moleküle zu unerwünschten bzw. dysfunktionellen Molekülen umgewandelt. Betreffen diese molekularen Veränderungen die DNA, entstehen Mutationen und andere DNA-Schäden, die zu degenerativen Erkrankungen oder Krebs führen können.
Antioxidantien (z.B. Glutathion, Ascorbinsäure) schützen gegen freie Radikale, indem sie mit diesen reagieren und dadurch ihre Reaktivität herabsetzen. "

SpinEcho

> Freie Radikale versetzen biologisches Gewebe in oxidativen Stress. Sie können als Initiator eine Kettenreaktion auslösen, die Moleküle, Zellen und Gewebe schädigen oder irreparabel zerstört.

Das klingt alles so, als seien freie Radikale grundsätzlich schlecht. Aber bei einer Strahlentherapie sind sie der Hauptmechanismus, über den Tumorzellen und Tumorgewebe geschädigt und möglichst irreparabel zerstört werden.

Nebenbei bedienen sich einige Zellen des Immunsystems auch freier Radikale als Munition, um die Dinge, die sie zerstören wollen, kaputtzukriegen. Antioxidantien behindern an dieser Stelle das Immunsystem bei seiner Arbeit.

https://de.wikipedia.org/wiki/Oxidativer_Burst

GMT

@SpinEcho

"Freie Radikale" sind nicht "nur schlecht" - sie gehören zum Leben dazu wie die Antioxidantien - die Balance macht es.
"Die Munition", die Dinge zerstören soll - zerstört aber eben auch Dinge, die lebenswichtig sein können - das ist ja die Krux.

unter:
Impact of antioxidant supplementation an chemotherapeutic toxicity: A systematic review of the evidence from randomized controlled Wals, Ind. J. Cancer: 123, 2008: 1227-1239.

findet man auch, dass es Studien dazu gibt ( die sind sich natürlich auch nicht einig!).
Von 24 Studien sind über die Hälfte zu dem Ergebnis gekommen, dass Antioxidantien toxische Nebenwirkungen reduzieren und nicht die Therapie beeinträchtigen.
Zitat"Die Mehrheit der Studien (24) berichtete über eine Verminderung der unerwünschten Wirkungen der Chemotherapeutika bei gleichzeitiger Einnahme von Antioxidantien. In 9 Studien kamen die Wissenschaftler zum Fazit, dass die gleichzeitige Einnahme von Antioxidantien während der Chemotherapie keinen Einfluss auf die unerwünschten Wirkungen der Medikamente hat und nur in einer Studie (mit Vitamin A) wurde über eine Zunahme der Nebenwirkungen berichtet.
Aufgrund der Resultate dieser Übersichtsarbeit kann gesagt werden, dass sich durch die zusätzliche Gabe von Antioxidantien während einer Chemotherapie die Nebenwirkungen reduzieren lassen. Diese Erkenntnis könnte in Zukunft im Nebenwirkungs-Management der Chemotherapie eine wichtige Rolle spielen. Ob eine gleichzeitige Antioxidantien-Einnahme die Wirkung der Chemotherapeutika beeinträchtigt, ist Gegenstand kontroverser Diskussionen. Die vorliegende Studie kommt zum Schluss, dass mit Ausnahme von einer Arbeit alle in die systematische Analyse eingeschlossenen Studien über eine ebenbürtige oder bessere Wirkung der Chemotherapeutika in der Antioxidantien-Gruppe im Vergleich zur Kontrollgruppe berichteten. "

Damit ist der Patient natürlich nicht 100% sicher und wird seine Entscheidung selber treffen müssen.
Deshalb ist - zumindest aus meiner Sicht - die Frage da eher: Müssen es 'hochdosierte' Ergänzungsmittel sein oder kann man auch mit gesunder Ernährung - und die wird wohl Niemand bestreiten während der Therapie - ausreichend versorgt werden?

Rubysmum

Ich danke euch schonmal für eure Denkanstöße. Es ist echt schwierig eine gute Entscheidung zu treffen. Wir wollen, dass es ihm möglichst gut geht während der Therapie, wollen aber natürlich die Wirkung dieser nicht herabsetzen. Vielleicht sollten wir erstmal beobachten wie dann überhaupt sein Appetit ist und danach entscheiden. Vielleicht gibt es ja auch noch andere Meinungen? Ich bin für alle Ansätze offen.
Danke euch allen und schönen Sonntag heute.

Mirli

Hallo Rubysmum,
bzgl. deiner Frage:
"Könnt ihr mir Erfahrungen eurerseits berichten oder gibt es vielleicht Ärzte hier, die diese Aussage bestätigen oder vielleicht auch widerlegen können?"
möchte ich dir Prof. Jutta Hübner, Onkologin, Jena, nennen.
Du kannst dir auch eine 30min Doku anschauen zum Thema in der
ARD-Mediathek unter: Exclusiv im Ersten: Armee der Heilsbringer;
oder folgende URL in der Browserzeile suchen lassen:
www.ardmediathek.de/ard/player/Y3JpZDovL2Rhc2Vyc3RlLmRlL3JlcG9ydGFn
ZSBfIGRva3VtZW50YXRpb24gaW0gZXJzdGVuLzg5OGU5NTFjLTlhZjUtNGYxYy1iNmIyLTg4YzRiZjNjNGIzYw/

Ich selbst hatte auch Radio/Chemotherapie von Oktober15 bis April16 ohne jegliche Komplementärmedizin. (Nur Mundschutz getragen).

Gruß Mirli


„Zur Wahrscheinlichkeit gehört auch, dass das Unwahrscheinliche eintritt.“ (Aristoteles)

GMT

@Mirli
diesen ARD-Beitrag finde ich doch recht schräg, einseitig und manipulativ.
Das möchte ich wie folgt begründen:
Dr. Hübner spricht von B12 und Folsäure als negativ bei der Chemotherapie - das wurde auch in Studien gefunden und ist nachzulesen..
Über andere Antioxidantien spricht sie da nicht und belegt auch nicht ob und wie die negativ sein sollten.
Die junge Dame interpretiert für sich, dass sie glauben wollte, dass man "Heilung" bei Darmkrebs versprochen hätte - und sie wollte das glauben.
Die ältere Dame genau so - da gab es keine Nachfrage der Reporter weshalb sie nicht auf GESUNDE Ernährung gesetzt haben?
Die Mutter ist an Darmkrebs gestorben und nicht an der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln. Und es gab auch nicht den Vorwurf, dass die genutzten Nahrungsergänzungsmittel mit Giftstoffen versehen waren - diese Trickkiste hat die ARD aufgemacht!

Ja, es gibt Kriminelle - überall und in JEDER Branche! Und ja, der Gesetzgeber versagt sehr häufig! Das geht schon bei der "Werbung/Reklame" für normale Produkte los, da muss nämlich keiner ehrlich sein. Wenn man hier Raffgier und Geldmacherei vorwirft, ist die Pharmaindustrie aber auch nicht besser!

Meine Frage wäre jetzt, was wäre wenn man Untersuchungen starten würde, wie viele Menschen trotz Chemotherapie/Bestrahlung an Krebs sterben oder wenn sie es überleben an durch die Medikamente verursachten Organschäden?
Wäre da die Bilanz besser? Oder würde man sich darauf zurück ziehen können, dass ja im Beipackzettel geschrieben steht, was alles passieren kann und welche Gifte enthalten sind.?

Versteh mich bitte nicht falsch, ich bin eher für eine gesunde Ernährung (die übrigens auch Antioxidatien enthält) als für hergestellte Mittelchen.
Der gesunde Menschenverstand sollte erhalten werden und man wünscht sich, dass Menschen gut informiert werden von denen, die fachlich spezialisiert sind.

KaSy

Liebe Rubysmum,
ich möchte auf Deine beiden Fragen zurückkommen:

1. Wenn die Strahlenärztin Deinem Mann während der Radiochemotherapie von den genannten Mitteln derart gut begründet abrät, dann sollte er sie keinesfalls nehmen, um den Erfolg der Therapie nicht zu gefährden.

Es geht in erster Linie darum, dass der Tumor zerstört wird.
Falls es Deinem Mann währenddessen schlechter geht, bedeutet das einerseits, dass die Therapien wirken und andererseits gibt es gezielt wirkende Mittel, die die Ärztin ihm empfehlen wird.

2. Ich habe im Internet nach dem LaVita-Saft gesucht. Er wird nur von der produzierenden Firma als wirksam beworben.
20 Mittel in einem Saft, das sollte ohnehin sehr bedenklich stimmen.
Unabhängige Untersucher stellten dann auch die viel zu geringe Wirksamkeit fest und raten davon ab.
Siehe auch:
https://www.medizin-transparent.at/lavita

Ich wünsche Deinem Mann und Eurer Familie, dass er es schafft, wenn nötig, mit viel Ruhe.
KaSy

Rubysmum

Liebe KaSy,
Vielen lieben Dank für deine Worte. Ich wünsche mir einfach so sehr, dass er nicht so doll leiden muss und er die Zeit gut übersteht. Es ist alles so unglaublich. Wir sind gerade mal 31 Jahre alt, haben eine bezaubernde Tochter, Haus gekauft und mit einmal bricht alles zusammen durch so eine Diagnose. Wir sind stark und kämpfen, aber die Angst begleitet einen ja trotzdem ständig. Aber sicherlich braucht man das hier nicht erwähnen. Ihr werdet alle ziemlich genau wissen wie es ist. Danke für eure Worte und Ratschläge. Ich werde den Saft nicht bestellen, aber ich versuche dafür zu sorgen, dass er gesunde Lebensmittel zu sich nimmt und wenn es in Form von Smoothies ist. Ich drücke allen hier die Daumen, dass sie für ihre ganz persönlichen Wege ganz viel Kraft haben!
Fühlt euch lieb gegrüßt, Julia.

Mirli

@GMT
Ja, die meiste Werbung findet im Vorabendprogramm für Nahrungsergänzungsmittel oder in der Apotheken-Umschau statt. Das gehört verboten. Niemals möchte ich mir das kaufen, hingegen ich durchaus an die Wirkung psychogener Pflanzen glaube. Die, hätte ich genug Wissen, aber auch nur aus eigener Mixtur zu mir nehmen würde, käme es mal hart auf hart.

Ich selbst habe mein ganzes Leben versucht, so wenig wie möglich Medikamente einzunehmen. Lange vor dem Ausbruch der Bösartigkeit meines - ach so gutartigen Tumors - , brauchte ich aber Benzodiazepine wegen schwerer Panikattacken. Die individuelle Einnahme (> 1 Jahr) hat mir sehr geholfen und keineswegs irgendwie abhängig gemacht. (wird oft behauptet) Ich muss sagen, dass ich auch Dexamethason gut vertragen habe. Ja, meine Chemotherapie (mit Vincristin) hatte Nebenwirkung, aber auch Wirkung.

Zu deiner Frage müsste man erst mal definieren, wann Jemand an seiner Krankheit oder an "seinem Leben" stirbt. Oder die Definition, was gesunde Ernährung ist, gibt es tatsächlich "gesunde" Ernährung? Oder ist keine Nahrung (Fasten) noch gesünder? Oder ist das Vermeiden von "schlechter" Ernährung schon ausreichend? Weiß man, mit Sicherheit, ob Ernährung Krankheiten wirksam beeinflussen kann?

Ich bin gewiss ein kritischer Mensch und habe auch schon "seltsame" Ärzte getroffen, aber hier vertraue ich meinen, mich behandelnden, Ärzten und auch o.g. Professorin.

@Rubymum, vertraue der Strahlenärztin. Alles Gute und gutes Gelingen!

Gruß Mirli


„Zur Wahrscheinlichkeit gehört auch, dass das Unwahrscheinliche eintritt.“ (Aristoteles)

Mirli

Meine breits verstorbene Mutter, hatte Anfang der 70er Jahre (im Alter von 41 Jahren) Unterleibskrebs. Damals gab es noch keine Chemotherapie, sondern neben OP nur Bestrahlung. Sie bekam eine dermaßen heftige Therapie, so dass ihr Bauch und die Po-backen wie Verbrennungen/Sonnenbrand aussahen. Natürlich hatte sie starke Nebenwirkungen, aber sie hat danach noch 32 Jahre gut gelebt.

„Zur Wahrscheinlichkeit gehört auch, dass das Unwahrscheinliche eintritt.“ (Aristoteles)

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