Liebe Betroffenexy,
ich finde es sehr gut, dass Ärzte keine Prognosen abgeben!
Es ist auf Hirntumorinformationstagen für wenig erfahrene Hirntumorbetroffen und deren Angehörige stets äußerst erschreckend, wenn Sudienergebnisse in Form von Diagrammen veranschaulicht werden und es dort im Vergleich der getesteten Therapieverfahren und Überlebens-Durchschnitts-Prognosen von wenigen Monaten geht, die durch eine andere Therapie um einen oder zwei Monate verlängert werden. Solche Durchschnittswerte sind für den Einzelnen überhaupt nicht richtig. Es gibt Betroffene mit hirneigenen Tumoren, die nur zwei Monate überleben, aber es gibt auch welche, die mehr als 10 Jahre leben.
Meines Erachtens ist es bei der Erstdiagnostik eines Hirntumors noch gar nicht möglich, verantwortungsbewusst irgendeine Prognose abzugeben.
Jeder sollte alles tun, um so lange wie möglich gut zu leben.
Wenn nach mehreren Therapien keine oder nur noch kurzfristige Erfolge zu sehen sind, dann wird Euch der Arzt rechtzeitig entsprechend aufklären.
Zu Deiner Frage wegen der Bestrahlung:
Das Tumorboard, bestehend aus Neurochirurg, Radiologe, Onkologe, Strahlentherapeut und evtl. weiteren Fachärzten entscheidet sehr verantwortungsbewusst, ob eine weitere Therapie nach der Operation erforderlich ist und welche die beste für genau diesen Patienten mit genau diesem Tumor und genau dieser Gesamtsituation ist.
Es kann eine Bestrahlung empfohlen werden, es kann eine Chemotherapie empfohlen werden, es kann eine Kombination aus beidem oder auch gar keine Folgetherapie angeraten werden.
Jegliche Bestrahlung, so zielgenau sie auch sein mag, hat im Hirn akute vorüber gehende Folgen und sie kann langfristig Folgen haben. Niemand wird ohne wirklichen Grund eine Bestrahlung empfehlen bzw. durchführen, wenn der angestrebte Nutzen das Risiko der - wenn auch evtl. geringen - Strahlenschäden nicht rechtfertigt. Niemand kann genau wissen, welche Folgen beim einzelnen Patienten entstehen. Deshalb werden Patienten, die eine Strahlentherapie hinter sich haben, standardmäßig mindestens fünf Jahre regelmäßig überwacht und nach Folgen befragt. Manche Folgen treten lange nach der Strahlentherapie auf und sind für die Strahlentherapeuten selbst überraschend. Mitunter muss der Patient sogar die Experten davon überzeugen, dass es sich nur um Strahlenfolgen handeln kann, weil durch andere Fachärzte andere Ursachen ausgeschlossen wurden.
Auch eine Chemotherapie wird niemals vorbeugend durchgeführt werden, weil niemand genau weiß, wie sie auf Hirntumoren beim einzelnen Patienten wirkt. Auch da wird mitunter probiert ...
Sogar Operationen, wo man wenigstens einigermaßen genau weiß, wo im Hirn operiert wird, haben auch mit den verfeinerten Methoden und vorbereitenden Maßnahmen immer noch große Risiken.
Welche Hirnstrukturen von Strahlen getroffen oder von Medikamenten beeinflusst werden und wie sich das auswirkt, ist weniger gut voraussehbar.
Ihr solltet in Eurer Situation den Ärzten vertrauen.
Verabschiede Dich von dem Gedanken einer vorbeugenden Bestrahlung.
Frage lieber nach zusätzlichen Möglichkeiten, die die Genesung bzw. evtl. folgende Therapien unterstützen können und arbeite dabei gemeinsam mit den Ärzten.
Ja, es ist schwer. Aber wenn Du denkst, Du kannst nichts tun, dann mach Deinem Mann immer wieder kleine Freuden, konzentriere Dich darauf, das lenkt auch ab und hilft ihm, seiner Motivation, seinem psychischen Wohlbefinden, was sehr wichtig ist.
Alles Gute
KaSy